Beiträge von Bolzbold

    In einer juristischen Einführungsvorlesung wurde uns seinerzeit der Unterschied zwischen Gesetz, Moral und Sitte am Beispiel des Geschlechtsverkehrs zwischen unverheirateten volljährigen Personen unterschiedlichen Geschlechts nahe gebracht: nach dem Gesetz erlaubt, nach der Moral verboten, nach der Sitte dem Mann erlaubt, der Frau verboten.

    Tempora mutantur ... :D

    DAS muss ich mir merken. Dieser Lebensrealität kann sich ja (langfristig) niemand verschließen... :X:

    "Ohje" dachte ich auch gerade. Diesen Satz (nicht alles ist schlecht / gewisse Schichten leben sehr gut) haben wir doch in den letzten 70 Jahren allein in Deutschland schon mindestens 2x gehört.

    :thumbdown:

    Man muss diese Aussagen nicht zwingend in einen totalitären Kontext bringen. Es dürften sich sicherlich hinreichend Belege dafür finden, dass dies eine Art "Bonmot" ist, welches nicht auf bestimmte Epochen festgelegt ist. (Und dass sowohl die gesamtdeutschen Nazis als auch die ostdeutschen Steinzeit-Stalinisten (als auch die westdeutschen Kanzlerdemokraten) auf Werte zurückgegriffen haben, die es schon VOR ihnen gab und in der Gesellschaft verankert waren, sollte auch evident sein.)

    Im Kern hat Andran durchaus Recht - es ist aber eben immer eine Frage der Perspektive und dessen, worauf man gerade schaut oder achtet. Und dass Andran die Schattenseiten durchaus nicht vergisst, hat er doch auch klar gemacht, oder?

    Gruß
    Bolzbold


    Die Rechtmässigkeit des Einsatzes eines solchen Trojaners ohne konkreten Verdacht auf Missbrauch sollte unbedingt eingehend durch einen Rechtsexperten überprüft werden. Gibt es nicht eine Gewerkschaft oder Ähnliches, die die Mittel dafür hat einen entsprechenden Auftrag zu erteilen?

    Ich würde wetten, dass diese vertragliche Abmachung gegen zwingendes Recht verstösst.

    Da würde ich nicht dagegen wetten wollen. Und wieder ein Schritt zur empirischen Verifizierung des Peter-Prinzips am Beispiel einiger Politiker.

    Gruß
    Bolzbold

    Doro

    Man müsste eigentlich viel früher ansetzen. Berichtigungen sind für Schüler ein lästiges Übel - bei schlechten Arbeiten sogar eine regelrechte Strafe. Zum einen fehlt es am Willen, sich mit seiner schlechten Leistung noch einmal auseinanderzusetzen, zum anderen fehlt es wie Du richtig sagst, schlicht am Wissen bzw. der entsprechenden Kompetenz. (Oh wie ich das K-Wort hasse!)

    Die korrekte Berichtigung einer Klassenarbeit, die keine Verschlimmbesserung sein soll, setzt also voraus, dass der Schüler die Fehler erkennt, die richtige Lösung kennt (und ich korrigiere alles das, was der Schüler können und wissen müsste, nicht jedesmal positiv!) und diese Lösung auch aktiv im Kontext anwenden kann. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Das fehlende Können hat der Schüler vorher schon unter Beweis gestellt. In der Berichtigung soll er aus dem Nichts plötzlich dieses Können dennoch an den Tag legen. Das kann so nicht funktionieren.

    Eigentlich kann man bei den meisten Schülern, die jenseits der vier in einem Fach stehen, auf die Berichtigung verzichten, weil sie schlichtweg für diese Schüler keinen greifbaren Vorteil oder Lernzuwachs hat.

    Je länger ich darüber nachdenke, desto (noch) weniger halte ich von Berichtigungen.

    Gruß
    Bolzbold

    Nun ja, was wird passieren?

