Beiträge von Meike.

    Relative neu und award winning - und voll im Interessengebiet der SuS: Pigeon English von Kelman [Anzeige]
    Rezension bei amazon:

    Zitat

    Auch Harri könnte gut einer der Jungs sein, die dort drüben an der Ecke rumlungern. Er könnte einer von ihnen werden. Er würde irgendwann mit dem Dealen anfangen oder seine Tags an die Wände der Hochhäuser sprühen. Dafür spricht einiges, auch wenn Harri erst elf Jahre alt ist. Gerade aus Ghana angekommen, lebt er mit seiner Mutter und Schwester im neunten Stock eines Londoner Sozialbaus. Harri Opoku könnte eine Figur aus der gefeierten Serie "The Wire" sein, einer der weiß, dass Respect und Credibility die Währung sind, mit der man sich auf der Straße durchschlägt. Aber Harri liebt Haribo, den Aufzug, obwohl er nach Pisse stinkt, die Tauben und seine modischen Turnschuhe, Unikate mit selbst gemalten Adidas- Streifen, und mit diesen flitzt er durch sein neues Leben. Doch hier in den grauen Schluchten eines abgehängten Stadtviertels stimmt nichts. Die meisten sind illegale Einwanderer, haben lausige Jobs, und häufig genug werden die Mädchen schon mit vierzehn schwanger. Dann wird ein Nachbarsjunge auf offener Straße erstochen, doch keinen kümmert's. Nur Harri beginnt seine abstrusen Ermittlungen. Er versucht zu verstehen, wer gut ist, wer böse, wer verdächtig. Er macht sich die Welt um ihn herum so gut begreifbar, wie er kann, doch er spürt, dass nichts dem entspricht, was es zu sein vorgibt. Und mit jeder Zeile spürt das auch der Leser dieser großen Romanentdeckung.

    Ich bezog mich eigentlich nicht auf hier postende... :weissnicht: ...aber wenn sich wer angesprochen fühlt. :) Ich bezog mich darauf, dass es hier jemandem eine Diplomarbeit wert ist, Spickverhalten zu erforschen (ich vermute mal, um dann Lehrern zu sagen, wie sie es - vermutlich aufwändig - verhindern können?). Und auf die Kollegen, die ich kenne, die weniger Energie in die Vorbereitung von Unterricht als in die Verfolgung von (vermutetem) Täuschungsverhalten stecken, und in der Tat jeden Versuch als Affront auffassen und sich darüber tagelang echauffieren...
    Ich schätze Spicken auch nicht und gehe damit auch nicht nachlässig um. Ich ahnde es. Und ich beuge vor, indem ich Klausuren konzipere, die Abschreiben sinnlos machen - bei Oberstufenklausuren in Englisch ohnehin der Fall. Aber ich beschäftige mich nicht ununterbrochen damit wie es noch besser zu verhindern sei und werde dazu auch keine Fortbildung besuchen.

    Ich bin übrigens grundsätzlich dafür, dass nicht alle neuen Begriffe in einem Text vorentlastet werden, weil ich meine, dass gut funktionierende Worterschließungsstrategien sehr wichtig für die Textarbeit in der Qualifikationsphase sind. Die müssen von Anfang an trainiert werden, sonst hat man zu Beginn der Oberstufe Lerner, die darauf trainiert sind, jedes einzelne Wort penibel nachzuschlagen und bei einem problematischen Begriff wie ein Ochs vor dem Berg stehen und nicht mehr weiterarbeiten - das ist halt auch ein Aspekt des "richtig-falsch" Fluches der Schule.

    Ebenso grundsätzlich gebe ich unbekannte Begriffe am liebsten in die Lerngruppe zurück, dass jemand den Begriff erklärt, der ihn kennt. Dabei ist mir ganz wichtig, dass der Begriff auf Englisch erklärt und nicht etwa übersetzt wird.

    :top: Genau so. Geht allerdings nur in der Oberstufe oder oberstufennahen Klassen. Meine Kleinen in der 5 oder 6 konnten Unbekanntes im Text nicht akzeptieren - was auch okay ist, denn die Textchen, die die lesen sind ja arg kurz. Aber selbst in Lektüren musste ds erst ausdiskutiert werden ...
    Da habe ich aber auch schon sehr früh angefangen, dass sie die unbekannten Worte erstmal selbst raussuchen und sich dann durch Raten an das erschließende Lesen herantasten - haben sie supergern gemacht.

