Beiträge von dakks

    Ist das bei euch wirklich so? Bei uns in NDS gibt es keinen Automatismus, der zu einer zwingenden Wiederholung einer schlecht ausgefallenen Arbeit führt. Es ist eher so, dass eine Arbeit, die mehr als 30% (Sek I) bzw. 50% (Sek II) nicht ausreichende Noten aufweist, genehmigt werden muss.

    Wir hatten im Lehrerzimmer darüber gesprochen und jemand aus der Schulleitung meinte dies und klang dabei ziemlich sicher

    Hallo liebe Kollegen,

    Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass ich mir durchaus darüber im Klaren bin, dass bei Klassenarbeiten, die zu schlecht ausgefallen sind, eine Mitschuld des Lehrers erst mal recht nahe liegt. Es ist in diesem Fall aber schon ziemlich eindeutig - auch Einschätzung von Fachkollegen, die die Parallelklassen unterrichten sowie Kollegen andere Fächer, die in der gleichen Klasse unterrichten -, dass das Ergebnis der Klassenarbeit nicht mein Fehler ist.

    Hier jetzt also zu der Situation:

    Die Klasse ist eine 12. Klasse Fachoberschule und ich habe sie in Deutsch. Es gibt nur einen "Deutschen" und die Schüler kommen insgesamt aus einem sozial-schwachen Umfeld - das ist jetzt nicht diskriminierend gemeint, aber es ist ja eindeutig belegt, dass diese Attribute einem den Erfolg im deutschen Schulsystem erschweren, daher sage ich es.

    Die Klasse ist sehr freundlich und wir kommen auch so gut miteinander klar, sie stören nicht und verhalten sich auf den ersten Blick recht unauffällig. Es gibt allerdings sehr hohe Fehlzeiten, meist sitze ich zu Beginn des Unterrichts erst einmal vor weniger als der halben Klasse - wir haben immer die ersten beiden Stunden. Ein paar Schüler trudeln im Laufe der nächsten halbe Stunde noch ein, ein gutes Drittel fehlt aber in der Regel. Hausaufgaben werden nicht, die Schüler bringen ihr Material nicht mit. Einige schlafen und sind mit anderen Dingen beschäftigt. Wir haben jetzt die erste Klassenarbeit geschrieben und ich möchte mal behaupten, dass ich die Schüler sehr zielführend auf die Klassenarbeit vorbereitet habe. Thema war Sachtextanalyse und wir haben Schritt für Schritt jeden einzelnen Punkt "zusammen" erarbeitet und besprochen, ich habe die Ergebnisse auch stets auf dem Schulportal hochgeladen. In der Klassenarbeit durften die Schüler auch verschiedene Hilfen verwenden, z.B. das AB mit der Struktur der Analyse, auch eine Übersicht zu Rhetorischen Mitteln durften sie benutzen. Ich habe zudem einen recht kurzen und meines Erachtens verhältnismäßig leichten Text rausgesucht (37 Zeilen Text für 90 MInuten Klausur). Die Schüler haben zum Großteil einen Fehlerquotient von 10 und höher. Entsprechend gibt es natürlich auch noch Abzug für Stil und Ausdruck. Inhaltlich kam fast nichts. Viele Schüler haben mir weniger als 150 Wörter abgegeben, das war meist nur ein Einleitungssatz und eine "Inhaltsangabe", also im Prinzip eine Nacherzählung, obwohl wir auch das ausführlich im Unterricht noch mal behandelt haben und ich den Schülern bei der Klausur auch sagte, dass sie sich auf 5 Sätze konzentrieren sollten.

    Der Schnitt war unterirdisch. 17 mal 0 Punkte, wobei davon einige im Prinzip -2 hätten, wenn es möglich wäre. Ich habe noch nie eine Klassenarbeit wiederholt, aber jetzt muss ich es machen.

    Eine langjährige Kollegin, die viel in der FOS unterrichtet, sagte mir, dass sie im Prinzip jede Arbeit der letzten Jahre hätte wiederholen müssen, wenn sie diese nicht als Vergleichsarbeit schreiben würde: Sie hat mehrere Klassen und auch Klassen mit einem ganz anderen Schwerpunkt, in denen Schüler mit ganz anderem sozialen Background sind. So konnte sie durch die "guten" Klassen immer die negativen Leistungen der anderen ausgleichen. Das kann ich jetzt leider nicht, ich habe nur diese Klasse. Obwohl wir jetzt mit dem anderen Thema begonnen haben, was für die SuS wohl noch schwiergier wird, habe ich jetzt noch mal 2 Doppelstunden eine Wiederholung der zentralen Punkte gemacht und einen Nachholtermin für nächste Woche angesetzt. Es würde mich aber wirklich nicht überraschen, wenn die nächste Klassenarbeit ähnlich ausfallen würde wie diese hier.

