Beiträge von Meike.

    Ganz praktisch: ich habe einen Ordner, in dem ich nach jeder Stunde die mündlichen Noten eintrage. Die Schüler können den jederzeit einsehen. Außerdem schreibe ich die Mündliche Note mit Begründung unter jeder Klausur - die paar Minuten hat man dann auch noch.
    Effekt: es gibt bei den Noten keine Überraschungen. Die Schüler haben es zwei Mal im Jahr schriftlich und es ist ganzjährig transparent, ich bin jederzeit ansprechbar.
    Keine Notendiskussionen oder überraschtes Entsetzen mehr, seitdem ich das so mache - gilt für Schüler wie Eltern: die wissen Bescheid (da sie es schriftlich haben, können sie es dann ggf. den Eltern auch nicht "geschönt" rüberbringen, auch das wurde von Eltern schon lobend erwähnt ... :) ... die schätzen nämlich auch keine Überraschungen) . Ich führe höchstens mal Beratungsgespräche, wie man was optimieren könnte. Viel Zeit und Nerven auf meiner Seite gespart und auch auf der Seite der Schüler.

    Ruhig bleiben ist ohnenhin selbstverständlich in unserem Job, das bedarf, finde ich, keiner extra Erwähnung. Emotionale Ausbrüche auf seiten des Profis sind... unprofessionell.

    Bei Projektionshandlungen, i.e. unerwarteten oder unangemessenen emotionalen Ausbrüchen empfehle ich zunächst mal das naheliegensdste Mittel, das Eltern bei einem tobenden Kind ja auch anwenden: Ich frage interessiert und empathisch nach. "Ich sehe, dass Sie sehr aufgeregt-traurig-angespannt-XXY--- sind. Warum ist das so? Was geht Ihnen durch den Kopf? Geht es denn nur um YXZ oder geht es Ihnen noch um etwas zusätzliches/anderes?"

    Es ist ganz erstaunlich wie viel man durch reines Interesse statt Abwehr oder Rückzugshandlungen erreichen / bereinigen / klären / kann - übrigens auch für sich selbst. Die durchgrübelte Nacht ("Warum hat sie jetzt so reagiert"?) danach kann man sich dann nämlich auch sparen.
    Eigentlich alle Schüler reagieren positiv auf echtes Interesse und Offenheit. (Okay, meine Klientel. Ich gebe keine Urteile über andere Schulformen ab).

    Jaha, pepe und alias! Die meinte ich! Klingen die nicht toll? In der Fußgängerzone habe ich letztens ewig neben ein paar Jugendlichen gestanden, die die mit weichen Klöppeln, speziellen Handschuhen (mit Stahlfingerkappen oder ohne) und mit so kleinen Röhrchen aufs Virtuoseste bearbeitet haben - was die da für Klangwelten erzeugt haben, war nachgerade unglaublich. Ich wollte gar nicht mehr weg!
    Mich begeistern diese Woks...

    http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=UNJswfXKJ3s

    (nochmal sorry für's OT)

    Mal ein bisschen OT:
    Wie heißen denn eigentlich diese singenden und klingenden Woks, die man jetzt öfter in Fußgängerzonen sieht? Klingen ganz toll...
    Sind aus Metall und sehen aus wie 2 zusammengeklappte Woks mit Dellen drin. Machen so tragende, harmonische, langanhaltende melancholische Töne...

    Zitat

    Ich habe gerade das Gefühl, dass alles, was ich machen könnte, irgendwie halb"gar" ist oder falsch.

    Sicher gibt es keine Rezepte dafür, aber grundsätzlich sind alle Zeichen ehrlicher Anteilnahme und Interesses erstmal richtig.

    Im Zweifelsfall mit den Eltern sprechen und erklären, dass man sich wünsche, Anteil auszudrücken und fragen, wie es der Familie denn am genehmsten wäre.

    Karten und kleine Päckchen mit Zeichen der Anteilnahme schicken ist nie verkehrt.

    Alle Deputatsstunden müssen und sollen dem PR vorgelegt werden, bzw auf der Gesamtkonferenz offen gelegt werden. Der PR kann das jederzeit einfordern und wenn das nicht geschieht, kann er sich (am besten über den GPRL!) an den zuständigen Dezernenten wenden.

    Über persönliche Ermäßigungsstunden (Schwerbehinderung, Reduzierung, Altersteilzeit, Teilzeit) muss dein SL dir oder dem PR allerdings keine Auskunft geben. Aber man kann ja immerhin mal abchecken ob sich jemand aus dem Schuldeputat bedient hat. Ist ja durchaus keine Seltenheit - gehört sich aber nicht.

