Beiträge von Bolzbold

    Es scheint in Deutschland offenbar eine Menge Frustpotenzial unterschiedlicher Genese zu geben, denn sonst ließe sich nicht erklären, dass die AfD nicht nur im Osten in den Landtagen und im Bundestag vertreten ist.

    Das kann Hass auf Minderheiten sein, Sozialneid, Wut darüber, im Leben zu kurz gekommen zu sein oder was auch immer. Was diese Partei offenbar schafft, ist, den Wählen zumindest temporär zu suggerieren, dass sie gehört werden. Das schaffen die beiden "Volksparteien" CDU und SPD immer weniger. Und das ist mit ein Ergebnis der großen Koalition. Wer bei dieser Konstellation (noch) eine komfortable Mehrheit im Bundestag hat, muss sich über die drängenden Probleme nicht so Gedanken machen wie eine Partei, die bei der nächsten Wahl ggf. an der 5%-Hürde zu scheitern droht.
    Die große Koalition ist faktisch unangreifbar - noch. Künftig wird eine Regierung womöglich aus einer Drei-Parteien-Koalition bestehen - das macht das Regieren nicht unbedingt leichter. Es könnte aber für alle Parteien für den nötigen Druck sorgen, Dinge nicht einfach auszusitzen sondern zu handeln oder zumindest der Bevölkerung das Gefühl zu geben, als würde gehandelt. Denn bei zahlenmäßig mehreren Koalitionsmöglichkeiten wäre eine Dreierkoalition nicht auf Dauer angelegt.
    Ich komme nicht umher festzustellen, dass die große Koalition dieses Land in meinen Augen ein stückweit in die Sackgasse geführt hat. Den Preis zahlt im Moment die SPD, wobei ihre Führungsspitze alles dafür tut, ihren Stimmenanteil unter 20% zu drücken. DAS nenne ich mal parteischädigendes Verhalten...

    Und wenn man nun angesichts der nun schon recht lange andauernden großen Koalition das Gefühl hat, es ist egal, wen oder was man wählt, dann stellt sich irgendwann die Frage nach den Alternativen (für Deutschland). Ich kann das im Kern verstehen, auch wenn ich nicht verstehe, wie man eine Partei wählen kann, die auf Hass und Angst aufbaut.

    Die EU-kritik der Linken ist z.B. kaum noch öffentlich wahrnehmbar - nuja, wer Vorbehalte gegen einen weitern Ausbau der EU hat (und auch durchaus gegen eine herablassende Behandlung osteuropäischer Staaten, damit meine ich nicht in erster Linie Ungarn), der gilt jetzt halt so als Halbnazi bzw. wird sofort in den verdacht gestellt

    Hm, diese Verengung der Diskussionen um sehr wichtige Fragen sehe ich schon als echtes Problem an...

    Nun, ich bin gegen den weiteren Ausbau der EU, wenn er primär aus idealistischen Gründen betrieben wird. Ich bin auch gegen den Rechtspopulismus, der in Osteuropa Fuß gefasst hat.

    In der heutigen medial total überfrachteten Zeit wird einem rund um die Uhr Bedrohung suggeriert. Bedrohung durch "die da oben", "die Ausländer", "Brüssel", "Kinderschänder" und vieles mehr.
    Die Ärzte haben es seinerzeit sehr verdichtet in Bezug auf eine Zeitung mit vier Buchstaben formuliert: Angst, Hass, Titten, Wetterbericht.

    Viele Menschen machen sich heute nicht mehr die Mühe, Nachrichten auf ihre Quellen hin zu hinterfragen. "Stand so bei Facebook", "hab' ich im Internet gelesen". Die Geißel der Menschheit im digitalen Zeitalter heißt soziale Netzwerke und Internet, weil jetzt jeder kleine Krauter seine geistige Diarrhoe online stellen kann und endlich das Gefühl hat, auch etwas zu sagen zu haben, gehört zu werden. So gesehen sind soziale Netzwerke sozialistischer als man zunächst annimmt, denn hier fühlt man sich endlich nicht mehr ohnmächtig.
    Diese Ohnmacht erleben viele Menschen aber in ihrem restlichen Leben jeden Tag - nur ziehen sie die falschen Schlüsse daraus. Auf noch Schwächere zeigen oder gar treten, Asi-TV gucken, um sich daran aufzugeilen, dass es noch größere Vollpfosten als man selbst ist, gibt - so wird das ohnehin fast nicht vorhandene Selbstwertgefühl gepimpt. Widerlich, ekelerregend.

