Beiträge von Raket-O-Katz

    Und Raket-o-Katz: wenn man solche Stunden erstellt, wie viel echte Diskussion und kursangemessene Anpassung läuft dann noch?
    Ich habe ein Material und ein Lernziel und ein paar Ideen für Methoden. Und dann geh ich in den Kurs. Und dann guck ich, wie die arbeiten/auf das Material reagieren und DANN plane ich die Stunde im laufenden Unterricht weiter, nämlich angepasst an das, was der Kurs will/kann/muss. Nur so macht's doch Sinn?

    Also, ich glaube langsam ich arbeite auf der Insel der Glückseligen.

    Handhabe ich genauso. Es kann auch sein, dass die Stunde einen ganz anderen Verlauf nimmt, wenn es sich ergibt und Sinn macht.
    Ehrlich, ich war völlig entsetzt, als ich Dateien mit Stundenplanungen erhielt, die die Kollegin mir netterweise zur Verfügung stellen wollte. Sie ist seit 15 Jahren dabei und hat auch viel Erfahrung in der SEK II und hat den Ruf als Methodenfee oder je nach Standpunkt auch Methodenmonster *g*. Dass sie aber Stundenabläufe in getippter Form anlegt und diese die wie ein Drehbuch anmuten (inklusive Regieanweisungen wie "Lehrer teilt Arbeitsblatt XYZ aus" / "Lehrer kündigt die Pause an") hat mich gelinde gesagt schockiert! So etwas habe ich vor meinen Examenslehrproben gemacht, weil ich alles im Griff haben wollte und Muffe hatte, dass ich aus Aufregung etwas vergesse. Aber doch nicht nach 15 Jahren im Dienst..... :staun:

    Bei uns wird sich das wohl fortsetzen, weil gerade die jungen, neuen Kolleginnen (ja, mehr die Frauen als die Männer) sich gerne an sie halten und sich dann diese Vorbereitung abschauen.

    Ich bin gerne zum Materialaustausch bereit, auch für Gespräche zu Inhalten etc. und auch zum Austausch von Informationen über gut gelaufene Stunden, aber sowas? Nein.

    PS, noch direkt zu deinem Text aus dem obigen Zitat: Die SuS frotzeln schon immer: "Bei XXX heißt es dann 'Sie haben jetzt 3,25 Minuten, um sich mit dem Partner auszutauschen. Dann haben Sie 4,78 Minuten, um eine Placemat-Activity zu machen." etc. *schreiiiiiii*

    Wenn ich mit voller Stelle (NDS) 40 Stunden/Woche Präsenzpflicht hätte, bei eigenem Arbeitsplatz, mit genügend Ablage / Lagerplatz für Material, mit PC, mit Drucker und ohne ständig quasselnde Kollegen(innen, um genauer zu sein), dann wäre ich sofort dabei! Und: Mit Verlassen des Schulhofes am Nachmittagsende, wäre dann SCHICHT! Was dann nicht abgearbeitet ist, bliebe dann liegen..... *g*

    @ DeadPoet: Genau die selben Gründe wie bei uns. Nur, dass von 27 Fachschaftskollegen 5 immer die Leistungskurse machen. Die Grundkursbesetzung liegt letztendlich immer (!) bei der SL, da sich niemand freiwillig meldet. Ich für meinen Teil bin sehr gerne dabei, weil ich die Arbeit mit den älteren Schülern vorziehe und mich über die vielen neuen Lektüren etc. freue.

    @ Meike: Ja, die GALA. *schauder* Wenn beim Sport nichts anderes an Lesemappe da ist, lese ich das Heft auch mal. Allerdings habe ich dann Schwierigkeiten, die 10 Minuten Aufwärmtraining mit Lektüre zu schaffen. *g* Und die Dame ist gerade Anfang 40....!

    Die Kollegen, wie hier in den Leistungskursen Englsich unterrichten, tauschen sich auch aus und geben Material weiter. Klausuren werden, wenn möglich auch identisch gestellt (Kurse liegen dann parallel). Was mir allerdings zu viel wird ist, wenn Kolleginnen gemeinsam akribisch Stunden bis in die letzte Minute planen und dann auf dem Skript der Lernspirale dann alles wörtlich steht wie beispielsweise: "Good morning class. Last lesson we talked about XXX. Today I want you to ...." Und so weiter. Also wirklich..... Ein wenig Rest-Denkvermögen habe ich nach 10 Jahren immer noch erhalten. *g*

    Was das Fachliche im Unterricht angeht, gebe ich gingergirl recht. Das muss sitzen. Ich bezog mich nur darauf, dass man in der Freizeit (!) nicht unbedingt Literatur lieben muss, um fachlich fit zu sein.

