Beiträge von Bolzbold

    Das mit dem Kredit kann man ebenfalls knicken. Bei dem Einkommen und keinem festen Job bekommt man so schnell keinen Kredit. Dann wäre auch noch die Frage der Rückzahlung. Aus dem laufenden Etat wäre ja eine Milchmädchenrechnung. Dann stellt sich auch die Frage, ob man unbedingt mit einem fünfstelligen Betrag an Schulden in den Beruf einsteigen möchte.

    @Thamiel

    Die Antwort ist mir zu pauschal, weil sie die Problematik gefährlich simplifiziert. Diese und ähnliche Antworten kommen in meinem Umfeld gegenüber einem Mädchen und deren Eltern vorzugsweise von anderen Eltern, die von der Themaik keine Ahnung haben, aber eben zu allem ihren Senf dazugeben wollen. Das trifft auf Dich sicherlich nicht zu. Hast Du außer Sport noch weitere Ideen?

    Um auf Deine Kritik bezüglich der fehlenden Hilfsmittel bei psychischen Problemen eingehen:

    Was schlägst Du denn an konkreten Hilfsmitteln für ADHS-Kinder vor, um sich nicht dem Vorwurf der Ignoranz oder Bequemlichkeit auszusetzen?

    Könnt Ihr diesen Kleinkrieg bitte lassen? Das führt in der Sache nicht weiter.

    Zur bisherigen Diskussion:

    Die Diskussion ist hier weitgehend sachlich verlaufen, wenngleich sie auch deutlich macht, wie wenig wir als Lehrer, auch wenn wir aufgrund von ADHS-Schülern betroffen sein mögen, effektiv mitreden können.

    Einmal unabhängig von der Gabe von Ritalin bleibt das Problem, dass ein ADHS-Schüler mitunter schwer beschulbar ist und eine erhebliche Belastung für die Lehrkräfte sowie seine Mitschüler darstellen kann. Er selbst leidet oft unter Ausgrenzung bzw. negativem Feedback und schlechten Noten.
    Nun gibt es Lehrkräfte und Mitschüler, die mal besser, mal schlechter damit umgehen können.

    Wenn es um die Frage nach Alternativen zu Ritalin geht, dann muss man sich fragen, welche Form von Therapie tatsächlich möglichst zeitnah durchgeführt werden kann und welche Form von Therapie in diesem Fall für den schulischen Vormittagsbereich überhaupt greift. Es würde mich in diesem Zusammenhang einmal interessieren, wie viele von Euch hier ADHS-Kinder kennen, die einerseits kein Ritalin bekommen und andererseits verhältnismäßig problemlos durch den Schulalltag kommen durch alternative Behandlungsmethoden.

    Ich selbst habe das nur bei ADS-Kindern erlebt, weil die natürlich nicht so auffallen wie ADHS-Kinder.

    Für gewöhnlich geht der Medikation eine lange Leidensphase in der frühen Kindheit des Betroffenen voraus, unter der nicht nur der Betroffene selbst sondern auch Eltern und Geschwister leiden. Bis die gesicherte Diagnose AD(H)S vorliegt, haben die Eltern oft sechs oder mehr Jahre Ungewissheit und gemeinsam mit ihrem Kind soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung erlebt, da das Kind verhaltensauffällig war - sei es in der Krabbelgruppe, im Kindergarten oder in der Grundschule. Die Außenstehenden sehen nur das "ungezogene Kind" und deren erziehungsinkompetente Eltern (rein vom Ergebnis her betrachtet) und rümpfen die Nase.

    Jeder verantwortungsvolle Arzt wird Ritalin nicht wie Hustenstiller verschreiben sondern die Eltern auf Vor- und Nachteile hinweisen und die langfristigen Auswirkungen sowie die Perspektiven aufzeiegn. Das "Ruhigstellen" ist aus meiner Wahrnehmung mehr ein Vorurteil alsdass es der primären Intention der Eltern entspräche.

    Der Umgang mit der Störung durch Nichtbetroffene ist heutzutage ein weiteres Problem. Es ist als Modekrankheit und somit als Generalentschuldigung für jedwede Form von unerwünschtem Verhalten verschrien. Das mag an der inflationären Diagnose liegen. Die wahren Gründe für AD(H)S sind ja immer noch nicht vollständig erforscht. AD(H)S ist hingegen das HIV der Störungen - man macht folglich einen weiten Bogen um betroffene Personen. Ich habe im schulischen Kontext den Eltern der betroffenen Kinder immer empfohlen, diskret mit der Diagnose umzugehen.

