Grüessech aus Bern,
die Vorstellung der Veröffentlichung von Referendariatserlebnissen geistert ja ab und zu immer mal wieder und sowieso schon länger durch dieses Forum. Ich finde den Gedanken nicht uninteressant, aber ich vermisse die "Intervention" hinter dem aktuellen Aufruf von Titania.
Folgende Fragen könnten vielleicht hilfreich sein für eine weitere Strukturierung:
1) Welche Zielgruppe existiert für diese Art von Erfahrungsberichten?
2) Daraus abgeleitet: wo möchtet ihr gern veröffentlichen? Fachzeitschriften werden Einzelberichte, die lose zusammengefügt sind und vor keinem wissenschaftlichen Hintergrund stehen, wohl eher ablehnen - was bleibt also: Bild, Focus, Stern et al. Diese werden die Erfahrungsberichte mitnichten so abdrucken, wie ihr sie einreicht, sondern sie je nach Tagesformat ummünzen - sodass evt. schon bald die nächste "Faule-Säcke-Sicherer-Job-Debatte" ins Haus steht.
3) Was möchtet ihr damit erreichen?
Diese Fragen sind mitnichten provozierend gemeint, nur denke ich, dass es auch im Alltag nach dem 2. Staatsexamen noch genug Arbeit gibt. Es wäre schade, ginge die dafür benötigte Energie für ein Projekt verloren, das aufgrund unklarer Ueberlegungen zu scheitern droht. Geht es natürlich um eine Art Bewältigung durch Herausschreiben, muss man sich diese Fragen nicht stellen.
Ich war in den letzten 5 Tagen in Salzburg auf einer Tagung, die sich u.a. mit Empirischer Lehrerbildungsforschung beschäftigt hat. Darunter gab es auch einige Vorträge, bei denen Erziehungswissenschaftler das Referendariat untersucht haben. Vielleicht besteht ja Interesse, diese Leute mal anzuschreiben und sich die entsprechenden Studien durchzulesen?
Gerhard Schnaitmann vom Landesinstitut für Schulentwicklung BaWü hielt einen Vortrag über eine empirische Untersuchung zum Vergleich des alten und neuen Vorbereitungsdienstes für das Gymnasial- und Berufsschullehramt in BaWü; E-Mail: schnaitmann (at) abt1.leu.bw.schule.de
Wilfried Schubart, Karsten Speck und Ulrike Gladasch von der Uni Potsdam (Brandenburg) berichteten über "Ausbildungsprozess und Kompetenzen in der 2. Phase der Lehrerausbildung - Ergebnisse der Potsdamer LehramtskandidatInnenstudie". E-Mail: speck (at) rz.uni-potsdam.de
Hermann Josef Abs vom Dipf (Deutsches Institut für internationale pädagogische Forschung) trug die Ergebnisse einer vom Kultusministerium Hessen (!) geförderten Studie über "Entwicklung diagnostischer Kompetenz in der Lehrerbildung (2. Phase)" vor; Mail: abs (at) dipf.de
Was ich mit der Aufzählung meine: "wissenschaftlich" tut sich etwas, das teilweise sogar ministeriell angeschoben wurde und teilweise Vollerhebungen von Referendarsdurchgängen (z.B. bei der Potsdamer Studie) enthält. Dass es von der Studie zur Umsetzung und spürbaren Verbesserung leider dauert, ist wohl unvermeidlich. (Zumal die Verbesserungswirkungen ja nicht bei den "Erst-Probanden" gemessen werden können, da diese das Ref idR spätestens nach 2 Jahren absolviert haben.)
Was wissenschaftlich übrigens nicht untersucht wurde bisher, ist, inwieweit fortgebildete Ausbilder der 2. Phase den Erfolg der Referendare beeinflussen. Wäre ja eigentlich ein Thema für mich... aber naja, ich bin ja jetzt in der Schweiz. Hier gibt's kein Referendariat.
LG, das_kaddl.