Was mich auch interessiert ist was mit psychischer Stress gemeint ist von dem hier immer wieder geschrieben wird. Ich kann mir nicht genau den Alltag eines Lehrer vorstellen und vlt kann den jemand beschreiben.
Das ist für jeden anders und zu kompex für einen Forenbeitrag.
Fakt ist, es hängt in einigen Schulformen sehr stark von der Fächerkombination ab, wie schlimm die Arbeitszeiten sind. Auch vom Einsatz in der Oberstufe, als Klassenlehrer/Tutor, von anderen Zusatzaufgaben.
Der Stressfaktor wiederum hängt nicht nur an der Arbeitszeit. Man kann hohe Arbeitszeiten ohne schädlichen Stress haben - geht mir derzeit so. Wenn man an einer gut organisierten, gut geführten Schule ist, mit einem Kollegium, das an einem Strang zieht und sich gegenseitig stützt und nicht zwischen die Beine grätscht, ist hohe Arbeitszeit nicht gleich hoher Stress. Ich habe wohl die ultimative Fächerhorrorkombination für jemanden, der nur Oberstufe unterrichtet und habe mit deutlich über 70 Stunden angefangen und nur korrigiert - tag ein, nacht aus. Mit Routine und einem super koordinierenden und kooperierenden Kollegium habe ich mich innerhalb von 3-4 Jahren runtergeschafft auf um die 55 Stunden, das war gut akzeptabel. Jetzt arbeite ich mit der halben Stelle in der Personalvertretung, und bin wieder bei über 60, aber auch da wurschtele ich mich langsam in effizientere Strukturen und Abläufe rein.
Was man wissen muss, ist, dass man eine hohe Selbstverantwortung hat bei der Gestaltung solcher Arbeitsabläufe, man muss also extrem organisiert und reflektiert sein, sonst wurschtelt man ewig im Chaos herum, die Arbeit staut sich an allen Ecken und Enden und man schafft immer nur den nächstgelegenen Hügel zu übersteigen, hat aber keine Navigation durch das Gesamtgebirge. Es hilft einem kaum einer, aber die Erwartungen sind hoch. Man hat überwiegend Termingeschäfte und steht dauernd unter Beobachtung, durchaus sehr kritischer Beobachtung. Da muss man schon sehr klare Vorstellungen und durchdachte Konzepte haben. Die man auch erstmal selbst entwickeln muss. Die "Rezepte" aus dem Referendariat passen nicht auf die reale Welt.
Der Stress kommt eher in einem gespaltenen, zerstrittenen Kollegium von Einzelkämpfern, in einer Schule mit schlechter Führung im Gutshofstil, in lauten und zu großen Chaotenklassen, bei ungünstigen Eigenschaften in der Lehrperson selber und am schlimmsten in einer Kombination aus all dem. Wenn man sich z.B. nicht organisiert kriegt, der Arbeit keinen Anfang und kein Ende setzen kann, nicht weiß was wichtig und was nicht wichtig ist, nur die nächsten Stunden, aber keien Reihen im Blick hat, keine Effizienz in der Datenverwaltung hat, kein klares Konzept, so dass es zu Begründungsschwierigkeiten im Gespräch mit Schülern oder Eltern kommt, kein günstiges Kommunikationsverhalten, keine Sicherheit im Auftreten, usw. usf. - es gibt viele, viele Faktoren und Kompetenzen, die weit über "ich mag Kinder/Jugendliche" hinausgehen, die Stress erzeugen, wenn nicht vorhanden. Aber selbst wenn du eine Persönlichkeit hast, die perfekt auf den Beruf passt, hilft dir das nichts, wenn du mit Leuten zusammen arbeiten musst, die nicht kooperieren, wo jeder auf seinem Material hockt, evtl noch ein Konkurrenzverhältnis da ist, die Kommunikation nicht klappt. Oder wenn der Führungsstil schlecht ist, Spaltung betrieben wird, die SL dir nicht den Rücken stärkt, Entscheidungen intrasparent und Arbeitsbelastung ungleich verteilt ist - und so weiter.
Kurz: es gibt nicht "den Lehreralltag". es hängt an vielen, vielen Faktoren, von denen du nur einige beeinflussen kannst, ob das ein großartiger Job ist, oder der Horrortrip ...