Beiträge von Bolzbold

    -ja, das stimmt!

    mist, das mit der Kontrolle über das Leben ist mir fast ein bisschen viel - bzw. weiß ich nicht, ob ich diese aussage wirklich verstehe...muss mich jetzt erstmal zurückziehen und dinge in mir arbeiten lassen :-/

    Ich kann gerne versuchen das zu erklären.

    Nehmen wir folgendes Beispiel:
    Wenn ich zum Zeitpunkt, an dem beide Partner voll verdienen ein teures und großes Haus in einer guten Wohngegend baue oder kaufe und auf der Basis beider Einkommen rechne, dann geht das eine Weile gut.
    Bis die Kinder kommen. Oder die Arbeitslosigkeit. Oder die temporäre längere Krankheit.
    Dann bestimmt der Kredit bzw. die monatliche Rate das weitere Leben und auch einige Entscheidungen wie Zahl der Kinder oder die Dauer der Elternzeit. Das (nicht) vorhandene Betreuungsangebot vor Ort habe ich da noch gar nicht einbezogen.
    Man lebt und arbeitet dann im Wesentichen FÜRS Haus und muss darauf setzen, dass alles andere reibungslos läuft und ineinander greift. Das tut es meiner Erfahrung nach nur selten.

    Klingt bescheuert? Trifft aber auf einige Nachbarn und auf einige Kolleginnen voll zu. Das Gejammere ist dann groß.

    Nehmen wir ein Beispiel aus dem Forum.
    Jemand ist aufgrund der Jobsicherheit, des Idealismus oder der scheinbar vorhandenen Machbarkeit von Familie und Beruf Lehrer geworden. Nach ein paar Jahren stellt man aber fest, dass der Beruf nichts für einen ist.
    Dann tut man sich in der Regel schwer, den sicheren Futtertrog aufzugeben und sich der Unsicherheit eines anderen Berufs, in der Regel im Angestelltenverhältnis, zu stellen.
    Die Existenzangst, die Angst vor dem Ungewissen und die Bequemlichkeit bestimmen dann das Leben - oder man leidet still (oder manchmal auch laut) als Lehrer vor sich hin.

    Wie behalte ich also Kontrolle über mein Leben?

    Alle Entscheidungen, die ich treffe, sollten andere wichtige Entscheidungen in anderen Feldern nicht präjudizieren. Das lässt sich natürlich nie ganz vermeiden. Komme ich dennoch an den Punkt, muss ich den Mut haben aktiv gegenzusteuern oder aber mich mit der gegenwärtigen Situation abzufinden und auf der Basis des status quo weiterdenken.

    Konkret:
    Die Höhe des Darlehens sollte beispielsweise also nicht bereits die Zahl der Kinder festlegen. Die beruflichen Bedürfnisse des einen Partners sollte die Entfaltungsmöglichkeit des anderen Partners nicht nachhaltig oder endgültig hemmen.
    Kritiker würden jetzt womöglich Optimierungszwang unterstellen. Darum geht es aber gar nicht. Es geht nicht darum, von allem das Beste zu haben. Es geht darum, überhaupt eine Wahl zu haben und sich langfristig möglichst viele Ansprüche und Bedürfnisse erfüllen zu können.

    Also die Haltung gegenüber der Arbeit am Gymnasium kann ich so nicht teilen - mit Englisch und Musik kann ich da aus mehrjähriger Erfahrung sprechen.
    Die Punkte 1 und 2 scheinen mir eher eine Momentaufnahme der "Schnupperzeit" am Gymnasium zu sein als wirkliche Erfahrung. Darauf eine Lebensentscheidung zu fällen halte ich für kurzsichtig.

    Spontan habe ich den Eindruck, dass Du die Freiheiten, die Dir Dein Musikerdasein gelassen hat, nicht aufgeben möchtest. Gleichzeitig möchtest Du aber die finanzielle und berufliche Sicherheit Deiner Familie sicherstellen.
    Der Schuldienst ist formal betrachtet repressiv und gibt klare Vorgaben, die auch erfüllt werden müssen. Ich habe dieses "repressive System" aber nicht explizit als solches empfunden sondern die vielen gestalterischen Freiheiten ausgenutzt und schätzen gelernt. Nirgendwo kann ich trotz aller Rahmenbedingungen so frei in meiner Methodik und konkreten inhaltichen Akzentsetzung arbeiten - und das in allen drei bzw. vier Fächern, die ich unterrichte.

