Beiträge von Bolzbold

    Ich denke, hier gibt es vermutlich nur ein "definitiv falsch", aber abseits davon jede Menge Bereiche, in denen man über dieses oder jenes Vorgehen diskutieren kann. Fakt ist, dass jedwedes Handeln von uns als Lehrkräften sowohl positive wie negative Auswirkungen oder Einflüsse auf unsere Schülerschaft haben KANN - aber eben nicht muss. Vor dem Hintergrund kann eine Diskussion über ein Selbstmordvideo für einige Lerngruppen sinnvoll sein, für andere wiederum nicht.
    Es gibt auch die Möglichkeit, dieses Thema anzusprechen, ohne seine Schüler zu zwingen, sich damit auseinanderzusetzen - ebenso wenig, wie ich als Geschichtslehrer meine Oberstufler zwinge, sich eine Dokumentation mit gespielten Elementen anzusehen, in denen eine Vergasung live gezeigt wird.

    Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass die Generation "My life is an Instagram story" irgendwann auch im Referendariat bzw. im Schuldienst aufschlägt. Die Leute, die 20 Jahre jünger sind als ich, wirken auch auf mich zum Teil noch wie halbe Kinder. Das liegt zum Teil an ihrem Verhalten, zum Teil daran, dass ich einfach zunehmen ein älterer Sack werde.
    Meine ReferendarskollegInnen waren größtenteils gestandene Menschen, darunter war niemand, den ich als Mädchen oder Jüngelchen bezeichnet hätte.
    Heute wäre auch ich geneigt, die jungen dynamischen KollegInnen mitunter als genau das zu bezeichnen. Womöglich haben aber auch die KollegInnen, die entweder jetzt oder seit zehn Jahren pensioniert sind, auch so über mich gedacht. Ist eben eine Generationensache. Mir persönlich fällt es mitunter schwer, KollegInnen, die fast meine Kinder sein könnten, wirklich ernst zu nehmen. Ich kann das aber reflektieren, so dass ich selbstverständlich der 27jährigen Klassenlehrerin meines Sohnes, die locker eine meiner Abiturientinnen hätte sein können (meine ältesten ehemaligen Schüler sind 32), den ihr gebührenden Respekt entgegenbringe.

    Hach, iIch liebe dieses Wechselspiel von weltfremd und illegal. Immerhin kann man sich ganz gleich, wie man sich als Eltern entscheidet, aussuchen, von wem man sich dann eins verbal in die Fresse hauen lässt... Sollte irgendwann ein Elternteil sich bei mir als stellvertretendem Klassenpflegschaftsvorsitzenden über Probleme mit WhatsApp beschweren, wird es da herzlich wenig Verständnis von meiner Seite aus geben...

    Für NRW, wo ich wohne und zur Schule gegangen bin:

    Bis 2006 hat der Drittelerlass gegolten. Somit fallen viele schulischen Entscheidungen bis 2006 da rein. Nun liegt die Verantwortung für die Notengebung beim Lehrer selbst. Damit ist bei uns oft argumentiert worden.

    Klar der Drittelerlass ist nicht mehr rechtskräftig, doch lassen sich idR viele Eltern damit noch abspeisen. Wie moralisch das ist, frag gerne an meiner ehemaligen Schule nach. Ich finde es selbst nicht gut, aber das war immer die Argumentation dieser Lehrer und auch der Schulleitung.

    Aber nur, weil die Eltern uninformiert sind. Es ist nicht nur moralisch fragwürdig - es ist schlichtweg unzulässig. Seitdem ich in der Schulbehörde arbeite und ja immer nur die Spitze des Eisbergs an Beschwerden mitbekomme, entwickle ich eine zunehmend stärker werdende Aversion gegen KollegInnen, die der Meinung sind, sie bräuchten sich nicht an geltende Verordnungen zu halten. Was glauben die eigentlich, wer die sind?!

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eltern keine Lust haben, die Handys oder den Medienkonsum ihrer Kinder zu überwachen und in den "Infight" zu gehen. Von den Eltern der Klasse meines Älteste hieß es dann großspurig: "Ich vertraue meiner Tochter", "Mein Kind kann immer zu mir kommen, wenn etwas ist."
    Als es Probleme im WhatsApp-Klassenchat gab, schauten auf dem Elternabend dann doch einige Eltern betreten, als ich dann sagte, dass SIE es waren, die um jeden Preis 10jährigen einen WhatsApp-Zugang - natürlich in der Regel unkontrolliert - einzurichten und über die möglichen Probleme gelächelt haben...

    Das habe ich diesmal genauso gehandhabt - bis jetzt kamen nie Rückfragen. Aber OK, in den Jahren zuvor habe ich das Finanzamt mit Belegen etc. zugemüllt - und ich sammle die Belege immer noch ganz akribisch, damit ich bei Rückfragen sofort alles einreichen kann.

    Interessant - bislang sind alle (!) von meiner Frau und mir gekauften Notebooks, Tablets etc. für den schulischen Einsatz voll absetzbar gewesen. Ggf. muss die SL eine Bescheinigung ausstellen, dass in der Schule nicht genug Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.

    Ich würde mich mit solchen pauschalen Urteilen zurückhalten - immerhin ist das Kind regulär auf die weiterführende Schule gekommen. Dass hier im Hintergrund psychologisch gearbeitet werden muss, ist unstrittig. Ggf. ist ein dauerhafter Klassenwechsel denkbar.

    Unfähig braucht sich die TE deswegen aber nicht zu fühlen, denn die Schilderungen hier dürften ja nur die Spitze des Eisbergs ausmachen, da sie die Kinder womöglich jeden Tag sieht und den Stress jeden Tag mitbekommt.
    Die Äußerungen, die mit dem Handy aufgenommen wurden, sind nicht das Problem sondern die Aufnahme. Und Letzteres wiegt für mich deutlich schwerer. Dagegen muss etwas getan werden, weil das sonst Schule macht bzw. regelmäßig vorkommen wird und noch mehr Unfrieden stiftet. Wenn Schüler aktiv zur Vergiftung des Klassenklimas beitragen, kann man ihnen auch mit entsprechenden Ordnungsmaßnahmen begegnen. Und diese sollten völlig unabhängig von Deiner glücklichen oder weniger glücklichen Aussage ergriffen werden.

    Ich bin vor 15 Jahren auch auf die Idee gekommen, Flüssigkreide zu verwenden. Für dauerhafte Anschriebe ist die prima - für den täglichen Gebrauch aufgrund des erhöhten Beseitigungsaufwands nicht geeignet. Ich habe mich damals bei einigen alteingesessenen Kollegen deswegen sehr unbeliebt gemacht bis hin zur Aufforderung, keine Flüssigkreide mehr zu verwenden.

    Ich habe den Kreidestaub damals nolens volens hingenommen - eine annehmbare Lösung habe ich aber bis jetzt noch nicht gefunden.

    Naja, die Endgeräte für Schüler und Lehrer laufen über den Landeshaushalt und wurden von der Landesregierung beschlossen.
    Dass man die Kommunen hier bewusst im Regen stehen lässt, ist eine unglaubliche Sauerei.

    Föderalismus runter bis zur kommunalen Selbstverwaltung mag ja ein Ausdruck besonders demokratischer Mitwirkung sein - aber wenn es um landesweite Maßnahmen geht, ist das ein Bremsklotz sondergleichen.

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