    Danke, Nele. Ich verstehe bisweilen die Energie auch nicht, die ins Spickverhindern reingesteckt wird - manchmal als Alternative zu nachhaltigem Unterricht ;) - da gibt es die reinsten Wettbewerbe. Ich hab da andere Prioritäten. Klar, wenn ich einen erwische, erwisch ich einen und dann rappelts halt im Karton - ich trag das aber auch nicht 100 Jahre nach und nehm mich nicht so wichtig, dass ich es als persönliche Beleidigung auffasse und bei jeder Klausur den großen Saal anmiete und 4 Sicherheitsbeamte, die durch die Reihen gehn.
    Spicken ist unschön und ich würdige das entsprechend, aber es ist auch nicht der Untergang des Abendlandes. Und ob es eine Diplomarbeit wert ist... hm.
    Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass alle Antispickfanatiker noch nie ein privat genutztes Buch oder DvD bei der Steuer angegeben haben. Nie! :P

    dort steht immer nur "Wenn du was verschweigst, kann das schlimme Konsquenzen haben" ohne konkret zu werden. Jemand schrieb allerdings von der Entlassung aus dem Beamtentum?


    Wenn du verbeamtet wirst und es wegen sich verschlimmernden Symptomen eine weitere amtsärztliche Untersuchung gibt - die sowohl der SL als auch das SSA anordnen kann - und es stellt sich heraus, dass du bei der Einstellung eine Erkrankung schon hattest aber verschwiegen hast, kannst du tatsächlich entlassen werden, die Pension kann gekürzt oder gestrichen werden und es kann zu Rückzahlungsforderungen kommen.

    Zitat

    Mit den in diesem Verfahren angefochtenen Bescheiden vom 21. Januar 1992 und 8. Juni 1993 entschied der Beklagte über die dem Kläger vom 15. Oktober 1975 bis zum 10. Dezember 1986 als Dienst- und Versorgungsbezüge gezahlten Beträge. Er beließ dem Kläger 228 193,40 DM, die in der Zeit bis zum 8. Januar 1980 gezahlt worden waren. Einen Betrag von rund 342 000 DM, der während der anschließenden Zeit geleistet worden ist, forderte er nebst 4 % Zinsen seit Zugang des Bescheides vom 21. Januar 1992 zurück. Billigkeitsgründe geböten es nicht, von einer Rückforderung abzusehen. Dem Kläger würden jedoch Monatsraten von 300 DM sowie ein weit geringerer als der haushaltsrechtlich allgemein vorgesehene Zinssatz eingeräumt. Zur Sicherung dieser Schuld, die der Kläger in absehbarer Zeit nicht werde tilgen können, müsse er dem Beklagten Ansprüche aus Lebensversicherungsverträgen in Höhe von rund 120 000 DM abtreten und eine Sicherungshypothek auf dem Wohngrundstück bewilligen. Der Beklagte verpflichtete sich, von einer Verwertung der Hypothek zu Lebzeiten des Klägers und seiner Ehefrau abzusehen.

    Dass es Kollegien gibt, die nicht solidarisch reagieren, weiß ich und sagte ich ja schon. Aber Solidarität ist eben keine Einbahnstraße. Und dauernd oder oft krank zu sein mit der Haltung "ist mir scheißegal, wen das wie sehr belastet, ich hab das Recht dazu, die sollen mal schön allein klarkommen" finde ich eine genauso solidaritätsunförderliche Haltung, wie das was andersherum Kranke zum Teil erleben müssen.
    Dass langfristig eine entsprechend große Vertretungsreserve/Personaldecke die Lösung ist, schrieb ich ja schon. Man trete in einen Verband ein und engagiere sich heftigst dafür!

    Und mit genau der Argumentation bringt man es dazu, dass die Leute neben ihren gesundheitlichen Problemen auch noch den Rechtfertigungsdruck haben, ihre "lieben" Kollegen überzeugen zu müssen, dass Atteste, Sonderwünsche etc. nicht gefaked oder aus einer Laune heraus entstanden sind. Da ist sie, die Misstrauensatmosphäre.

    Weißt du, was gute Kollegien hinbekommen? Die übernehmen Vertretungen und Zusatzstunden, ohne, dass bekannt sein muss, warum. Wenn Fr. XY schon zum dritten Mal in der Woche krank ist, dann macht das an dem Morgen auch nix. Da vertraut man darauf, dass gegenseitig Hilfe da ist, ohne daß man sich erklären muss. Da schlägt man die Übernahme der Aufsicht vor, bevor der Kollege einen drum bitten muss. Da kriegt man auch kein schlechtes Gewissen, wenns einem gerade nicht gut geht - da geht man gern in die Schule.