    Ich denke, dass Du in dem Dilemma zwischen Freiheit, dem Gefühl des individuellen Eingeschränktseins sowie bestimmten Ansprüchen an das Leben (Kind, ggf. Haus, Auto etc.), die aber nur durch ein gewisses Maß an Anpassung an die Erfordernisse eines Berufs erfüllbar sind, gefangen bist. Möglicherweise möchtest Du auch zu viel auf einmal.

    Mit einer vollen Planstelle in der Tasche ist man nicht per se so reglementiert wie Du glaubst. Als Musilehrer stehen Dir an den Schulen auch die Leitung von Ensembles etc. offen - das ist ganz anderes Arbeiten - annähernd so, wie Du es während Deines Studiums beschrieben hast.
    Mit der vollen Planstelle kann man auch die Familienplanung viel entspannter angehen, weil dann nicht alles vom Erfolg des Partners abhängt.

    Natürlich muss man sich auch den Bedingungen des Schulsystems ein Stück weit unterwerfen. Das ist der Preis, den man bezahlen muss - ganz gleich an welcher Schulform man unterrichtet.

    Wäre ich mit der Lebenserfahrung, die ich heute habe, in Deiner Situation, dann wäre mir wichtig, dass ich bei allen Bedürfnissen und Ansprüchen, die ich an mein Leben habe, vor allem eines mir bewahre:
    Die Kontrolle über mein eigenes Leben.

    Die kann man auch schnell ohne es zu merken verlieren.
    Sei es ein Beruf, der einem nicht liegt.
    Sei es ein Haus, das zu teuer ist und bei dem die Finanzierung die Lebensweise diktiert.
    Sei es eine Partnerschaft, die nicht glücklich macht.
    Sei es eine Entscheidung, die man dem Partner zuliebe trifft, die aber das eigene Leben völlig umkrempelt.

    Von daher wünsche ich allen hart arbeitenden Kollegen einen stellvertretenden Schulleiter, der die Fähigkeit hat seine Mitarbeiter zu motivieren und nicht durch seine eigenen zweifelhaften, antiquierten Ansichten unter Druck setzt. Wenn man Dinge nur in einem eindimensionalen Tunnelblick erfassen kann ist man eigentlich für die Arbeit mit Kindern ungeeignet. Vielleicht auch deshalb "stellvertretender Schulleiter"...


    Mit Verlaub, aber dieser Kommentar ist eines Kollegen unwürdig.
    Und Scoobys Eignungsbewertung haben vermutlich Leute vorgenommen, die davon hinreichend etwas verstehen. Auf deren Urteil würde ich - bei aller unterstellbarer Fehleranfälligkeit, die es in allen Berufen gibt, wo Menschen in Führungspositionen kommen - dann doch eher vertrauen.

    Ich weiß gar nicht, warum das hier so aus dem Ruder läuft.

    Wir haben hier drei Komponenten.
    a) die Sicht des TE und die seiner Schulleitung - Ausgangspunkt für den Konflikt bzw. den Thread
    b) die rechliche Situation (in einigen Ländern geklärt, in anderen nicht)
    c) das individuelle Arbeitsethos gepaart mit individuellen Erfahrungen

    Gerade bei Letzterem werden wir hier keinen Konsens erzielen können - haben wir hier in diesem Forum nie und werden wir auch in diesem und in weiteren Leben nicht mehr. Das ist aber auch solange kein Problem, wie wir unsere Haltung nicht als die einzig Wahre darstellen und andere abqualifizieren.

    Letztlich muss der TE entscheiden, ob er dem Druck seiner SL nachgibt oder seine Linie beibehält - mit den entsprechenden Konsequenzen. Wie und warum WIR das anders oder genauso handhaben (und daher glauben, uns ggf. über andere erheben oder echauffieren zu dürfen), ist doch letztlich für den TE völlig unerheblich.

