Beiträge von Meike.

    Ich hab's ausgedruckt und vergrößert und an die Personalratswand gehängt (unter Änderung des Begriffes "auf die Eier" zu "Auf den Zeiger" ;) ) . Die Kollegen standen interessiert davor Schlange und haben diverse Reaktionen gezeigt. Von sich nachdenklich den Bart streichen und "überdenkenswert!" murmeln, bis zu erfreutem Applaus oder erschrockenem "Oh Gott, das ist ja direkt an mich gerichtet!"

    Ich kann den Test nur empfehlen.

    Bin grad etwas verwirrt: bereiten denn auch alle erfahrenen Kollegen hier die Stunden schriftlich vor? Mit Einzelfragen? 8o

    Ich hab nen Text, ein zentrales Lernziel, eine zentrale methodische Idee, ggf. ein Arbeitsblatt, einen Filmausschnitt oder sonstiges Material - aber nix Schriftliches. Und dann reagiere ich auf die Dinge, die in der Stunde kommen, spontan. Ich habe noch nicht oft erlebt, dass Fragen, die ich dachte, dass sie relevant sein könnten, wirklich auch in der Reihenfolge relevant waren. Vieleicht liegt's daran, dass ich fast nur Oberstufe unterrichte - aber ist ein dezidierter Fragenkatalog nicht ein arges Korsett, und evtl manchmal an den Bedürfnissen der Schüler vorbei? Was macht ihr mit spontan entstehenden Unklarheiten? Oder wenn die Schüler etwas schon wissen, was ihr ihnen beibiegen wolltet? Zieht ihr das Konzept dann einfach weiter durch?

    Das Referendare das machen (post its helfen übrigens: jede Frage/Impuls auf einen kleinen post-it Streifen im Text, wenn erledigt, einfach abnehmen!) ist normal, aber ich hab hier ja auch einige "alte Hasen" gelesen. Vielleicht melden sich noch ein paar davon? Das würd mich interessieren.

    :) Meike

    Wir waren mit Herole in London: Reise und Programm sehr gut, Regelung des Finaziellen auch sehr gut, Hotel resp. hostel unter aller Sau.
    Im Preis aber unschlagbar.

    Ob mir das das berechtigte Genöle der Schüler wegen Schimmel und Asseln im Bad, Ekelfrühstück mit Gemeinschaftsmargarine für 10 Leute, Flecken auf jedem Bettbezug und Wahnsinnskrach auf Straße und den Gängen wirklich nochmal wert ist, weiß ich nicht.

    Wir hatten trotzdem 8 fantastische Tage. Das lag aber an den Schülern und an uns Kollegen - wir haben durch Pfadfindergeist, Humor und Geduld alles kompensiert.

    Danach lag ich tagelang halb im Koma. Geschlafen habe ich pro Nacht 4 Stunden. Maximal.

    Also, warum dein Verheirateten-Bonus bei Einsatzort Wiesbaden nicht gelten sollte, ist mir unklar: du musst doch nicht wohnen, wo du arbeitest? Gib Wohnsitz Frankfurt, Einsatzwunsch Wiesbaden an, dann ist doch klar, dass du bei deinem Mann wohnen wirst, und nicht beim Wiesbadener Liebhaber ( ;) ).

    Für deine speziellen Fragen würde ich die Leute lieber anrufen.
    http://studienseminar-ghrf-wi.de/index.php?impressum - wobei ich denke, dass das Wiesbadener Seminar eigentlich alle Fächer ausbildet. Die hatten ja sogar Russich!


    Und die beantworten auch Fragen nach Einstellungsschancen realistisch - im internet findest du eher Gerüchte und Hörensagen. Ruf an...

