Ich bin aktiv in der GEW und im Gesamtpersonalrat. Da sitzen in Frankfurt 24 weitere Personen, die ich jeden Mittwoch sehe und die die Arbeit unter sich aufteilen. Berge davon! Die 6 Stunden Entlastung, die man als GPR-Mitglied bekommt wiegt das echte Arbeitsvolumen nicht im Mindestens auf, das Volumen dürfte beim Doppelten liegen und da ist die (zumeist ehrenamtliche) Gewerkschaftarbeit noch gar nicht dabei.
Ein wenig auffällig ist, dass wir (GEW) uns jeden Mittwoch treffen - einmal gemeisame Sitzung mit den anderen Verbänden und der Behörde - und am zweiten Mittwoch nur die Fraktion (je 8 Stunden, da ist die Entlastung schon weg...). Die anderen Verbände kommen nur jeden zweiten Mittwoch und treffen sich auch sonst nirgends... Aber gut. Geht mich ja nix an.
Was konkret gewerkschaftlich gemacht wird sind ganz einschneidend bedeutsame Dinge, die durchaus über den Flyer hinausgehen. Wir haben eine Rechtsberatung, die nur am Überstunden machen ist, zum Teil auch ehrenamtliche dabei. Wir denken uns aus und formulieren die Dienstvereinbarung (zum Beispiel zu Mobbing am Arbeitsplatz, suchtkranken Kollegen, zu Teilzeitentlastung, zu Mitarbeitergesprächen, zu Entlastung bei besonderen Aufgaben etc etc) und fechten das in der Behörde durch, dass die von oben unterschrieben und damit verbindlich werden. Dann versuchen wir, diese Rechte an den Mann/die Frau zu bringen, indem wir die ÖPRs informieren. Und dann... ja dann versickert diese Arbeit im Sande der Kollegien, oder eben nicht!! Viele Schulen sind genau so gut wie ihre Kollegen informiert sind. Und das hängt eben davon ab, wie die Kollegen ihre Gewerkschaftsarbeit annehmen.
Wenn wir einen Vorschlagskatalog entwickeln wie man mit Schulleitern umgehen kann, die die Mitarbeitergespräche missbrauchen oder die Akte falsch verwalten oder Kollegen Mehrarbeit zumuten, wo es nicht rechtens ist, und den Kollegen die Paragraphen und das Prozedere kleinschrittigst aufschreiben, ordnen und ihnen erklären, warum ihnen nichts passieren kann, wenn sie sich wehren und wie sie das machen müssen - und diese Papiere ungelesen in den Müll fliegen (vielleicht auch mit den Worten "Pfui, das ist ja GEW") - ja was sollen wir denn dann noch tun? ?? Den Kollegen einen Nürnberger Trichter aufsetzen? Zu ihnen nach Hause kommen, das Händchen nehmen und sagen: sooo, ich erklör dir jatzt mal, was man dir zumuten darf und was nicht?
Das ist ein Großteil der täglichen Arbeit. Dann gibt es den Bereich Fortbildungen. Das Bildungswerk lea der GEW zum beispiel bietet kostengünstige Fortbildungen an, in Hessen sind FBs ja jetzt verpflichtend und geben Leistungspunkte - und die GEW zahlt regional meist noch drauf, weil die Mitgliedsbeiträge nicht reichen.
Wir bieten überall ganz aktuelle Personalräteschulungen an, um das Wissen um die eigenen Rechte und die Möglichkeiten schulischer Initiative zur Arbeitsbelastungsreduktion / Verbesserung des Arbeitsplatzes / Mitbestimmungsrecht etc zu multiplizieren.
Da kommt auch nicht gerade jeder PR jeder Schule. Und das frisst extrem viel Zeit und Geld und management. Die Schulen, deren PRs da regelmäßig hingehen, sind fein raus. Die sind gewappnet, mit schulinternen Dienstvereinbarungen, rechtlichem Wissen zur Ablehnung von Mehrarbeit, ... etc.
Dann gibt es die Öffentlichkeitsarbeit. Wie umfangreich die ist, lässt sich ergoogeln. Und die Recherchearbeit für den Haupt - und Gesamtpersonalrat. Und die extrem anstrengende und aufwändige Arbeit des Hauptpersonalrats, der sich ständig mit dem KuMi zackern muss, damit es wenigstens nicht noch schlimmer wird. Wieviele Gerichtsverfahren es da schon gegeben hat, von denen der Normalkollege gar nix mitbekommt...
Ganz aktuell zum Beispiel die Entscheidung des Wiesbadener Amtsgerichtes zum Thema Beteiligungsrechte der Personalräte beid en Seiteneinsteigern zugunsten der Antragssteller der GEW.
Der Informationsfluss an die Schulen (zumindest in Hessen) ist wohldurchdacht und hervorragend. Die Angebote üppig. Wenn die Kollegen nicht hingehen / hinhören / hinlesen ... dann ist die Gewerkschaftsarbeit von innen geschwächt. Und das liegt NICHT an der Qualität der Arbeit!
Die berüchtigten bzw. legendären Gewerkschaftsfunktionäre, die nixtuend auf dem Sessel hocken und abwarten, gibt es genauso häufig wie den korrekturfreien halbtagsjobbenden Deutsch- und Englischlehrer.
Und das Gejaule über die angeblich nix tuenden Gewerkschaften hör ich mir einfach nicht mehr an.
Wir können die Tauben nicht hören und die Blinden nicht sehend machen...