    Bei Stella finden wir in der Regel einen Hinweis, dass Lehrer mit Migrationshintergrund besonders angesprochen werden sich zu bewerben.
    Das heißt jedoch nicht, dass diese Lehrer besonders bevorzugt würden - das wäre genauso Diskriminierung wie andersherum.

    Wenn wir das so betrachten, ist es Sexismus - und der ist ja unabhängig von der Herkunft des Mannes bzw. der Männgruppen.
    Dann aber können wir uns die gesamte Diskussion über Flüchtlinge oder (HierverschiedeneGründeeintragen)Migranten sparen, denn Unsittlichkeiten, Sexismus, Kriminalität und sonstige moralisch wie juristisch inakzeptable Verhaltensweisen finden wir in der Tat bei allen Menschengruppen gleich welcher Herkunft.

    Dieses "die anderen machen das auch"-Argument täuscht aber über die tatsächlich sichtbaren und spürbaren Probleme hinweg und nimmt die Sorgen und Ängste vieler Menschen in Deutschland nicht ernst - so eingebildet, fremdsuggeriert, paranoid oder was auch immer diese Ängste auch sein mögen. Und genau davon profitieren ja die Populisten.

    Was die Weitergabe Deiner Privatnummer angeht, so bin ich da auch entsetzt, dass das Sekretariat da so eigenmächtig handelt. Bei uns wird keine Nummer ungefragt weitergegeben.
    Das würde ich umgehend nach den Ferien klären und darauf bestehen, dass ohne Deine explizite Zustimmung keine Telefonnummern von Dir weitergegeben werden dürfen.

    Was das Elterngespräch in den Ferien angeht, so befürchte ich, dass das wieder einmal eine dieser Grauzonen ist, da der Erholungsurlaub ja nicht auf konkrete Tage festlegbar ist. Würde bzw. müsste man als Lehrer genauso Urlaub einreichen, dann könnte man solche Gespräche zu Recht problemlos verweigern.

    Nun haben wir aber mit der Mail der SL schon die nächste Eskalationsstufe erreicht, denn die Mutter wird sich wohl direkt an die Schulleitung gewendet haben. Ich würde zu gerne wissen, was die Verbände zu diesem Fallbeispiel sagen, da in meinen Augen die Rechtslage nicht klar ist und Ferien nicht per se Urlaubszeit sind sondern eben "nur" unterrichtsfreie Zeit.

    Ich würde mich auch über solche aufgezwungenen Gespräche ärgern, jedoch gut überleben, ob und inwieweit ich hier einen Konflikt mit heraufbeschwören soll oder nicht - ganz gleich ob ich im (moralischen) Recht bin.
    Das mit dem nicht zu Hause sein oder ggf. den Partner ans Telefon gehen lassen halte ich für eine gute Idee bzw. ein "Workaround". Eine zwingende häusliche Anwesenheit aufgrund möglicher dienstlicher Anrufe während der Ferien gibt es nämlich nicht...

    Für gewöhnlich bekomme ich beispielsweise von meiner PKV eine Übersicht über die gezahlten Beiträge und konkrete Angaben, welche Beträge ich in welcher Zeile bei den Angaben zur Vorsorge eintragen muss. Das ist sehr komfortabel.
    Möglicherweise hast Du von Deiner Versicherung ein ähnliches Schreiben erhalten. Ansonsten gibt Elster auch konkrete Hinweise, was als Vorsorge eingetragen werden kann.
    Eine private Rentenversicherung (genauer gesagt die Beiträge dazu) können beispielsweise als Vorsorge angerechnet werden.

    Das Internet ist voll von Steuertipps und Hilfen zu diesem Thema. Da muss man sich leider einmal selbst "durchtanken", dann kann man es bei der nächsten Steuererklärung.

    Darf ich nochmal etwas zu Deinem Arbeitszimmer fragen?
    Du hast 200 Euro pro Jahr angegeben. Bist Du sicher, dass das stimmt?
    Das wären ja anteilig keine 20 Euro an Miete UND Nebenkosten (auch Müllgebühren gehören dazu...). Arbeitest Du in einer Telefonzelle?