    Was macht man in so einer Situation? Muss ich die Klassenarbeit noch mal wiederholen, wenn sie wieder so ausfällt? Der Schwerpunkt der Schüler ist ein ganz anderer und ich möchte mein Fach da jetzt nicht wichtiger machen, als es für die Schüler vielleicht ist, aber ich kann eben auch aus 0 Punkten nicht einfach 5 machen...

    Edit: ich sollte vielleicht noch hinzfügen, dass ihr Deutschlehrer aus der 11 nicht mehr an der Schule ist, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Er hat mit den Schülern wohl Lückentexte oder sowas gemacht und dann mehr oder minder gute Noten gegeben, damit er seine Ruhe hat

    Je nach Bundesland ist das nicht zulässig. In NRW: "Ist eine Schülerin oder ein Schüler durch Krankheit oder aus anderen nicht vorhersehbaren Gründen verhindert, die Schule zu besuchen, so benachrichtigen die Eltern unverzüglich die Schule und teilen schriftlich den Grund für das Schulversäumnis mit." (§43 Abs. 2 SchulG)

    Also konkret und insbesondere schriftlich. Eine Email musst du mMn nicht unbedingt akzeptieren.

    ja, wobei "steht im Stau" hier auch nicht akzeptiert werden muss, oder? Vor allem nicht mit dieser Häufigkeit.

    Aber die Drohung liest sich für mich nach heißer Luft. Ich habe solche Drohungen noch nicht erhalten, aber du dokumentierst ja sauber das Verhalten, dann sollen sie halt eine Dienstaufsichtsbeschwerde schreiben. Dann musst du eine Stellungnahme abgeben und dann wandert das alles in die große Tonne.

    Das wäre gut. Habe aber auch tatsächlich schon von mehreren Fällen gehört - auch alles gymnasiale Oberstufe - wo Lehrer und Eltern tatsächlich vor Gericht sind.

    Nochmal die Frage: Ist der Schüler schon volljährig? Wenn ja, haben die Eltern je nach Bundesland nur eingeschränkte Informationsrechte.

    Gute Frage... Stimmt, er wollte sich selber entschuldigen. Dann ist die Rolle der Eltern - gerade bezüglich der Entschuldigungen - aber irgendwie nicht nachvollziehbar. Wenn ich mich recht erinnere, lassen die Kollegen an der Schule die Eltern aber immer etwas unterschreiben, dass wir sie informieren dürfen.

    Ja, ein Zug, das steht auch online, auch länger, aber ich bin auch schon in Staus gestanden, die nirgends angezeigt waren und schon gar nicht, wenn sie vorbei waren.

    Ein Stau auf der A3 mit solcher Heftigkeit, dass mein Schüler deswegen 90 Minuten zu spät kam, wäre wohl angezeigt worden. Aber auch wenn nicht: meine Aussage war, dass ich das gegoogelt habe, nicht dass das Ergebnis der Wirklichkeit entspricht.

    Ich bezweifle nicht die Ausrede sondern das anschließende Googeln.

    Ich gehe in die Pause und sehe einen Schüler, der gerade 90 Minuten Unterricht verpasst hat und der erzählt mir dann auf Nachfrage, dass er gerade auf der A3 im Stau stand. Warum sollte ich das nicht googlen? Würde dich das nicht interessieren, ob es stimmt? Ist dir vielleicht nicht bewusst, aber Staus werden gemeldet. Das zu googlen ist ne Sache von 30 Sekunden.

    Edit:

    ganz davon abgesehen, brauche ich eine Verspätung wegen Stau eh nicht entschuldigen. Hätte mir die Mühe gar nicht machen müssen, aber wenn mir der Schüler mir schon so konkret sagt, wo er angeblich im Stau gestanden habe, dass ich das schnell googeln kann, mache ich es doch.

    Hallo liebe Kollegen,

    ich habe ein recht abstruses Problem, zu dem ich gerne mal einen Rat und auch eine Einschätzung der rechtlichen Situation hätte.

