Beiträge von Antimon

    habe jahrelang den Höchssatz bekommen, der aber lange deutlich unter 500€ lag

    I know ... Und es gab eben die seltsame Regelung, dass Sozialleistungen wieder angerechnet wurden. Also meine Mama hat Kindergeld bekommen weil ich ja noch in Ausbildung war und das haben sie mir wieder abgezogen. Mama und ich (vor allem ich ...) sind da "kreativ" geworden, bis die Politik dann irgendwann selber drauf gekommen ist, dass das absurd ist.

    Wie ich bereits schrieb, ich habe ein entsetzlich gutes Gedächtnis für solche Dinge: 774 DM waren es. Davon habe ich knapp 500 DM Miete bezahlt, Schäfergasse 24 in 69124 Heidelberg-Kirchheim. Frag mich nicht, warum ich mir so einen Blödsinn merke. Ich habe nur ein dreiviertel Jahr dort gewohnt weil der Rest leider nur für Cornflakes vom Aldi gereicht hat. Dann 1 1/2 Jahre WG, In der Neckarhelle 125/1, 69118 Heidelberg-Ziegelhausen. War lustig, v. a. wenn wir Neckarhochwasser hatten, dann fuhr nämlich der Bus nicht mehr und man kam nicht an die Uni. Fische auf der Wiese direkt vor der Haustür. Ich bin einfach nicht WG-tauglich (war meine beste Freundin und wir haben uns fast umgebracht), drum der Umzug nach Leimen, das waren 280 € warm für 35 qm (und in der Zwischenzeit war das BaföG schon deutlich mehr geworden, ich hatte zuletzt 684 € pro Monat). Warum ich nun im Wählerverzeichnis der Stadt Heidelberg eingetragen bin, ist noch mal ne andere Geschichte. Ich hör jetzt auf damit.

    Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen will: Ich hatte eine wirklich sehr gute Zeit an der Uni und ich bin sehr dankbar dafür, dass mir der deutsche Staat das möglich gemacht hat. Niemand kann etwas für die Verhältnisse, in die er oder sie geboren wird, es liegt mir völlig fern, Lebensgeschichten zu "werten". Im Gegenteil, ich nehme jedes Problem meiner Jugendlichen ernst, das eigene Empfinden bemisst sich immer an dem, was man eben so im Leben erlebt hat. Was ich nur überhaupt nicht abkann ist Rumnölen was nicht alles warum nicht geht. Probleme sind da um gelöst zu werden. Ich helfe jederzeit und gerne, aber wer sein Problem schon gar nicht erst lösen will, geht mir bitte aus der Sonne.

    Der BaföG-Höchstsatz liegt seit dem letzten Wintersemester bei 992 €. Das ist so viel wie ich mit damals 1/2 BAT2a im 1. Jahr im Doktorat verdient habe (es waren exakt 998 € netto, ich habe die Lohnabrechnungen noch). Die Politik in Deutschland hat offenbar mitbekommen, dass die 35 qm in Leimen keine 280 € mehr kosten. Wenn Studierende kein BaföG bekommen hat das einen Grund: Die Eltern verdienen ausreichend um sie unterstützen zu können.

    Ich lach mich kaputt. Da sowohl mein Klarname als auch der Name meiner Schule hier bekannt sind, kneife ich es mir jetzt, Fallbeispiele aufzuzählen. Eine Frage nur: Wie häufig hattet ihr an eurer Schule schon mit Mord zu tun?

    Deutschland ist eines der reichsten Industrieländer der Welt, du tust ein bisschen so als würdest du in Kalkutta unterrichten.

    Die Armut in deiner Familie Antimon ist das eine, der Alkoholismus und die Gewalt das andere.

    Natürlich besteht eine Korrelation zwischen Armut und Gewalt.

    Dennoch glaube ich, dass gerade Gewalt und Alkoholismus auch bei einigen Teilnehmern hier vorkamen. Oder eben andre unschöne Erfahrungen.