    Wenn Du eine halbwegs kompetente Schulleitung hast, wird sie Dir so dermaßen die Hölle heiß machen, wenn Du wirklich absichtlich Deine Zusatzaufgabe schlecht machen solltest. Viele Aufgaben haben ja Auswirkungen auf Dritte - vor allem Schüler.
    Bei mir ist es eine Aufgabe im Bereich Öffentlichkeitsarbeit - und ich werde natürlich bei aller "Ermüdung" bezüglich der Aufgbabe den Teufel tun und mich öffentlich selbst demontieren.
    Lies mal von Hoegg "Schulrecht für Führungskräfte". Da wird in allen Facetten legales "Bossing" sowie Konferenzmanipulation beschrieben - und der Autor ist Lehrer UND Jurist.

    Ich weiß nicht, ob eine freiwillige Rückstufung tatsächlich möglich ist. Ob ich dadurch dir Tätigkeit loswerde, ist ja auch noch so eine Sache. Solche Tätigkeiten können auch von der Schulleitung "zugewiesen" werden. Und sollte man dann jemals noch einmal irgendetwas in Richtung Personalentwicklung im Sinn haben, dürfte der Zug dann ja auch abgefahren sein.

    Danke für die Teilhabe an Deinen Erfahrungen.
    Der entscheidende Unterschied zwischen uns ist, dass Du die Tätigkeit bereits übernommen hattest und die A15 damit im Grunde eine absehbare Folge war - und sie stand Dir ja auch zu.
    Bei mir ist es ja anders. Ich müsste erst einmal von der Schulleitung eine solche Tätigkeit angetragen bekommen. Da bei uns aber die Kollegen in der Regel A15 wurden und immer noch werden, die entweder gar kein Korrekturfach haben oder maximal Mathematik, ist das Ganze ohnehin so eine Sache. Ich kann nicht und ich will nicht so viel mehr Zeit für die Schule aufwenden, weil ich bereits unter anderem durch Englisch schon genug Arbeit an der Backe habe. Ich bin einer von zwei Vollzeitenglischkollegen. Die anderen sind allesamt Teilzeit (und weiblich). Die KollegInnen mit zwei Korrekturfächern sind in der Regel die letzten, die befördert werden - wenn überhaupt. Die haben ganz oft schlichtweg keine Zeit für die Vorbereitung auf die Revision und kommen aus dem Korrigieren nicht mehr raus.

    Ich war lange Zeit mit mir nicht im Reinen, was die Funktionsstelle angeht. Ich hoffe nur, dass meine SL nicht im kommenden Jahr die freiwerdende A15, sofern sie neu ausgeschrieben werden darf, mit einer Tätigkeit versieht, die ich gerade weitgehend mache. Die unerwartet frei werdende Unterstufenkoordination habe ich nämlich dankend abgelehnt bzw. meine Kollegin ermuntert sich zu bewerben.

    Um nochmal zur Ausgangsproblematik zurückzukommen:

    Ich würde das Ganze langfristig betrachten. Die TE möchte ja sichelrich nach der Elternzeit wieder an der Schule arbeiten - also auch mit denselben Kollegen, mit denen sie jetzt arbeitet.
    Daher würde ich persönlich hier die pragmatische Lösung wählen und die Arbeit eben schnell selbst noch korrigieren. Dann ist die Sache erledigt - und das bekommen auch die Kollegen mit. So ad hoc Übergaben an andere Kollegen finde ich extrem unglücklich - das kann man im Grunde weder der TE noch einem Kollegen zumuten.
    Wenn man also das Konfliktpotenzial im Kollegium gering halten möchte, sollte man die Arbeit nicht liegenlassen, auf dass sie jemand anderem aufgedrückt wird.
    Alternativ könnte man in der Tat einen Kollegen ansprechen, mit dem man gut kann, ob er /sie das erledigen kann. Das wäre für mich aber die ultima ratio. In diesem konkreten Fall würde ich die Pobacken zusammenkneifen, das Ding fertig machen und dann komplett die Schule für die nächsten Monate guten Gewissens ausblenden. So gibt es zumindest seitens der Schule keine Altlasten.

