Ich habe diesen Sommer 14 Jahre bis auf das letzte halbe Jahr faktisch in Vollzeit als Lehrer gearbeitet.
Der Beruf hat mich ein Stück weit krank gemacht - ich habe chronischen Tinnitus und später Drehschwindel entwickelt.
Das kam von den Arbeitsspitzen im Laufe eines Schuljahres, die mich irgendwann trotz Organisation, Planung und hoher Motivation irgendwann in die Knie gezwungen haben. Ca. fünf Jahre lang dachte ich, es wird in jedem neuen Schuljahr besser. Wurde es aber nicht. Es kam immer irgendetwas dazu oder lief anders. Irgendwann konnte ich nicht mehr.
Im Herbst letztes Jahr bin ich ins Ministerium gewechselt - zunächst mit halber Abordnung. Die Arbeitsweise ist trotz 9 Stunden im Büro völlig anders - viel stressfreier. Ich kann die einzelnen Vorgänge in Ruhe abarbeiten. Und wenn ich um 17 Uhr nicht fertig bin, bleibt das Ganze eben bis zum nächsten Tag liegen. Natürlich muss man ab und an auch einmal mehrere Dinge parallel erledigen, aber man hat die Zeit dafür und kann sie sich selbst einteilen. Keine Taktung nach 45 oder 60 oder 68 Minuten. Keine Interaktion mit 100+ Lernenden und Lehrenden. Ruhe am Arbeitsplatz. Eine echte Mittagspause. Geregelte Arbeitszeiten. Freie Wochenenden.
Mein Tinnitus ist bedeutend besser geworden, der Schwindel ist fast vollständig weg. Ich bin deutlich ausgeglichener und ungestresster. Am Wochenende bin ich nahezu vollständig für meine Familie da.
Da komme ich dann auch mit 30 Urlaubstagen, die faktisch sechs Wochen Urlaub ergeben, aus.
Ich kann diejenigen verstehen, die ferienreif sind, gerade dann, wenn sie in den Weihnachtsferien korrigieren mussten und womöglich vorher noch hinreichend Weihnachtsstress hatten. Ob man das nun unbedingt hier öffentlich posten muss, um das Vorurteil des ewig Jammernden zu pflegen, ist natürlich eine andere Sache. Aber ein nicht unerheblicher Teil der Ferien ist zum einen Überstundenabbau und zum anderen überlebensnotwendig. Sonst schafft das keiner von uns bis 67 (wobei ich ja eher mit 70 rechne).