    Ein System nicht, aber eine Tradition: an meiner Oberstufe werden die neuen Kollegen vom Schulleiter dem Fachvorsteher vorgestellt, der macht eine Einführung in die Arbeitsweise der koordinierten Jahrgangsteams (so arbeiten wir in den Sprachen) und dann stellt er/sie den Neuling den je nach Stundenplan passenden Kollegen vor. Die wiederum beraten in den diversen Einzefällen und stellen Material zur Verfügung. Klausuren, Texte, Lektüren und Termine sind koordiniert, so dass man den materiellen und zeitlichen Rahmen schonmal recht schnell hat. Die neuen Kollegen finden das sehr effizient und hilfreich. Es gibt interne FoBis zu Landesabitur, Oberstufenverordnung, technischem Equipment etc pp.

    So viel ich weiß, ist das aber auf das Aufgabenfeld 1 beschränkt - die anderen Fachbereiche sind etwas weniger koordiniert (es entwickelt sich aber auch dort in die Richtung) und somit auch "individueller" in ihrer Einarbeitung der Neuen.

    An meiner Abordnungsschule (Mittelstufe) gibt es auch ein sehr professionelles System ;) : man ignoriert die Neulinge so gut man kann... und die müssen sich dann halt durchfragen und aus Fehlern lernen...

    Die "Was"-Frage kannst du eh vergessen, die passt ja auf fast jeden Fall und jedes Satzglied.
    Ich bringe sie den Kindern immer nur als Ergänzung bei, die zeigen soll, dass auch Sachen gemint sein können, die wir aber zu grammatischen Zwecken als "Personen" ansehen:

    Wen (oder was) möchtest du lesen ? Die Klassenzeitung - das Akkusativobjekt.

    Wer (oder was) möchte die Klassenzeitung lesen? Du - das Subjekt.

    Wichtig ist, im ganzen Satz fragen zu lassen, sonst führt die Frage ins Nirvana und die Kinder kriegen den Zusammenhang nicht hin.

    - Erstens und wichtigstens: das KIND ansprechen, ihm sagen, was du bemerkt hast und dass du für es da bist, dass es sich an dich wenden kann, dass du auf seiner Seite bist
    - zweitens: die Kollegen informieren, um offene Augen bitten, vor allem mit der Klassenlehrerin sprechen, fragen, was sie bereits bemerkt hat.
    - dann mit der Sozialarbeiterin sprechen, diese um Hilfe bitten
    - wenn du es dir zutraust: selber aktiv werden: versuchen, herauszufinden, wer die Kinder sind, die den Jungen quälen, diese ansprechen und die Gründe für ihr Verhalten herausfinden - Vermittlungsgespräche führen (lassen), wenn die Situation schon zu fest gefahren ist, durch dafür ausgebildeten Profi (Sozialarbeiterin, Mediator, Streitschlichter, den Vertrauenslehrer - am besten alle zusammen)
    - den Jungen schützen - auch räumlich. Positive Signale für ihn setzen (Lob, Bestärkung, Intereresse).
    - Evtl den Jungen in eine Gruppe zu integrieren versuchen, die ihn zu schützen bereit wäre (Sitzordnung, neutrale Kinder ansprechen und um Mithilfe / Schutz bitten)

    All das zusammen kann relativ schnell und effektiv Abhilfe schaffen - nur nicht nach- und das Kind alleine lasssen!

    Schön, dass du dich dafür einsetzen willst!

    Bei uns war es bisher so, dass den Praktikanten ein Mentor zugeteilt wurde. Das geht jetzt aber nicht mehr.

    Wegen der Modularisierung des Studiums haben wir jetzt nämlich nicht mehr 2 Mal im Jahr Praktikanten da, sondern quasi andauernd, je nachdem im welchem Fachbereich welches Modul gerade Praktika anbietet und das machen die alle, wann sie wollen. Und wir haben die ganzen U-plus-Leute da, so dass wir eh dauernd Xzig Studenten oder studentisch Aussehende, die stundenweise Vertretungsunterricht machen, im Lehrerzimmer sitzen haben. Ich weiß echt nicht, wer da gerade welchen Auftrag hat und wobei Unterstützung braucht oder eben auch nicht - die Gesichter wechseln täglich und manche sieht man wieder, andere nicht.

