Ich finde nach wie vor, dass das etwas mehr als schwarz-weiß ist. Ich schrieb es schon anderswo:
Ich bin der Meinung, dass (gute) Schule nur über ein Geben und Nehmen funktionieren kann, und nicht über ein "ich setze alles durch, was ich darf". Bin allerdings auch der Meinung, dass der SL oder das Kollegium das nicht forcieren darf, sondern dass Meldungen über die Krankheitsdauer oder den Krankheitszustand ein freiwilliges Signal des Mitarbeiters im Sinne einer vertrauensvollen Umgangskultur sein sollte. Und sei es nur "Ich kann es beim besten Willen nicht abschätzen, kann zwischen 3 und 8 Wochen liegen...".
Bei uns ist es absolut üblich, dass die Kollegen sich melden und eine Abschätzung abgeben, genauso wie es absolut üblich ist, dass die Gesunden sich mit Blumen/Poskarten und regelmäßigen Berichten über die übernommenen Kurse und Themen melden, was dem Erkrankten bei der Rückkehr die Arbeit ungemein erleichtert.
Genau wie die regelmäßigen Gespräche und Hinweise darüber, was man in seiner Klasse getan sehen möchte, dem Kollegen, der vorübergehend die Last trägt, die Arbeit sehr viel einfacher machen.
Es nennen auch viele Kollegen ihre Diagnose - was sie nicht müssen und auch keiner verlangt, aber es ist selbstverständlich, dass das dann in den Arbeitsalltag einbezogen wird: "Ach komm lass mich mal ran, das musst du jetzt nicht machen, du hast doch Rücken." Der migränegeplagten Kollegin wird schonmal ne Klausuraufsicht abgenommen, wenn sie wieder mit vor Schmerz leicht zusammengekniffenen Augen herumläuft und es käme auch keiner auf die Idee sich verständnislos zu äußern, wenn einer unserer chronisch Erkrankten oder Schwerbehinderten meint, das würde ihm/ihr jetzt zuviel. Im Gegenteil, dann stehen immer ein paar parat. Die Erkrankten danken es uns mit klaren Ansagen und versuchen alles, vernünftige Planung und einen guten Ablauf auch für die Schüler möglich zu machen. Auch wenn sie es nicht müssen. ( Und ja, langfristig müssen wir alle aktiv auf eine 110%ige Verretungsreserve pochen, damit das irgendwann gar kein Problem mehr ist und der SL nur noch dort anrufen muss - aber so lange das noch nicht so ist, muss es ein tragfähiges Miteinander geben.)
Das ist eine Frage der Schulkultur. Natürlich kann man es auch umgekehrt halten und immerzu darauf pochen, was man nicht muss und was rechtlich geregelt ist - und natürlich kann man dann nur das Minimum an Informationen an die Schule geben und die Haltung vertreten, "die sollen doch sehen, wie sie damit klarkommen". Rechtlich durchaus völlig okay. Dann kann man aber auch nicht viel zurück erwarten. Das ist auch eine Schulkultur - in der übrigens nicht wenige Kollegien arbeiten.
Ich weiß, was ich lieber will. Und als Gesamtpersonalrätin bin ich in Kontakt mit beiden Arten von Schulen. Und ich weiß auch, an welche Art von Schule ich häufiger mit Konflikten zu tun habe und wo die Leute häufiger krank werden und länger krank bleiben.
Das zur Grundhaltung. Im speziellen Fall hier handelt es sich um eine Referendarin, da ist die Existenzangst natürlich größer und die Angst, grundlegende Erkrankungen zuzugeben, natürlich auch. Nachvollziehbar.
Auch nachvollziehbar finde ich den praktischen Ärger darüber, Klassen für etwas zur Verfügung stellen zu müssen, was dann nicht klappt und die eigene Unterrichtsplanung schmeißt. Das belastet. Da müssen Lösungen her, auch im Sinne der Referendarin, die ja irgendwie doch mal ihre Unterrichtspraxis bekommen muss.
Eine gute Gesprächs- und Unterstüzungskultur (und hier meine ich nicht, dass die Referendarin ihre detaillierte Diagnose vorlegen soll, sondern Signale, die den Kollegen helfen, sich auf sie und ihre Bedürfnisse einzustellen und sinnvoll zu planen), hätte dem Ärger des Kollegiums vorbeugen können. Und für die Referendarin integrative Wirkung haben können. Da liegt vielleicht auf beiden Seiten was im Argen - aber wenn ich sowas lese
Zitat
Die Ref wollte Hilfe von einer Kollegin. Die Kollegin sagte ihr, dass sie nur nach 14:00 Zeit hätte, weil sie unterrichten musste. Die Ref hatte aber schon um 11:00 Schulschluss und wollte nicht so lange warten. Dann bot ihr die Kollegin an sie abends anzurufen, nach 20:00 Uhr, denn sie selbst hatte noch kleine Kinder. Und dann kam der Hammer-Spruch: "Nee, ab 8 Uhr kannst du nicht mehr anrufen, da mache ich nichts mehr für die Schule".
gehe ich davon aus, dass das Kommunikationsproblem nicht nur auf Seiten eines "mobbenden" Kolegiums liegt.
Hier im thread finde ich auf beiden Seiten Anschuldigungen, die ich völlig haltlos finde.