    Die Beförderung in NRW ist immer mit einer Zusatzaufgabe oder einer Tätigkeit, die von der SL als A14 deklariert wird, versehen.
    Um das zu ändern, muss man eine Veränderung im Geschäftsbereich erwirken, d.h eine andere Aufgabe übernehmen. Das funktioniert in der Tat in der Regel nur dann, wenn jemand anderes (z.B. ein aufstiegswilliger A13er) die Aufgabe übernimmt.
    Ich hängt seit 2010 an einer Aufgabe, die ich gerne allmählich abgeben würde, aber für die sich kein geeigneter Nachfolger findet. Mal schauen, ob es 2017 klappt.

    Ich schlage Schülern, die das äußern, auch vor, dass ich auf eine Beschwerde bestehe und sogar zum Schulleiter mitkommen werde. Dann ist ganz schnell Ruhe.
    Das, was der TE als "Drohung" bezeichnet, ist im Grunde nur Teil des großen "Spiels", das Schüler wie Lehrer tagtäglich in der Schule spielen. Nebenbei: Wie oft sagen wir den Schülern, dass wir mit ihren Eltern reden werden, wenn sie nicht dieses oder jenes (nicht mehr) tun...


    Ah ja, ich merke es jetzt. Wenn Dir die stichhaltigen Argumente ausgehen, kommen die (AfD-)Phrasen. Auch eine Art und Weise sich aus der Diskussion zu verabschieden.

    Wenn Du ein Hinterfragen Deiner Position und die argumentative Gegendarstellung - die übrigens längst nicht so phrasenhaft erfolgt wie bei Dir - zum Kotzen findest, dann bitteschön. Aber dann kotz Dich bitte nicht mehr hier in diesem Forum aus sondern halte es künftig mit Deinem Usernamen.

    In allen Ländern, die ich bisher bereist habe oder mit deren Landsleuten ich Kontakt hatte ist ein ausgeprägtes Nationalgefühl gang und gäbe. Flüchtlinge will niemand haben, selbst überzeugte Christen in Italien/auf Malta sind dafür, alle angekommenen Flüchtlinge in den Knast zu sperren oder zumindest in ein Arbeitslager.

    Na dann dürfen wir uns ja hier noch einiges mehr erlauben - ist das die Schulssfolgerung daraus?!

    Zitat


    Das verlinkte Interview vergleicht die momentane Lage in Deutschland mit klassischen Einwanderungsländern. Das klappt so nicht. Kanada, USA und Co suchen sich hochqualifizierte Fachkräfte aus aller Welt zusammen, die integrations- und arbeitswillig sind und eine gute Bildung mitbringen und die aus aller Welt kommen.

    Dennoch hängt erfolgreiche Integration auch am Integrationswillen der Einheimischen. In der Vergangenheit waren es keinesfalls nur hochqualifizierte Fachkräfte, die in die USA oder Kanada ausgewandert sind. Dort hat man eine andere Tradition der Einwanderung.

    Zitat

    Wir nehmen momentan unbesehen Menschen aus nur einem Kulturkreis auf, die teilweise über gar keine Bildung verfügen und keine Ahnung haben, wie wir hier leben.

    Was sollen wir also tun? Sie in Arbeits- oder Umerziehungslager stecken? Sie zurückschicken? Auf sie schießen, wie die Rechtsaußenfraktion vor einiger Zeit forderte?
    Welche sinnvollen und menschlich vertretbaren Alternativen haben wir in Europa, mit diesen Menschen umzugehen, außer sie für eine gewisse Zeit aufzunehmen und durchzufüttern?