    So geht es den Kollegen auch, was dazu führt, dass wir es aufgegeben haben, uns jedem neuen Gesicht vorzustellen. In 70% der Fälle ist das eh ein UplusMensch, der dann gar keine Lust auf Gespräche der Hospitationsart hat.

    In dem ganzen Chaos gehen bestimmt auch ein paar arme Praktikanten unter - was sicher nicht beabsichtigt ist. Denen, die fragen, biete ich meine Unterstützung immer an.

    Die neuen Praktikanten von der Germansitik-Fachschaft haben da jetzt was ganz Schlaues gemacht: Sie haben sich fotografiert und einen netten Text geschrieben: "Hallo! Wir (Foto) sind die neuen Praktikanten von der J.W.Goethe Universität und würden uns freuen, in Ihrem Deutschunterricht hospitieren zu dürfen. Da wir bei so vielen Kollegen ein wenig Schwierigkeiten haben uns Ihnen bekannt zu machen, würden wir uns sehr darüber freuen, wenn Sie als Deutschlehrer/in uns ansprechen würden. Vielen lieben Dank, Y, Y und Z." und das haben sie in den Mitteilungsordner gehängt und an die Tür gepinnt. Sie saßen dann auch immer im Grüppchen in der Nähe des Ordners, wurden auch angesprochen (u.a. von mir) und, wie ich das beobachte, sind sie inzwischen auch ganz gut unter den Kollegen bekannt und hospitieren fleißig.

    Vielleicht wär das in ähnlicher Form was für dich. Traurige Hundeaugen helfen vermutlich nicht weiter, Frust schieben auch nicht. Werd' aktiv!

    =)

    Viel Glück
    Meike

    Ich habe eine sehr gute Freundin an der Uni (Dozentin). Die erzählt mir dann immer, was da so alles ankommt und die allgemeine Hochschulreife hat. "Frau X, können Sie mir nicht ein paar Kapitel vorgeben für das Referat? Ich hab Probleme damit, ganze Bücher zu lesen!"
    (O-Ton Germanistikstudentin, auch nicht direkt im ersten Semester - und auch kein Einzelfall.)

    Und die Professoren schieben es auf uns Lehrer und wir schieben es auf die Eltern und die schieben es auf uns und wir schieben es auf die Politik und die schiebt es wieder auf uns oder die Finanzlage und dann haben wir noch die Medien und den allegeminen Werteverfall und das System, auf die wir es alle gemeinsam schieben können, und irgendwie stimt das auch alles und irgendwie stimmt das auch alles wieder nicht.

    Nein, ich fürchte, so lange wir (Lehrer, Schüler und Eltern) nicht gemeinsam etwas wollen und der Politik eine klare Ansage erteilen können, solange ist es recht hinfällig, sich drüber zu echauffieren.

    yula - Hat Niedesachsen denn dazu keine Gesetzes-/Erlasslage? Das muss doch irgendwie geregelt sein? 8o Die armen Schüler...

    In Hessen ist das eigentlich schon ewig klar geregelt (ich glaube, seit den 80ern):

    Es gibt in den Richtlinien dazu noch viele Vorschläge, wie man Arbeiten und Tests sinnvoll gestalten kann, z.B. Arbeitszeitverlängerung, mündliche Aufgabenstellungen, anders geartete Aufgaben, stärkere Gewichtung des Mündlichen, etc etc.

    Allerdings mus sman auch sagen, dass es auch hier noch immer Kollegen gibt, die LRS für eine Modekrankheit oder Faulheit halten und die Regelungen, solange sie keiner dabei erwischt bzw. auf seinem Recht besteht, schlicht ignorieren. Es werden zum Glück kontinuierlich weniger. Ist wohl auch manchmal eine Generationsfrage.

    Da muss man als Klassenlehrerin hinterher sein und vor allem bei Schülern und Eltern Aufklärungsarbeit betreiben. Von meinen x "LRS-Eltern" kannten viele, v.a. oft die Migrantenfamilien, die Erlasslage nicht...

    Ich finde, deine Beobachtungen widersprechen den meinen in keinster Weise - plus 20 Jahre oder nicht.