    In allen Fällen, die ich mit betreut habe, bestanden die Nebenwirkungen der Einstellung auf Ritalin darin, andere Kinder zu bekommen, die in Charakter und Persönlichkeit mit den ursprünglichen Menschen nichts mehr zu tun hatten.
    Ob sie glücklich darüber waren, konnte ich nicht mehr erfahren. Sie waren nicht mehr da.

    Nartürlich waren diese Kinder durch die Gabe von Ritalin "verändert" - wie sollte es auch anders sein, wenn die Störungsbilder zumindest temporär verschwinden?

    Du zeigst aber einen interessanten Punkt auf in Bezug auf die Wahrnehmung der Medikation:
    ADHS-Kinder zeigen unter Medikation natürlich nicht mehr die oben genannten Auffälligkeiten. Es stellt sich für mich die Frage, ob die Kinder durch die Gabe von Ritalin nicht ggf. viel eher ihre eigentliche Persönlichkeit zeigen, die eben durch die Störung überlagert wird.
    Die Störung sich wirkt sich ja in der Regel negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung der betroffenen Kinder aus und die Gabe von Ritalin kompensiert dies zumindest temporär.
    Nun könnte man anhand der Verhaltensänderung auch auf ein verändertes Persönlichkeitsbild schließen oder gar - wie es einige tun - von "ruhigstellen" sprechen. Faktisch kommt die Gabe von Ritalin tatsächlich einem Ruhigstellen gleich, wenngleich die Intention aus meiner Wahrnehmung meistens eine ganz andere ist. Es geht darum, ADHS-Kinder schulfähig(er) zu machen und ihren Leidensdruck zu lindern.

    Ich glaube, dass die meisten von uns an diesem Punkt der Diskussion die faktenbasierte Ebene zwangsläufig verlassen, weil wir keine Mediziner oder Psychologen sind, die das Störungsbild vollständig überblicken.

    §30 der ADO, die in NRW das Ganze regelt, sagt nichts über eine physische Anwesenheitspflicht. Da die zentralen Unterlagen vermutlich in der Schule liegen, kann bei einer Wahrnehmung der Dienstgeschäfte aus der Ferne ggf. das eine oder andere Problem auftreten.

    Das mit dem Cloudserver bei Schulen ist ja auch so eine Sache...

    AD(H)S sollte nie nur durch den Kinderarzt diagnostiziert werden, sofern er kein wirklicher Experte ist. Das Ganze sollte im Idealfall von wirklichen Experten mit nachhaltigeren Tests als den üblichen Fragebögen überprüft werden. Einmal abgesehen davon hilft Ritalin nur bei ADHS - brutal formuliert ist die Gabe von Ritalin ein zentraler Beleg für das Vorliegen von AD(H)S.
    Was betroffenen Kindern (und Eltern) sicherlich hilft, sind Verständnis und nicht mitunter durch von Halbwissen oder Besserwisserei geprägte Pauschalantworten. (Dazu gehören z.B. auch "Sport" und "konsequente Erziehung".)

    Das Grundproblem bei dieser Störung ist die Frage nach der schulischen Integration von ADHS Kinder. Die "Träumerle" (ohne "H") sind da sicherlich weniger problematisch als die "Rappeltiere".
    Letztere fallen durch häufige Unterrichtsstörungen, starken Bewegungsdrang und weitere Undiszipliniertheiten auf, die sich mitunter auch nachteilig auf das Leistungsverhalten und die Leistung an sich auswirken. Ich hatte in der Vergangenheit mehrere ADHS-Kinder am Gymnasium - alle sehr intelligent und im Kern nette Kinder - wäre da nicht ihre Störung gewesen.
    Als Lehrkraft mag man da Strategien entwickeln, um diesen Kindern zu begegnen. ADHS-Kinder haben jedoch ein sehr sehr hohes "Nerv"-Potenzial gegenüber ihren Mitschülern, was schnell zu sozialer Ausgrenzung führt. Auf Verständnis seitens der Mitschüler kann man da nur bedingt bauen. Darüber hinaus ist die Reizüberflutung ein nicht unerhebliches Problem für ADHS-Kinder. Das kann ich als Lehrkraft jedoch nur bedingt beeinflussen.
    Das eine oder andere Kind in meinen Klassen war ohne Ritalin schlichtweg unbeschulbar und sozial nicht integrierbar. Ich würde niemals hingehenn und Ritalin in jedem Fall empfehlen, jedoch sollte man sich über sowohl über die Konsequenzen der Gabe als auch über die Konsequenzen der Nichtgabe im Klaren sein.