    Die Parteien der beiden äußeren politischen Spektren arbeiten ihrerseits gerne mit kurzen, griffigen Parolen, die die Wahrheit verdrehen und mit einem kruden Freund/Feind-Schema daherkommen. Das war vor 100 Jahren auch schon so und daran hat sich nichts geändert. Geändert hat sich aber die Verbreitungsgeschwindigkeit und die Zeit, die man effektiv hat bzw. aufzuwenden bereit ist, um sich nachhaltig zu informieren und nicht jeden Scheiß zu glauben, den Leute im Internet so von sich geben.

    Wer sich informieren will, muss heute viel mehr Zeit und Energie aufwenden, um den Wahrheitsgehalt und die Relevanz von Informationen einschätzen zu können. Das überfordert viele Menschen.
    Darüber hinaus ist Lästern immer schon in Mode gewesen. Und über Europa, Merkel, Putin, Trump, Erdogan lässt sich so schön fernab jeglichen Verständnisses für Zusammenhänge und Hintergründe unreflektiert ablästern. So suggeriert man, dass man angeblich ganz viel Ahnung hat, obwohl man sie nicht hat. Du bist nichts - Deine Selbstdarstellung vor Deiner Peergroup und im Netz ist alles.

    Somit alles leichte Beute für Parteien, die scheinbar leichte Lösungen anbieten...

    Fast 30 Jahre bis zum Berufsstart, Rente mit 67, dann im Bestfall nochmal 25 Jahre Ruhestand. Hat sich was mit Großteil des Lebens für Lohn arbeiten. Gerade deswegen ist das Ganze ja nicht mehr finanzierbar.

    Wir müssen uns überlegen, was langfristig unsere Gesellschaft von innen heraus gefährdet.

    Schaut man sich den Wahlkampf bzw. die Wahlkampfplakate der AfD einmal an, so sind sie im Wesentlichen von Angstmache und "Geht's noch Brüssel" geprägt.
    Die komplette Ignoranz gegenüber stabilem Frieden, einer relativ stabilen Wirtschaft, freiem Reiseverkehr etc. empfinde ich ekelerregend. Da wird bewusst Angst vor dem übermächtigen Brüssel geschürt. Mit Angst, Hass und Panikmache mag man kurzfristig Wählerstimmen gewinnen, aber sie eignen sich nicht für eine konstruktive Politik.

    Die Grünen mögen mitunter auch ideologisch verblendet sein und im Rahmen des Umweltschutzes oder ihrer sozialistischen Grundzüge überregulierend wirken. Als echte Gefahr empfinde ich das aber nicht, weil ihre Kernpolitik konstruktiv und ökologisch durchaus sinnvoll angelegt ist.

    Wie hat die Schulleitung das denn begründet? Das mutet zunächst völlig unverhältnismäßig an.

    Andererseits habe ich selten ein Posting gelesen, mit dem ein Neuling SO mit der Tür ins Haus fällt.

    Lies Dich doch erst einmal in die Thematik ein.
    https://www.gew-nrw.de/meldungen/deta…eurteilung.html
    https://www.phv-nw.de/system/files/p…bass_format.pdf
    https://www.lehrernrw.de/presse/publika…lehrer-nrw.html

    Das sollte die eine oder andere Frage beantworten.

    Wenn man sich in den Paragraphen selbst ein wenig auskennt und weiß, wen man bei der Bezirksregierung oder im Schulamt ansprechen muss, kann man durchaus etwas erreichen. Nicht immer alles, aber schon das eine oder andere. Habe ich selbst in den letzten Jahren immer wieder erlebt.