    Und die Revolution kann ich in der Technik auch nicht wirklich erkennen...
    Wenn ich das richtig kapiere, trotz des etwas verschrobenen Schreibstils, hat das meine eigene Grundschulmadame schon so gemacht. Und das war in den 70igern...
    Von "wie nebenbei" kann bei dem Miteinprägen allerdings nicht die Rede sein :D fand ich. Damals.

    Ich bin ja wieder mal ganz begeistert über die Einblicke, die man hier so bekommt - vor allem darin, wie der lehrerberuf von außen wahrgenommen wird ...

    Danke Drew für deinen erhellenden Abgleich dazu - ich denke, das spiegelt viel Arbeitsalltag wie er wirklich ist.

    Ich war einige Jahre selbstständig - das ist wieder ne andere Sache als ein Posten in der Industrie, mit anderen Abhängigkeiten und anderem Druck, aber ich kenne eben auch die nicht-verbeamtete Seite und das "Haifischbecken freie Wirtschaft" ziemlich gut. Wer glaubt, als Lehrer könne man sich davon erholen, der irrt. Der Druck verlagert sich woanders hin und nimmt deutlich andere Formen an, aber er bleibt, samt Arbeitsbelastung, in vollem Umfang erhalten. Und für die, die das nötige Händchen nicht haben, kann sich der Druck im Vergleich zum Vorjob auch nochmal dicke erhöhen. Lehrer sein bedarf nämlich nicht nur einer Willensbekundung ... und sollte einem das Können dafür fehlen, dann wird der Arbeitsalltag richtig heftig.
    In Hessen sind gerade aus dem neuen Seiteneinsteigerprogramm hohe Prozentzahlen (deutlich über 60%) wieder ausgestiegen. Weil sie dem täglichen Druck im Job nicht standhalten.
    Fast alles Leute aus der so gannten freien Wirtschaft. Manche davon hatten sich wohl einen etwas softeren Arbeistalltag erhofft... andere hatten sich über den Umfang des Anforderungsprofils keine Vorstellung gemacht...

    Bibo: Indem du sein Buch kaufst, für das er, nachdem du schon gefragt hast, vermutlich gleich heftig Werbung machen wird... :D ;)

    Zitat

    und nochmal, ich weis nicht, wie befangen ihr in eurer Theorie seit.


    Da hier jeder eine ganz andere Theorie des Lehrens hat, weil das nunmal auch fachabhängig ist, ist dies eine unzulässige Verallgemeinerung.


    Zitat

    Schnelles Brüten und Schüler dressieren ist mir ein Greul, woher nehmt ihr das? Mir kommt es darauf an, dass die Schüler mit weniger lernen (Zeitaufwand) mehr und besser begreifen können. Nicht das "Gelernte" sondern nur das komplett Begriffene kann noch nach 30 Jahren mühelos wieder abgefragt werden!

    Das sind Binsenweisheiten, die nicht viel Inhalt haben, aber grundsätzlich auch keine Ideen sind, die den heutigen Lehrern unbekannt sind ... Überhaupt kennen wir von Berufs wegen die gängigen Theorien zur Lernpsychologie, dem vernetzten Lernen, der Lernprogression, dem übergreifenden Unterricht, dem Transferwissen, der Methodenkompetenz etc etc pipapo. Ich hör da von dir genau NIX revolutionär Neues. Zumal du ja eh nix Konkretes sagst.

    Mal davon ab, dass deine Vorstellung davon, wie Lehrer heute lehren, in sich veraltet ist... Es gab schon in den 20igern Leute, die das Rezept zum lebenslangen Behalten zu kennen glaubten und es in dicken Wälzern verkauft haben.
    Alle 5 Jahre taucht wieder so einer auf...


    Zitat

    Haltet euch nicht an den Schulnoten fest, das sind, wie oben beschrieben, reine Theorienoten und sagen über die p r a k t i s c h e n Fähigkeiten nur begrenzt aus!

    Es gibt keinen Lehrer, der das nicht weiß. Ist der Stoff des ersten Semesters, und da auch schon den Studenten via gesundem Menschenverstand bekannt.
    Geben müssen wir sie - die Noten - halt trotzdem. Das ist Teil des Jobprofils. (Leider, wie ich finde, aber das ist eine andere Diskussion).


    Zitat

    Oft sind für die Praxis handwerkliche Begabungen viel mehr Wert, wenn der Schüler seinene Berufung gefunden hat und in der Lehre eben mit meiner beschriebenen Didaktik dann auch theoretisch gute Leistungen erbringt!

    Mal davon ab, dass dieser Satz eher wenig Sinn ergibt ("Praktische Begabungen sind mehr wert (...) WENN der Schüler (...)theoretisch gute Leistung erbringt" = ???!!), aber auch das weiß jeder Lehrer, dass die Lebenszufriedenheit des Schülers vor Noten und vor theoretisches Wissen geht. What's new?


