EIne Gemeinschaftsschule kann im Prinzip durchaus funktionieren - vor allem dann, wenn sie nicht in direkter Konkurrenz zum mehrgliedrigen Schulsystem steht.
Die amerikanischen High Schools stehen natürlich nicht für exorbitant hohes Niveau, aber letztlich bieten sie in vielen Fächern eine vier- oder fünffache Differenzierung der Leistungsniveaus. Abhängig vom Level des Kurses gibt es entsprechend viele (oder wenige) credit points, die in ihrer Gesamtheit dann zu einem Schulabschluss und ggf. einem Platz an einem College oder einer Universität führen.
Solange wir in weiten Teilen der bundesdeutschen Gesellschaft ein Klassendenken als moderne Fortsetzung des Standesdenkens haben, werden wir das flächendeckend nicht erleben.
Was ich problematisch finde, ist, dass uns weder ein Klassendenken der Konservativen (Dreigliedrigkeit) noch der Egalitarismus der Sozialdemokraten und Sozialisten (Gemeinschaftsschule) weiterhelfen - leider aber ebenso wenig eine Kombination aus beidem, wie wir in der aktuellen Bildungslandschaft vorfinden.
Vielleicht wäre die Dreigliedrigkeit innerhalb einer Gemeinschaftsschule, d.h. Differenzierung auf drei Niveaus innerhalb der Schule eine Lösung. So separieren und selektieren wir nicht mehr, wir haben Schüler aller sozialen Schichten an einer Schule, schließen somit niemanden vom Bildungserfolg aus, denn jeder könnte bei entsprechender Leistung Abitur machen ohne die Schule zu wechseln. Dafür bräuchten wir aber Schulmoloche von 2000+ Schülern, um die Differenzierung effizient zu organisieren - und streng genommen das Verbot (kommerzieller) Privatschulen, damit die "Elite" nicht aus dem System herauskaufen kann. Müsste man nicht befürchten, dass so etwas im Falle einer Umsetzung wieder an zu wenig Geld für Personal, Ausstattung und Logistik scheitert, könnte ich mich als Gymnasiallehrer tatsächlich mit einer solchen Schule anfreunden.