Hallo Vivi!
Nun, eigentlich kann man Deine Schüler zu einem solchen Urteil begrüßen, weil das doch etwas über ihr Reflexionsvermögen aussagt.
Was die Fremdenfeindlichkeit angeht, so müssen wir zwischen zwei Dingen differenzieren. Ich will das an dem Beispiel Mr. Khans verdeutlichen:
Wenn ein Mann eine Frau schlägt, kann ich ihn wegen dieses Verhaltens kritisieren und moralisch verurteilen.
Wenn ein Pakistaner seine Frau schlägt, kann ich ihn aufgrund desselben Fehlverhaltens kritisieren und moralisch verurteilen - und das zunächst auch ohne dabei fremdenfeindlich zu sein, weil ich sein Verhalten und nicht seine Herkunft kritisiere.
Wenn ein Pakistaner seine Frau schlägt und ich ihn deswegen mit den Worten "Scheiß Pakistaner" oder "alle Pakistaner schlagen ihre Frauen" verurteile, ist das im Wesentlichen fremdenfeindlich. Dasselbe gälte, wenn ich schrieb, dass er das tut, weil er Moslem ist.
Mr Khan kommt in der Tat nicht wirklich gut weg, gleichzeitig soll der Film aber auch sein Dilemma zeigen, dass er eben seine Identität, das was ihn ausmacht, zu verlieren droht. Dagegen wehrt er sich mit einer Reaktion, die zumindest in seinem ursprünglichen Kulturkreis als weithin akzeptiert gilt, wenngleich auch dies für uns definitiv verwerflich ist.
Die Diskussion darüber, ob der Film rassistische Tendenzen verstärkt, fänd ich ganz fruchtbar, weil hier eben hinter die Kulissen geguckt wird und man eben nicht nur die Stereotypen - hier den Vater - wahrnimmt.
Hier sind natürlich auch die Meinungen der anderen Schüler gefragt, inwieweit sie der Argumentation dieses Schülers folgen können.
Ich glaube nicht, dass die Frage ob dieser Film möglicherweise rassistische Tendenzen verstärken könnte, in einer platten Diskussion enden würde.
Das kann man ja methodisch entsprechend absichern (Classroom debate, moderierte Diskussion, arbeitsteilige Gruppenarbeit, Schüler in der Rolle einer "Kommission", die den Film auf seine Brauchbarkeit untersucht und bewertet).
Gruß
Bolzbold