Beiträge von Meike.

    Stimme Nele und Melosine sehr zu! Den "Arsch aufreißen" muss man sich schon um nur den normalen administrativen Wahnsinn zu bewältigen, vor allem als Berufsanfänger: da kommst du unter 50-60 Stunden /Woche nicht weg, und da hast du noch nix an tollen Projekten oder Einheiten geplant, sondern nur das normale Geschäft abgehandelt und dir nen Wolf korrigiert.

    Mit der Routine kommt auch die Luft zum Atmen und damit auch die Freiheit wieder mehr ausprobieren zu können und sich neben dem Unterricht zu engagieren (und das macht dann auch Spaß). Leider machen viele Berufsanfänger den Fehler, dies auch noch gleich am Anfang tun zu wollen und die rotieren dann nur noch.

    Spaß habe ich eigentlich nicht am Beruf per se, sondern zusammen mit den Schülern in vielen entsprechenden Situationen. Ich gehe morgens gerne hin (wegen der Schüler und der netten Kollegen) und ich kommuniziere und lache gern, das macht sicher einen anteiligen "Spaßfaktor" aus. Es gibt aber mindestens genausoviel Dinge, die einfach nur lästiges Muss sind (korrigieren, Noten geben, administrativen vom KM verordneten Quark bearbeiten), die finden vor allem zuhause am Schreibtisch statt und nerven. Wie in jedem Job.

    Meine Schüler schätzen es sehr, dass ich auch über Dinge jenseits meines Faches kommunizieren kann und will: Sport (den mach ich nämlich), Musik, Technik, Kino (da bin ich immer up to date), wo man an günstige DvDs rankommt, Reisen, Vancouver und London, Frankfurts beste Ausgehecken und türkische Restaurants, .... und ich habe nicht den Eindruck, dass sie beeindruckter vom 24/7 Vollzeit-Überpädagogen wären, dessen tiefe Liebe zum Fach das einzige ist, was ihn umtreibt. Schüler wollen Menschen als Lehrer.

    Und wer in dem Beruf Mensch bleibt - und sich möglichst ganzheitlich und vielseitig um Körper, Geist, Seele und Profession kümmert - der dürfte auch dem burn-out entgehen.


    Zitat

    brutal friedliche grüße

    :D:D:D:D

    Meike

    Ich würde mit der Kollegin erstmal auf neutraler Basis (heißt ohne Vorverurteilung), aber sehr offen sprechen: "Es gibt da in der Klasse folgende Behauptungen... ". Je nach Reaktion würde ich dann den Verbindungslehrer (im Falle es scheint was dran zu sein) oder jemandem vom Personalrat (im Falle, dass sie gemobbt wird) hinzuziehen und versuchen, zwischen ihr und der Klasse zu vermitteln. Ich würde auch vorher nochmal mit der Klasse sprechen und den Schülern klar machen, wie ernst solche Vorwürfe sind und dass es ganz wichtig ist, nur das zu nennen, was wirklich vorgefallen ist, ohne Dramatisierungen - und dass Falschaussagen in solch einem Falle ganz üble Konsequenzen haben.
    Sollte wirklich was dran sein, geht das natürlich gar nicht und es muss auch die Schulleitung hinzugezogen und bei der Kollegin eine sofortige Verhaltensänderung durchgesetzt werden. Sollte es eine konzertierte Aktion der Schüler zwecks loswerden einer unliebsamen Kollegin sein, muss es ebenfalls deutliche Konsequenzen geben.

    Den Anbieter nenne ich jetzt nicht so öffentlich, und ja, ich war immer dabei - für die Klassenlehrerin ist es hochspannend, die Prozesse zu beobachten und ggf. zu unterstützen. Die Kooperationsbereitschaft bezog sich u.a. auch darauf, sich auf Vorschläge meinerseits (wenn ich bei den Kindern etwas Spezielles beobachten konnte und eine neue / andere Vorgehensweise oder Umgruppierung für angebracht hielt) einzulassen. Die meisten HSG haben ein festes, eingeübtes Programm, das sie so abspulen, bei egal welcher Klasse.

    Die Übungen für die Orientierungstage arbeiten die Klassenlehrer gemeinsam mitd en Betreuern (bei uns war es die katholische Hochschuljugend und später ein evangelischer Anbieter) aus, wir treffen und zwei Mal vorher und die Leute gehen auch in die Klassen um sich einen Eindruck zu verschaffen. Natürlich sind wir bei den Orientierungstagen auch die ganze Zeit dabei und es passiert alles in Absprache.