    Jeder, der halbwegs vernünftig denkt, wird seine Daten auf den Lehrerrechnern in der Schule löschen und das tun, was er sowieso in Ermangelung entsprechender PC-Ausstattung an vielen Schulen tun wird - er arbeitet zu Hause.

    Die mögliche Gesetzeswidrigkeit des Aufstöberns von möglichen Urheberrechtsverletzungen ändert nichts daran, dass diese Urheberrechtsverletzungen de facto (und natürlich de jure) begangen werden. Die subjektiv empfundene Ungerechtigkeit oder Sinnlosigkeit des geltenden Urheberrechts rechtfertigt nicht dessen Bruch durch uns. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, im Sinne einer ökonomischen Bildung im doppelten Sinne entsprechend tätig zu werden.
    Wenn die Landesregierungen vor den Verlagen und Rechteinhabern einknicken, wäre es das einfachste, jeder Lehrer nähme seine Daten von den Schulrechnern runter. Dann wird die Überprüfung der Rechner zu einer Peinlichkeit - allerdings nicht für uns.

    Es müsste jedem von uns mittlerweile klar sein, dass eingescannte Schulbuchseiten einer Digitalisierung gleichkommen und nicht erlaubt sind. Wer das dennoch tut, hatte in der Vergangenheit recht wenig zu befürchten. Jetzt steigt die Gefahr des Erwischtwerdens um ein paar Prozent. Im Einzelfall kann das für den einzelnen Lehrer teuer werden.

    Fazit:
    Wir haben es selbst in der Hand, ob uns ein "Schultrojaner" oder wie auch immer man diese Schnüffelsoftware bezeichnen mag, wirklich ans Bein pinkeln kann oder nicht.
    Ich für meinen Teil habe damit fernab der juristischen Bedenken hinsichtlich der Rechtmäßigkeit eines solchen Vorgehens kein Problem, weil man die alten Gurken bei uns, die sich allen Ernstes Computer schimpfen, für so etwas ohnehin nicht gebrauchen kann.

    Gruß
    Bolzbold

    Nele

    Dramatisch könnte es für diejenigen Kollegen sein, denen man einen solchen Verstoß nachweisen kann. (Login-Zugänge, Kollegen-Accounts...). Das Land wird nämlich eventuelle Forderungen der Rechteinhaber an den Kollegen weiterleiten. :X:

    Mal im Ernst: Es ist wohl mehr eine Frage der Kommunikation.

    Gruß
    Bolzbold

    Elternschrecks Fragen zielen von Anfang an darauf ab, Defizite und Schwachstellen bei uns selbst einzugestehen - am Ende der Argumentationskette steht dann das biblische "wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein".

    So funktioniert das aber nicht. Die Antwort, die ich pauschal geben würde, wäre, dass ich sicherlich niemals 100% in allen Kategorien erreiche, wobei das auch allenfalls ein idealistischer Wert wäre. Ich denke aber, dass man mit Werten jenseits der 70% zufrieden sein kann.

    Gruß
    Bolzbold

    naja.. damit kann ich leben. im endeffekt werde ich mich auch für meinen job nicht verstellen.
    ich geh nun mal von mir selbst aus. ich kann mir gut vorstellen, dass einem im stress einmal dinge durchgehen.
    von daher kann ich den vater verstehen.

    Diese Haltung finde ich ebenfalls problematisch. Zum einen wird Mensch sein und Lehrer sein mittelbar im Gut-Böse-Schema gegeneinander ausgespielt, zum anderen hat Dein Job ganz klare Anforderungen und Regeln an Dich. Da geht es nicht um Verstellen oder nicht. Es geht darum, dass Du Dir einen Entscheidungsspielraum anmaßt, den Du schlicht und ergreifend nicht hast.

    Zitat


    ich werde hier sicherlich mit meiner meinung nicht hinterm berg halten.. egal wie hier die echten,engagierten, sich an die regeln haltenden anderen kollegen das sehen..
    icch muss mit meinen entscheidungen ja auch leben bzw. mit konsequenzen...