    Nunja, das ist ja genau das, was ich meinte - dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man fehlt. Und habe ich halt nie gesagt, dass ich finde, dass irgendjemand irgendeine Diagnose genau nennen muss oder unter Rechtfertigungsdruck stehen sollte, im Gegenteil. Ich habe erklärt, warum es bei uns viele (nicht: alle. Und die die es nicht tun, werden auch nicht unter Druck gesetzt) tun. Und warum das Sinn machen kann - nämlich zB weil nach den Fehlzeiten, die ja offensichtlich sind, auch weitere Entlastungen notwendig oder hilfreich sein können und die sind eben zT doch spezifisch an die jeweilige Diagnose gebunden. Oder weil man in Kontakt mit den Kollegen bleiben will, damit die in den eigenen Kursen A,B und C machen, damit man, wenn man wieder da ist, eben nicht doof da steht, weil die eigenen Planung im Eimer ist. Oder, oder...
    Wenn es natürlich Kollegien geben sollte, wo die Kollegen von sich aus vorschlagen, jemandem die Aufsicht oder dauerhaft Klassen/Kurse zu übernehmen, ohne dass sie überhaupt wissen, dass er (chronisch) krank ist oder sich belastet fühlt - um so besser! An den Punkt des Wissens ohne es auch nur annähernd mitgeteilt zu bekommen, möchten wir gerne auch kommen, haben nur leider das mit dem Gedankenlesen noch nicht so drauf. Aber wir basteln dran! :) Und, wie schon xmal gesagt: es muss keinen Rechtfertigungsdruck geben. Es muss eigentlich gar keinen Druck geben. Und auch das Misstrauen muss nicht sein - das natürlich auch aus dem sich-niemand-mitteilen-Wollen sprechen kann. Es gibt halt Schulen, wo das nicht nötig ist. An Schulen, wo sich auch ein Erkrankter noch als Teil des Kollegiums fühlen darf, passiert solche Kommunikation eigentlich automatisch.


    Und warum genau muss die Kollegin sagen: Ich habe Neurodermitis und deswegen blabla. Warum kann sie nicht sagen: ich habe gesundheitliche Probleme, welche genau möchte ich nicht sagen, und deshalb brauche ich XY. Gerade mit Hautkrankheiten kommt nämlich in den wenigsten Fällen Verständnis. In den meisten Fällen bekommt man: "Jetzt stell dich deswegen mal nicht so an! Das bisschen Jucken/Rötung/blabla kann doch gar nicht so weh tun!" zu hören.

    Sie hat es halt gesagt. Hätte sie nur das formuliert, was du nennst, wäre auch gut gewesen! Und niemand wäre je bzw ist auf den Gedanken gekommen, so zu reagieren, wie du es bechreibst - ich weiß also nicht, was "in den meisten Fällen" bedeutet. Es tut mir leid für dich, wenn das bei dir so ist.... Mir geht es nicht darum, solche Einzelbeispiele kollegienübergreifend zu diskutieren, sondern darum, dass überhaupt irgendein Kommunikationsansatz da ist und das kann auch genau das sein, was du gesagt hast), bzw ein Signal, das eben nicht "ich brauch nix sagen und seht zu, wie ihr klarkommt" ist - was ich aus einigen Posts vorher rauslas. So einfach ist es nämlich nicht. Und ich habe beschrieben wie wir das halten - es mag viele andere Wege geben, wie das auch gut funktioniert. Und ich kenne genug solche, wo das eben nicht funktioniert - und das sind eben oft die, wo Kommunikation abgebrochen ist oder nicht für nötig erachtet wird, weil man lieber alles mit Paragrafen regelt. Geht auch, irgendwie.

    Mir ging es darum zu erklären, dass es eben ein Geben und Nehmen ist. Und das

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    Ein Beispiel: Die Ref wollte Hilfe von einer Kollegin. Die Kollegin sagte ihr, dass sie nur nach 14:00 Zeit hätte, weil sie unterrichten musste. Die Ref hatte aber schon um 11:00 Schulschluss und wollte nicht so lange warten. Dann bot ihr die Kollegin an sie abends anzurufen, nach 20:00 Uhr, denn sie selbst hatte noch kleine Kinder. Und dann kam der Hammer-Spruch: "Nee, ab 8 Uhr kannst du nicht mehr anrufen, da mache ich nichts mehr für die Schule". Dabei wollte die Ref selbst Hilfe!

    scheint eine Haltung zu sein, die eben doch eher auf Nehmen hinausläuft...

