Beiträge von Bolzbold

    Die Schulmail vom 22. April 2021 gab das so vor. Das Infektionsschutzgesetz ermöglicht eine Präsenzbeschulung bei einer Inzidenz von konstant unter 100. Es ist also damit zu rechnen, dass unsere Ministerin früher oder später auch wieder die Vollpräsenz durchdrücken wird. Das war lange Zeit ihr Dogma. Dafür braucht es nur eine einzige weitere Schulmail - und ich tippe darauf, dass diese Ende Mai / Anfang Juni kommen wird.

    Ihr erinnert Euch aber noch daran, wie diese Aufklärung bei uns vonstatten gegangen ist.

    Erst hat man progressive Denker als Ketzer verbrannt.
    Dann haben sich verschiedene Lager jahrelang gegenseitig die Köpfe eingeschlagen.
    Dann haben sich die Anhänger der Freiheit gegenseitig die Köpfe abgeschlagen, bis ein starker Mann an der Spitze wieder für Ordnung sorgte.
    Auf der anderen Seite des großen Teichs hat man Demokratie zunächst so verstanden, dass nur besitzende weiße Männer Stimmrecht hatten. Allen anderen war es versagt.

    Wie soll nun angesichts der allgegenwärtigen Machtdemonstration des Westens der konservative Islam sich aufklären, ohne dies als Kapitulation vor dem Westen zu begreifen? Und was würde sich effektiv ändern? Der Islam würde nicht mehr den Vorwurf erhalten, Frauen zu unterdrücken. Er bliebe wirtschaftlich und politisch benachteiligt - weil der Westen es so will. Ist der Westen überhaupt für eine Begegnung auf Augenhöhe bereit? Oder freut man sich lediglich darüber, dass das einst ungezogene Kind jetzt endlich artig geworden ist?

    @Pyro 

    Deine Fragen gehen an dem, was ich geschrieben habe, vorbei. Zur Wertigkeit des von Dir genannten Gedankenguts habe ich mich nicht geäußert.

    Worüber ich mich geäußert habe, ist die westliche Anmaßung, über "anerzogene Freiheit" zu sprechen. Damit suggeriert man dem Gegenüber, dass er/sie nur nicht weiß, dass er/sie unfrei ist. Und das fände ich den von mir angeführten jungen Frauen gegenüber anmaßend. Daraus wiederum habe ich die Arroganz des Westens etwas ausgeweitet und mit Beispielen versehen.

    Ja, so kann man sich die Weltgeschichte zurechtlegen. Als Historiker muss ich mich dann aber ausklinken.

    Wenn Du Machtverschiebungen, Länderschacher und weitere historische Entwicklungen als bloße Phänomene begreifen möchtest, dann tu das. Das Phänomen Radikalisierung kennen wir auch aus der Weltgeschichte - es ist weder charakteristisch noch typisch für den Islam. (Und hier suche ich mal beizeiten nach einem geeigneten wissenschaftlichen Werk, das religiöse Freiheit/Unterdrückung Andersgläubiger unter christlicher sowie unter muslimischer Herrschaft vergleicht.)

    Oder geht es am Ende doch nur darum, dass wir die Guten sind und die anderen die Bösen?

    Naja Türkei war ja beispielweise mal weiter Anfang 1900er. Der Islam hat sich ja in den letzten Jahren zunehmend radikalisiert. Iran ist auch so ein Beispiel. Und der nahe Osten war nie wirklich kolonialisiert. Zu glauben, es wäre mal wieder die Schuld des Westens, halte ich für Quatsch. Der Islam hat es ganz alleine geschafft.

    Ein Turnpoint war sicher der 11. September 2001. Das hat aber nichts mit Kolonialisierung zu tun.


    "Nie wirklich kolonialisiert" - Stichwort Sykes-Picot Agreement.

    Zum Einlesen: A line in the sand von James Barr. Zur weiteren Lektüre empfehle ich Destiny Disrupted: A History of the World Through Islamic Eyes von Tamim Ansary.

    Insbesondere das Werk Ansarys hat mir sehr wertvolle Einblicke in den gesamten historischen Problemkomplex gewährt.


    Ein weiteres Beispiel für das Vorgehen des Westensauf dem indischen Subkontinent findet man in The Untold Story Of India Partition: The Shadow Of The Great Game von Narenda Singh Sarila.

    Man kann Dinge für Quatsch halten, aber man sollte wissen, wovon man redet.

    Tommi

    Wenn wir so argumentieren, dann kann man jede Freiheit als anerzogen unterminieren.

    Ich habe tatsächlich mehrere muslimische Abiturientinnen kennengelernt, die freiwillig und bewusst das Kopftuch getragen haben, gleichzeitig aber Medizin etc. studieren wollten. Diese jungen Frauen waren gebildet, fleißig und selbstbewusst. Wer wäre ich da, mir anzumaßen, diese Entscheidung als "anerzogene Freiheit" zu kritisieren?

    Dass der heute mehrheitlich praktizierte Islam patriarchalisch bzw. in Teilen frauenfeindlich ist, lässt sich nicht leugnen. Das war aber nicht immer so. Seitens des Islams wird der Westen - teils zu Recht - seit Jahrzehnten als erhebliche kulturelle Bedrohung empfunden.

