Beiträge von Antimon

    Trommelwirbel... Meine neue Schulleitung, also der Rektor mit dem Undercut, hat gerade heute haarige Männerbeine in kurzen Hosen offiziell "genehmigt". Mit der ganz klaren Ansage, man könne sich in kurzen wie in langen Hosen gleichermassen lächerlich machen und möge bitte darauf achten, dies nicht zu tun. Bei der Gelegenheit habe ich gelernt, dass wir bzw unsere Männer bis anhin eigentlich einen Dresscode hatten. Aber die Chemie hatte bis anhin auch ein... spezielles... Verhältnis zur Schulleitung ^^

    Das mag aber tatsächlich ein großer Unterschied zu Deutschland sein. Niemand wird leugnen, dass hierzulande zu viele aufs Gymnasium gehen und das hat ja Gründe. Wenn alle Schularten einen gleichwertigen Ruf hätten, hätten wir dieses Problem nicht.

    Hm. Wahrscheinlich ist das so, ja. Ich bekomme das anekdotisch über meinen deutschen Sportverein mit, da steht vor der Realschule schon immer das "nur". Wobei wir schon auch vereinzelt Kolleginnen und Kollegen an der Schule haben, die vor die FMS das "nur" setzten. Da haben wir halt eine gute Schulleitung, die lässt das "nur" nicht stehen.

    Wahrscheinlich ist das jetzt auch schon wieder ein schlechtes Wort, wenn man es auf die Goldwaage legt. Ich sehe es kommen ;)

    Sollte ich besser "Inhalte mit mehr Praxisbezug" schreiben, oder "Inhalte, die auf eine Ausbildung vorbereiten"?

    Meine Fachmittelschülerinnen würde weinen, würde ich versuchen ihnen den gleichen Stoff wie am Gymnasium reinzustopfen. Für die ist das ganz OK, dass ihre Lernziele "einfacher" sind. Den allermeisten ist das auch bewusst und sie haben kein Problem damit. Warum auch, sie machen einen vernünftigen Abschluss, der ihnen viele gute Möglichkeiten für eine Berufsausbildung bietet. Es wird halt bei den allermeisten kein ETH-Doktorat draus aber das geht denen am Allerwertesten vorbei. Wahrscheinlich würden die sich über diese absurde Diskussion hier genau gleich wie ich einfach nur amüsieren.

    Allen, die hier mit solchem Standesdünkel ein Kastensystem hoch loben

    Der einzige, der hier "Standesdünkel" vor sich herschiebt, bist du. Du bist derjenige, der meinen Gymnasiast*innen erzählen würde, dass sie sich nur ja nichts auf irgendwas einbilden dürfen. Du bist derjenige, der Leistung und Intelligenz herabwürdigt. Ich unterrichte einfach die, die vor mir sitzen und zwar möglichst so, dass alle nach ihren Fähigkeiten bestmöglich profitieren. Ich turne jeden Tag zwischen Verzweiflung am Dreisatz und Fragen zu Aufgabenblättern von der Uni.

    Muss ich nun in Zukunft das Gym(hoch)nasium als "höchste Schulart" bezeichnen? Und was ist dann die SekII? Höchst² ?

    Das allgemeinbildende Gymnasium führt zum höchsten Schulabschluss, den das dreigliedrige System kennt, ja. Und die Sek II ist die höchste Stufe der Schulbildung, ja. Sekundarstufe II ist bei uns einfach Klasse 10 - 13, also alles was nach der obligatorischen Schulzeit kommt. Tatsächlich treten hier ja > 90 % in die Sek II über, die Berufsschulen gehören da natürlich auch dazu. Ist in Deutschland sicher nicht anders.

    Kinder werden ja gar nicht mehr gefragt, auf welche Schule sie gehen, sondern, auf welches GYMNASIUM sie gehen

    Was mich tatsächlich ärgert: Die fünf allgemeinbildenden Mittelschulen im Baselland nennen sich alle Gymnasium. Wir sind also das Gymnasium Muttenz. Im Aargau heisst es Kantonsschule. Also Kantonsschule Baden z. B. Wenn jetzt eine Schülerin von uns gefragt wird, an welche Schule sie geht, sagt sie z. B. FMS Muttenz, aber der Name der Schule und selbst das Schullogo tun so als gäbe es diese Schule gar nicht. Ich werde das im Kontext mit dem Neubau mal anstossen, dass wir mindestens ein neues Logo bekommen.