    Das bestreite ich überhaupt nicht. Ich bin mir aber recht sicher, dass von denen, die es betrifft, niemand hier im Thread grade grosse Sprüche klopft. Das war eigentlich der Punkt, den ich zu Beginn der Diskussion gemacht habe:

    Oder es sind diejenigen, die wissen, wovon sie schreiben und sprechen. Mir ist das Gejammere vom teuren Zimmer in Laufreichweite zur Uni schon vor 25 Jahren auf den Sack gegangen. Ich bin 6 Jahre lang 10 km ein Weg mit dem Velo zur Uni gefahren weil ich in Leimen für die Wohnung nur halb so viel bezahlt habe wie in Heidelberg. Was andere Leute mit Jammern zugebracht haben, habe ich in meinem Leben immer schon einfach gemacht. Das lernt man insbesondere wenn einem daheim keiner den Arsch hinterher trägt.

    Yummi wird auch immer mal wieder gerne als arrogant und keineahnunghabend kritisiert, bei dem wiederum bin ich mir recht sicher, dass er besser mitschwätzen kann, als andere. Der ist Migrantenkind und es ist ihm sicher nichts in den Poppes geschoben worden. Wir zwei sind uns in einem Punkt einig: Jammer nicht rum, mach einfach.

    Ich arbeite selbst an einer Schule mit schwierigem Einzugsgebiet. Was kritisierst du denn den deutschen Staat? Hilf *du* diesen Kindern doch, dafür bezahlt dich der deutsche Staat. Ich habe es meiner letzten Klassenlehrperson der Grundschule zu verdanken, dass ich überhaupt ans Gymnasium gegangen bin. Die Frau hat einen ganz wunderbaren Job erledigt. Und als Lehrperson habe ich selbst schon so einige Hebel in Bewegung gesetzt für Schüler*innen, deren Eltern mit den Behörden komplett überfordert waren. Mach das doch einfach. Vom Rumjammern und Rumkritisieren passiert nichts.

    Deine Familiengeschichte ist nicht schön, aber es gibt ganz sicher Menschen hier mit ähnlichen Erfahrungen, "schlimmeren" Erfahrungen, anderen Erfahrungen und ich finde es nicht schön, hier ein Ranking aufzumachen.

    Ich glaube nicht, dass Menschen mit ähnlichen Erfahrungen hier gerade mitschreiben. Dazu bin ich zu lange in diesem Forum schon angemeldet und habe ein zu gutes Gedächtnis für sowas.

    Wenn du was vom Staat willst, geh und frag einfach danach. In kaum einem anderen Land wie Deutschland wird dir dermassen viel hinterhergeschmissen, wenn du nur danach fragen gehst. Das wirst aber bitte selber auf die Kette bekommen.

    Ich habe absolut kein Mitleid mit Leuten, die ihr Leben lang immer nur rumjammern, was der Staat nicht mal für sie tun müsste. Der deutsche Staat hat eine ganze Menge für mich getan, sonst hätte ich es nicht "geschafft". Es war vor 25 Jahren schon problemlos möglich, sich in den Zug zu setzen (ich habe immer selbst gearbeitet, meine Mutter hat längst nicht alles zahlen können, was ich so wollte), nach Heidelberg zu fahren, aufs Studentensekretariat zu gehen und sich fürs Studium anzumelden. Dort lagen die Anträge fürs BaföG aus, so einen habe ich mitgenommen, alle geforderten Unterlagen besorgt, ausgefüllt und abgegeben. Man hat mir völlig problemlos fast den Höchstsatz zugesprochen, damals wurde noch die Halbwaisenrente meines verstorbenen Vaters wieder abgezogen, später dann nicht mehr. Dann bin ich zur Zentralmensa gegangen, da hingen Wohnungsanzeigen (es gab kein Internet!!) und hab halt angefangen zu telefonieren bis ich was hatte.

    Am ersten Tag an der Uni habe ich niemanden im Semester gekannt. Ich habe nichts über die Uni und das Studieren gewusst, ich war die erste in der Verwandtschaft, die überhaupt ein Abitur gemacht hat. Ich bin halt von hier nach da nach dort gegangen und habe mir alle relevanten Informationen zusammengefragt, das war nie ein Problem. Musst das Maul halt selber schon aufbekommen, gell. Man hat damals irgendwas um die 100 DM Studentenwerksbeitrag bezahlt, dafür ein Semesterticket bekommen und konnte ohne weitere Kosten den Unisport nutzen. Das letzte Mensa-Essen, an das ich mich erinnere (ich habe die Uni Heidelberg 2011 verlassen) hat an der Ausgabe D 2.05 € gekostet, vom Land Baden-Württemberg zu Tode subventioniert.