    In allen Fällen, die ich mit betreut habe, war die Gabe von Ritalin bei allen Nebenwirkungen, die es zweifelsfrei gibt, die "Erlösung" - für alle Beteiligten. Die Kinder waren viel fokussierter, leistungsstärker und nach kurzer Zeit wieder in die Klassengemeinschaft integriert. Es waren glückliche Kinder, denen man ihre Störung nur dann noch angemerkt hat, wenn sie denn einmal vergessen hatten, die Tablette zu nehmen.

    Hallo CDL,

    aus meiner Sicht stellt sich das gerade so dar, dass sehr viele Leute hier irgendwie gegen den Einsatz digitaler Medien im Unterricht eingestellt sind und dabei so ziemlich jedes Argument recht scheint. Es ist doch schon haarsträubend, Onlinesucht überhaupt mit einem harmlosen Belohnungssystem, das noch dazu von Lehrkräften seit Jahren in der Praxis eingesetzt wird, in Verbindung zu bringen. Und jetzt noch China - demnächst bin ich noch am Kommunismus schuld. Wenn ich dann diese Haltung parodiere, ist das sogleich eine "pädagogische Bankrotterklärung".

    Ich wollte hier nur mit bester Absicht diesem Ansatz etwas Positives abgewinnen und Gedanken dazu in der Diskussion beisteuern. Nun werde ich harsch angegangen, die Anti-Digital-Fraktion bejubelt sich wechselseitig (Belohnungssystem lässt grüßen) und ich gehe mal wieder seit vielen Beiträgen leer aus. Dabei sind sie nur in der besten Absicht verfasst und haben mir bis vorhin auch noch großen Spaß bereitet.

    Der ist mir nun freilich komplett im Hals stecken geblieben. Ich bin hier für heute Abend erst mal raus, das ist glaube ich höchste Zeit. Der Gruppendynamik hier habe ich nichts entgegen zu setzen.

    der Buntflieger

    Lieber Buntflieger,

    die Gruppendynamik, von der Du sprichst, hast Du selbst erzeugt. Von "Gruppendynamik" mit Betonung auf "Gruppe" würde ich hier auch nicht reden wollen. Vielmehr ist es ein Gegenwind von unabhängigen Einzelpersonen, die mitunter über deutlich mehr Erfahrung im Lehrerberuf verfügen als Du und denen Deine Äußerungen sauer aufgestoßen sind. Man kann das alles im Sinne der Auto-Viktimisierung psychologisieren. Letztlich ist es aber vielmehr Ausdruck typischer Geisterfahrermentalität.

    Die Anti-Digital-Fraktion, von der Du sprichst, gibt es in dieser Form hier nicht - es sei denn, man denkt nur digital und kennt nur passenderweise 1 und 0 - wahlweise ja oder nein, alles oder nichts.

    Was man für pädagogisch vertretbar hält oder nicht, kann ja jeder für sich selbst entscheiden. Zu irgendwas wird man seine SuS letztlich immer zwingen müssen. Und wenn ein onlinesüchtiger Schüler nun plötzlich süchtig nach z.B. "Classcraft" wird... man stelle sich vor, wie aktiv der dann plötzlich am Unterrichtsgeschehen teilnimmt. Das wäre doch mal eine tolle Suchtumlenkung!

    der Buntflieger


    Dem ersten Satz stimme ich noch zu - ähnliches habe ich ja auch bereits geschrieben.
    Was den Rest angeht, lieber Buntflieger, so finde ich diese Aussage mehr als bedenklich. Wärst Du der Lehrer eines meiner Kinder und würdest mir dies als Begründung für den Einsatz von Classcraft oder Gamification im Allgemeinen liefern, hättest Du Dich für mich als Pädagoge endgültig disqualifiziert. Ich hätte Deine Aussage darüber hinaus als verantwortungslos empfunden.

    Wenn ich das richtig gelesen habe, soll das angeblich auch dazu dienen, auf diese Weise die Leistungsbewertung transparenter zu machen - angeblich sind eigene Notizen außerhalb dieses Spiels dann gar nicht mehr nötig nach Aussage von Kollegen, die das nutzen. (Ich habe mich gestern ausgiebig in die Thematik eingelesen.)

    An diesem Punkt verwischen bei mir virtuelle und reale Welt - da würde ich persönlich definitivi nicht mehr mitgehen.

    Auf Anregung hin kann die Diskussion über Sinn und Unsinn, Vorzüge und Nachteile von Gamification im Unterricht diskutiert werden.

    Meine Haltung dazu habe ich nachstehend noch einmal kopiert:

    Was ich viel schlimmer finde, ist das Ignorieren der negativen Auswirkungen, die die Einrichtung eines solchen Spiels bzw. des Einsatzes von Gamification im Unterricht mit sich bringt.