    "Auch wenn es möglicherweise falsch ist, ich mache trotzdem das, was ich will, ganz gleich, was die anderen sagen." Auch das erinnert mich stark an Denk- und Verhaltensmuster von Jugendlichen, nicht von Erwachsenen.

    Gruß
    Bolzbold

    Coco sieht selbst, dass es unfreundlich war vom Vater die TE nicht zu fragen, entscheidet sich aber dafür, dass nicht an die große Glocke zu hängen und die Beurlaubung durchgehen zu lassen.
    Das ist meiner Ansicht nach durchaus eine Entscheidung, die man begründen kann. Mir persönlich wäre es z.B. reichlich egal ob das Kind nun da ist oder nicht, da die Eltern dann eben verantworten müssen, dass dem Kind eventuell Lernstoff fehlt (vor den Ferien sicher vernachlässigbar).

    Haben wir denselben Beitrag gelesen?
    Die Tatsache, dass wir unsere Kompetenzen nicht überschreiten wollen und uns an die Regeln halten, die für alle gelten, ist jetzt auf einmal kritikwürdig? Wenn man das Ganze an den Schulleiter weiterreicht, weil ER der Entscheidungsbefugte ist, macht man ein Fass auf?

    Zitat


    Dann wäre Cocos Verhalten formal natürlich falsch gewesen und die bessere Lösung wäre gewesen zu sagen:"Sehr geehrter Herr X, so gerne ich auch Ihrem Wunsch entsprechen würde, dazu habe ich nicht die Befugnis. Für Beurlaubungen wenden Sie sich bitte an die Schulleitung".

    Ersetze Konjunktiv mit Indikativ und es passt.

    Zitat


    Ich finde folgende Reaktionen:

    allerdings deutlich überzogen und über das Ziel hinaus.

    Wenn ich mit den Argumenten von Teenagern versuche, diejenigen, die sich korrekt verhalten wollen, in ihrer persönlichen Integrität anzugreifen, dann ist das für mich befremdlich und ein Stück weit eines Lehrers unwürdig. Ich lasse garantiert keine Fünfe gerade sein, wenn mein "nettes" Verhalten gegenüber dem Vater möglicherweise auch dienstrechtliche Konsequenzen für mich haben könnte. Da hält sich mein Gutmenschentum in hoffentlich gesunden Grenzen.

    Gruß
    Bolzbold


    Ich bin nicht deiner Meinung. In der Schule mangelt es meiner Meinung sicherlich nicht an "Alpha-Männern", sondern an Lehrern mit einer gereiften Persönlichkeit. Zu einer solchen wird man nicht geboren, zu einer solchen wird man und das ist eine Lebensaufgabe! Wenn man sich sowohl selbstkritisch hinterfragen kann als auch selbstbewusst ist und seine Schüler mag, sie sogar sehr mag, ihnen das Beste wünscht und in ihnen das Beste sieht, kann man sich einige Patzer erlauben, ohne dass die Schüler über die Tische gehen.

    Richtig. Und dennoch gehen manchen Kollegen diese Fähigkeiten mit der Zeit verloren bzw. es stellt sich immer stärker heraus, dass sie diese womöglich nie hatten. An diesem Punkt sehe ich dann auch die Crux des Beamtentums, weil dies genau das unterschwellig fördert bzw. zumindest toleriert.

    Zitat


    Für mich findet Erziehung nur in Beziehung statt. Und das funktioniert in meiner Welt nicht in einem autoritären Führungsstil. Ich für meinen Teil will ERziehen, nicht DREssieren. Und diesen Mittelweg auszutarieren ist nicht einfach und eine Sache der Erfahrung. Diese kann man jedoch nur machen, wenn man sich in das Wagnis hineinbegibt.

    Sehe ich ähnlich. Autoritativ tut es doch auch...

    Gruß
    Bolzbold

    Find ich hochproblematisch. Heißt ja wieder nichts anderes, als dass Frauen irgendwie überempfindlich sind und spezielle Probleme haben, und dass man sich um die nicht so wirklich kümmern muss.