    Meike, es kommt aber auch auf die Diagnose an, ob sich die Mitmenschen verständnisvoll zeigen. Wenn jemand Rücken hat, dann trägt man ihm gerne den Bibelkoffer - man sieht ja ein, dass der zu schwer ist. Was ist aber, wenn jemand eine Hautkrankheit hat, die das Tragen schwerer Dinge ebenfalls unerträglich macht (weil es nämlich starke Spannungen auf der Haut und dadurch fürchterliche Schmerzen auslöst)?


    Aber gerade dann ist es für die Kollegen doch auf jeden Fall einfacher, Reaktionen einzuschätzen und rücksichtsvoll zu reagieren, als wenn die Kollegineinfach nur sagt "Ich kann/will das nicht und es geht dich nix an, warum nicht!". Wie soll man das denn sonst einschätzen?? Wir hatten mal eine Kollegin mit schwerer (aber nicht offensichtlich sichtbarer) Neurodermitis und diversen anderen allergischen Problemen. Zuerst mal fiel sie durch ständige Sonderwünsche auf, die keiner recht einschätzen konnte: kein Raum auf der Südseite, wo es sehr warm wird, - und bitte kein dies und kein das. Das ist schwer zu akzeptieren, wenn man gar nicht weiß, was los ist. Wir schwitzen auch nicht gern und wir mögen auch kein grelles Licht und/oder bestimmte Luft/Gerüche. Als sie es uns erklärte, dass Schwitzen ihr echte Schmerzen bereitet und Entzündunge anregt und ihre Augen auf solches Licht so reagieren etc, war all das kein Problem mehr - und es gab immer mal wieder Situationen, wo wir ihr von uns aus Ideen unterbreiteten, von denen wir meinten, es hilft ihr. Und es half! So stellen wir uns halt Schule vor. Und bei uns funktioniert's.

    Und ja - wir hatten/haben auch Kollegen mit psychischen Erkrankungen. Davon wissen nicht alle, aber viele (klar war es ohnehin, ausgehend vom Verhalten vor der Therapie). Die Ermutigung der informierten Kollegen, sich in Therapie zu begeben, die Hilfe beim Suchen/Organisieren und das Versprechen, dass man sich um die LKs / Gks gut kümmern werde und sich freue, die Personen gesund(oder gesünder) wiederzusehen, hat es diesen Kollegen erst möglich gemacht, sich endlich zu entschließen, sich um ihre Gesundheit zu kümmern und auch wieder in das Kollegium zurückzukommen und nicht gleich wieder krank zu werden. Und das führt wiederum dazu, dass sie nicht zum Dauerproblem für andere Kollegen werden. All das bedingt sich gegenseitig und deshalb sind viele Kollegien auch bereit, sich rührend um solche Kollegen zu kümmern.

    Das ist nämlich genau der Punkt: wenn man einem Kollegium keine Chance gibt, einem zu helfen, sondern sich nur abgrenzt und Das geht euch nix an, seht zu wie ihr klarkommt, ich darf das!"-Signale gibt, dann steht man mit seiner Krankheit eben alleine da. Mit allen Konsequenzen, die das hat. Für alle.
    Aber: es geht auch anders. An einer solchen Kultur muss man arbeiten, teilweise auch hart arbeiten - aber es gibt sie.

    Ich finde nach wie vor, dass das etwas mehr als schwarz-weiß ist. Ich schrieb es schon anderswo:

    Ich bin der Meinung, dass (gute) Schule nur über ein Geben und Nehmen funktionieren kann, und nicht über ein "ich setze alles durch, was ich darf". Bin allerdings auch der Meinung, dass der SL oder das Kollegium das nicht forcieren darf, sondern dass Meldungen über die Krankheitsdauer oder den Krankheitszustand ein freiwilliges Signal des Mitarbeiters im Sinne einer vertrauensvollen Umgangskultur sein sollte. Und sei es nur "Ich kann es beim besten Willen nicht abschätzen, kann zwischen 3 und 8 Wochen liegen...".