    Wir sollten das Problem daher auch einmal von der anderen Seite betrachten. Wenn ich mich kulturell bedroht fühle, habe ich zwei Möglichkeiten. Ich leiste Widerstand, indem ich meine Werte übersteigere und ggf. in Extreme abdrifte, was ich ohne diese Bedrohung gar nicht tun wollte. Oder ich "ergebe" mich dieser Bedrohung und knicke ein - auf Kosten meiner kulturellen Identität.

    Dieses Phänomen haben wir auch bei Thema Integration in Deutschland.

    Wir sollten auch nicht verkennen, dass wir im Bereich Emanzipation zwar ein paar Jahrzehnte weiter sind als die Muslime, aber eben auch nur ein paar Jahrzehnte. Und wir maßen uns an, durch diesen Vorsprung auf der Seite "der Guten" zu sein und auf anders geartete Kulturen herabzusehen. Diese westliche Arroganz ist widerlich und heuchlerisch. Mit dieser Überlegenheit wurde vor 150 Jahren bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Großteil der muslimischen Welt kolonialisiert. Da hat der Westen Menschen in "Rassen" eingeteilt und über ihren Wert geurteilt.

    Heute kolonialisieren wir nicht mehr in dieser Form - aber wir setzen kulturell und wirtschaftlich diesen Kolonialismus fort - wähnen uns denjenigen überlegen, denen wir jahrzehntelang wirtschaftliche Blüte, politische Freiheit und kulturelle Selbstbestimmung aus Gier und Eigennutz vorenthalten haben.
    Und dann schwingen wir uns auf einmal zu kulturellen Rettern der Welt auf, regen wir uns über ein Kopftuch auf, als wäre es die Ausgeburt allen Übels...

    ...wir können wirklich stolz auf uns sein...

    @Steffi1989

    Die Entscheidung war zu dem Zeitpunkt, an dem Du sie getroffen hattest, richtig. Freundschaften sollen einem eigentlich grundsätzlich eher gut tun als belasten. Wenn Letzteres überwiegt, und der andere um der Freundschaft Willen nicht zum Einlenken oder zur Mäßigung bereit ist, dann war es das eben.
    Es tut eine Weile weh - aber dann kann es auch ein bisschen befreiend und entlastend sein.

    Darum geht es ja zum Teil gar nicht mehr. Der derzeitige Stand ist, dass aktiv nach Verfehlungen (unter Zuhilfenahme maximal missgünstiger Interpretation des Gesagten) gesucht wird, um anschließend jemanden zu diskreditieren. Da werden dann auch gern mal Äußerungen von vor 20 Jahren ausgegraben. Das ist die bewährte alte politische Schmutzkampagne, die durch die technischen Möglichkeiten in der Breite angekommen ist.

    Außerdem: Wenn ich im Cafe am Nachbartisch ein Gespräch mithöre, in dem die Beteiligten "unkonventionelle" (aber nicht strafbare) Meinungen äußern, muss/soll/darf ich mich dann einmischen? Ist das dann nicht genauso Geltungssucht und Virtue Signalling?

    Ist es nicht im Grunde beides?

    Das Mitteilungsbedürfnis auf der einen Seite und das "Vernichtungsbedürfnis" auf der anderen Seite?

    Beides ist ganz gruselig.

    Was das Gespräch am Nachbartisch angeht, so lasse ich das eigentlich immer unkommentiert, sofern man nicht über meine Familie oder mich spricht. Da hält sich meine Geltungs- oder Erziehungssucht in Grenzen.

    Muss man eigentlich seine Meinung unbedingt überall kundtun - gerade wenn man antizipieren könnte, dass es zu entsprechenden Reaktionen kommen könnte?

    Ich frage mich dann immer, was der Nutzen ist, wenn man sich hinstellt und postuliert, dass man es eklig findet, wenn sich zwei Männer küssen?
    Warum muss man das unbedingt äußern?
    Warum kann man diese Haltung nicht für sich behalten?

    Ist es letztlich nicht pure Geltungssucht?

    Ich stimme O.Meier hier zu.

    Die Kommentare bei einer bekannten Tageszeitung aus der Region zum Artikel über Herrn Lehmann zeigen auch, dass sich hier ein pervertiertes Unrechtsempfinden entwickelt hat nach dem Motto: "Wenn der andere sich mal nicht so anstellen würde - mein Verhalten ist doch halb so wild."
    Dies bemerke ich zunehmend bei rassistischen Äußerungen oder solchen, die so empfunden werden können. Soll sich der Schwarze eben mal nicht so anstellen - dann hätte Herr Lehmann jetzt kein Problem.

    Das lässt sich leider auch auf viele andere Bereiche unseres Lebens übertragen - der Straßenverkehr ist nur ein jedem bekanntes Beispiel dafür.

    Ich weiß. Bei der Registrierung. Aber wenn Du den Termin buchen willst und die Termine bereits festgelegt hast, musst Du bei der endgültigen Buchung genau die Berechtigung nach § 3 bestätigen.

    Bei der KVNO musste man bestätigen, dass man §3 der Impfverordnung erfüllt - das wäre Prio 2. Somit hätte man eigentlich vor der offiziellen Freischaltung, die für 8 Uhr vorgesehen ist, keinen regulären Termin machen können.

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