Was machst du dann eigentlich konkret?
Das lässt sich jetzt echt nicht in einen Beitrag fassen, weil es so vielfältig ist, wie die Fälle, die auf meinem/unserem Tisch landen. Meistens Kollegien/Kollegen/Personalräte beraten, da ich ja nicht an anderen Schulen der zuständige PR bin. Nur an meiner. Rechtslagen sondieren. Mit der Rechtsstelle telefonieren. Stellungnahmen schreiben. Mich mit Menschen treffen und Überzeugungarbeit leisten. Personalräte schulen. Bei Dienstgesprächen dabei sein. Mit Dezernenten reden. Oder Sachbearbeitern. Andere Zuständige einschalten (Frauenbeauftragte, Schwerbehindertenvertreter, ein Gericht). Usw usf.
Oder konkreter: wie sah der lange und steinige Weg aus, bis deine Fachschaft in Notfällen zusammengestanden hat und eben nicht all die anderen Mechanismen griffen, von denen du auch schriebst
Das war eine ganz andere Geschichte, die nichts mit Personalratsarbeit zu tun hatte. Ein paar Kollegen wollten eine andere Arbeit: weniger Konferenzen mit zähen Diskussionen um nichts, weniger Einzelkämpfertum des Typs "ich und mein Schreibtisch bis spät in die Nacht", weniger Profilneurose, mehr Team, aber auch keine verordnete Gleichschaltung.
Wir haben dann einen Materialpool angelegt - erst nur auf einem PC und mit einem zusätzlichen Papierordner, später bei lo-net. Immer zwei oder drei haben sich - ohne feste Konferenztermine - zusammengetan und schon zu Anfang des Schulhalbjahres Klausurvorschläge zu den Halbjahresthemen mit Erwartungshorizont gemacht und vorgeschlagen, dass die jeder mitschreiben kann. Der StellvSL hat dann auf Anfrage die Klausurtermine koordiniert, weil er das gut fand. Wir haben den Pool erweitert und immer aufgefordert, mitzumachen. Es gab Gemecker, aber auch viel Zuspruch.
Es bildeten sich mit der Zeit feste Koordinationsgruppen, meist die GKs und die LKs auf einer bestimmten Zeitleiste. Es gab immer mehr Zuspruch, aber auch Gemaule. Da aber kein Zwang herrschte, hatten die Mauler wenig echte Angriffsfläche. Mittlerweile gibt es am Anfang des Halbjahres einen Reader zu jedem Thema mit den Lieblingstexten/aufgaben aller beitragenden Lehrer. Wenn man den benutzt, kann man locker die koordinierten Klausuren mitschreiben. Es gibt immer genug Leute, die welche entwerfen. Man muss aber nicht. Allerdings machen es fast alle. (Oder alle? Ich wüsste im Moment gar keinen, der sich ausklinkt.) Man muss dann nur noch einmal im Jahr oder noch seltener eine entwerfen.
Die Schüler finden die Verlässlichkeit und die Transparenz gut. Der Lehrer hat noch genug Freiraum zur eigenen Gestaltung. Die neuen Kollegen wissen, dass sie abivorbereitungsmäßig nicht komplett daneben liegen können, wenn sie die Koordinationsmaterialien benutzen. Das gibt Sicherheit, nicht nur den Neuen. Der Materialpool jenseits des Basisreaders ist mittlerweile so voll, dass man, wenn man nicht will, gar nix größer selbst entwerfen muss, viele wollen aber, deshalb wächst er ständig weiter. Texte, Arbeitsblätter, Videos, Links, ...
Das Ganze passiert mit einer Konferenz am Anfang des Jahres, wo man sich auf den Basisreader einigt und einer am Ende, wo man sagt, was gut lief und was nicht, und sich Leute finden, die ggf. was umarbeiten. Sonst ist man per mailverteiler in Kontakt, oder im Gespräch am "Anglistentisch" in der Nähe der Süßigkeitenkiste.
Klappt stresslos. Die Kollegen sind es gewohnt, ihre arbeitsweise und Materialien so offen zu legen, dass eigentlich auch jeder bei jedem mal einspringen kann, wenn's brennt. Bei den Korrekturen ist es ähnlich, aufgrund der Koordination ist das Maß, das wir anlegen, so ähnlich, dass Kokorrekturen im Abi in kürzester Zeit abgeschlossen sind. Ich höre von Schulen, wo tagelang rumgezackert wird... grauslich.
Wichtig war, glaube ich, ein langer Atem (hat über 10 Jahre gedauert) und die Tatsache, dass das nicht verordnet, sondern gewachsen war. Es gab mittendrin ein paar Quertreiber und es gab "nur-Nehmer" und "nur-Geber", das dauerte, bis es sich einrüttelte, aber jetzt läuft's. Ein paar nehmen immer noch nur. Die tragen wir mit. Weil das System an sich halt gut ist. Drei, vier andere Fachschaften halten das ähnlich. Bei anderen scheint jede Konferenz eine Quälerei zu sein und die eine verpflichtend koordinierte Klausur gibt Mord und Totschlag. Die Schüler finden es Mist, weil sie nicht verstehen, wo der rote Faden zum Zentralabi ist und ich glaube, diese Kollegen arbeiten signifikant mehr, weil sie nicht kapieren, dass Koordination das Gegenteil von Arbeitsbeschaffung ist. Aber gut. Jeder nach seiner Facon...