    Ich muss mich doch sehr wundern, was Du aus meinem Posting herauszulesen glaubst. Das Frauenbild mancher Jungen kann man wohl getrost als gestört bezeichnen. Dieses Bild lässt sich aber nicht durch Ordnungsmaßnahmen korrigieren sondern durch Gegenbeispiele von Frauen.

    Zitat


    Wenn mich jemand beleidigt, habe nicht ich ein "Beziehungsproblem". Typischer Rat an eine Frau, sich den Schuh doch bitteschön selbst anzuziehen.

    Können wir mal von der feministischen Ebene wegkommen? Darum ist es mir nie gegangen und ich verwehre mich gegen eine solche Deutung meiner Aussagen.

    Zitat


    Durch Ignorieren wird das Problem ganz bestimmt nicht gelöst. Der Junge ist erst in der 8. Klasse, der kann sich noch zu einem richtig fiesen Macho auswachsen, das deutet sich ja im Posting der TE schon an.

    Richtig. Und Machos brauchen weibliche Rollenvorbilder, die ihnen ziemlich deutlich zeigen, dass dieses Verhalten nicht durchgeht. Da ist die Rolle, die die Lehrerin einnimmt, m.E. von zentralerer Bedeutung als eine Klassenkonferenz. Letztere wird die Wahrnehmung der Rolle der Frau nämlich nicht ändern.

    Gruß
    Bolzbold

    ganz ehrlich...
    ich würd das kind gehen lassen... klar ist es nicht gerade freundlich mehr oder weniger nicht gefragt zu werden, aber deshalb ein fass aufmachen...
    find ich auch übertrieben....
    naja... typische beamte eben.. alles muss formal korrekt sein...

    nächstes mal sind die eltern dann schlauer.... dann ist das kind dierkt krank.....

    Diese Aussage von einem erwachsenen Menschen zu hören finde ich schon grenzwertig. Es gibt Regeln, an die wir uns alle zu halten haben. Das dann als Hyperkorrektheit zu kritisieren zeugt von einem eigenartigen Rechtsverständnis und Rechtsbewusstsein. Ich kenne solche Bemerkungen eigentlich nur von Schülern oder von unreifen Erwachsenen.

    Gruß
    Bolzbold


    Ein paar Infos dazu: Der Vater holt den Jungen nach der 4. Stunde (Deutsch) ab, morgen nach der 6. Stunde beginnen die Ferien. Die Kunstlehrerin bin übrigens ich.
    Ich finde das sehr frech so kurz vor knapp zu kommen und den Sohn einfach früher abzuholen. Kann man da "Nein" sagen? Wie würdet ihr handeln? Ich hab dem Vater zurückgeschrieben, dass er sich an den Schulleiter wenden soll, der macht die Beurlaubungen vor den Ferien.

    Du kannst nicht nur, Du müsstest sogar nein sagen, gerade weil Du solche Beurlaubungen vor den Ferien nicht selbst vornehmen darfst.
    Das würde ich mit dem Hinweis auf die Schulleitung bei weiteren Fragen auch genau so handhaben. Wir sind schließlich in der Schule und nicht in einem Wunschkonzert.

    Leute gibt's.

    Gruß
    Bolzbold

    Das Problem bei Ordnungsmaßnahmen in NRW wäre, dass diese erst getroffen werden dürfen, wenn alle erzieherischen Mittel zuvor ausgeschöpft wurden.

    Insofern kann man als einzelne Lehrkraft nicht mal eben so eine Klassenkonferenz einberufen und "saftige Maßnahmen beschließen" - da müssten die anderen Mitglieder schon mitziehen.

    Ferner haben wir ein Problem mit der Beweislast. Die Indizien liegen zwar vor, jedoch müsste eine Ordnungsmaßnahme auch entsprechend "widerspruchssicher" sein. Den Anscheinsbeweis hier anzuführen - denn nichts anderes ist es ja letztlich - sehe ich als problematisch an. Im Falle eines erfolgreichen Widerspruchs würde der Schuss in jedem Fall nach hinten losgehen.