    Zitat

    Ein nur Theoretiker bringt es nie so weit!

    Wie weit? Hier seh ich auch keinen Zusammenhang mit irgendwas Inhaltlichem...


    Zitat

    Wenn viele Kollegen genau so denken, wird es wohl kaum ein Wunder und keine Verbesserung der Bildungsqualität geben

    Wieder so ein bezugloser Kram... wenn viele Kollegen WIE denken? Willenlose Rundumschläge helfen dir hier auch nichtw eiter.
    Aber gut zu wissen, dass du WUNDER wirken kannst.
    Hm... irgendwie mache ich normalerweise immer einen Bogen um die esoterischen Läden oder Sender, die WUNDER verkaufen wollen. Habe noch nie von einem tatsächlich wirksamen gehört.


    Zitat

    und wir hängen die nächsten 20 Jahren immer noch am Ar.... bei PISA!
    unag

    Ein Glück haben wir ja dich.
    Nicht, dass du bisher was Konkretes gesagt oder geraten hättest - aber du kannst ja Wunder wirken.
    Schön.
    Da vertrau ich doch mal drauf, dass du PISA schon reißemn wirst.

    :D
    Liebe Grüße
    Meike

    Zitat

    Wie passend zu Ostern:

    Die Szene aus dem Palast des Pontius Pilatus.

    Lasst uns gegen den gemeinsamen Feind kämpfen!

    Die Regierungspartei?

    Nein, den Philologenverband!

    Genau!
    Tzu POTEN mit dem PURSCHEN! Room ist euer PRUUTER!! :D
    Ich glaub den ganzen letzten Teil des threads auch nicht mehr.

    PÖÖSE GEW. Pöse. Pfui. Pöser Pfilologenpferband! Pfui. :rolleyes:

    Aus meiner lebenslangen Erfahrung kann ich sagen, dass es keine Rezepte für den gelingenden Unterricht gibt. Wobei es durchaus gelingenden Unterricht ibt. Aber der ist hoch komplex...
    Es gibt lange Listen von Faktoren, die günstig oder ungünstig sein können - und die reichen von externen Faktoren (Gebäude, Klassengrößen, Raumakustik) bis hin zu den persönlichen Charaktereigenschaften des Lehrers (Empathievermögen, Humor und Vermittlungstalent), über sein fachliches Können, sein methodsches Konzept und pädagogisches Geschick bis hin zu der Zusammensetzung der Klasse und der Disposition jedes einzelnen Schülers.
    Und diese Faktoren in ihrer Gesamtheit bestimmen guten Unterricht.

    Patentrezepte a la "Reich und glücklich in drei Tagen mit 7 Handgriffen" funktionieren nicht. Wer sie verkauft, betreibt Nepp.

    Zitat

    Lehrer müssen erreichen, dass der Großteil der Schüler bereits in der Schule alles begreifen, dann brauchen sie nicht mehr zu lernen, weil sie es dann schon verinnerlicht haben!

    Aber locker doch!
    Ich nehm an, du hast das Rezept gleich parat?
    Oder gibt's das schon in Pillenform?

    Zitat

    Die Entlastungsstunden für Beratungslehrkräfte werden für diesen Zeitraum um eine Stunde reduziert.

    In Hessen würde das bedeuten, dass die Stundenentlastung auf genau Null Stunden reduziert werden würde. Wir haben nämlich nur eine. Dass die, was den Arbeitaufwand angeht, etwa im Verhältnis 1:10 steht, brauch ich ja nicht erklären. Und um die müssen wir noch jedes Jahr kämpfen, wobei es uns dabei eher um die wenigstens symbolische Wertschätzung der Arbeit geht.


    On topic: Man kann sich auch externe Kräfte für diverse Ich-Stärkungs-Trainings in die Klasse holen. Wenn du so viele problembeladene Schüler hast, erreichst du sicher den einen oder anderen und denen, die du nicht "meinst" schadet es ganz bestimmt auch nicht.

    Zitat

    Der Beratungslehrer ist nur für die Schullaufbahn zuständig.

    ? Echt? Bei uns heißen so genau die, die für sowas zuständig sind.
    Wie dem auch sei: frag doch die Schüler selbst - das ist immer das erste was ich tue - mich für sie interessieren: wie es ihnen geht, was sie sich wünschen, wo sie evtl Probleme haben etc... das ist bei vielen schon ein ganz wichtiges Element des Besserfühlens - zu wissen "Da ist einer, den interessiert es wirklich, wie es mir geht."

    Aus dem, was sie dir erzählen, könnten sich dann ggf weitere Ansprechpartner oder Unterstüzungsmaßnahmen egeben...

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