    Das BaföG war damals noch nicht gedeckelt, aber man hat mir 25 % Erlass gewährt als ich vom ersten schweizer Gehalt dann alles zurückbezahlt habe. Der deutsche Staat hat mir mein Studium finanziert, ich hätte das anders niemals machen können. Einen solchen Service kannst du andernorts in Europa erst mal suchen gehen. In der Schweiz zahlst du pro Semester 850 CHF Studiengebühren und bekommst dafür ... nichts. Jeden weiteren Hasenpfurz, den du von der Uni willst, zahlste noch mal extra. Lasst mich zufrieden mit "der Staat kümmert sich nicht ausreichend". Es hat einfach nicht jeder ein Recht auf Erfolg im Leben und wer zu bräsig ist, der hat halt in der Tat Pech gehabt.

    Offensichtlich ist dir das nicht bewusst, da du so pauschal urteilst.

    Erzähl mich nichts vom Leben. Ich bin mir recht sicher, dass kaum irgendjemand in diesem Forum eine räudigere Familiengeschichte hat als ich. Meine Mutter war alleinerziehend mit 3 Kindern, eins davon schwerer Alkoholiker der zwei Ehefrauen ins Krankenhaus geschlagen hat, zwischendurch hat noch ein ebenfalls schwer alkoholkranker und heroinabhängiger Cousin bei uns gehaust. Meine Mutter hat 30 Jahre lang an bis zu 13 verschiedenen Orten pro Woche geputzt und noch Mietzuschuss bekommen, weil's nicht gelangt hat. Zuletzt hat sie Grundsicherung bezogen.

    Wer den Arsch nicht hochbekommt, ist irgendwann einfach mal selber schuld.

    Die, die Eigenverantwortung einfordern, sind meistens diejenigen

    Oder es sind diejenigen, die wissen, wovon sie schreiben und sprechen. Mir ist das Gejammere vom teuren Zimmer in Laufreichweite zur Uni schon vor 25 Jahren auf den Sack gegangen. Ich bin 6 Jahre lang 10 km ein Weg mit dem Velo zur Uni gefahren weil ich in Leimen für die Wohnung nur halb so viel bezahlt habe wie in Heidelberg. Was andere Leute mit Jammern zugebracht haben, habe ich in meinem Leben immer schon einfach gemacht. Das lernt man insbesondere wenn einem daheim keiner den Arsch hinterher trägt.

    Das gilt für Österreich, in Baden-Württemberg sehen zumindest Fristen und Wiederholung der Klassenarbeit anders aus. Ich muss nicht innerhalb einer Woche zurück geben, darf nur die nächste Arbeit erst nach Rückgabe schreiben lassen, auch viele andere Punkte waren für mich völlig neu und interessant.

    Dein "wir" oben klang so allgemein gültig. Vermutlich hat deshalb Tom nachgefragt. Ich kenne in Baden-Württemberg keine entsprechenden Regeln.

    Entschuldige bitte, aber das "wir" wird von "euch" immer nur genau dann als "allgemeingültig" oder irgendwie anstössig interpretiert, wenn jemand aus Österreich und der Schweiz schreibt. Es ist völlig klar, dass sowohl Frechdachs als auch ich uns jeweils an die Vorschriften halten, die für *uns* gelten wobei das auch in Österreich von einem Bundesland zu anderen unterschiedlich sein wird und bei uns ist es von einem Kanton zum anderen unterschiedlich. Ich habe mich diesbezüglich und bis hierhin eigentlich jeweils sehr klar ausgedrückt. Die Notenverordnung Baselland verlangt von mir, dass ich "in der Regel" Prüfungen innert 2 Wochen korrigiert retourniere (ja, ich gebrauche jetzt absichtlich ein paar schöne Helvetismen weil es mir allmählich zu kleinlich wird) und wenn das nicht möglich ist, den Schüler*innen den Grund für die Verzögerung nenne. Zudem gilt bei uns im Kanton auch, dass eine weitere Leistungserhebung erst durchgeführt werden darf, wenn eine zuvor offene Prüfungsleistung bekanntgegeben worden ist. Was - wie du schreibst - in Baden-Württemberg genau gleich ist und das setzt natürlich voraus, dass die Prüfungen zur Einsicht auch zurückgegeben worden sind. Um nichts anderes geht es eigentlich seit x Seiten.