    Bei uns gibt es jedes Jahr ein massives Rumgeeiere, weil keiner die Englisch-Leistungskurse belegen will. Einige Kollegen sagen direkt: "Da muss ich ja Romane für lesen." Das ist ein Armutszeugnis. Eine Bankrotterklärung der Fachkollegen. Wenn ich allerdings bei privaten Einladungen der Fachkollegen mal einen Blick auf den Bücherschrank werfe, dann wird mir einiges klar. OK, ich stimme zu, dass man nicht ausnahmslos Klassiker lesen muss, aber ein Umgang mit Literatur, klassisch oder popkulturell, wie Nele es weiter unten beschreibt, sollte doch drin sein. Ist es aber bei sowohl den Englisch- als auch nahe zu 100% der Deutschkollegen nicht. Wenn es so aussieht, dass die promovierte Deutschkollegin die "Gala" abonniert hat, die Dame mit Englisch/Deutsch die "In Touch" und die Englischkollegin in ihrer Freizeit vorrangig an der VHS Filzkurse belegt und "Billy Elliot" als "das ist aber nicht anspruchsvoll" tituliert, dann graut mir..... Denn mehr haben die nicht zu bieten. Merkt man in Gesprächen. Und Deutsch-Leistungskurse machen sie lieber, weil es da schon ewig die Abiboxen gibt, welche Romane nur anreißen. Traurig....

    Das ist wirklich ein Hammer - von Seiten des KL und der SL und natürlich der Brief selber. Sind solche Briefe an dieser Schule schon Alltag und die Kollegen so abgestumpft, dass man nichts unternimmt?

    Ich denke, der zeitliche Abstand ist nicht dein Verschulden. Der Kollege KL hat das zu verantworten. Ich würde an deiner Stelle rechtliche Schritte unternehmen. Es muss der Schülerin deutlich gemacht werden, dass so ein Verhalten absolut nicht akzeptabel ist und Konsequenzen nach sich zieht. Wenn nicht durch die KL / SL, dann auf anderer Ebene. Wie alt ist die Schülern?

    Grüße vom
    Raket-O-Katz


    Dass über den Unterricht hinaus Mehrarbeit anfällt ist mir klar, ist ja auch in anderen Berufen so. Nur werden dort Überstunden A) bezahlt und B) als Ausnahmefall behandelt. Wenn der Arbeitgeber seinen Angestellten vertraglich bindend für 40 Wochenstunden anstellt und entsprechend bezahlt und ihn dennoch zwingt, permanent 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, läuft gewaltig was schief. Meines Wissens ist es in Deutschland sogar so, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, dem Arbeitnehmer bei Phasen mit überdurchschnittlicher Wochenarbeitszeit diese durch anschließenden Freizeitausgleich zu kompensieren.

    Und das gesetzliche Anrecht auf 48 Stunden die Woche maximale Arbeitszeit haben LehrerInnen genau wie andere Arbeitnehmer auch. Wenn die schon abgedeckt sind, wieso sich dann noch die vielen Zusatzaufgaben (AGs, Vertretungsstunden, Übernahme von Verwaltungsaufgaben undund) unbezahlt aufnötigen lassen?

    1. Unsere Arbeitszeit ist wie schon von Bolzbold beschrieben nicht immer direkt greifbar. Mein Unterricht hat 45 oder 90 Minuten, das ist messbar. Die viele anderen Tätigkeiten, die hier genannt wurden von zwinged erforderlich (Korrekturen, Vor- und Nachbereitung etc.) bis zusätzlich sind oft nicht in der Öffentlichkeit und erst recht gibt es da keine Stechuhr. In anderen Berufen bin ich halt von X bis Y Uhr im Büro und das wird auch so vertaktet. Bei uns nicht.