    Übrigens, dass du dazu sagst, dass dein anderes Kind das Abi gemacht habe, lässt auch vermuten, dass du das immer direkt verteidigend dazu sagst

    Tut sie das? Habe ich gar nicht so wahrgenommen. Es ging eigentlich drum, dass der eine Schulabschluss "höher" ist als der andere und dann muss man ja beide für den Vergleich nennen.

    Die beiden Kinder sind abgesehen davon ganz sicher unterschiedlich intelligent. Klar, ist erst mal eine triviale Feststellung. Aber im Idealfall ist tatsächlich das mit Abitur intelligenter. Muss nicht zwingend so sein, aber es sollte so sein. Ich verstehe schon, dass man das nicht gerne thematisiert, aber ich finde, es hat auch keiner was davon so zu tun als seien alle gleich schlau und jeder kann alles.

    Häh? Was ist denn dein inhaltlicher Beitrag zum Thema? Das ist ja doch grad recht klar definiert. Kannst natürlich auch weiter sinnbefreit rumpöbeln, das steht dir frei.

    Wieso hast du dich in die Unterhalrung überhaupt eingemischt? Ich glaube Quittengelee hat's verstanden und auch, dass man es nicht weiter hätte kommentieren müssen. Bis dahin war's eigentlich irgendwas zwei komisch und tragisch. Du bist grad halt nur überflüssig ätzend.

    Blätter bitte zurück und lies nach, wie der Verweis auf diese Geschichte zustande kam. Es geht immer noch um das Gefühl, man müsse für sein Land einstehen, das ich offensichtlich habe und mit dem Quittengelee ebenso offensichtlich hadert. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie schnell es gehen kann, dass eine dumme Bemerkung tatsächlich auch ein kollektives Gefühl des Beleidigtseins auslösen kann, das wiederum einige unschöne Konsequenzen nach sich zieht. An sich ist das eine ernsthafte Diskussion. Du ziehst sie gerade ins Lächerliche.

    In meiner Wahrnehmung tut man sich in Deutschland besonders schwer mit einem Verständnis für einen gewissen Patriotismus. Den muss man ja selber nicht haben, aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass es den im Ausland gibt. Ich weiss nicht, wie ernst zu nehmen diese Zahlen sind, die ich mal irgendwo verlinkt habe, wie viele Leute in einem Land bereit wären, dieses zu verteidigen. Dass das in Deutschland besonders wenige sind, scheint mir nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein.

    Nun - du hast diese Schulart "als niedrigste Schulart" - und so auch deren Lehrer und Schüler - verunglimpft. Daher meine Frage.

    Ich finde das beleidigte Getue einfach nur lustig. Ich habe vom Übertreter aus dem "niedrigsten" Niveau der Sek I bis zum Schülerstudenten alles im Unterricht. Ja, natürlich kann ich da nicht das gleiche unterrichten, natürlich ist das Niveau an der FMS tiefer als am Gymnasium. Verunglimpfe ich mich jetzt selbst, weil ich ja alle unterrichte? Wichtig ist doch, dass ich allen die gleiche Wertschätzung entgegenbringe.

    Wie ein Arsch hat sich nur einer verhalten, keine ganze Nation.

    Richtig. Aber genau das meine ich: So entsteht plötzlich Hass auf alle. Noch bis 2014 wurde die Kampagne für die Masseneinwanderungsinitiative von Seiten der SVP vor allem mit Vorurteilen gegen Deutsche geführt. Sehr "berühmt" für ihre verbalen Entgleisungen wurde damals Natalie Rickli, die in einem TV-Beitrag im 2012 mal erklärte, die ganzen Deutschen würden ja sogar noch die Leute vom Balkan aus dem hiesigen Arbeitsmarkt drängen.

