Ich kann deine Situation gut nachvollziehen:
In meinem Referandariat (Großstadt, "Problembezirk") hatte ich zunächst hospitiert - "aber bitte nicht in den 8. Klassen - dort haben die Kollegen schon ohne Referendare genug Probleme, die Schüler unter Kontrolle zu halten" [Aussage der Schulleitung zu Beginn des Referendariats] - nach den Sommerferien eigenverantwortlicher Unterricht in .... einer 9. Klasse...
Nach zwei Wochen "eigenem" Unterricht war ich bereit zum "Hinschmeißen". Habe mich aber dann dagegen entschieden (Kündigung war schon aufgesetzt).
Meine Überlegung war: Warum soll eine "Bande" 15-Jähriger über meinen Beruf, mein zukünftiges Leben entscheiden? Habe mich also "durchgebissen". An der Schule gab es in jeder Gesamtkonferenz Schulverweisverfahren, eines habe ich (als Referendarin) selbst in Gang gesetzt; Schüler haben gemeint, sich mit bezahlten Schlägern gegen Kollegen "zur Wehr" setzen zu können, jeden Montagmorgen stellte sich für mich die Frage, ob wieder einmal die Polizei im Hause war, ob der Unterricht überhaupt stattfinden könnte (Gebäude war regelmäßig unter Wasser gesetzt, Türen und Fenster eingeschlagen,...) , ...
Erschwerend kam hinzu ein Seminarleiter, der sich auf seinen Stuhl geklagt hatte und ihn nur kommisarisch inne hatte (seit fast zwei Jahren - in denen er sich mehrere Anzeigen wegen sexueller Belästigungen "eingefangen" hatte - an seiner Bewertungspraxis (und seinem Verhalten im Seminar) konnte man ablesen, wer seinem Frauentyp entsprach...). Nachdem er mit uns fertig war (oder wir mit ihm...) hat er dann aufgegeben und wollte an seine alte Schule zurück... die dankend abgelehnt hat...
Vor meinem zweiten Staatsexamen habe ich mich dann ausführlich durch einen Anwalt beraten lassen...
Nun ja, ich habe mich durchgebissen, das Ref war *** [zensiert], die Note wirklich nicht berauschend. Heute bin ich in einer anderen Stadt, einem anderen Bundesland, werde von Schulleitung und Kollegen sehr geschätzt (man merkt es z.B. an der Menge der zusätzlichen Aufgaben, die man so bekommt...) - und kein Hahn kräht mehr nach dem, was mal im Referendariat los war...
Stattdessen stimmt jeder frischgebackene "Ex-Referendar" zu bei einem Spruch wie "Lieber zwei volle Stellen als noch einmal Referendariat" - denn man kommt zwar kaum noch zum Schlafen, die ersten drei Jahre nach dem Ref sind absolut anstrengend, aber dennoch erholsam zum Referendariat (das eigentlich nur ein Belastungstest ist...).
Insofern: Überleg es dir, ob du wirklich aufgeben willst. Es ist äußerst hart. Vielleicht kannst du Hilfe oder moralische Unterstütung bekommen über GEW / Personalvertretung etc.
Du schreibst, du warst zu Beginn äußerst motiviert. Überprüfe deine Ansprüche an dich selbst. Sieh Schule / das Referendariat eher als Job/ Beruf, nicht als Berufung. Das ist zwar ein wenig Desillusionierung; aber auch Abstand, der dir gut tun wird, damit du dich nicht so sehr persönlich angegriffen fühlst.
(Aber es wird garantiert besser nach Abschluss des Referendariats. Man hat zwar Schüler und ab und zu auch Eltern, die ziemlich "stressen", aber es gibt keine Seminarleiter mehr und nur noch äußerst selten die Schulleitung, die vorbeikommen und Unterrichtsentwürfe verlangen...)