Beiträge von Bolzbold

    Die BR schreibt von einer formal anzukündigen Attestpflicht. Das MSB von einer Entscheidung im Einzelfall.

    Das ist ein signifikanter Unterschied, der auch durch die vermeintlich höhere Aktualität der Rundverfügung der BR Münster nicht zugunsten Letzterer entschieden wird.

    Eine generelle Attestpflicht für die Dauer eines Halbjahres, die von der Lehrerkonferenz beschlossen wird, ist rechtswidrig. Daher hat das MSB ja auch bereits 2016 klargestellt, dass ein Einfordern eines Attests nur im Einzelfall und auf die in diesem Moment vorgebrachte Erkrankung eingefordert werden kann. Nicht aber bei generell hoher Fehlstundenzahl oder vielen untentschuldigten Fehlstunden.


    Völlig richtig. Wenn ich sehe, wer von den letzten Abiturienten-Jahrgängen bei uns Lehrer werden will.. die hellsten Kerzen am Weihnachtsbaum sind das nicht.
    Gruß !


    Das kann man natürlich so sehen. Ich würde es andersherum drehen. Die schwächeren Abiturienten haben im Lehramtsstudium und später auf dem Lehrerarbeitsmarkt nur deswegen eine Chance, weil die Konkurrenz aus dem oberen Notenspektrum zunehmend fehlt.
    Die zentrale Frage ist also: Wieso ist der Lehrerberuf für Einser-Abiturienten offenbar nicht attraktiv genug, um ihn zu ergreifen? Den "Schwächeren" kann man daraus ja keinen Strick drehen.

    Ich glaube nicht, dass das primär am Einkommen liegt. Aus Gesprächen mit meinen Abiturienten über ihre Studien- und Berufswahl hatte ich nicht den Eindruck, dass die Besoldung hier die Entscheidung gegen das Lehramt maßgeblich beeinflusst hätte. Die Abiturienten hatten bereits sehr wohl den Eindruck, dass der Beruf trotz der "12 Wochen bezahltem Urlaub" anstrengend ist und sie sagten, dass sie mit den Kindern von heute nicht arbeiten wollten, weil diese deutlich frecher seien als sie selbst in dem Alter.

    Der Beruf ist systematisch kaputtgeschrieben, -geredet und zum Teil auch -gespart worden. Eine Einstellung wie Nele sie hinsichtlich unseres Berufs hat, kann man im Umgang mit Kindern und Jugendlichen meines Erachtens nicht an den Tag legen - so gut man damit an seiner Schulform auch fahren mag. Es braucht ein gewisses Maß an Idealismus und Freude an "strahlenden Kinderaugen", um diesen Beruf trotz Verbeamtung und trotz der Widrigkeiten auszuüben und vor allem zu überleben. Wie so oft macht es hier die gesunde Mischung aus Distanz und Selbstschutz auf der einen Seite und Zugewandtheit und Engagement auf der anderen Seite.

    Mag sein, es sind aber keine Beamten, darum geht's mir. Man könnte angestellte Lehrer auch besser bezahlen und allerlei Gleichstellungen vornehmen, es gibt aber eben einen grundlegenden Unterschied.
    Also: ist das Beamtentum überhaupt sinnvoll und warum bei Lehrer*innen?

    @Krabappel

    Ich finde diese Diskussion über diese Frage redundant und ermüdend. Das kann man alles im Netz recherchieren - inklusive der passenden Argumentation. Was brauchst Du dazu unsere letztlich irrelevanten Meinungen? Entscheiden tun darüber andere.

    Die Pensionen sind ein immer größer werdender Haushaltsposten in allen Bundesländern, vor allem angesichts der im Vergleich zur Lebensarbeitszeit deutlich gestiegenen Lebenserwartung.
    Ich habe die Rechnung ja an anderer Stelle schon einmal aufgemacht: 30 Jahre bis zum Ende der Ausbildung, 30 Jahre im Dienst, 30 Jahre Pension. Das ist bewusst so pauschal zugespitzt, soll aber genau die Problematik aufzeigen, vor der wir stehen. Der Lebensarbeitszeit von im besten Fall 40 Jahren stehen mindestens 50% an unproduktivem Leistungsbezug entgegen. Das gilt für die Angestellten wie für die Beamten - das kann keine Gesellschaft auf Dauer leisten.

    Die eigentliche Sauerei daran sind nicht die Höhen der Pensionen der Abgeordneten oder der anderen Politker oder gar des Fußvolks sondern der Umstand, dass kaum ein Bundesland für entsprechende Rücklagen gesorgt hat. Das Geld ist an anderer Stelle ausgegeben worden, da steigenden Pensionslasten aus Sicht der Entscheidungsträger von damals noch mehrere Legislaturperioden entfernt waren.
    Die Sünden von damals werden wir im wahrsten Sinn des Wortes bezahlen dürfen. Ich rechne noch in meiner Dienstzeit, die aktuell noch 22 Jahre beträhgt, mit einer Erhöhung des Pensionierungsalters auf 70 Jahre sowie mit einer Absenkung des Pensionslevels von aktuell knapp über 70% auf maximal 60% sowie zusätzlicher Abzüge für alle, die früher gehen wollen oder müssen, so dass die effektive Pension dann annähernd dem gegenwärtigen Rentenniveau gleichen wird. Alles andere wird sich kaum ein Bundesland leisten können - und die Medien, allen voran die Boulevardpresse - sorgt in mehrwöchigen Abständen für ein regelmäßiges Aufflammen der Neiddebatte, so dass man uns das mehrheitlich wünschen wird, dass es uns endlich auch so "schlecht" geht wie den Rentnern.