    Aufbauen muss man im Unterricht dadaurch, das man die dort erlenten / begriffenen Dinge immer wieder verbalisiert, ähnliche Übungen im Miniformat in den Unterricht einbaut und in Verfügungsstunden die Themen der Orientierungstagen immer wieder vertieft. Geht für Fachlehrer zeitlich eher nicht, aber als KL kann man da schon viel machen. U.a,. nutzten wir das Eingangsprogramm Mediation von Christa Kaletsch, das "Multikulti - Konflikthandbuch" vom Verlag an der Ruhr u v m.

    Ich bin mit meinen 5ern regelmäßig gegen Ende des ersten Halbjahres in den Hochseilgarten gegangen und fand das sehr, sehr gut. Was allerdings auch an dem guten Konzept und der Kooperationsbereitschaft der dortigen Trainer liegt. Es gibt auch "schluffigere" Anbieter ohne nennenswertes Konzept.
    Wir haben vorher telefoniert, ich habe die "Gemengelage" in meinen Klassen beschrieben, die Übungen wurden darauf zugeschnitten. Jungs und Mädchen gnadenlos gemischt und die größten Feinde am Anfang getrennt, dann in einer Gruppe, dann in einem Kletterteam/paar. Da hat sich oft schon einiges verändert.

    Wir hatten außerdem Orientierungstage für die 5er, wo wir drei Tage mitten in der Pampa ähnliche Übungen machen: da geht es um die Klassengemeinschaft und um besseres Kennenlernen der Kulturen, aber auch um Vertrauensbildung und gegenseitige Unterstützung beim Überqueren von "Wackelbrücken" am Bach und bei Nachtwanderungen, bei denen nur einer von 6 ne Lampe hat.

    Man ändert damit keine schwierige Klasse grundlegend. Jedenfalls nicht, wenn es Einzelerlebnisse sind. Aber man ändert für einige Schüler einiges zum Postiven (Stichwort Außenseiter / Zankhähne) und legt ein paar Denkanstöße und Grundsteine. Auf denen man natürlich kontinuierlich aufbauen muss.

    Also: gute Sache - aber Wunder kann man nicht erwarten.

    Und: die Kinder erzählen noch jahrelang davon uns finden's toll.

    Ich kenn mich in Primardidaktik und -methodik ja nicht aus - aber bei meinen Referendaren geht es immer darum, dass zuerst ein zu erreichendes Lernziel festgelegt wird (Die Schüler sollen am Ender der Stunde .... können) und von da aus wird die Stunde geplant. Der Aufwand, den man betreibt, richtet sich dann ausschließlich danach, ob der Auwand den Effekt hat, das Lerziel möglichst effizient und nachhaltig zu erreichen.

    Was ist denn hier das Hauptlernziel? Und inwieweit ist der Ablauf der effizienteste um dasselbe zu erreichen?

    edit: hat sich überschnitten, LZ jetzt klarer. Ob das LZ für eine 1. Klasse ausreicht und die Frage nach der Effizienz der Methode ist für mich als Gymnasiallehrerin allerdings nicht zu beurteilen...

    Zitat

    Original von Bear
    Diese Selbsteinschätzung ist im Allgemeinen sehr realistisch und klappt in jeder Klassenstufe (also ab 5). Das Vorgehen verhindert das Feilschen um Noten zwar nicht ganz, aber es reduziert sich doch sehr, wenn jeder vorher in sich gegangen ist - und das Ergebnis schriftlich vorliegt.
    (...)
    und dann hat man erboste Eltern in der Schule, die nicht verstehen, wie ihr "Wunderkind" auf einmal eine 4 auf dem Zeugnis haben kann...
    (In der Situation ist es ganz praktisch, wenn man die Zettel in der Handschrift des Kindes noch hat, wo es sich selbst eine mündliche 5 erteilt...)

    :D Indeed! :D

    Zitat

    Nach jeder Stunde, in der Pause einer Doppelstunde, während Stillarbeitsphasen oder spätestens am Nachmittag / frühen Abend am Schreibtisch mache ich mir Notizen zu jedem Schüler. D.h ich gebe jedem für die mündliche Beteiligung des Tages eine Note. Über die Wochen hinweg ergibt sich so ein aussagekräftiges Bild, an dem man auch ablesen kann, ob sich ein Schüler gesteigert hat oder die Leistung nachlässt, ob es Hänger gab oder viele Fehlzeiten etc. pp.

    Anfangs braucht es ein wenig Disziplin für die Einträge, aber das wird nach kurzer Zeit zum Selbstläufer. Ich hatte bisher nur einmal Probleme bei den mündlichen Notenbesprechungen. Die Schüler merken schnell, dass man genaue Auskunft geben kann.

