Beiträge von Meike.

    Meike. was sagst du zu meiner Fächerkombination? Es wäre schon sehr unbefriedigend wenn ich nach dem Studium keinen Job bekäme. Also ich weiß, dass es schwerer sein wird als z.B. mit Mathe oder Deutsch, aber sind die Aussichten sooo extrem schlecht, das ich hier in Berlin (ich bin gebürtiger Berliner und würde gerne in meiner Heimat bleiben) über mehrere Jahre keine Stelle bekäme oder immer nur kurze Verträge? Du wirst sicher nichts zu der Situation in Berlin sagen können aber vlt aus deiner Erfahrung in Hessen.


    Deine Fächer müssen dir Spaß machen und du musst fit darin sein. Das ist erstmal viel, viel wichtiger für die spätere Berufszufriedenheit, als eine ohnehin nicht über mehr als 2 Jahre auch nur halbwegs verlässliche Prognose. Die Kommunikation zwischen Unis und den zuweisenden Ministerien ist traditionell schlecht bis non-existent, irgendwie hat den XY-Lehrermangel keiner kommen sehen, es gibt keine (!!!) verlässlichen Prognosen über die Einstellungsquoten in 3 Jahren, was heute Mangelfach ist, ist 2018 total überlaufen. Vergiss das.
    Viel wichtiger für dein späteres Leben ist deine Kompetenz. Werd bitte nicht Englischleher ohne richtig gut Englisch zu können. Warst du ein Jahr oder mehr im Ausland? Kanst du jeden Schüler, der ein Jahr im Ausland war und flüssig daher plappert, locker abhängen? Sonst bist du dauerhaft das Gespött, deine Noten werden nicht akzeptiert, die Vorbereitung jeder Stunde ist ein Kampf und Korrekturen dauern ewig.
    Wenn nicht - fix ein Jahr als teaching assistant nach GB. Danach weißt du auch mehr übers Lehrersein.

    Im Ernst: lass das mal mit den Einstellungquoten nach Fächern. Kümmer dich drum, dass du weißt, was du tust und es nicht nur willst, sondern KANNST! Da haste mehr von. Und gute Leute finden auf Dauer immer was. Ehrlich.

    Was mich auch interessiert ist was mit psychischer Stress gemeint ist von dem hier immer wieder geschrieben wird. Ich kann mir nicht genau den Alltag eines Lehrer vorstellen und vlt kann den jemand beschreiben.

    Das ist für jeden anders und zu kompex für einen Forenbeitrag.

    Fakt ist, es hängt in einigen Schulformen sehr stark von der Fächerkombination ab, wie schlimm die Arbeitszeiten sind. Auch vom Einsatz in der Oberstufe, als Klassenlehrer/Tutor, von anderen Zusatzaufgaben.

    Der Stressfaktor wiederum hängt nicht nur an der Arbeitszeit. Man kann hohe Arbeitszeiten ohne schädlichen Stress haben - geht mir derzeit so. Wenn man an einer gut organisierten, gut geführten Schule ist, mit einem Kollegium, das an einem Strang zieht und sich gegenseitig stützt und nicht zwischen die Beine grätscht, ist hohe Arbeitszeit nicht gleich hoher Stress. Ich habe wohl die ultimative Fächerhorrorkombination für jemanden, der nur Oberstufe unterrichtet und habe mit deutlich über 70 Stunden angefangen und nur korrigiert - tag ein, nacht aus. Mit Routine und einem super koordinierenden und kooperierenden Kollegium habe ich mich innerhalb von 3-4 Jahren runtergeschafft auf um die 55 Stunden, das war gut akzeptabel. Jetzt arbeite ich mit der halben Stelle in der Personalvertretung, und bin wieder bei über 60, aber auch da wurschtele ich mich langsam in effizientere Strukturen und Abläufe rein.

    Was man wissen muss, ist, dass man eine hohe Selbstverantwortung hat bei der Gestaltung solcher Arbeitsabläufe, man muss also extrem organisiert und reflektiert sein, sonst wurschtelt man ewig im Chaos herum, die Arbeit staut sich an allen Ecken und Enden und man schafft immer nur den nächstgelegenen Hügel zu übersteigen, hat aber keine Navigation durch das Gesamtgebirge. Es hilft einem kaum einer, aber die Erwartungen sind hoch. Man hat überwiegend Termingeschäfte und steht dauernd unter Beobachtung, durchaus sehr kritischer Beobachtung. Da muss man schon sehr klare Vorstellungen und durchdachte Konzepte haben. Die man auch erstmal selbst entwickeln muss. Die "Rezepte" aus dem Referendariat passen nicht auf die reale Welt.

    Der Stress kommt eher in einem gespaltenen, zerstrittenen Kollegium von Einzelkämpfern, in einer Schule mit schlechter Führung im Gutshofstil, in lauten und zu großen Chaotenklassen, bei ungünstigen Eigenschaften in der Lehrperson selber und am schlimmsten in einer Kombination aus all dem. Wenn man sich z.B. nicht organisiert kriegt, der Arbeit keinen Anfang und kein Ende setzen kann, nicht weiß was wichtig und was nicht wichtig ist, nur die nächsten Stunden, aber keien Reihen im Blick hat, keine Effizienz in der Datenverwaltung hat, kein klares Konzept, so dass es zu Begründungsschwierigkeiten im Gespräch mit Schülern oder Eltern kommt, kein günstiges Kommunikationsverhalten, keine Sicherheit im Auftreten, usw. usf. - es gibt viele, viele Faktoren und Kompetenzen, die weit über "ich mag Kinder/Jugendliche" hinausgehen, die Stress erzeugen, wenn nicht vorhanden. Aber selbst wenn du eine Persönlichkeit hast, die perfekt auf den Beruf passt, hilft dir das nichts, wenn du mit Leuten zusammen arbeiten musst, die nicht kooperieren, wo jeder auf seinem Material hockt, evtl noch ein Konkurrenzverhältnis da ist, die Kommunikation nicht klappt. Oder wenn der Führungsstil schlecht ist, Spaltung betrieben wird, die SL dir nicht den Rücken stärkt, Entscheidungen intrasparent und Arbeitsbelastung ungleich verteilt ist - und so weiter.