    Wir Europäer sollten ferner eine Sache niemals vergessen: Unser Wohlstand basiert zu einem nicht unerheblichen Teil darauf, dass wir seinerzeit die ganze Welt kolonisiert haben und die dortige Bevölkerung ausgebeutet haben. Als wir gingen, hinterließen wir Strukturen, die dieses Ausbeutung nun auf "demokratische Weise" fortsetzten bzw. "legal" ermöglichten.
    Wir Europäer bzw. unsere Urgroßelterngeneration hat die Situaiton im Nahen Osten durch rücksichtslose Arroganz und Ignoranz überhaupt erst entstehen lassen. Die Golfkriege und der Krieg gegen die Taliban haben ihr übriges dazu beigetragen.
    Und jetzt gehen wir hin und jammern über Flüchtlinge, die entweder vor Kriegen fliehen oder vor wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit - beides Faktoren, die wir Europäer primär zu verantworten haben? Und dann schieben wir den ganzen Terrorismus am Besten ausschließlich auf die Religion, den Islam, um uns letztlich wieder die Hände reinzuwaschen und mit dem Finger auf die Muslime zu zeigen?

    Ich sehe zum gegenwärtigen Umgang mit der Flüchtlingskrise keine Alternative - es sei denn, wir trügen aktiv und finanziell dazu bei, die wirtschaftliche und damit mittelbar auch politische Situaiton im Nahen Osten zu verbessern.
    Denken wir zurück: Was hat uns (vereinfacht dargestellt) in die Arme der Nazis getrieben? Perspektivlosigkeit. Was hat uns zurück in den Schoß der Demokratie getrieben? Wirtschaftliche Prosperität.
    Wir wollen billiges Öl, Demokratie in Länder anderer Kulturen exportieren, weil wir glauben, wir bzw. sie sind die Heilsbringer. Das strotzt nur so von Borniertheit und Arroganz, dass einem schlecht wird.
    Und demnächst eröffnet ein neuer Primark seine Türen - und die Leute strömen in Scharen hinein...

    Wir müssen ein paar Begriffsklärungen vornehmen.

    Fremdenfeindlich im NS, 1970 und heute sind für mich nicht vergleichbar. Und ich habe eben die Schnauze voll davon, mir sagen lassen zu müssen, ich sei wie Oma und Opa. Bin ich nicht, ich mache meine eigenen Fehler.

    Du bist nicht wie Oma und Opa - da stimme ich Dir zu. Die waren anders. Und ja, Du bzw. ich, wir machen eigene Fehler - mitunter ganz ähnliche wie Oma und Opa.

    Zitat


    Dann sprichst du von Integration, die auf der politischen Agenda steht.
    Nenn mir eine andere Gesellschaft, die Fremde aufnimmt und integriert (hat), also die neue Kultur mit Freuden in die alte einfließen lässt. Die sich selbst bereitwillig von ihrer Kultur distanziert und sich auch gern mal dafür schämt. Kennst du eine einzige?
    Mir fällt keine ein.

    Das ist völlig unerheblich. Nur weil die anderen das auch nicht tun, macht es das eigene Verhalten nicht weniger problematisch.

    Zitat


    Wir sind nicht gefragt worden, ob wir Assimilation oder Integration wollen.
    Du forderst, wir länger schon hier lebenden mögen uns gefälligst verändern. In welche Richtung hättest du es denn gern?

    Nein, sind wir nicht. Die deutsche Wirtschaft und die Bundesregierungen in den 60er Jahren haben die Anwerbeabkommen erwirkt. Aber die Deutschen haben in meinen Augen eine klare Antwort darauf gegeben - Assimilation.

    Zitat


    Darf ich kein Weihnachten mehr feiern? Soll ich arabisch lernen? Sollen die Migranten auch ohne deutschen Pass zukünftig politisch mitbestimmen, wie unsere Integrationsbeauftragte sich das wünscht? Soll ich über Migranten stets besser denken als über Biodeutsche, die mir oft auf den Senkel gehen?

    Auf diese Extrembeispiele möchte ich nicht eingehen, weil sie argumentativ wertlos sind und die Fragen ja eher rhetorischer Natur sind.

    Ja, das beschreibt zum Teil den IST-Zustand. Der hat aber seine Genese - und daran haben die Deutschen einen eigenen Anteil.