    Zum eigentlichen Problem:

    Wenn der Schüler Dich, liebe Quesera, persönlich damit beleidigen wollte, dann ist das im Wesentlichen ein "Beziehungsproblem" zwischen ihm und Dir, was Du auch nicht durch Ordnungsmaßnahmen gelöst bekommst. Ordnungsmaßnahmen KÖNNEN zwar auch zur Einsicht führen, jedoch dürfte die spontane Reaktion des Schülers, sofern es nicht die erste Ordnungsmaßnahme ist, genau das Gegenteil sein.

    Ich würde das fernab der Schulleitung, wohl aber mit den Eltern klären. Denen dürfte es, sofern sie diese Begriffe nicht wie selbstverständlich selbst im Alltag verwenden, ziemlich peinlich sein. Das setzt aber voraus, dass die Eltern bei dieser Beweislage auch kooperieren.

    Silicium schreibt etwas von Annahme des Machtkampfs. Das kann in der Tat hilfreich sein, jedoch muss man diesen dann mit der Souveränität eines Lehrers und eines Erwachsenen auch ziemlich zügig gewinnen. Sonst ist die Annahme eines solchen "Duells" nämlich schon ein heimlicher Sieg des Schülers. Schüler müssen wissen und spüren, dass sie solche Machtkämpfe, sofern sie sie führen wollen, nicht gewinnen können. Dann ergibt sich so etwas auch nicht.

    Das mit dem Rudelführer, was Andran gesagt hat, sehe ich ähnlich. Letztlich bist Du als Erwachsener auf natürliche Art und Weise für gewöhnlich den Schülern überlegen - das muss man normalerweise nicht explizit demonstrieren - aber gerade als Frau sollte man sehen, dass man auch mit solchen problematischen Schülern versucht selbst klar zu kommen.

    Gruß
    Bolzbold


    Ich überlege mir, ohne in die Arbeiten geschaut zu haben, was ich erwarte bzw. was die Schüler leisten konnten und formulieren eine Mischung aus Bewertungsbogen und Erwartungshorizont, der einerseits detailliert genug ist, aber andererseits auch noch Spielraum lässt, wenn die Schüler andere, aber dennoch gute Schwerpunkte gesetzt haben.

    Bis hierhin verfahre ich ähnlich. Ich erstelle jedoch keine zwei separaten Horizonte, sondern mache das in einem - auch wenn ich dann hinterher noch einiges modifiziere.

    Zitat


    Wenn ich meinen Bogen fertig habe, nehme ich mir die Arbeiten der Schüler, die in der Regel stark sind, vor und schaue, wie sie die Aufgaben gelöst haben und bzw. oder ob mein Bogen mit dem Qualitätsergebnis, das sich bei mir beim Lesen ergibt, möglichst nahe kommt. Ggf. korrigiere ich dann noch. Ergebnisse, die mir beim Erstellen nicht in den Sinn gekommen sind, nehme ich nicht als 'Pflicht' auf, sondern gebe dann Extra-Punkte.

    Wie macht ihr es?

    Die besseren Arbeiten lese ich dazu nie, weil mein Erwartungshorizont zunächst von Schülerleistungen unbeeinflusst sein soll. Ich habe jedoch schon Schüler erlebt, die Dir tatsächlich in ihrer Klausur nahezu Deinen kompletten Erwartungshorizont liefern. Streng genommen könntest Du da tatsächlich zuerst diese Klausuren lesen und auf der Basis den EH erstellen. Die 1+ jedoch als Maß der Dinge zu nehmen, ist immer so eine Sache.

    Bei Ergebnissen, auf die ich nicht gekommen bin, gebe ich entweder auch wie Du Bonuspunkte oder ersetze ein fehlendes Kriterium meines EH durch diese. Schließlich kann man ja nicht unbegrenzt Bonuspunkte geben.