    Bei uns ist es absolut üblich, dass die Kollegen sich melden und eine Abschätzung abgeben, genauso wie es absolut üblich ist, dass die Gesunden sich mit Blumen/Poskarten und regelmäßigen Berichten über die übernommenen Kurse und Themen melden, was dem Erkrankten bei der Rückkehr die Arbeit ungemein erleichtert.
    Genau wie die regelmäßigen Gespräche und Hinweise darüber, was man in seiner Klasse getan sehen möchte, dem Kollegen, der vorübergehend die Last trägt, die Arbeit sehr viel einfacher machen.

    Es nennen auch viele Kollegen ihre Diagnose - was sie nicht müssen und auch keiner verlangt, aber es ist selbstverständlich, dass das dann in den Arbeitsalltag einbezogen wird: "Ach komm lass mich mal ran, das musst du jetzt nicht machen, du hast doch Rücken." Der migränegeplagten Kollegin wird schonmal ne Klausuraufsicht abgenommen, wenn sie wieder mit vor Schmerz leicht zusammengekniffenen Augen herumläuft und es käme auch keiner auf die Idee sich verständnislos zu äußern, wenn einer unserer chronisch Erkrankten oder Schwerbehinderten meint, das würde ihm/ihr jetzt zuviel. Im Gegenteil, dann stehen immer ein paar parat. Die Erkrankten danken es uns mit klaren Ansagen und versuchen alles, vernünftige Planung und einen guten Ablauf auch für die Schüler möglich zu machen. Auch wenn sie es nicht müssen. ( Und ja, langfristig müssen wir alle aktiv auf eine 110%ige Verretungsreserve pochen, damit das irgendwann gar kein Problem mehr ist und der SL nur noch dort anrufen muss - aber so lange das noch nicht so ist, muss es ein tragfähiges Miteinander geben.)

    Das ist eine Frage der Schulkultur. Natürlich kann man es auch umgekehrt halten und immerzu darauf pochen, was man nicht muss und was rechtlich geregelt ist - und natürlich kann man dann nur das Minimum an Informationen an die Schule geben und die Haltung vertreten, "die sollen doch sehen, wie sie damit klarkommen". Rechtlich durchaus völlig okay. Dann kann man aber auch nicht viel zurück erwarten. Das ist auch eine Schulkultur - in der übrigens nicht wenige Kollegien arbeiten.
    Ich weiß, was ich lieber will. Und als Gesamtpersonalrätin bin ich in Kontakt mit beiden Arten von Schulen. Und ich weiß auch, an welche Art von Schule ich häufiger mit Konflikten zu tun habe und wo die Leute häufiger krank werden und länger krank bleiben.

    Das zur Grundhaltung. Im speziellen Fall hier handelt es sich um eine Referendarin, da ist die Existenzangst natürlich größer und die Angst, grundlegende Erkrankungen zuzugeben, natürlich auch. Nachvollziehbar.
    Auch nachvollziehbar finde ich den praktischen Ärger darüber, Klassen für etwas zur Verfügung stellen zu müssen, was dann nicht klappt und die eigene Unterrichtsplanung schmeißt. Das belastet. Da müssen Lösungen her, auch im Sinne der Referendarin, die ja irgendwie doch mal ihre Unterrichtspraxis bekommen muss.

    Eine gute Gesprächs- und Unterstüzungskultur (und hier meine ich nicht, dass die Referendarin ihre detaillierte Diagnose vorlegen soll, sondern Signale, die den Kollegen helfen, sich auf sie und ihre Bedürfnisse einzustellen und sinnvoll zu planen), hätte dem Ärger des Kollegiums vorbeugen können. Und für die Referendarin integrative Wirkung haben können. Da liegt vielleicht auf beiden Seiten was im Argen - aber wenn ich sowas lese

    Zitat

    Die Ref wollte Hilfe von einer Kollegin. Die Kollegin sagte ihr, dass sie nur nach 14:00 Zeit hätte, weil sie unterrichten musste. Die Ref hatte aber schon um 11:00 Schulschluss und wollte nicht so lange warten. Dann bot ihr die Kollegin an sie abends anzurufen, nach 20:00 Uhr, denn sie selbst hatte noch kleine Kinder. Und dann kam der Hammer-Spruch: "Nee, ab 8 Uhr kannst du nicht mehr anrufen, da mache ich nichts mehr für die Schule".

    gehe ich davon aus, dass das Kommunikationsproblem nicht nur auf Seiten eines "mobbenden" Kolegiums liegt.

