chili - ja, ich bin schon länger an der Schule, aber erst seit 6 Monaten bekomme ich ja gezeigt, wie man es offiziell machen soll - und finde ich es einerseits beruhigend, aber auch erschreckend, dass die altgedienten Fachlehrer genau das machen, was uns Seiteneinsteigern oder Refs immer wieder angekreidet wird.
Und selbige AKO hatte mich schon mal im Unterricht besucht und mich auf einige Punkte hingewiesen, sie sie selbst aber auch nicht unbedingt beachtet, wie ich nun gesehen habe.
Natürlich will ich keineswegs behaupten, dass ich alles richtig mache - ich finde es nur unlogisch, wenn die Leute, die einen beurteilen, sich selbst nicht an ihre Regeln halten und frage mich dann, was das ganze System überhaupt soll, aber die Frage führt vermutl. zu weit.
Die altgedienten Fachlehrer haben ursprünglich ganz andere Methoden und Vorgehensweisen gelernt. Die Weiterentwicklung von Unterricht bedeutet nicht automatisch, dass alle "alten Techniken" plötzlich nicht mehr gut sind und daher "abgeschafft" werden müssen.
Ein Lehrling - sei es im Handwerk oder in der Schule - MUSS Dinge am Anfang viel genauer und reflektierter machen als der Geselle oder der Meister, damit er sich über die Prozesse, die im Rahmen der ausgeübten Tätigkeit ablaufen, klar wird. Das ist bei uns besonders wichtig. Man stellt sich eben nicht mal eben so vor die Klasse und unterrichtet.
In den UBs sollst Du keine Laborstunden zeigen, weil das später genauso von Dir erwartet wird, sondern weil Du zeigen sollst, dass Du solche Musterstunden planen und halten kannst und sowohl in der Theorie als auch in der Praxis das entsprechende "Handwerk" beherrschst.
Da Du Dir vermutlich auch verbitten würdest, Dich anhand weniger von Dir gesehener Stunden umfassend zu beurteilen, solltest Du auch die Ausschnitte, die Du von gestandenen Kollegen siehst, nicht überbewerten.
Ferner:
Die Bewerterrolle als Ausbildungslehrer nehmen wir nicht deswegen ein, weil wir uns für so toll und unfehlbar halten, sondern weil sie Teil unserer dienstlichen Pflichten ist.
Noch ferner:
Du wirst eines Tages genauso "schlecht" wie die erfahrenen Kollegen unterrichten. Nicht weil Du korrumpiert wirst oder plötzlich zum schlechten Lehrer muteirst, sondern weil der Unterrichtsalltag und die -realität eben anders aussehen als Du sie als Referendar erlebst.
Natürlich darfst Du gerne hingehen und künftig nur von den Kollegen etwas annehmen und Dich bewerten lassen, die in Deinen Augen würdig sind, da sie in Deinen Augen guten Unterricht leisten. Dass Du damit aber Dir selbst die Bewerterrolle anmaßt und dass Du ggf. dann ein Problem bekommen könntest, überhaupt Ausbildungslehrer zu finden, steht auf einem anderen Tablett.
Gruß
Bolzbold