    Netzwerke können funktionieren, ich erlebe es seit Jahren in beiden meiner Fachschaften in der OS. Daher habe ich ein quasi "empirisches" Recht ;) , weiter daran zu glauben.

    Ich erlebe in der Abordnungsschule, wie sie NICHT funktionieren. Der Unterschied zwischen beiden Arbeitsweisen zeigt, wie sehr sich Engagement für kollegiale Kooperation für alle Beteiligten lohnt.

    Fortbildungen sind ja nicht immer zum Thema "Lernen lernen". Die, die ich regelmäßig mache - Personalräteschulungen und -AGs, Beratungslehrertage zu allen Themen der Krisenintervention- und -prävention und die hochprofessionellen FoBi der University of Cambridge bringen mir schon immer viel Neues. Solange dem so ist, dienen sie halt neben meiner Professionalisierung auch meinem persönlichen Vergnügen. Daran sehe ich nichts Verkehrtes. Die Haltung "Beruf darf keinen Spaß machen" finde ich genauso verkehrt wie "Der Beruf muss zuallererst Spaß machen". Es geht weder um das eine noch das andere.

    Wie man die Solidarität unter den Lehrern fördern und das Syndrom, das kranke System dadurch am Leben zu erhalten, dass durch persönliches Engagement die politisch gerissenen Lücken gestopft werden, reduzieren könnte - schwierig.

    Ich kann es jedenfalls nicht dadurch versuchen, dass ich einen Job so lau mache, dass er mich selbst nicht mehr befriedigt. Denn das ist auch Teil meines Lebens: Berufszufriedenheit.

    Ich gehöre aber auch nicht zu denen, die meinen, es sei der Lage dienlich, wenn ich jetzt selbst noch den Besen in die Hand nehme und den Schulhof fege, weil die Stadt dafür kein Personal mehr schickt.

    Und damit bleibe ich - die Wahrheit in dem, was du schreibst durchaus sehen könnend - bei meinem Weg und hoffe, dass der der erstmal der Richtige ist.

    Gruß, Meike

    PS: edit nach einer halben Stunde

    Zitat

    Uff, so langsam wird es Zeit, dass das Fußballspiel anfängt, ich könnte mich echt ereifern.

    0:1 gegen Wales, meine Ex-Heimat, an der ich noch immer hänge.
    Schlecht. Meine Wetten stehen schlecht.
    Und mein Mann meinte vorhin, es könne durchaus sein, dass die eine Chance haben - "englische ( 8o !) Mannschaften sind zuhause ja immer gut."
    Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass die Waliser, hätte er das im Stadion gesagt, ihn dafür in kleine Fetzen zerissen hätten.

    Mal wieder gucken, wie's weiter geht....

    Interessante Diskussion.

    Ich bewege mich (durchaus schwankend) so zwischen den Extrempositionen hier.

    Als Personalrätin plädiere ich natürlich dafür, dass die Kollegen nur so wenig wie möglich zeitfressenden Schwachsinn mitmachen - und das ist hier in Hessen immer noch so viel, dass man nur im Idealfalle zu gründlichen Unterrichtsvorbereitungen kommt.
    Und natürlich setze ich mich in dieser Funktion auch oft und heftig für das Veheizen von jungen Kollegen, Teilzeitkräften und Referendaren oder ältere Kollegen, die zu pflegende Familienmitglieder haben, ein, und lege mich nicht selten mit denen an, die meinen "da geht noch was.". In Hessen, vielleicht (?) vor allem in Hessen am Gymnasium, geht nix mehr, was Arbeitszeit angeht. Fortbildungszwang, Dokumentationswahn, Materialien für Uplus erschaffen wenn man krank ist, Massen an Förderplänen, selbstverständliches Ausschöpfen der drei Mehrarbeitsstunden, die für den Notfall gedacht sind, chronische Unterbesetzung, Überstunden als Normalfall, Korrekturvorschriften, die die Positivkorrektur noch überholen - hier gibt es bei einigermaßener reiner Pflichterfüllung auch als Nebenfachlehrer nix mehr unter 50 Stunden die Woche (für wie viele werden wir nochmal bezahlt? 41?), außer für die wenigen ganz Abgebrühten, die dann Mehrarbeit für die Kollegen produzieren.

