Soooo... Der gewünschte Kommentar zu "Lehrer werden in der Schweiz" 
Zur Erinnerung: Um sich auf Schweizer Festanstellungen als Lehrer zu bewerben, braucht man in den meisten Kantonen die "Anerkennung des ausländischen Lehrdiploms" (= der deutschen Staatsexamina) durch die EDK (=KMK).
Nachdem ich meine Unterlagen im Juni zur EDK (siehe oben) gesendet habe und mein Freund die 400 Schweizer Franken für mich überwiesen hat, erhielt ich eine Eingangsbestätigung. Danach schien bei der EDK Sommer- und Herbstpause zu sein, und eh auch noch der Winter verstreicht, dachte ich, ruf ich doch mal an um nachzufragen, wie der Stand der Anerkennung ist. Das war vor 8 Tagen.
Wunderbarerweise hatte ich auch gleich die Dame, die mir die Eingangsbestätigung unterschrieben hat, am Apparat. Und dann ging ein lustiger Dialog los:
Ich: Einsendung, Formular, deutsche Lehrerausbildung, blabla...
EDK: "Frau R? Wann haben Sie uns das denn gesandt?"
Ich: Juni, Eingangsbestätigung vom..., blabla...
EDK: "Es tut mir Leid, aber ich kann Ihr Dossier gerade nicht finden."
Ich: "???"
EDK: "Ich melde mich aber bis Ende der Woche bei Ihnen; Sie erhalten dann die Post mit der Anerkennung Ihres deutschen Lehrdiploms."
Ich: "Fein, vielen Dank, schönes Wochenende."
EDK: "Frau R, die Anerkennung für Herrn V senden wir im gleichen Brief!"
Ähm, Anerkennung für Herrn V? (Das ist der "Geldüberweiser" und Lebensgefährte.) Aber der ist doch gar nicht Lehrer, sondern als Portfoliomanager in ganz anderer Branche tätig? Aber egal, "Herr V" freute sich, als ich ihm erzählte, wir kriegen beide eine Anerkennung für das Schweizer Schulwesen. Er suchte sich dann schon mal die Berufsschule und das Fach "Kochen" aus.
Ende der Woche war natürlich nichts im Briefkasten, auch nicht Anfang dieser Woche. Bis gestern habe ich der EDK Zeit gelassen, dann habe ich wieder angerufen. Wieder war obige Dame am Apparat.
Ich: Guten Tag, Telefonat letzte Woche, Anerkennung, blabla...
EDK: "Frau R? Ich kann Ihr Dossier gerade nicht finden."
Ich: "Sie haben mir aber letzte Woche zugesagt, dass Sie mir den Brief mit der Anerkennung bis Freitag vergangener Woche senden."
EDK: "Nein, niemals... Ich habe nur gesagt..." (Der Rest rutscht murmelnd in Mundart weg.)
Ich: "Grrrr"
EDK: "Ich rufe Sie zurück."
Rückruf am gleichen Tag (also gestern):
EDK: "Also wir haben jetzt Ihr Dossier gefunden. Es ist bei der Expertengruppe zur Prüfung."
Ich: "Wie lange dauert denn die Prüfung?"
EDK: "Kann ich Ihnen nicht sagen. Wir melden uns bei Ihnen."
Heute, Anruf durch die EDK (andere Dame):
EDK: "Guten Tag Frau R, Sie haben in den letzten Tagen mehrmals nach dem Stand des Anerkennungsverfahrens gefragt. Ich kann Ihnen jetzt mitteilen, dass Sie die Anerkennung nicht erhalten."
Ich: "Bitte? Aber gestern war doch der Stand des Verfahrens, dass meine Unterlagen noch bei den Experten sind?"
EDK: "Ach ja... Aber..." *mundartmurmel*
Waren meine Unterlagen gestern noch verschollen (und später bei den Experten), stand heute morgen also plötzlich fest, dass ich keine Anerkennung meiner deutschen Lehrerausbildung für die Schweizer Schulsysteme erhalte. Erst recht nicht für beide Schulformen (für die ich ausgebildet wurde bzw. studiert habe). Für die Grundschule deshalb nicht, weil ich nur 4 Fächer studiert habe (für die Schweiz bräuchte man mindestens 5) und für die Sek I deshalb nicht, weil ich ja dann Schweizer Lehrer diskriminieren und vom Arbeitsmarkt verdrängen würde.
Mündlich zugesichert (daran wird sich nächste Woche wieder keiner erinnern können) hat mir die EDK-Vertreterin jetzt eine "Anerkennung unter Auflagen". Welche Auflagen das sind, steht noch nicht fest, weil die EDK noch keine Beschlüsse gefasst hat, welche Auflagen ausländische Lehrpersonen erfüllen müssen, um an Schweizer Schulen tätig sein zu können. Deshalb tagt die EDK mit den Pädagogischen Hochschulen, um Beschlüsse zu fassen. Auf die Frage, wer denn in der PH Bern/PH Nordwestschweiz/PH Zürich zuständig ist: "Die Hochschulen haben noch keine Namen mitgeteilt." - "Aber die EDK und die PHs haben doch schon getagt?" - "Ja."
Also gut. Im März werden die PHs der EDK Ansprechpartner mitteilen, dann soll ich mich mit diesen Ansprechpartnern zusammensetzen und die Auflagen mit der PH "individuell aushandeln".
Nun, dann werde ich wohl mal mit unserem Studienberater in der Mensa zu Mittag essen
.
Aus dem 45-minütigen Telefonat habe ich auch gelernt, dass die Ausbildung der Schweizer Primarlehrer sehr viel wissenschaftlicher ist als die in Deutschland und dass Schweizer Primarstufenstudierende viel mehr lesen und arbeiten als deutsche Studierende.
Da ich selbst an einer PH arbeite (ungefähr 400 m Luftlinie von dem EDK-Gebäude entfernt) und dort auch in der Lehre tätig bin, werde ich die Aussage der EDK im Januar bei meinen Veranstaltungen umsetzen: jede Woche ist ein 20-seitiger Aufsatz zu lesen (als ich noch studiert habe, mussten wir ~10 Seiten pro Veranstaltung vorbereitend lesen, und da ja Schweizer Studenten mehr arbeiten als deutsche, habe ich die Schweizerinnen bisher scheinbar unterfordert...).
Derzeit ist es echt ein schlechter Witz mit den Schweizer Behörden. Zum Glück bin ich auf die Anerkennung nicht dringend angewiesen, nicht auszudenken, was der EDK-Anerkennungs-Beschluss bedeuten würde, wenn ich arbeitslose Lehrerin wäre.
Daher: Liebe deutsche Lehrer, bleibt in Deutschland ("wir Schweizer sind nicht auf Lehrer aus Deutschland angewiesen" - habe ich heute wieder am Telefon gesagt bekommen) und hangelt euch durch die Vertretungsstellen. Die Schweiz scheint echt keine Alternative mehr zu sein.
LG, das_kaddl.