    Wer hier nicht hinreichend vorsorft, wird das Nachsehen haben.


    Das mit dem "Fliegenschiss" habe ich aber übrigens auch anders verstanden, als es immer gerne unterstellt wird. Damit sollte, das denke ich doch, ausgesagt werden, obwohl ich ja die AfD ungern verteidige, dass die deutsche Geschichte, wenn man so will, die "große deutsche Geschichte" aus mehr besteht als aus 12 Jahren Nazidiktatur, nämlich aus weiteren gut 1000 Jahren, wenn wir 919 als Beginn ansetzen (Wahl Heinrichs des Ersten zum König). Ich finde gar nicht, dass damit die 12 Jahre per sé kleingeredet oder verharmlost werden. Das tut die AfD oder das tun manche in der AfD womöglich an anderer Stelle durchaus, aber diese Aussage sagt eben nur, den 12 Jahren - für mich - des schlimmsten Kapitels deutscher Geschichte stehen gut 1000 andere Jahre gegenüber - wobei die natürlich auch nicht immer "Glanzleistungen" waren, nur eben auch sehr viele tolle deutsche Leistungen in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft enthalten. Das alleine ist für mich noch keine Verharmlosung der Nazi-Diktatur. Ich finde, da wird einfach künstlich eine Aussage verdreht, fehlinterpretiert und aufgebauscht.


    Selbst wenn das so gemeint gewesen sein sollte, was ich nicht glaube, dann zeugt das doch von einem merkwürdigem Geschichtsverständnis.

    Halten wir mal dagegen: Wo sind denn effektiv die 1.000 Jahre großartiger Geschichte der Deutschen? Was sind denn die "Highlights"?

    - der verlorene Investiturstreit sowie die Wahl der römisch-deutschen Könige, die die Zentralmacht bis zum Ende des alten Reichs so schwächte, dass es ca. 750 Jahre später eines französischen Hegemons bedurfte, um da mal aufzuräumen?
    - die Reformation und die anschließenden Auseinandersetzungen, bei der im Namen der Religion abertausende Menschen zu Tode kamen?
    - der Aufstieg Preußens (und der des Militarismus), dessen Kontinuitäten (aber eben nicht Automatismen) bis 1933 nachwirkten?
    - die Überforderung der deutschen Revolutionäre von 1848, die Einheits- und Freiheitsfrage gleichermaßen zufriedenstellend zu lösen?
    - die "Erfindung" des Kommunismus und seiner politischen Pervertierung durch die Bolschewisten und, sofern sie sich denn durchgesetzt hätten, durch Luxemburg und Liebknecht?
    - und schließlich nach dem "Fliegenschiss" die kollektive Amnesie und der Verweis auf das eigene mitunter zweifellos erfahrene Leid während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg?

    Fürwahr, wir Deutschen können stolz auf unsere Geschichte sein - auf unseren "langen Weg nach Westen".

    Und was meines Erachtens noch schwerer wiegt: Gerade WEIL es so viele "tolle deutsche Leistungen" in Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft gab, lässt sich der Zivilisationsbruch des Volkes der Dichter und Denker noch weniger erklären und wirkt somit noch erschreckender. Adorno sagte einmal sinngemäß, dass das oberste Ziel von Erziehung sei, dass Auschwitz sich nicht wiederhole. Wenn heute in den (a)sozialen Netzwerken wieder die Vergasung von Flüchtlingen oder kriminellen Ausländern gefordert wird, hat die Erziehung offenbar in diesen Fällen versagt.

    Ich bin Mitte 40 und mittelbar immer noch von der Zeit des Dritten Reichs betroffen, weil meine Großmutter unter den Folgen desselben zu leiden hatte. Es gibt die Kriegsgeneration sowie deren Kinder und Kindeskinder, die psychische Traumata und Folgen dieser unseligen Zeit bis heute in sich tragen bzw. darunter leiden - seien es Opfer des Holocaust oder beispielsweise Opfer von Vertreibungen.

    Sich heute hinzustellen und zu sagen "meine Vorfahren, die das betraf, sind alle tot, was geht mich das an?" zeugt von einer Ignoranz und einem hochgradigen Mangel an Sensibilität, die ihresgleichen suchen und letztlich solche Entwicklungen vom Grundsatz her wieder begünstigen. Die Beweise dafür sehen wir doch tagtäglich - auch in diesem Forum.

    @Morse

    Die Unterscheidung macht im Kopf vieler optisch Angehöriger der weißen Herrenrasse leider nach wie vor die Hautfarbe.

    Die Beweggründe, bestimmte Menschen als nicht lebenswert zu erachten, mögen rein rhetorisch-argumentativ erklärbar erscheinen. Verwerflich und abstoßend sind sie ungeachtet dessen trotzdem. Da gibt es für alle Menschen, die an unser Grundgesetz glauben, keinen Spielraum. Wo positionierst du dich da?

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