    Persönlich reicht mir reine Minimal - Pflichterfüllung aber nicht. Die eingesparten Stunden führten nicht zur Berufszufriedenheit. Ich langweile mich mit dem Miniprogramm.
    1. Ich kommuniziere mit und begene den Schülern und (den meisten) Kollegen gerne auch jenseits des Unterrichts. Das belastet mich nicht. Also bleib ich halt noch ein bisschen und rede mit ihnen.
    2. Ich bilde mich gerne fort. Wenn die FoBi kein Sprechsteinscheiß ist. Natürlich mache ich das auch nachmittags, wenns denn da angeboten wird. Ich mag in keiner (auch nicht in nichtberuflichen) Hinsicht stagnieren. Ich habe auch ein Lernbedürfnis! Das tausendste Mal die Frage nach Macbeths Schuldigwerden zu diskutieren oder die Geheimnisse des Gerundiums, lastet mich geistig nicht aus.
    3. Ich mag meine Arbeit. Auch und gerade die Zusatzarbeit als Beratungslehrerin und Personalrätin und Zuständige für die externen Fremdsprachenzertifikate. Ich bin ihr nicht verfallen, sie ist nicht das einzig Gute in meinem Leben, aber ich mag sie. Und - in Kenntnis der Lage meiner arbeitslosen Akademikerfreunde in anderen Berufen - ich weiß sie zu schätzen! Was ich mag und schätze, möchte ich gerne wenigstens gut machen. Perfekt geht eh nicht in unserem lachhaften System, aber gut wär schon wichtig. Das kriege ich im Moment auch noch ganz akzeptabel hin. Melden mir Schüler und Eltern.
    4. Ich habe ein Privatleben. Etwas knapper als bei den meisten Arbeitnehmern, die ich kenne - aber auch nicht nicht-existent. Und dieses pflege und hege ich.


    Sprich: Meiner Meinung nach ist es wichtig zu versuchen, den Dreh zu finden zwischen "bloßem Übrleben im Job" und "die Welt an 24 Stunden am Tag zu retten versuchen und dabei sang- und klanglos unterzehen".

    Keine Schulentwicklungsarbeit zu übernehmen, weil das ja "Zusatz" ist, heißt eben auch keine neuen und spannenden Aufgaben zu haben, nix außer den ausgetretenen Pfaden zu sehen. Schnarch!
    JEDEN angebotenen Job zu übernehmen, heißt, jeden der zu vielen Jobs schlecht zu machen. Darüber müssen sich die hyperengagierten auch klar sein - viel ist nicht gleich viel gut!

    "Seine" Nische zu finden, den Beitrag gut zu leisten, den man auch wirklich leisten kann, ist der Trick. Es langsam angehen lassen. Nicht gleich am Anfang in die Steuergruppen hüpfen! Die Balance zwischen Belastung (ja, ich kann schaffen, wie ein Ackergaul) und Entspannung zu finden (ich kann ebenso intensiv alle 5e Gerade sein lassen, wenn ich merke, es muss sein) ist wichtig. Jobs annehmen, sie in harten Zeiten aber auch wieder abgeben können muss gelernt werden. Andere zur Mitarbeit motivieren. Abgeben, delegieren können. Unter den hyperengagierten Kollegen gibt es ja auch immer wieder die "Alles, was ich nicht selber mache, wird nix !"-Größenwahnsinnigen. Ich habe mal selber dazugehört, da war ich aber noch anderweitig beruflich tätig.

    Prioritäten setzen: Gute Beratungsgespräche mit Schülern führen ist wichtiger als noch einen noch eleganteren Begriff in der Positivklausur zu finden. Wenn die Schüler einem als Mensch und Lehrer vertrauen, und man generell meist gute Arbeit macht, verzeihen sie einem eher auch mal schlappe Stunden, wenn halt mal nix mehr geht. Also geht Gesamtqualität vor Detailverliebtheit. Nehm ich halt den zweitbesten Text, den bring ich aber mit Begeisterung an!