    Zum einen wären da die Kosten, denn die Basisversion hat erstaunlich wenig Funktionen.
    Zum anderen - und das ist für mich der zentrale Aspekt - enthält dieses Spiel ein Element vieler kommerzieller Handyspiele, nämlich ein süchtigmachendes Belohnungssystem.

    Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass Schüler durch "Gamification" eine höhere Lernmotivation in Bezug auf den Lerngegenstand und den Kompetenzzuwachs entwickeln. Letztlich ist es die Sucht nach dem Spiel, die wie auch zu Hause dann dazu führt, dass man seine Aufgaben bearbeitet, um anschließend zu spielen. Damit droht die häusliche Lebenswirklichkeit der Schüler nun auch zur schulischen Lebenswirklichkeit zu werden. Schule und das Leben an sich sind kein beständiges Spiel, bei dem Spaß und Belohnung an oberster Stelle stehen. Die Einführung von Gamification in den Unterricht suggeriert aber genau das.

    Die eigenmächtige Einführung eines solchen Konzepts dürfte nicht nur den meisten pädagogischen Konzepten von Schulen diametral zuwiderlaufen, das sollte in meinen Augen entsprechend vorbereitet und abgestimmt sein.

    Ich kann Seph hier nur ausdrücklich zustimmen.

    Was man hier vielleicht noch berücksichtigen sollte, ist, dass didaktische Autonomie nicht mit Anarchie oder Beliebigkeit gleichzusetzen ist. Ein solches Konzept, das grundlegende Aspekte des Unterrichts und des gesamtpädagogischen Kozepts einer Schule betrifft, sollte immer mit der Schulleitung abgesprochen sein. Ich tendiere dazu - bei allem pädagogsichen Engagement und gutem Willen, den der TE an den Tag legt - das Ganze als einen pädagogischen Alleingang zu betrachten, der so stark in die pädagogischen Konzepte der Schule hineingreift, dass die Schulleitung hier reagieren muss. Ob das in der beschriebenen Form sein muss, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Was ich viel schlimmer finde, ist das Ignorieren der negativen Auswirkungen, die die Einrichtung eines solchen Spiels mit sich bringt.

    Zum einen wären da die Kosten, denn die Basisversion hat erstaunlich wenig Funktionen.
    Zum anderen - und das ist für mich der zentrale Aspekt - enthält dieses Spiel ein Element vieler kommerzieller Handyspiele, nämlich ein süchtigmachendes Belohnungssystem.

    Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass Schüler durch "Gamification" eine höhere Lernmotivation in Bezug auf den Lerngegenstand und den Kompetenzzuwachs entwickeln. Letztlich ist es die Sucht nach dem Spiel, die wie auch zu Hause dann dazu führt, dass man seine Aufgaben bearbeitet, um anschließend zu spielen. Damit droht die häusliche Lebenswirklichkeit der Schüler nun auch zur schulischen Lebenswirklichkeit zu werden. Schule und das Leben an sich sind kein beständiges Spiel, bei dem Spaß und Belohnung an oberster Stelle stehen. Die Einführung von Gamification in den Unterricht suggeriert aber genau das.

    Die eigenmächtige Einführung eines solchen Konzepts dürfte nicht nur den meisten pädagogischen Konzepten von Schulen diametral zuwiderlaufen, sie ist in meinen Augen auch Ausdruck einer bewussten Abgrenzung, womöglich sogar einer Selbsterhöhung gegenüber dem Kollegium. Als Betroffener kann man das als Neid oder Missgunst abtun. Vielleicht ist es aber auch berechtigte Kritik gegenüber jemandem, der offenbar absichtlich gerne mal gegen den Strom schwimmt. Ich bin weder ein Fan von Hyperkonformität noch von Hyperindividualität. Ich hätte, wenn ich denn von einem solchen Konzept überzeugt gewesen wäre, das Ganze auf einer Lehrerkonferenz vorgestellt und versucht, Schulleitung und Kollegium davon zu überzeugen, das Ganze testweise einzuführen und im Falle einer Ablehnung die Schulleitung um eine Genehmigung zur Einführung in meiner Klasse ersucht.

    Natürlich kann man jetzt einen Versetzungsantrag stellen oder in die innere Emigration gehen. Die Ursachen der dargelegten Probleme werden dadurch jedoch nicht behoben.

