Aus meiner Zeit an meiner alten Schule kann ich die Zunahme von Beschwerden ebenfalls nicht bestätigen.
Beschwerden, die direkt in der Hierarchie weit oben einsteigen, entspringen oft einem ausgeprägten Ohnmachtsgefühl, das durch die Beschwerde an "höchster Stelle" in ein Allmachtsgefühl umgewandelt werden soll, dadurch dass der Beschwerdeempfänger natürlich im Sinne des Beschwerdeführers entscheiden soll.
Wie oben schon dargestellt, lässt sich dies durch ein entsprechendes Beschwerdemanagement eindämmen und lenken. Manche Schulen haben dies sogar auf ihren Homepages aufgeführt.
Es kommt dann natürlich noch darauf an, dass diese Konzepte konsequent eingehalten werden. Der Klassenlehrer verweist erst einmal an den Fachlehrer, die Schulleitung an den Klassen- oder Fachlehrer, die Bezirksregierung zunächst an die Schulleitung. Das ist auch im Sinne der eigenen Arbeitsbelastung.
Während meiner Zeit als Stufenberater habe ich aktiv für diese Form der Kommunikation geworben und habe es vermieden, mich gegenüber den Kollegen zum Anwalt der Schüler zu machen. Es gab natürlich Kollegen die sich geschmeichelt fühlten, wenn Schüler sich mit Beschwerden über andere Kollegen an sie gewandt haben. Das habe ich als unprofessionell empfunden. Ich habe mir solche Beschwerden zwar selbst auch angehört, aber dann zunächst neutral auf die Rechtslage verwiesen und den Schülern empfohlen, den direkten Kontakt zu suchen.
Eine Schulleitung, die Elternbeschwerden mehr oder weniger verabsolutiert und ihrerseits dann den Kontakt zu den Lehrkräften sucht, leistet solchen Beschwerden Vorschub und untergräbt die Autorität ihrer Lehrkräfte. Solche schwachen Schulleitungen gibt es leider. Hier sollte sich das Kollegium dann eindeutig positionieren, um sich selbst das Leben nicht zu schwer zu machen.