    Ich bin seit 9 Jahren dabei: habe 2 Korrekturfächer, habe fast nur Oberstufe und fast nur LKs - ich bin Tutorin, Klassenlehrerin, PR und Beratungslehrer und biete Cambridge Advanced Kurse an: und ich arbeite nicht mehr, wie in den ersten 2 Jahren, 60 - 70 Stunden/Wo. Auch nicht nur 40 und eher immer noch zu viel - aber doch so, dass ich meinen Mann noch erkenne, wenn er die Treppe runterkommt und meine Eltern und Freunde regelmäßig sehe. Und ich weiß auch, wie ein Kino von innen aussieht und ein Theater und ich mache Sport...

    Vielleicht liegt's daran, dass ich einige Jahre selbstständig war. Organistaion IST wichtig - das hab ich da gelernt. Und vielleicht ist das Vetrauen darin, dass jeder diese Balance finden kann, auch wichtig. Ich halte aber, gerade aus PR-Sicht, nix davon, Kollegen, die komplett am Rad drehen, vorzuwerfen, sie seien unfähig sich zu organisieren. Das ist unfair. Die ersten Jahre sind brutal hart. Und danach muss man sehr hart um diese Balance kämpfen. Und manche von uns sind langsamer und manche sind schneller - wie bei den Menschen eben. Wir sind nicht alle gleich begabt. Und vor allem: nicht alle haben die Bedingungen, das auch erfolgreich zu tun (i.e. die Balance zu finden). All denen muss man helfen und sie nicht runtermachen. Ich bin für ganz starke Netzwerke in der Schule!!! Wir in der OS koordinieren unsere Arbeit sehr eng. Bis hin zu den Einzeltexten, Tests, Erwartungshorizonten, Abitraining, Methodentage, etc. Wir planen gemeisnam, wir teilen Material, wir trösten und wir nehmen auch mal Korrekturen ab, wenn nix mehr geht.

    Das kenne ich aus der Mittelstufe, in die ich abgeordnet bin, anders: da behindert man sich eher gegenseitig und kaum einer lässt sich in die Karten schauen. Die Arbeit ist langsam und zäh - und oft führen koordinative Unfälle zur Mehrarbeit. Das Rad wird täglich neu erfunden. Zum Glück bin ich da nur noch mit 6 Stunden:
    Der Unterschied in der Arbeitseffizienz und auch Qualität ist massiv. Massiv!

    Daher plädiere ich immer wieder dafür, sich unter den Kollegen zu stützen, für Koordination, für Teamarbeit, Materialpools, Think-Tanks und auch soziale Netzwerke. Ja, ich weiß, dass wir dann die paar Faulen mitbedienen und die davon profitieren. So what. Denen gratuliert aber trotzdem keiner zum Geburtstag!


    Liebe Grüße
    Meike

    Bin etwas erstaunt: ich dachte das sei normales Verfahren in der Oberstufe, wenn ein Themenkomplex mit Sachtexten erarbeitet wird - wer ackert sich denn überhaupt noch durch einen nach dem anderen? Wirste ja bekloppt... und nie fertig! Gruppenpuzzles, Expertenrunden, und Informationsstraßen sind bei den meisten meiner Kollegen (und mir natürlich :) ) Normalfall. Die Schüler sind dran gewöhnt, können schnell und effizient arbeiten und müssen im Prinzip auch gar nix mehr erklärt bekommen, wenn ich sage "Sooo - schieben Sie doch mal die Tische in folgende Formation..."

    :) Meike

    PS statt laminierter Kärtchen o.ä. zur Einteilung nehm ich Smarties oder M&Ms - die sind "biologisch abbaubar" und die Schüler freut's immer.

    Ich heiß halt so. Komme mir deshalb gerade sehr fantasielos vor.