    Da stimme ich Dir sogar zu - und würde die Fragen womöglich sogar ganz ähnlich beantworten wie Du. Und ich nehme für mich in Anspruch, dass ich als Historiker wesentlich differenzierter mit der "Nazikeule" umzugehen weiß als der Durchschnittsdeutsche.
    Wenn wir uns nun von dem von Dir angesprochen Maulkorb befreien, dann darf das aber nicht heißen, dass wir jetzt alles anbellen oder gar beißen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Diese nüchtern von Dir als historisch prägende festgestellte "Gegenbewegung" mag sogar nachvollziehbar sein. Muss ich aber als Deutcher mit Migrationshintergrund jetzt Verständnis dafür haben, dass ich in ländlichen Gegenden angestarrt werde, wenn ich mit Frau und Kindern gesehen werde? Kann ich etwas für die Umstände, die zu den Parallelgesellschaften geführt haben?

    Daraus ergibt sich für mich abschließend folgende Frage:
    Muss die heutige Generation Biodeutscher durch entsprechende Heftigkeit und Aggressivität das kompensieren, was vorherige Generationen sträflich versäumt haben?
    Muss die heutige Generation der Migranten oder der Deutschen mit Migrationshintergrund diese Ausprägung unwidersprochen hinnehmen?

    Ich glaube kaum.

    Die Deutschen haben nach 1945 aus den von Dir geschilderten Gründen in der Tat die Köpfe eingezogen - allerdings nicht ganz so wie Du denkst. Anstatt Rassenhass und die angebliche Überlegenheit der arischen Rasse öffentlich zu zelebrieren, hat man das lediglich ins Private verlagert. (Man hat ja gesehen, wozu das führt und hat - in Ausblendung des Leides, das man damit über die Welt gebracht hat - vor allem das eigene Leid kultiviert...)
    Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung war nach wie vor fremdenfeindlich und ablehnend gegenüber Ausländern - die Gastarbeiter können davon sicherlich ganze Alben mit Liedern vollsingen.
    Das mag man auf die damalige Politik schieben, da Integration damals nicht auf der Agenda stand. Was aber gerne übersehen wird - und das finde ich ekelhaft selbstgerecht - ist, dass Integration nur dann gelingen kann, wenn beide Seiten, also Deutsche und Migranten, aktiv daran mitarbeiten.
    Wenn Deutsche den Migranten mangelnde Integrationsbereitschaft vorwerfen und Parallelgesellschaften und weiter Missstände anprangern, sollten sie auch einmal darüber nachdenken, welchen Anteil die Deutschen daran hatten und immer noch haben. Wie kann ich mich als Migrant integrieren, wenn man mir das Gefühl gibt, man möchte mich mit dem, was ich mitbringe, gar nicht haben?
    Wenn wir mal ehrlich sind, war und ist unsere Willkommenskultur reine Heuchelei nach dem Motto "nimby" ("not in my backyard"). Was die Deutschen im Grunde immer erwartet haben, war nicht Integration sondern Assimilation. Und selbst wenn die Migranten das getan hätten, wären sie spätestens an dem Umstand verzweifelt und gescheitert, den ich im Thread zum Thema Hautfarbe und Deutschsein ausführlich dargelegt habe.

    Die Deutschen (ich weigere mich, als Deutscher mit Migratoinshintergrund von "wir" zu sprechen, weil ich selbst unter dem beschriebenen Phänomen "gelitten" habe) haben bei der Integration seit Jahrzehnten kollossal versagt, nicht die Bundesregierungen seit Adenauer, nicht Frau Merkel. Integration ist weniger eine politische als eine gesellschaftliche Aufgabe.
    Wenn man als Deutscher schon keine Migranten integrieren wollte, dann war die Nazikeule der 50er bis 90er Jahre vielleicht treffender als gedacht - selbst wenn sie gerne als politsches Totschlagargument missbraucht wurde.

    Man stellt einen Antrag auf Entlassung und wird in der Regel bei der Deutschen Rentenversicherung nachversichert. Ob das im Falle einer gescheiterten Selbstständigkeit dann später zum Leben reicht, wage ich jedoch zu bezweifeln.
    Die Perspektiven der Selbstständigkeit müssten finanziell schon so dauerhaft rosig sein, dass man dafür eine sichere Versorgung aufgibt - so sehr ich das auch im Einzelfall verstehen kann.

    Eine Entlassung aufgrund von vorzeitiger Dienstunfähigkeit ist nur in bestimmten Fällen möglich und nicht der Regelfall.

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