    2. Unsere Arbeitgeber verpflichten uns schon zu 41 Stunde oder 40. Dass da noch so viel hinzu kommt ist teils gewollt und teils eigenes Zutun des Lehrers. Und jetzt wird es spannend! Würde ich nach meinen jetzt 12 Jahren im Dienst die Stoppuhr anwerfen und nach 41 Stunden (würde ich volle Stelle machen) den Griffel weglegen - dann, ja dann würde vieles liegen bleiben. Ich müsste dann im Mai beispielsweise entscheiden: Abi pünktlich wiedergeben oder doch noch Unterricht vor und nachbereiten, das Elterngespräch führen, zur in der Korrekturphase angesetzten DB gehen oder nicht, andere ARbeiten korrigieren? Quadratur des Kreises, weil es Stoßzeiten gibt und in anderen Phasen mehr Leerlauf sein kann. Dem Arbeitgeber ist das Wumpe - er setzt darauf, dass der gute Lehrer sich voll und ganz einsetzt. Wir wollen doch die Kinder nicht im Stich lassen, oder???

    3. Überstunden kann man auch minimieren, in dem man flink korrigiert oder fertige Unterrichtsmodelle nimmt oder so. Wird nur auf Dauer unbefriedigend sein und mit Sicherheit das ein oder ander Mal auch nach hinten losgehen. Alternative: dickes Fell.

    4. Wieso Zusatzaufgaben machen? Warte das Ref ab! Guten Eindruck muss sein, also beteilige ich mich an Arbeitsgruppen und so. Gerade bei deiner Fächerkombi sollte das Gutachten der SL lieber gut ausfallen. *gg* Feste Stelle? Ein guter Ruf will erworben sein! Schnell noch eine AG oder eine Arbeitsgruppe mit wuppen. Leistungskurs? Ja klar! Vertretungen? Sicherlich, man ist ja auf Probe dabei. Geht schneller, als dir lieb ist.

    :)

    Referendariat: 20km one way
    Seit 10 Jahren 60 km one way von einer mittelgroßen Stadt zur Dienststelle in einer ländlichen Kleinstadt.

    Ich würde nicht am Schulort wohnen wollen. Mein Partner (selbe Schule) wohnte dort 10 Jahre. Wenn ich am Wochenende dort war oder unter der Woche übernachtete kam genau das folgende ins Spiel:

    Oder ich würde mich im Cafe von Schülern bedienen lassen... im Supermarkt würden sie vielleicht kassieren... etc.

    Abends ins Restaurant: links Schüler mit Freundin, rechts Kollegen, hinten sitzen Eltern. Und:

    Eltern gesehen... ich konnte sie nicht einordnen, ich wusste nur: irgendwoher kenne ich sie.

    Schlimmer dann noch, wenn man die Eltern erst gar nicht erkennt, diese einen wiederum aber sehr wohl. Ich habe mich immer unwohl gefühlt, z.B. in der Kneipe oder im Restaurant. Über was kann man mit dem Partner reden, wenn man von Schülern, Ex-Schüler, Kollegen, Eltern und unerkannten Eltern umgeben ist? Noch einen Wein bestellen...? In Schlabberkleidung raus? Usw.

    Shoppen, Fitnesscenter, Spaziergänge... Ganz banale Sachen.

    Eben. Schülerin bedient im Bekleidungsgeschäft oder in der Eisdiele oder an der Supermarktkasse (Oh, Raket-O-Katz hat dies, das und jenes im Wagen). Eltern stellen die lokale Ärzteschaft. Eine Kollegin überhörte ich mal, wie sie zu einer anderen sagte, sie würde nicht in den Stepper-Kurs des lokalen Sportvereins gehen, weil die Mutter einer ihrer Schülerinnen den geben würde. Mädel war schwierig, Kollegin Klassenlehrerin und man dutze sich im Kurs.

    Ich will mich da nicht auch noch im Rest meines Privatlebens einschränken lassen, weil ich mit überall beobachtet fühle oder in privaten Situationen den o.g Gruppen begegne. Schule frisst sich eh schon in alle Ritzen, so dass ich irgendwo auch mal nicht die Frau Lehrerin sein will.

    Nach 10 Jahren kennt man ohne hin schon so viele SuS, deren Eltern, Geschwister etc. dass in einer Kleinstadt das bald zu viel wird für meinen Geschmack.