    Immerhin war ich in diesem Forum jahrelang als "Heike" angemldet, was schlicht ein Vertipper war. Und jetzt bin ich Meike. mit Punkt, weil bei meinem Umänderungswunsch Meike ohne Punkt schon vergeben war...

    Also, bei uns gilt das für die Verbindungslehrer nicht offiziell - klar, man kann ja nicht schweigend zwischen Kollegen und Schülern vermitteln, wie soll das gehen? Meist muss man ja irgendwen aufirgendwas ansprechen.

    Beratungslehrer müssen bei uns in der Tat auch umfassende Fobis machen (6mal im Halbjahr als Pflichtveranstaltung im Amt, plus viele thematische zum Selbstaussuchen), sie sind auch nicht der Schulleitung unterstellt, sondern der direkte "Dienstobere" ist der Beratungslehrerkoordinator im Amt. Den/die kann man fragen, wenn es hart am Rande der Illegalität kratzt, sprich, wenn ein Schüler im Gespräch zum Beispiel Straftaten gesteht oder beobachtet hat, oder Gefahr im Verzug ist. Die Schweigepflicht darf eigentlich nur zum Schutze des Schülers gebrochen werden - knifflige Sache... vor allem wenn etwas zum Nutzen des einen, aber zum Schaden des anderen Schülers ist!

    Dass Verbindungslehrer natürlich nichts Anvertrautes ausplappern dürfen/sollen (als moralische Verpflichtung), was dem Schüler hinterher schadet, versteht sich, finde ich, von selbst. Erstmal ist man ja Anwalt der Schüler. Gerade Kollegen-Schülerkonflikte lassen sich aber numal gesprächsfrei nicht lösen. Ich machte es aber seinerzeit immer so, dass ich dem/den Schülern den anvisierten Lösungsweg skizzierte und ihn fragte, ob er sich das vorstellen könnte, und ob mir erlaube, den Kollegen X auf Y anzusprechen und ihn evtl dazu zu bewegen, dass Z.
    Manchmal wollten die Schüler das partout nicht. Dann wird's knifflig. Oft findet man eine kreative Lösung, um drei Ecken, manchmal aber leider auch nicht...

    Ich wünsch dir ein gutes Arbeiten mit den Schülern und hoffentlich wenig Brisantes mit den Kollegen!

    Huhu Schnuppe,
    in der OS heißt das "Verbindungslehrer", ist aber dasselbe. Und ich fand das hier [Anzeige] für den Anfang ganz hilfreich.

    Bei uns sind Verbindungslehrer (schulinterne Vermittlungs- und SV-Arbeit) und Beratungslehrer (nicht schulgebundene Krisen und Konflikte , i.e. Drogen, Süchte, Familienprobleme, andere Krisen) zwei getrennte Jobs, aber ich fand in der einen sowie in der anderen Funktion da ganz gute Tipps. In der Mittelstufe überlappt das ja eh hin zum Vertrauenslehrer. Ich persönlich finde die Trennung besser, weil der Beratungslehrer zunächst keine Verpflichtungen ggü. der Schulleitung oder Kollegen hat und außerdem durch Schweigepflicht gebunden ist, so dass die Schüler sich wirklich öffnen können und ihr Anliegen ohne internen Druck, ohne direkte Loyalitätspflicht ggü. der Schulleitung / den Kollegen, "behandelt" werden kann. Beide Jobs zusammen zu machen führt oft zu Gewissenskonflikten.

    Außerdem noch gut:
    Handbuch Coaching und Beratung. Wirkungsvolle Modelle, kommentierte Falldarstellungen, zahlreiche Übungen. Björn Migge. Beltz, Weinheim und Basel 2005

    Lösungen in der Schule. Systemisches Denken in Unterricht, Beratung und Schulentwicklung.
    Christa Hubrig / Peter Herrman, Heidelberg Carl-Auer-Verlag 2005

    das ist allerdings eher theoretisch.

    Praktisch sehr (!) gut brauchbar: "Praxishandbuch: Beratung in der Schule" von Norbert Grewe. Gilt auch als das Standardwerk für schulische Krisenintervention und Beratung.

    Gruß
    Meike

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