Beiträge von Antimon

    Es ist aber immer Ausbeutung, da man plötzlich die dreifache Arbeitszeit hat (oder jedenfalls die doppelte und Bereitschaft).

    Das stimmt doch einfach nicht, zumindest nicht mit den älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen, mit denen du auch arbeitest. Ich ziehe eine Klassenfahrt einer Woche sonstigen Sonderunterricht immer vor, für mich ist das weniger anstrengend.

    Von der Empirik hat man sich da schon vor längerer Zeit verabschiedet

    Sabine Hossenfelder meint, das sei auch das grundsätzliche Problem der physikalischen Grundlagenforschung. Ich bin geneigt, ihr da zuzustimmen. Chemie macht das besser, finde ich. Da ist schon lange akzeptiert, dass in der Theorie nichts mehr zu holen ist, man fokussiert ganz pragmatisch auf die Anwendungen. Die Empörung über den KI-Nobelpreis hält sich in meiner Wahrnehmung auch recht in Grenzen. Drug Design ist halt ein Kerngeschäft und KI-gestützte Modellierungen können nen Haufen Zeit und Geld sparen.

    Ich habe mir mal 15 min davon angetan. Es ist wirklich ein furchtbares Geseiere. Den Lehrpersonen, die sich in diesem Video äussern, würde ich dringend empfehlen, den Beruf zu wechseln. Ich würde solche Leute nicht als Kolleginnen und Kollegen haben wollen und ich möchte auch nicht, dass Jugendliche mit so einer Einstellung gegenüber Bildung und Gesellschaft konfrontiert werden.

    Haha... Nee, ich habe das nicht ernst gemeint. Chemie hat so was wunderbar Unberechenbares und Kreatives. Und ein bisschen Schweinerei braucht der Mensch ja auch.

    Um mich mal selbst zu zitieren… schon interessant, dass ich den Clauser damals ausgelassen habe. Prophetische Fähigkeiten möchte ich nicht für mich in Anspruch nehmen, aber witzig ist es schon 😂😂

    Ich habe auch die mRNA-Geschichte nicht so schnell gesehen. Wenn man aber mal mehr drüber liest, ist es halt schon angemessen.


    Mit dem Wissen von heute hätte ich diese Kombi viel lieber studiert als Physik 😂 Aber wie das mit dem Gras in Nachbars Garten halt so ist …

    Wenn ich noch mal 19 wäre, würde ich direkt Informatik wählen. Ich sollte aufhören, mich weiter zu bilden, irgendwann schmeisse ich wirklich noch hin mit der Chemie :D

    In der Chemie ging schon 1998 mal ein Nobelpreis ans Molecular Modelling. Da ist man irgendwie nicht so spiessig. KI hat den Turing-Award übrigens schon 1969 zum ersten Mal bekommen, er ging bisher aber noch nie an ein interdisziplinäres Thema. Ich finde es absolut angemessen, dass die Informatik als unverzichtbares Werkzeug in den Naturwissenschaften anerkannt wird.

    Die Informatik hat einen eigenen Preis, den Turing-Preis. Warum der Physik-Nobelpreis da herhalten muss, erschließt sich mir nicht.

    Der Turing-Preis ist kein Nobelpreis. Jedes Fachgebiet hat noch irgendwelche anderen Preise, mit der Argumentation dürften ja gar keine Nobelpreise mehr verliehen werden.

    Naja. Der Nobelpreis für Chemie geht schon ziemlich lange abwechselnd in die "tote" Chemie und in die Biochemie. Biologie hat auch keinen eigenen Nobelpreis. Biologie bekommt aber auch Nobelpreise für Medizin, genauso wie Chemie und Physik natürlich eine Schnittmenge hat. Physik geht gelegentlich auch in die Geowissenschaften, Hasselmann z. B. Chemie geht ausserdem auch schon ziemlich lange und sehr regelmässig an "Werkzeuge" wie NMR-Spektroskopie und Elektronenmikroskopie (fun fact: die gehen fast zuverlässig in die Schweiz). Und ohne Shockley gäb's sowieso keine KI. Insofern passt das doch.

    Der Kanton möchte von mir, dass ich digital arbeite. Wir sind sehr gerne der digitale Bildungs-Vorzeigekanton. Bildungs-Vorzeigekanton sind wir tatsächlich auch, nach messbaren Kriterien beurteilt hat kein anderer Kanton im Land ein effizienteres Bildungssystem, insbesondere in der Sek II. Wenn wir weiterhin auch das Label "digital" vor uns herschieben wollen, muss der Kanton dafür sorgen, dass ich ohne Krampf digital arbeiten kann. Das werde ich der zuständigen Regierungsrätin Monica Gschwind im November auch exakt so sagen. Das Traktandum "digital" ist traditionell meins in der Sitzung :evil:

    ... und dann Informatik :P Ich bin ein kluges Kind, voll im Trend. By the way, ich musste für eine Vorlesung den Nobelvortrag von Katalin Kariko gucken, das war die letztes Jahr mit den mRNA-Therapeutika. Die Frau ist echt bemerkenswert, das wusste ich gar nicht so.

    bunte Klemmen ... hat noch nie jemand benötigt! Lesen und Schreiben lernt man doch auch so.