    Ich akzeptiere im Gegenzug von meinen Schüler*innen auch Reklamationen zu einer zurückgegebenen Prüfung auch nur bis zur darauffolgenden Stunde, ansonsten gehe ich davon aus, dass die Note zur Kenntnis genommen wurde und es nichts zu beanstanden gibt. Es gibt immer wieder ein paar ganz Gewiefte, die meinen, sie könnten am Schuljahresende noch einzelne Lehrpersonen abgrasen, ob man bei dieser oder jener Prüfung nicht vielleicht doch noch einen halben Punkt finden würde, es wäre sonst arg knapp mit der Zeugnisnote. Überhaupt verlangen wir von unseren Schüler*innen, dass sie sich an Regeln halten, z. B. auch, dass sie Entschuldigungen und Arztzeugnisse innerhalb der gesetzten Fristen beibringen. Wer bei "euch" unentschuldigt an einer Prüfung fehlt, kassiert eine 6, meine ich. Zumindest habe ich das schon oft hier gelesen. Das darf ich ja leider nicht, ich würde aber sehr gerne. Also habe ich mich als Lehrperson mal so ganz grundsätzlich auch an die geltenden Vorschriften zu halten.

    Wenn es also nicht gerade um Abschlussprüfungen geht, dann muss jede: r damit leben können, dass manchmal Lehrpersonen genau wie andere Arbeitnehmer: innen so schwer erkrankt sind, dass es auch nicht möglich ist Klassenarbeiten an der Tür zu übergeben, egal wie willig sie auch wären, dies anders zu lösen.

    Wie ich bereits mehrfach schrieb stimme ich dir da grundsätzlich ja zu. Wenn du alleinstehend bist (was bei dir meines Wissens tatsächlich der Fall ist), mag es durchaus die Situation geben, dass es eben nicht geht. Ich halte das aber für ziemliche Ausnahmefälle und die Schulleitung hat - zumindest bei uns (und zwar wirklich landesweit) - das Recht abzuklären, was eben möglich ist und was nicht. Ich verstehe sehr gut, dass du exakt diese unangenehme Situation selbst schon erlebt hast, aber für den allgemeinen Fall solltest du etwas aufpassen nicht zu viel zu projizieren. Die längerfristig und spontan erkrankten Kolleginnen und Kollegen, die bei uns an der Schule in den letzten Jahren ausgefallen sind, hatten sowas wie Herzinfarkte, Hirntumore und schwere Frakturen. Da gab es immer Familienangehörige, die man hätte kontaktieren können um allenfalls einen Transfer von irgendwas zu Hause Liegengebliebenen an die Schule zu organisieren. Selbstredend nach einer gewissen Karenzzeit. Tatsächlich sind bei uns an der Schule längerfristige Ausfälle aber viel häufiger auf geplante Eingriffe zurückzuführen und die betroffene Lehrperson organisiert die Übergabe an die Stellvertretung vorgängig selbst.

    Eventuell msste man darüber nachdenken, dass Prüfungsunterlagen, Klassenarbeiten, Tests usw nicht aus dem Schulhaus mitgenommen werden dürften, wenn es so große Probleme darstellt, dass sie nicht an jemanden an der Tür übergeben werden können. 🤔

    Hielte ich für eine gute Idee. Wir haben fixe Arbeitsplätze mit abschliessbaren Rollcontainern. Ich nehme selten was mit nach Hause. Grad letztens erst kam ich aber mal ins Schwitzen weil ich plötzlich auch nicht mehr so genau wusste, wo ich einen Satz Prüfungen eigentlich hingeramscht habe. Lag zu Hause auf dem Schreibtisch unter irgendwelchen Rechnungen. Ich sollte einfach konsequent alles auf Papier wieder an der Schule fertig machen.

    Und je mehr du schreibst, dass du selbst kurz vorm Tod noch dies und jenes gemacht hast, desto mehr verschlimmerst du die Problematik für andere. Mit Verlaub: das macht man nicht, schon gar nicht als Personalvertretung

    Mit Verlaub: Das ist jetzt einfach nur noch Quatsch. Ich schrieb, dass du als erkrankte Arbeitnehmerin bei uns zur Kooperation verpflichtet bist, per Gesetz. Versuch's in irgendeinem anderen Job mal mit "ich habe Panikattacken, den Autoschlüssel kann ich jetzt nicht rausrücken" und freu dich, was passiert.

    Edit: Und lass das mit dem polemischen "kurz vorm Tod" bitte. Ich war ganz sicher noch nie "kurz vorm Tod".

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