    Mach ich ähnlich. Und die Schüler bekommen am Anfang eine genaue Auflistung aller Kriterien / Anforderungen mit ungefährer Punktezuordnung, so dass sie auch wissen, was sie tun sollen und woran sie gemessen werden - dazu gehören die Beteiligung in der Klasse, in der Partner/Gruppenarbeit, die bei mir um die 30-40% des Unterrichts ausmacht, die inhaltliche und sprachliche Qualität ... außderdem kann jeder Schüler an jedem Tag seine Noten einsehen.

    Mitten im Schuljahr lasse ich sie anhand dieser Kriterien / Kompetenzen eine Selbsteinschätzung machen - darüber sprechen wir dann. Am Ende des Jahres, nach der Notenvergabe, frage ich dann immer nach, ob das dem Selbstbild in etwa entspricht - und siehe da, spätestens im zweiten Halbjahr liegen wir selten um mehr als einen Punkt auseinander. Dabei sind die Schüler oft strenger als ich ;)

    Größtmögliche Transparenz spart einem erstens die elenden Diskussionen am Halbjahresende - und gibt den Schülern eine Chance sich auf die Anforderungen einzustellen.

    Achso. Ich bekomme 1 Anrechnungsstunde für meinen Job als Beratungslehrerin - der etwa (je nach Andrang) 4- 10 Stunden zusätzliche Arbeit die Woche bedeutet. Für die Personalratsarbeit bekomme ich eine weitere Anrechnungsstunde, die ist ähnlich symbolisch, wenn es sich da auch eher im Verhältnis 1:3 die "Waage hält". Für meine Arbeit im Gesamtpersonlrat bekomme ich 6 Anrechnungsstunden. Die allmittwochlichen Sitzungen sind allein schon 8 Stunden lang und da hab ich noch nichts gelesen, verfasst, telefoniert, mich eingearbeitet, ...
    Meine Erfahrung ist, dass es für kein Engagement eine zeitlich wirklich angemessene Entlastung gibt - wenn, dann ist die nur symbolisch.

    Ich dachte, es ginge weniger um das konkrete Frühstück, als um den Grundsatzgedanken, ob man Vorschläge für Aktionen, die weit über die - selbst wenn weit ausgelegten - Dienstpflichten hinausgehen, akzeptieren kann, und darum, was für einen Effekt das Durchführen derselben im Kollegium hat ... aber vielleicht habe ich da auch nur die threadstarterin falsch verstanden...

    Diese Diskussion um den Druck, der durch solche Aktionen entsteht, finde ich sehr schwierig - kann aber nicht sagen, auf welcher Seite ich genau stehe.

    Selbst habe ich jahrelang immer wieder Lesenächte für meine 5. Klassen zum Kennenlernen gemacht: das bedeutet, neben der Vorbereitung und dem Riesenaufwand der Organisation mit den Bibliotheksleuten, eine komplett schlaflose Nacht (nachtürlich von Freitag auf Samstag, damit mein Unterricht in anderen Klassen nicht davon betroffen ist) und ein Wochenende, das völlig im Eimer ist, weil ich vor Erschöpfung kaum kriechen kann.
    Für die 5er ist das toll, sie lernen sich kennen, amüsieren sich prächtig, haben hinterher einen eignene Bibliothekausausweis, was ja vielleicht der Leseförderung gut tut , und sie reden davon noch bis zum Ende der 6. Klasse.

    Kollegen mit Kindern, kranken Eltern, schwächerer Konstitution oder anderen Belastungen können sich solche Aktionen gar nicht leisten. Kollegen, die so einen hammerhart anstrengende Nacht schlicht nicht wollen, sollen das auch nicht leisten müssen. Und ich finde, es wäre sehr unfair, so etwas von irgendjemand zu verlangen.
    Leider passiert das aber prompt: meine 5er erzählen es brühwarm und begeistert jedem der's hören will und andere 5er fragen folgerichtig bei ihren Lehrern nach: "Können wir nicht auch mal ne Leeeesenaaacht...?" Kann man den Kleinen ja auch nicht übel nehmen. Für die isses ja mehr als lustig. Und es gibt auch immer wieder Eltern, die das mitbekommen und - ohne eine Vorstellung davon zu haben, was das mit 31 Kindern bedeutet - das beim Elternabend der Klasse X mal eben so als "lustige Idee" dem Lehrer als umzusetzend angedeihen lassen. Es ist halt leider nicht so, dass jeder sein eigenes Süppchen kochen kann: die Schule ist ein Dorf, und wer was warum wie macht, spricht sich rum und wird allenthalben kommentiert. So oder so.

    Ich nehme es den Kollegen dann wahrlich nicht übel, wenn die innerlich oder auch laut aufstöhnen und sich oder mich fragen "Warum muss das jetzt sein, dass ich mich rechtfertigen muss, weil mich so etwas zu viel Kraft kostet?"
    Verflucht gute Frage!

