Aktuell kann auch jeder Schüler unabhängig seiner Herkunft entsprechende Abschlüsse erwerben. Je schwieriger die Herkunft, desto weniger kann er sich auf externe Faktoren (z.B. Nachhilfe) beziehen, dann muss die Motovation stärker intrinsisch erfolgen. Das wäre aber auch an der Gemeinschaftsschule so. Ich selbst komme aus einem Nichtakademikerhaushalt, hatte in der Grundschule Freunde mit Haupt- oder Realschulempfehlung, ging dann später auf das Gymnasium, was nie ein Problem war. Ich wusste früh, dass Bildungserfolg für Erfolg im Leben entscheidend ist - und um zu dieser Erkenntnis zu kommen, ist jeder Schüler fähig, auch in Halle-Neustadt oder Dortmund-Nordstadt. Wer darauf keinen Bock hat, ist selbst Schuld - nicht das soziale Umfeld oder das Schulsystem.
Mit freundlichen Grüßen
Wie schön für Dich. Wäre diese Erkenntnis allen gegeben, dann würden alle Schüler aufs Gymnasium gehen. Auch wenn Du "einer von ihnen bist", solltest Du Dich nicht im Nachhinein hinstellen und alle diejenigen verurteilen, die nicht früh zu dieser Erkenntnis gelangt sind - es gibt genug Jugendliche am Gymnasium, die das selbst auch noch nicht begriffen haben.
Diese Erkenntnis kommt nicht aus einem selbst heraus. Es bedarf einer gewissen Erkenntnisfähigkeit und bestimmter Grundwerte wie Fleiß, Eigeninitiative, Anstrengungsbereitschaft, eigenes Denken und einige mehr. Wenn das zu Hause nicht vermittelt wird, dann wird das Kind der dritten Generation Sozialhilfempfänger im Leben nicht auf ein Gymnasium kommen. Ich war mit zwei Frauen zusammen, die jeweils aus nichtakademischen Elternhäusern kamen. Beide wurden / sind Lehrerinnen, der klassische Aufsteigerberuf. Und in beiden Elternhäusern waren die Eltern berufstätig, fleißig, anständig und haben bestimmte Grundwerte vermittelt, so dass sich die von Dir genannte Einstellung und Erkenntnisfähigkeit erst entwickeln konnte.
Schaut man sich heute die Vielzahl an Betrügern, Selbstdarstellern und sonstigen falschen Vorbilder (aus der Riege der so genannten "Promis", Influencer, Politiker, Wirtschaftsbosse, Musiker...) in den Medien an, dann suggerieren diese oftmals, dass man mit anderen, sicherlich nicht nur aus meiner Sicht negativen Werten Geld und Ruhm einheimsen kann.
Das Fehlen der oben genannten Erkenntnisfähigkeit als "kein Bock" zu etikettieren ist unglaublich selbstgerecht und borniert. Ich habe in den letzten Jahren genug Gymnasiasten beraten, die weder Anstrengungsbereitschaft noch Eigeninitiative gezeigt haben. Die soziale Herkunft und ein Minimum an Grips und ggf. mehr oder weniger Druck der Akademikereltern haben diese Kinder ans Gymnasium gebracht. Das war für die Kinder selbstverständlich - und trotzdem wiesen sie ähnliche "Unwerte" auf wie die sozial Benachteiligten. Dennoch erhoben sie Anspruch auf die entsprechenden gesellschaftlichen Positionen, obwohl sie nicht wussten, was sie aus ihrem Leben machen wollten. Es stand ihnen halt per Geburtsrecht zu... Und die Jugendlichen aus meiner Zeit als studentische Aushilfe im Internat waren da noch krasser. Die haben damals schulisch nichts auf die Reihe bekommen, sind aber heute größtenteils in gut dotierten Positionen in der freien Wirtschaft. Vitamin B macht's möglich...