    Ich bin Lehrer an einer beruflichen Schule und unterrichte eine 11. Klasse im Beruflichen Gymnasium in Deutsch, erst seit diesem Schuljahr. Schüler XY wiederholt die Klasse bereits und ist insgesamt bekannt für häufiges Fehlen, mangelndes Arbeitsverhalten etc. Der Schüler war tatsächlich noch nie pünktlich im Unterricht. Entweder kommt er gar nicht oder zu spät. Einmal kam er nach dem Unterricht, nach einer Doppelstunde. Ich habe ihn draußen auf dem Flur gesehen, wie er sich mit einem Mitschüler unterhielt. Er hat mich nicht mal angesprochen, ich bin erst an ihm vorbei und dann noch mal zurück und habe ihn gefragt, wo er herkomme, da sagt er, es tue ihm Leid, er habe im Stau gestanden mit seinem Motorrad auf der A3. Habe das gegooglet und es gab keinen Stau auf der A3 an dem Morgen. Er würde mir das gleich entschuldigen, meinte er zu mir, ich sagte ihm dann, dass ich das nicht entschuldigen könne. Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber ihr versteht wohl, was Sache ist. Er kommt auch zu spät, wenn wir nicht zur ersten Stunde haben und er bereits in der Schule ist. Bei Verspätung rede ich jetzt nicht von 2 Minuten oder so, sondern es sind schon regelmäßig 8-10 Minuten oder mehr. Der Schüler holt die verpassten Unterrichtsinhalte auch nicht nach. Er hat zudem keinen Ordner, nur einen Collegeblock, kommt aber regelmäßig ohne die Blätter/TExte aus dem Unterricht. Zudem ist er regelmäßig am HAndy. Habe ihm die ersten Male noch was dazu sagt, mittleweile trage ich es nur noch im Klassenbuch ein. Vor den Ferien habe ich jetzt so ein Formular der Schule an die Eltern geschickt und sie hierüber informiert, also dass er zu spät oder gar nicht kommt, regelmäßig am HAndy ist, keinen Ordner hat.

    Vorhin hat mir der Klassenlehrer eine Mail der Eltern weitergeleitet, in denen diese sich tierisch über diese Benachrichtigung aufgeregt haben. Die Eltern haben behauptet, XY habe keine unentschuldigten Fehlstunden. Er fahre mit dem Motorrad zur Schule und den Eltern sei sehr daran gelegen, dass er sicher fahre - klang jetzt so, als würde er zu spät zum Unterricht kommen, weil er nicht rast.. Einen Ordner brauche er nicht, er nehme täglich die Sachen mit, die er benötige. Und dass er in den heutigen digitalen Zeiten sein Handy nicht benutzen dürfe, sei absolut unverständlich.

    Soweit so gut, jetzt wird es richtig interessant. Die Eltern sprechen ein Gespräch an, das ich vor Kurzem mit ihm und seinem besten Freund, der ebenfalls in der Klasse ist und so quasi die light-Version von XY ist, geführt habe. In diesem Gespräch habe ich die beiden darauf hingewiesen, dass es für sie beide alles andere als rosig aussieht. Die Eltern schreiben jetzt in ihrer Mail, dass ich in diesem Gespräch zu den beiden gesagt hätte, ich würde ihnen am Ende des Halbjahres ein paar Punkte von der Note abziehen, "weil ich es kann". Dies ist natürlich eine glatte Lüge. Die Eltern schreiben weiter, dass ich offensichtlich persönliche Probleme mit ihrem Sohn hätte und dass mein Verhalten ihrem Sohn gegenüber an Mobbing grenze. Sollte ich dieses Verhalten nicht einstellen, würden sie sich Hilfe holen. Dann stehe es "Aussage gegen Aussage". Ich fasse das jetzt mal als rechtliche Drohung auf. Wobei ich sagen muss, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass der Kumpel von XY, wenn es hart auf hart kommen würde, die Wahrheit sagen würde.

    Ganz unabhängig davon, wie schätzt ihr die Situation ein? Probleme mit Eltern sind ja nichts Neues und da kann es auch schon mal unangenehm werden. Dass mir hier jetzt Mobbing unterstellt wird und dass ich aus persönlichen Motiven ihrem Sohn mit Absicht eine schlechte Note geben wolle, ist ja aber schon ein ziemlich harter Vorwurf. Ich frage mich aktuell, a) ob die Eltern hier nur bluffen und hoffen mir Angst zu machen oder ob sie wirklich über rechtliche Mittel nachdenken und wie diese Situation dann für mich aussehen würde und b) ob ich angesichts dieser recht krassen Anschuldigung nicht selber losgehen und mir rechtliche Hilfe nehmen solle. Ich bin noch nicht verbeamtet, habe aber den Rechtsschutz der GEW.

    Danke und viele Grüße

    Max

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