    Und hier hast du jetzt gerade lesen können, dass sich immer noch Leute drüber lustig machen können, was damals passiert ist. Mein Humor hält sich an der Stelle schwer in Grenzen.

    Jupp, passt auch dazu. Was daran "lustig" sein soll, dass in der Zeit z. B. regelmässig Reifen an Autos mit deutschem Kennzeichen aufgestochen wurden, darfst du mir bei Gelegenheit noch verraten. Das ist genau der Punkt, um den es im verlinkten SPON-Artikel geht: Nicht verstanden, wie man Hass auf Ausländer schüren kann. Nicht verstanden, dass wir Deutsche in der Schweiz überhaupt Ausländer sind und dass dieser Hass gegen uns geschürt wurde.

    Ja, darum geht's in diesem Artikel: In Deutschland hat's im Prinzip niemanden interessiert, Peer Steinbrück fand sich im Wesentlichen selbst am lustigsten. In der Schweiz hat das beinahe eine Staatskrise ausgelöst. Ich bin erst 2011 hierhergekommen, also 2 Jahre nach dem eigentlichen "Vorfall" und da war das immer noch ein absolutes Reizthema. Das war damals eine Zeit, in der ich selber noch gemerkt habe, dass es in der Bevölkerung sehr deutliche Vorbehalte gegen die arroganten Klugscheisser aus dem Norden gibt, bis hin zu regelmässigen Meldungen über Vandalismus z. B. gegen Autos mit deutschem Kennzeichen. Das hat sich in der Heftigkeit unterdessen wieder gelegt.

    Zum Begriff: Ich unterrichte an einer Mittelschule. Das sind bei uns einfach alle Schulen der Sekundarstufe II.

    Zur Durchlässigkeit: Ich unterrichte zwei verschiedene Niveaus der Sekundarstufe II, Gymnasium und Fachmittelschule. Das Gymnasium schliesst mit der allgemeinen Hochschulreife ab, die Fachmittelschule schliesst mit der Fachhochschulreife ab. Nein, es ist einfach nicht so, dass ein nennenswerter Anteil unserer Fachmittelschüler*innen die allgemeine Hochschulreife bestehen würde. Die Zuteilung auf das tiefere Leistungsniveau ist in > 95 % aller Fälle korrekt und die Niveaus sind *sehr deutlich* unterschiedlich. Es werden jedes Jahr deutlich mehr Schüler*innen ab- als aufgeschult. Ein Wechsel ist "verlustfrei" während des 1. Schuljahres möglich, nachdem dieses abgeschlossen wurde, wird in der Regel die 1. Klasse der jeweils anderen Schulform wiederholt. Prinzipiell ist nach dem ersten Abschluss der Fachmittelschule (die Abschlussprüfungen finden am Ende der 3. Klasse statt, die Fachmaturität wird aber erst mit dem Abschluss der 4. Klasse erreicht) ein Übertritt in eine 3. Klasse der Maturitätsabteilung möglich. Praktisch funktioniert das mit der aktuellen Stundentafel der FMS nur noch für das Berufsfeld Gesundheit/Naturwissenschaften und tatsächlich waren auch immer schon nur die Schüler*innen aus diesem Berufsfeld erfolgreich mit dem Übertritt.

    Ich habe in den 10 Jahren, die ich nun an unserer Schule arbeite, exakt *einen* Schüler erlebt, der diesen Übertritt absolut reibungslos gemacht hat. Bzw. erlebe ich ihn gerade und ich habe ihm vor 2 Wochen ein Empfehlungsschreiben fürs Schülerstudium an der Uni Basel aufgesetzt. Das ist eine einmalige Erfolgsgeschichte und es ist eine derartige Ausnahme, dass ein kostenintensives, pauschales Förderangebot an der FMS "auf Verdacht" mit Nichts zu rechtfertigen wäre. Wer mit der bestandenen Fachmaturität an die Uni will, kann jederzeit über die Passerelle die allgemeinbildende Matura nachholen. Faktisch sind die Erfolgsquoten dabei aber äusserst dünn. Denn, ich schrieb es bereits: Die Zuteilung aufs tiefere Niveau ist in aller Regel korrekt.

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