Kinder, die aufgrund ihrer geistigen Entwicklung am Gymnasium zieldifferent aber in einer Gymnasialklasse unterrichtet werden, bekommen tagtäglich vor Augen gehalten, dass sie "anders" sind. Jeden Tag erfahren sie, dass sie kognitiv mit ihren Mitschülern nicht mithalten können. Das erschwert natürlich auch entsprechende Sozialkontakte mit Nicht-Inklusionskindern, wenngleich es sie selbstverständlich nicht unmöglich macht.
Ferner:
Wir erwarten hier von den "Regelkindern", dass sie aufgrund ihrer Nichtbenachteiligung ein höheres Maß an Sozialverhalten, Respekt und Toleranz an den Tag legen als sie das müssten, wenn keine Inklusionskinder in der Klasse wären. Aus Sicht der Inklusionskinder wirkt diese Forderung zunächst selbstverständlich. Dies aber einzufordern und hier moralischen Druck aufzubauen halte ich für falsch. Genau das passiert aber letztlich. Da droht dann die Nicht-Beeinträchtigung zum sozialen Makel zu werden. Kurt Vonneguts "Harrison Bergeron" ist, wie ich schon einmal schrieb, eine wunderbare dystopische Parodie hierfür.
Kinder lernen Vorurteile und Ab- bzw. Ausgrenzung von uns Erwachsenen. Eine inklusionskritische Elternschaft ist da sicherlich nicht gerade förderlich. Also muss man bei den Eltern anfangen - hier muss man vor allem die - zum Teil berechtigten - Ängste der Eltern ernst nehmen, dass ihr (Regel)Kind in einer Inklusionsklasse womöglich nicht so gut oder so viel lernt wie in einer Regelklasse. Hier gilt es glaubwürdig und frei von pädagogischen Ideologien Konzepte zu vermitteln, die in der Sache überzeugen können.