    Hier im thread finde ich auf beiden Seiten Anschuldigungen, die ich völlig haltlos finde.

    Ich bin mit alias der Meinung, dass (gute) Schule nur über ein Geben und Nehmen funktionieren kann, und nicht über ein "ich setze alles durch, was ich darf". Bin allerdings auch der Meinung, dass der SL das nicht forcieren darf, sondern dass es ein freiwilliges Signal des Mitarbeiters im Sinne einer vertrauensvollen Umgangskultur sein sollte. Und sei es nur "Ich kann es beim besten Willen nicht abschätzen, kann zwischen 3 und 8 Wochen liegen...".

    Bei uns ist es absolut üblich, dass die Kollegen sich melden und eine Abschätzung abgeben, genauso wie es absolut üblich ist, dass die Gesunden sich mit Blumen/Poskarten und regelmäßigen Berichten über die übernommenen Kurse und Themen melden, was dem Erkrankten bei der Rückkehr die Arbeit ungemein erleichtert, so wie die regelmäßigen Gespräche dem Kollegen, der vorübergehend die Last trägt, die Arbeit sehr viel einfacher macht.

    Es nennen auch viele Kollegen ihre Diagnose - was sie nicht müssen und auch keiner verlangt, sie tun es, weil sie wissen, dass es dann selbstverständlich ist, dass das dann in den Arbeitsalltag einbezogen wird: "Ach komm lass mich mal ran, das musst du jetzt nicht machen, du hast doch Rücken." Der migränegeplagten Kollegin wird schonmal ne Klausuraufsicht abgenommen, wenn sie wieder mit vor Schmerz leicht zusammengeniffenen Augen herumläuft und es käme auch keiner auf die Idee, sich verständnislos zu äußern, wenn einer unserer chronisch Erkrankten oder Schwerbehinderten meint, das würde ihm/ihr jetzt zuviel. Im Gegenteil, dann stehen immer ein paar parat. Die Erkrankten danken es uns mit klaren Ansagen und versuchen alles, vernünftige Planung und einen guten Ablauf auch für die Schüler möglich zu machen. Auch wenn sie es nicht müssen.

    Das ist eine Frage der Schulkultur. Natürlich kann man es auch umgekehrt halten und immerzu darauf pochen, was man nicht muss und was rechtlich geregelt ist - und natürlich kann man dann nur das Minimum an Informationen an die Schule geben und die Haltung vertreten, die sollen doch sehen, wie sie damit klarkommen. Rechtlich durchaus völlig okay. Dann kann man vielleicht aber auch nicht allzuviel zurück erwarten. Das ist auch eine Schulkultur - in der übrigens nicht wenige Kollegien arbeiten.
    Ich weiß, was ich lieber will. Und als Gesamtpersonalrätin bin ich in Kontakt mit beiden Arten von Schulen. Und ich weiß auch, an welche Art von Schule ich häufiger mit Konflikten zu tun habe und wo die Leute häufiger krank werden und länger krank bleiben. Und ja, langfristig müssen wir alle aktiv auf eine 110%ige Verretungsreserve pochen, damit das irgendwann gar kein Problem mehr ist und der SL nur noch dort anrufen muss - aber so lange das noht nicht so ist, muss es ein tragfähiges Miteinander geben.


    Nochmal zur Ausgangsfrage. Wenn du deinem ÖPR nicht vertraust, kannst du dich an den Gesamtschwerbehindertenvertreter oder GPR wenden. Die haben keine Karriereinteressen an deiner Schule.

    (Und dazu, wieder etwas genereller: ich wundere mich immer, wenn Schulen sich über ihren angeblich Eigeninteressen vertretenden ÖPR beklagen. Wer hat den ÖPR denn mit der Mehrzahl der Stimmen gewählt? )

    Es hängt sich doch gar nicht das ganze Kollegium rein - es fragt eine Kollegin, ob sie (weiter) ihre Klasse zur Verfügung stellen muss. Eine sehr berechtigte Frage.