    Meine bunten Kleberli auf den Chemikaliengefässen wurden nicht infrage gestellt ;) Im Ernst ... Die Art der nicht-Argumentation nervt wirklich, da bin ich absolut bei dir. Ich bleibe aber dabei, ihr müsst selber fieser werden. Anekdote: Wir hatten bis vor die Sommerferien 1 TB Speicherplatz auf dem Microsoft Sharepoint. Ich erwähnte weiter oben, der Kanton muss sparen. Also hat man uns heimlich, still und leise über die Sommerferien den individuellen Speicherplatz auf 5 GB reduziert. Kein Witz, von 1 TB auf 5 GB. Ich habe persönlich gar nicht so viel auf dem Sharepoint, mir wäre es gar nicht aufgefallen, die Ablage der Fachschaften war nicht betroffen. Kommt doch tatsächlich eine rotzfreche "Empfehlung" der IT-SBL, wir könnten uns ja schlau machen, wie man Daten komprimiert etc. um Speicherplatz zu sparen. Die Reaktion an der Primar ist: OK, wir sparen Speicherplatz. Die Reaktion an der Sek II ist: KRIEG. Du glaubst nicht, mit welcher Flut an eMails und Telefonanrufen die IT innert kürzester Zeit überrollt wurde. Jetzt haben wir immerhin wieder 100 GB. Wir haben mit der Gewerkschaft im November die nächste Sitzung mit Regierungsrätin Monica Gschwind. DIE Aktion darf sie uns dann gerne mal erklären. Ich habe den Krieg gegen die Sparmassnahmen 2015 schon mal mitgemacht und auch damals waren es überwiegen die Lehrpersonen der Sek II, die auf den Protestveranstaltungen aufgelaufen sind. Profitiert haben am Ende alle davon. Warum ist das so? Ich weiss es nicht.

    Die fordert niemand aktiv ein, aber Eltern kommentieren durchaus, wenn Klasse A fancy bunten Schnickschnack hat und in Klasse B halt nur reduziert mit schwarz-weiß Kopien gearbeitet wird.

    Es geht bei buntem Papier und bunten Wäscheklammer nicht um "Schnickschnack", Palim hat es eigentlich erklärt, welchen Zweck dieses Material erfüllt. Wir beschriften fürs Laborpraktikum der Schüler*innen die Reagenziengefässe mit Farbband damit die optisch unterscheidbar sind. Was glaubst du, wie schnell das schief geht, wenn auf zwei Gefässen in schwarzer Schritft auf weissem Hintergrund "Natrium...blablabla" steht. Und jetzt bitte nicht "dann müssen die halt genau lesen!!11!1", es sind Lernende und keine Frau Doktors die seit 20 Jahren nichts anderes machen als Chemikalien von A nach B schaufeln.

    Aber ich glaube schlichtweg, dass sich Sek 1 und 2 Lehrer manchmal nicht vorstellen können, wie kleinere Kinder teilweise ticken.

    Doch, doch, kann ich. Mein ganz grosser Vorteil an der Stelle ist, ich kann mit 15 - 19jährigen gemeinsam auf den Kanton schimpfen, wenn irgendwas nicht so ist, wie es sein sollte. Die verstehen, dass es nicht meine Schuld ist. Dass man das ganze Elend nicht an den Kindern auslassen will, verstehe ich absolut. Aber eben... Was spricht dagegen, bei den Eltern anzufragen?

    Und da sind wir bei der Diskussion um die Sachen.

    Für weiterführende Schulen scheint es klar, da sind wir wieder beim ph-Meter.

    Wird das wirklich vom Curriculum gedeckt?

    Was macht ihr, wenn es keines gibt? Rotkohlsaft kochen?

    Das ist an sich eine berechtigte und interessante Frage. Wir machen so einiges, weil es halt möglich ist aber nicht unbedingt, weil es nötig ist. Uns hat der Kanton vor 2 Wochen eröffnet, dass fürs 2025 ein Defizit von 62 Millionen CHF budgetiert ist. Es wird uns auch treffen mit Einsparungen und es wird exklusiv die Sek II treffen. Ehrlicherweise fällt es mir nicht sehr schwer zu benennen, worauf wir sicher verzichten können. Was die Biologie z. B. mit 4 (!!) Semestern Halbklassenunterricht treibt, hat mir noch keiner sinnvoll erklären können. Streich da mal 2 Semester weg und wir sparen allein an meiner Schule beinahe ein Vollpensum. Ich kenne praktisch keine Kantonsschule, die in der Chemie kein IR-Spektrometer stehen hat. Ich habe für unseres knapp 9000 CHF gebraucht ausgegeben. An wie vielen staatlichen Schulen in Deutschland so eine Maschine wohl steht? Im Anhang noch ein bisschen mehr Dekadenz zum Bewundern. Kantonsschule Winterthur. Wir hätten gar keinen Platz für solche Vitrinen.

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    Zu den "Materialkosten": Man könnte vieles professionalisieren in der GS, wenn man es ordentlich besorgen und verwalten könnte. Möglicherweise kommt man nicht ganz auf die Kosten, die eine schweizer Schule hat, aber es ist schon deutlich Luft nach oben

    Dass ihr Luft nach oben habt, bestreite ich gar nicht. Du hast aber an einer Grundschule schlichtweg keinen Bedarf für ein Fadenstrahlrohr. Frag mal die Sek-II-Physiker*innen hier, die wissen alle, was das ist und auch, wie viel es kostet. In der Chemie haben wir sehr viel Verbrauchsmaterial, mit dem du gar nicht arbeiten dürftest.

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