    OK, andererseits und wie auch schon von anderen hier erwähnt, geht jeden Monat eine Menge Geld drauf. Auch der Zeitverlust ist nicht unerheblich, durch die Fahrerei und teils übles Gewarte, wenn um halb 10 Unterrichtsschluss ist und die Konferenz um 17 Uhr los geht. Dennoch: Das binde ich mir gerne ans Bein.

    Etwas anderes wäre es, wenn ich an meinem jetztigen Wohnort, eben jener mittelgroßen Stadt arbeiten würde. 7 Gymnasien, da verteilt sich die Kundschaft schon gut. :)

    Hallo Anna Lisa,

    der Text ist elendig lang und die Kollegin mächtig frustiert.
    Was mich an unsere Abläufe hier erinnert ist die immer mehr überhand nehmende zentrale Testerei, auf die es teils noch nicht einmal Feeback gibt. Das Niveau (a. auch andere Diskussionen hier) sinkt. An meiner Schule gelten bereits Kinder, die vor 10 Jahren noch ganz normale Gymnasiasten gewesen wären als "hochbegabt". Dabei sind sie bloss so motiviert, leistungsstark und aufnahmefähig, wie es eigentlich am GYM sein sollte. Nicht mehr und nicht weniger. Würde man sie richtig fordern, dann würden die vielen 1ser im Zeugnis, wie im Brief der Kollegin aus den USA, auch nach unten rutschen.

    Die bereits jetzt schon geforderten Quoten für gymnasiale Ausbildung (über 40% eines Jahrgangs sollen es doch bitte schön sein) passen ebenfalls ins Bild.

    Es fehlt noch die Lehrer-Evaluation und der offene Druck der SL.

    Meine Klasse ist das aber gewohnt und die arbeiten dann auch ruhig und alleine, wenn sie was zu tun haben und ich mit ner anderen Gruppe arbeite.
    Bei mir wuerde aber auch niemand einfach den Kopf auf den Tisch legen und einschlafen,...ob nun ueber- oder unterfordert. Selbst meinen Foerderkindern ist klar, dass ich sie fuer ihren Leistungsfortschritt verantwortlich mache.

    Ich würde mich schon freuen, wenn die Regelschulklassen ohne I-Kinder in Gruppen ruhig und alleine arbeiten würden.... Wenn's nicht klappt ist der Lehrer schuld, weil Material schlecht ausgewählt, Methode nicht passend blabla. Bekommt man hier schon im Ref. eingebläut.

    ich setze sie eben an den Computer

    Welcher Computer? Für 1300 SuS haben wir 5 Räume mit PCs. Je Raum stehen 22 PCs, bei Klassenstärken von 30+ Schülern. Von den 22 PCs gehen meist 5 nicht und wenn alle im Internet unterwegs sind geben bis auf 5 alle Rechner den Geist auf.

    Ich wünsche mir manchmal das Klassenlehrer-Raum-Prinzip, wie ich es in den Niederlanden kennen gelernt habe. Wie mein Raum aussehen und ausgestattet wäre, wüsste ich jetzt schon. Da wir aber nur minimalen, individuellen Stauraum, keine Arbeitsplätze (5 PCs für 120 Kollegen) und eben von den Schülern "bewohnte" Klassenräume haben, wird das nichts. Die niederländischen Kollegen hatten (Neid---) alle mögliche Materialien, Arbeitsblätter, Bücher, Anschauungsobjekte sowie sogar 1 - 2 PCs in ihren Räumen. Klassen mit maxial 20 SuS. Keine Inklusion. Ich träume mal weiter. :)

    :)

    Was du schilderst deckt sich vielfach mit dem, was in den Threads besprochen wurde und wird. Stöbere da mal durch. Das Inklusionstagebuch von Rotherstein ist sehr interessant. Rotherstein ist erfahrene FS-Kollegin und zeigt sehr anschaulich, wie das ganze von dieser Seite aussieht. Ich habe viel gelernt aus ihren Berichten.

    Du wirst etwas Zeit brauchen, um die Threads zu durchforsten. Einige Unterhaltungen kann man auch kursiv lesen. :) Insgesamt spielt sich aber das wieder, was du erlebst. Man möchte, ist aber hoffnungslos dieser Inklusion ausgeliefert, die so nicht funktionieren kann. Da, wo anderes berichtet wird, ist die Personaldecke vorhanden sowie Stunden und Material etc. gegeben.

    Lass dich nicht zu sehr frustieren. :)

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