    Wer die Zeugnisse schreibt, interessiert denjenigen, der zum 31.05. gekündigt wird nicht. Dass da ein systemischer Fehler vorliegt, ist ja unstrittig. Aber der wird nur dann sichtbar, wenn man ihn nicht über wahlweise eine rechtswidrige Anweisung eines Schulleiters oder über das Überengagement des Gekündigten verdeckt und zeigt, dass es trotzdem geht.
    Das Extrembeispiel hat Nele ja schon genannt. Tote schreiben keine Zeugnisse. Kranke auch nicht. Punkt.

    Bei den Beamten und den Angestellten der Behörden in NRW gibt es das ja eigentlich schon längst.
    Seitdem ich in der Behörde arbeite, stemple ich digital mein Kommen und Gehen. Und jede Minute, die über die 41 Stunden hinaus geht, wird mir auf meinem Gleitzeitkonto gutgeschrieben.

    Das Prinzip kann nur nicht bei den Lehrern angewendet werden, weil wir dann erhebliche Verwerfungen erleben dürften. Es gab ja einen handfesten Grund, warum die Mummert und Partner Studie, die die Behörde ursprünglich vor Ewigkeiten in Auftrag gegeben hatte, zu unerwünschten Ergebnissen kam, so dass die Studie schnell in der Schublade verschwand und viele Tätigkeiten des Lehrers zu "Normaufwand" deklariert wurden, so dass die Arbeitszeiten dann wieder ähnlich hoch waren wie bei den anderen Beamten und Angestellten...
    ... es ist politisch nicht gewollt. Und jede Landesregierung und jeder Innen- bzw. Finanzminister werden sich mit Zähnen und Klauen dagegen wehren.

    Es wird für die Lehrer mit Sicherheit irgendeine Ausnahmekonstruktion kommen.
    Alle Bundesländer wissen, dass in den Hauptfächern von jetzt auf gleich mit Sicherheit >25% Mehrbedarf an Lehrkräften entstehen würde, wenn man ein konsequentes Arbeitszeiterfassungskonzept einführen würde. Abgesehen davon wachsen Lehrer nicht auf Bäumen - dann würde das Ganze über regelmäßige angeordnete Mehrarbeit laufen. Gibt mehr Geld - laugt aber auf Dauer gefährlich aus.

    Das kann sehr gut hinkommen - wie bereits geschrieben, war ich schon immer etwas unsicher und hatte Selbstzweifel. Und genau diese Selbstzweifel verursachen noch mehr Zweifel, sowas wie z.B.:
    Bin ich mit dieser Disposition überhaupt fürs Lehramt geeignet? Da geht man doch unter, wenn man nur an sich selbst zweifelt und unsicher ist...

    Ich habe mein Referendariat zeitgleich mit meiner größten Lebenskrise, die aber nichts mit dem Ref. zu tun hatte, durchgestanden. Danach hat mich so schnell erst einmal nichts mehr aus der Bahn geworfen.
    Als ich nach 13 Jahren als Lehrer gemerkt habe, dass ich mal etwas anderes machen muss, habe ich auch das getan bzw. tue es gerade.

    Und es war ein geiles Gefühl, damals sowohl das Ref, parallel dazu noch die Prüfungsphase des Drittfachstudiums, als auch die Lebenskrise "gemeistert" zu haben.

    Nein, Du hast keine besseren Chancen auf die Verbeamtung, wenn Du Dich zuvor ehrenamtlich engagiert hast.
    Bei der Verbeamtung geht es neben der charakterlichen Eignung (= leeres Strafregister) vor allem um die gesundheitliche Eignung. Nicht mehr, nicht weniger.


    Und zusätzliche Frage
    Wenn man jahrelang ehrenamtlich tätig ist kann das auch für die Verbeamtung nützlich sein oder spielt das keine Rolle

    Vielen Dank im Voraus

    Was hat das mit Deiner physischen und psychischen Kondition bezüglich der Verbeamtung zu tun?

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