    Gruß
    Bolzbold

    Also ich kenne Fälle, in denen bei psychotherapeutischen Behandlungen innerhalb der letzten 5 Jahre die entsprechenden Personen "nur" nicht verbeamtet wurden, aber ansonsten ganz normal im öffentlichen Dienst als Lehrer arbeiten konnten.

    Eine Psychotherapie kostet nicht pauschal die Verbeamtung.

    Was Du, Zurbaran, nun als allererstes tun solltest, ist Deine Gesundheit wiederherzustellen. Alles andere, auch die Verbeamtung, ist vor dem Hintergrund Deiner Erkrankung sekundär. Du musst gesund werden und wieder arbeits- bzw. ausbildungsfähig werden.

    Wenn Dich der Seiteneinstieg bzw. das System Schule so krank gemacht haben sollte, dann müsstest Du ferner überlegen, ob Du diesen Beruf wirklich glücklich und gesund ausüben kannst. Jetzt alles daran zu setzen, möglichst bei der PKV unterzukommen und die Verbeamtung hinzubekommen, mag isoliert betrachtet verständlich und erstrebenswert sein, kann auch kurzfristig ein Vorteil sein, kann aber langfristig ziemlich nach hinten losgehen - nämlich wenn Du dann in einem System gefangen bist, aus dem Du nicht mehr (finanziell und perspektivisch) problemlos herauskommst.

    Dann noch eine andere Sache:

    Wie glauben diejenigen, die sich wegen Besuchen beim Therapeuten Sorgen machen, dass das "in die Akte kommt", wie das vor sich gehen soll?

    Selbst eine bei der Beihilfe beantragte Therapie findet aufgrund der Schweigepflicht nicht ihren Weg in die Einstellungsbehörde (wenn es um eine Festanstellung nach dem Ref. geht). Eine vor oder während des Refs. durchgeführte Therapie kommt nur dann "offiziell" in die Akte, wenn aufgrund von längerer Erkrankung als Grund eben eine psychische Erkrankung angegeben wird. Kommt es zu keinen Fehlzeiten und geht man mit der Therapie nicht "hausieren", kommt das allenfalls dann heraus, wenn man im Anamnesebogen des Gesundheitsamts bei der amtsärztlichen Untersuchung entsprechende Fragen gestellt bekommt und die (und davon gehe ich jetzt einmal aus) wahrheitsgemäß beantwortet. Selbst dann bedeutet das nicht automatisch das Aus. Mit entsprechenden (glaubwürdigen) Gutachten lassen sich da auch Amtsärzte von der gesundheitlichen Eignung für die Übernahme in das Beamtenverhältnis überzeugen.

    Es mag immer noch den Anschein haben, dass das Land lieber "heimlich psychisch erkrankte Bewerber" verbeamtet als "genesene, ehemals psychisch erkrankte Bewerber", die sich ihren Problemen gestellt haben. Diese "Weisheit" kennen aber auch die Amtsärzte.

    Gruß
    Bolzbold

    Was sagt denn Euer Reglement zu diesem Fall? Das kommt ja sicher häufig vor und sollte entsprechend geregelt sein.

    Bei uns beispielsweise ist "verschlafen" nicht als Entschuldigungsgrund aufgeführt, deshalb muss die Absenz unentschuldigt sein. Ich verstehe, dass Du Ehrlichkeit nicht noch bestrafen willst, aber so machst Du Deine Arbeit komplizierter als sie sein muss?

    Wieso komplizierter?

    Du trägst den Namen ins Kursheft in die Spalte "Abwesenheit" ein und schreibst nach der Erklärung des Schülers ein "e" für entschuldigt dahinter. Das würdest Du auch dann machen, wenn der Schüler mit einer schriftlichen Entschuldigung ankäme.

    Ich denke, das ist weniger eine Frage des Reglements als des Fingerspitzengefühls.

    Gruß
    Bolzbold

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