    Die dann folgende Diskussion beschäftigt sich mit der relativ kompexen Frage, wie man mit dauererkankten Kollegen umgehen soll - was in einem Forum durchaus auch legitim ist - und da ist es auch überwiegend nicht so, dass gesagt wird, man solle der Referendarin keine Hilfe anbieten oder sie rausschmeißen - die meisten, außer viell. Mr Griffin, argumentieren doch eher so, dass sowohl Referendarin als auch durch ihre Fehlzeiten belastete Kollegen Unterstützung brauchen bzw dass auch ein erkrankter Kollege die Pflicht hat, sich irgendwie daran zu beteiligen, dass seine Abwesenheiten von den anderen bestmöglichst gemanagt werden können. Und natürlich darf man auch die Frage stellen, ob ein Mensch, der meh abwesend als anwesend ist, nicht erst einmal - auch und vor allem sich selbst zuliebe - seine Gesundheit stabilisieren sollte, bevor er sich einen Beruf zumutet, den er derzeit offensichtlich nicht schaffen kann.

    Wie man daraus ein "Mobbing" oder auch nur Empathielosigkeit gegenüber der Referedarin konstruieren kann, weiß ich nicht.

    Zitat

    Okay, das mit der Sonderrolle scheint ja hier auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Da frage ich mich natürlich warum? Also, ich habe im Studium immer wieder gelernt "Bediene dich der starken Schüler, setze die ein, um die Schwachen zu unterstützen" etc. Wieso das nur bei stofflich starken Schülern machen und nicht auch bei solchen, die in ihrer Reifung den anderen in ihrer Lerngruppe weit voraus sind?

    Sonderrollen sind in dem Alter - oder überhaupt unter Schülern - eher ein Problem als eine Lösung. Eine Sonderrolle kann schnell in Isolation abrutschen, die meisten Schüler meiden Sonderrollen wie die Pest. Selbst wenn jemand sich erhaben fühlt - und in ein, zwei Jahren trifft das auf etwa die Hälfte der Klasse zu ;) - möchte er/sie eigentlich keine Sonderrolle, i.e. keinen Status, der ihn aus der Gruppe katapultiert. (Und die Sonderrolle kann leicht ins Negative kippen, wenn du sie, als "weiter entwickelte" ohne stofflichen und verhaltensmäßigen Vorsprung schwachen Schülern an die Seite stellst. Was denkt sich denn eigentlich ein schwaches, aber höfliches und verhaltensmäßig diszipliniertes Kind, wenn der "Klassenclown" oder die Klassenpatzige aufgeforert wird, ihr "zu helfen" oder die Gruppenarbeit zu leiten etc? Das ist für die Kinder nicht nachvollziehbar, weil es eigentlich üblicherweise als Anerkenung/Belohnung dient. ) Das ist ja das Verzwickte an der Pubertät: man möchte sich gleichzeitig abgrenzen und dazugehören. Man ist gleichzeitig größenwahnsinnig und komplexbehaftet. Man will noch beschützt werden und sich dem Schutz mit aller Macht entziehen ... usw. Die Rollenfindung ist beliebig komplex und schwankt teilweise von Tag zu Tag - in meinen 6. Klassen hatte ich immer wieder Schüler, die kamen jeden Morgen anders in die Schule: mal als abgeklärte Erwachsene und dann wieder als Kuschelkind ...Hätte ich ihnen am falschen Tag die falsche Rolle "zugeschrieben", hätte ich viel kaputt gemacht.

    Diese Findung müssen die unbedingt selber hinkriegen. Beim einen funktioniert das mit mehr und beim anderen mit weniger Reibung. Was man selbst tun muss, als Erwachsener - nicht nur als Lehrer - ist ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass man sie respektiert und mag, auch wenn man ggf. mit ihnen aneinander gerät. Dass man für sie da ist, wenn sie einen brauchen, dass man sich aber nicht von ihnen herumschicken lässt. Und man muss stabil und klar sein, je instabiler sie selbst sind. Das brauchen sie.

    Eine unkommentierte Serie von Strafen halte ich für wenig ertragreich. Konsequenzlosigkeit und/oder Überbetüttelung und Sonderrollen auch.
    Ich würde mit ihr ab und zu Gespräche führen. Auf dem "erwachsenen" Niveau, das sie sich offensichtlich wünscht. Ihr ihr Verhalten spiegeln, sie nach ihren Wünschen befragen (wahrscheinlich hat sie gar nicht so viele konkrete - außer "Reibung" ;) ), ihr also klar machen, dass ich sie ernst- und wahrnehme, aber Verhalten, das das Lernen für andere stört, nicht dulde. Dass ich sie als Mensch mag/respektiere, dass das aber nichts daran ändert, dass solches Verhaten Konsequenzen haben muss, weil sie eben nicht der einzige Mensch im Klassenraum ist.