    Dann bin ich auch sehr verunsichert, wie ich damit umgehen soll. Keine Lesenächte mehr machen, weil das zu Rechtfertigungszwang seitens anderer Kollegen führt? Das sehe ich auch nicht recht ein, so lange ich solche Aktionen machen kann und will und die Kleinen es lieben und es auf die Klassengemeinschaft eine deutlich spürbare Wirkung hat.
    Ich kann auch schlecht darauf bestehen, dass das eine "Geheimaktion" bleibt, die keiner je erfährt. Oder durch die anderen Klassen gehen und sagen "Sowas sind 20 Überstunden und ein kaputtes Wochenende - das könnt ihr von keinem verlangen, also fragt erst gar nicht".

    Was macht man also mit Dingen, die weit über das Verlangbare hinausgehen, und die man halt trotzdem machen möchte? Aus arbeitspolitischen Gründen canceln? Als Personalrätin müsste ich vermutlich jetzt mit "JA" antworten.
    Als Meike seh ich's noch nicht so ganz so.

    ?(

    Zitat

    Das einzige, was ich da sehe sind wohlklingende Wortwülste; inhaltsloses Geschwurbel eben, aber keine klare Methode, kein klares Prinzip, nichts operationalisierbares oder überprüfbares.

    Ach, Nele, du immer mit deiner Überprüfbarkeit.... reiche doch dem unsichtbar in dir Schlummernden mal die Hand und traue ihm zu, dass es doch existiere... und frage dich, welche Talente noch unentdeckt darauf warten, dass du vermittels ihrer Luftschlösser baust... währenddessen warten die 80 Klausuren auf deinem Tisch, die 15 Förderpläne und die 19 Vorbereitungen, das Konferenzprotokoll, die drei Elterngespräche und die 7 zu beratenden Schüler doch gerne auf dich.

    Zum Ausgangsthema: ich glaub', ich würde meinem Kind den Spaß am richtig rum - schreiben vermitteln wollen: guck mal, wenn du das so rum schreibst, auf dieser Postkarte, dann kann das Oma sogar lesen ...
    Und dem anderen eine verständliche Botschaft zu senden, das ist doch der Sinn des Schreibens...

    Zumal FJN nie dazu sagt, dass diese dolle Ich kann Schule nur in seiner Fantasie besteht und innerhalb keines tatsächlichen Gebäudes zuhause ist.
    In meinem Kopf habe ich auch die wunderbarste Schule mit glücklichen Kindern und Lehrern schon entworfen... da sind wir alle ganz groß drin. Allerdings arbeite ich, wie eigentlich alle Kollegen, in der Realität mit im Schnitt deutlich über 50 Stunden die Woche in einer schlecht ausgestatteten Bildungslandschaft. Daher habe ich den reality-check für die Bodenhaftung und für die Schüler fassbare Ratschläge.

    Die sich übrigens für sowas wie "Geben Sie Ihrem Talent doch mal eine Chance und reden Sie Ihrer englischen Idiomatik gut zu, damit die sich wohlfühlt und aufblüht" herzlich bedanken und mich im Abijahrbuch mit Hohn und Spott bedenken würden. Zu Recht. :D

    Wir haben eine gute Kooperation mit der Stadtteilbibliothek, weil die in unserem Gebäude ist (bzw war und wieder sein wird, derzeit werden wir gebäudetechnisch privatisiert und die Bib. ist temporär woanders untergebracht). Dort gibts auf Bestellung Handapparate für die Kurse oder für Schülergruppen, die Referate machen, eine verpflichtende Einführung für alle 11er-Tutorenkurse, kostenlosen i-netzugang für alle Schüler mit Bib.ausweis, den man ebenfalls kostenlos bekommt. Die Bibliothekare sind sehr fit, was das Organisieren von Veranstaltungen angeht: wir hatten Autorenlesungen, Leute von der Uni, die über wissenschaftliches Arbeiten referierten, poetry slams, und und und. Lesenächte machen die auch, wenn auch immer weniger gern, da das 12 unbezahlte Überstunden sind: ein Bibliothekar bleibt nämlich auch über nacht mit da. Die Leute von der Bib. sind auch bei den Gesamtkonferenzen immer da und stellen die neuen Materialien und Möglichkeiten vor. Tolle Sache!

    ephorus ist eine ganze Ecke komplexer (man kann es als reines i-net plagiats-finde-tool oder als datenverwaltungsplattform für schulen und auch in Zwischenstufen kriegen, frag mich aber bitte nicht, welches wir haben, ich hab mich nicht so intensiv drum gekümmert. Du hast, soviel ich weiß, Ansprechpartner und kannst Beratungen zur software in Anspruch nehmen etc. Das ist schon ein bisschen anders als die uncover freeware. Die aber auch nicht verkehrt ist.

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