    Ich glaube nicht, dass das mit Intelligenz zu tun hat sondern damit, dass man im Zeitalter des Internets wahlweise alle Informationen frei Haus geliefert bekommen kann und dies Teil der eigenen Lebenswirklichkeit geworden ist.
    Sofern sich die TE hier noch einmal melden sollte, würde sie wohl einwenden, dass sie doch fragen dürfe, weil das doch ein Lehrerforum sei und dass sie bereits die Suchfunktion genutzt hätte. Was sie eben ohne hier nachzufragen nicht bekommen hätte, das war eine mundgerechte, auf den individuellen Einzelfall bezogene Aussage.

    Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass es bei Lehrern in der Probezeit auch solche gibt, die sich mit solchen Dingen noch nie auseinandergesetzt haben und auch nicht die entsprechende Zielstrebigkeit besitzen, eben dies zu tun. Dafür gibt es doch das Internet...

    Ich bin weder Mitglied in der GEW noch GEW affin. Die Diskussion brauchst Du mit mir nach wie vor nicht zu führen.

    Vom Sinn und Zweck her betrachtet dienen die Ferien, die über die 30 Tage hinaus gehen, in der Tat dazu, unsere Überstunden abzubauen. Man mag das moralisch rechtfertigen, juristisch kann man es aber nicht. Und letztlich ist es eben eine Art "silent agreement", an das sich beide Seiten nicht heranwagen - aus den oben genannten Gründen.

    Ob wir wirklich alle uns die 6 Wochen Ferien mit Überstunden erarbeiten, dürfte ferner je nach Fächerkombi erheblich variieren. Dann sind wir wieder beim Arbeitszeitkonto. Das dürfte für Korrekturfachlehrer günstiger sein - für die Nebenfachlehrer aber eben nicht - und die werden sich nicht aus Solidarität mit denen, die aus ihrer sicht so blöd waren und Korrekturfächer studiert haben, deutlich schlechter stellen lassen. Das Arbeitszeitkonto hat dann nämlich nichts mehr mit gefühlter Belastung (Lärm in der Sporthalle o.ä.) zu tun sondern mit tatsächlicher (d.h. v.a. Korrekturen).

    Ich kenne mittlerweile die Vorzüge und Nachteile beider Arbeitsformen und kann der 41-Stunden-Woche durchaus etwas abgewinnen. Am Schreibtisch muss ich die 41 Stunden absitzen - ganz gleich wie effizient ich arbeite. In der Schule habe ich immerhin die Chance, durch Organisation, Struktur und Effizienz sowie Arbeitsdisziplin mehr als sechs Wochen Urlaub herauszuschlagen und hoffentlich dabei gesund zu bleiben. Aber am Schreibtisch im Büro sind es eben fest 41 Stunden. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin dadurch aktuell deutlich weniger gestresst, meine chronischen Beschwerden haben nachgelassen. Und ja, ich würde mir von unserem Dienstherren wünschen, dass er uns während des Schulalltags spürbar entlastet. Dafür stehe ich dann auch gerne zu Beginn und am Ende der Ferien zur Verfügung.


    Natürlich steht uns der Überstundenausgleich in den Ferien zu!
    Eine duckmäuserische Haltung gegenüber der veröffentlichten Meinung, was Lehrkräfte denn Bitte alles schön unbezahlt an Überstunden zu leisten hätten, hat uns doch erst die Situation eingebrockt, in der wir stecken. Angst davor zu haben, dass uns jemand nicht mehr lieb hätte, wenn wir nicht jedes hingeworfene Stöckchen brav apportieren, ist nicht zielführend.

    Gruß !


    Ach Mikael, darum geht es mir doch gar nicht...

    Die subjektive Wahrnehmung eines aktiv in Anspruch genommenen Vorteils mit der Begründung "das steht mir doch zu!" divergiert doch deutlich mit der Rechtslage. Die Rechtslage ist nämlich tatsächlich die, dass uns nur 30 Tage Urlaub zustehen. Punkt.
    Dass die Länder nicht während der Ferien auf ihre Lehrkräfte aktiv zugreifen und diese zur Anwesenheit in der Schule verpflichten, ist aus meiner Sicht eine praktikable Lösung, sich in diesem Fall einmal zugunsten der Lehrerschaft vor einem Arbeitszeitmodell zu drücken. Die Länder wissen sehr gut, dass Rosinenpickerei hier nicht funktioniert. Wer in den Ferien mit der Stechuhr ankommt, muss sie auch außerhalb der Ferien verwenden. Und DAS könnte teuer werden.

    Daraus jedoch einen Anspruch nach dem Motto "das steht mir zu" abzuleiten, halte ich für taktisch unklug. Es befeuert die Neiddebatte über den faulen, überbezahlten Halbtagsjobber.

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