    Ich hatte schon viele ähnlich gelagerte Schüler, denen die Tatsache, dass ich sie ernst und mir für mehr als ein Gespräch Zeit nehme (und nicht von oben nach unten monologisiere, sondren eben ein echtes Gespräch führe) Wunder gewirkt hat. Gesprächsführung in solchen Fällen ist nicht ganz einfach, aber: learning by doing, alles andere hilft ja nix :) ...

    ME ist es durch den zitierten Abschnitt nicht geregelt, wo genau die LP stattfinden muss. Und das heißt: der Fachleiter kann genausogut auch seine Klassen zur Verfügung stellen. Was ich hier sehr angemessen finden würde. An deiner Stelle würde ich ihn einfach nachdrücklich darum bitten. Mehr als nein sagen kann er nicht. Vielleicht kann man dann die Seminaraufsicht bitten, das anzuordnen? ;)

    Und natürlich ist es berechtigt, nicht nur die Sorgen einer psychisch erkrankten Person zu berücksichtigen - das wurde ja vom Kollegium offensichtlich mehr als umfassend getan - sondern auch die der Kollegen, die den Laden am Laufen halten müssen. Und ja, man kann erwarten, dass ein Kollege sich zu seiner Verfügbarkeit perspektivisch äußert - das gebietet vielleicht nicht überall das Gesetz, aber ganz bestimmt die Kollegialität.
    Die ständigen Krankheitsverlängerungen sind für eine Schule das Übelste - man kann erst ab 6 Wochen einen Ersatz beantragen, aber bei ständigen Spoantanverlängerungen auch keinen Kollegen bitten, dauerhaft einzuspringen, sondern man muss andauernd Leute kurzfristig einsetzen, was natürlich bedeutet, dass die Kollegen nicht vernünftig planen können und Zusatzbelastungen ausgesetzt sind. Und ja, natürlich wäre eine 110% Vertretungsreserve, die die Gewerkschaften ja seit den 80igern fordern, hier hilfreich, aber da diese Reserve nicht existiert, muss die Threaderstellerin sich wohl andere Gedanken um den Selbstschutz machen.

    In Hessen gibt es einen ausführlichen Maßnahmenkatalog zur beruflichen Wiedereingliederung (BEM - Handreichungen), der vorschreibt, wann wie welche Gespräche geführt werden und welche Angebote dem Erkrankten im Sinne der Wiederherstellung der Gesundheit gemacht werden. Sowas ist ganz nützlich, wenn sich Schulleitungen "verschleppend" verhalten oder den Erkrankten gegenüber unsicher sind - und sie bieten auch viel Gutes für die Erkrankten selbst. Müsste man mal googeln ob es das in eurem Bundesland auch gibt. Vielleicht ergibt sich daraus ein Handlungsrahmen.


    Undich sehe es wie unter uns: wenn man eine ratsuchende Kollegin derart angreift, ohne die Hintergründe der Geschichte zu kennen - dann, ja dann kann es sein, dass sie sich tatsächlich genötigt sieht, die Hintergründe detailliert darzustellen. Und dann wird sie dafür auch wieder kritisiert... :daumenrunter:

    Ich sehe es genauso. So sehr es einem für den Menschen, dem es nicht gut geht, leid tut - aber eine Schule muss planen können und es hängen eben auch immer xzig Schüler mit drin, wenn eine Kollegin unzuverlässig arbeitet, selbst dann, wenn es nicht ihre eigene "Schuld" ist. Die Schüler versäumen Stoff, die nächste Klausur kommt, und dann bezahlen sie den Preis. Man kann in einem solchen System einfach nicht unbegrenzt Schonräume aufmachen. Auf der anderen Seite muss einem Kollegen, der schwächelt, auch erstmal geholfen werden - eine gute Beratung tut Not. Zuerst mal braucht die Schule klare Ansagen von der Referendarin und sie braucht ein Unterstützungssystem oder/und ggf. eine Aus- oder Bedenkzeit.
    "Das schaffstdu schon"-Parolen sind manchmal ein Bärendienst....

    Ich find's super!! Gerade für die Moderatoren (aber nicht nur dafür).
    Wenn man irgendwas entdeckt, das man für Werbung oder zweckfremde Nutzung des Forums hält, kann man eben man schnell gucken,w elche Mitmods online sind und schnellstens klären, ob man schließen/deaktivieren oder sperren muss, ohne ewige Wartezeiten in den Mod-threads ... bitte nicht wieder wegopereieren!! :)

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