    Kurz: es gibt nicht "den Lehreralltag". es hängt an vielen, vielen Faktoren, von denen du nur einige beeinflussen kannst, ob das ein großartiger Job ist, oder der Horrortrip ...

    Ja, das wär der interessante Teil: Gibt es dafür eigentlich eine Rechtsgrundlage?

    Es gibt ja viele Dinge, die traditionsmäßig immer so weiter geführt werden, ohne auf irgendeiner Erlasslage zu basieren.

    Zum Beispiel das hessische Gerücht, man könne seine Abiturklausuren erst nach einem Jahr einsehen. Haben Generationen von Schülern & Lehrern geglaubt. Ist aber völliger Quark und steht nirgendwo. Man kann die Klausuren bei uns jetzt einsehen, sobald unsere Sekretärin sie alphabetisch im Aktenschrank eingeordnet hat: also meist schon in den Sommerferien nach dem Abi.


    Nennt man das nicht Erlebnispädagogik? ;)

    Alles Quatsch. Es handelt sich, programmunabhängig, um reine Vergnügungsfahrten FÜR DIE LEHRER, weswegen ihr auch eure Reisekostenabrechnungen zu Unrecht stellt: ihr faules Pack!

    Zitat

    Das Verwaltungsgericht hat am 17. April 2015 (Az.: 6 K 3315/14.F) entschieden, dass einer Lehrkraft die Kosten einer Dienstreise allein unter Beachtung des Hessischen Reisekostengesetzes (HRKG) erstattet werden müssen, also genau so, wie einem sonstigen Beamten auf Dienstreise. Der Wandererlass könne das HRKG nicht außer Kraft setzen, sondern man müsse einer Lehrkraft die dienstlich veranlassten notwendigen Reisekosten nach § 4 Abs. 1 S. 1 HRKG erstatten. Art und Umfang bestimmt ausschließlich dieses Gesetz (§ 4 Abs. 1 S. 2 HRKG) und nicht der Erlass! Für notwendige Übernachtungen erhalten Dienstreisende gemäß § 8 Abs. 1 S. 1 HRKG ein pauschales Übernachtungsgeld von 20 EURO pro Nacht. Höhere Übernachtungskosten werden erstattet, wenn sie unvermeidbar sind (§ 8 Abs. 1 S. HRKG). Dem Hessischen Kultusministerium und seinen nachgeordneten Behörden steht bezüglich dieses unbestimmten Rechtsbegriffes kein Ermessen zu, das bedeutet, wenn es keine billigere Übernachtungsmöglichkeit vor Ort gab, dem Lehrer die tatsächlichen Übernachtungskosten zustehen und zu bezahlen sind.

    Das Staatliche Schulamt Frankfurt hatte zur Begründung der Kürzungen vorgetragen, dass eine Klassenfahrt für die Lehrkräfte „zum Großteil (auch) Vergnügen“ sei und sie bei der Auswahl der Ziele und des Programms „eigene Wünsche und Vorstellungen umsetzen“ würden. Diese Argumentationen hat das Gericht ausdrücklich in Abrede gestellt und festgestellt, dass dies eine Minderung des Reisekostenanspruchs auch nicht rechtfertigen könne.

    Ich hab jedes Jahr Abikurse und in Hessen haben die ja auch nach dem schriftlichen Abi noch fast zwei Monate Unterricht.

    Bei mir haben sich zwei Dinge bewährt:

    Vor der Noteneintragung dürfen sie freiwillig eine oder zwei (in Paaren) Stunden zu jedem Thema halten, das sie wollen, sofern es auf Englisch und auf LK Niveau ist: mit Vortrag, Arbeitsblättern/Texten oder Filmen/Bildern für die anderen und Diskussion/Partner/Gruppenarbeit. Das boostet die mündliche Note und ist sehr abwechlungsreich. Da kommen eigentlich alle anderen, schon aus Solidarität. Und wir hatten großartige Themen, bei denen ich auch noch was gelernt habe: von der Rolle der Männlichkeit im Sport über die Jugendorganistation der Regierungspartei in Eritrea und was die ändern wollen, zum Amerikabild der in der Region hier lebenden Pakistani und Afghanen, wir hatten die Simpsons, wir hatten Feministen in der HipHop Szene, wir hatten Londons Subkulturen, zwei mir unbekannte arabische Philosophen und .. eigentlich alles. War immer spannend.

    Zweitens habe ich über die Jahre ein paar "fun lessons" angesammlet, die verlässlich allen Spaß machen und trotzdem inhaltlichen Nährwert haben: zum Beispiel das "island game", bei dem man zuerst Gegenstände von einem Schiffswrack retten muss, dabei muss man aus 20 die 6 nützlichesten wählen und begründen (in Überlebensgruppen), dann muss man eine Gesellschaft formen und Strukturen einrichten, die das Überleben sichern - die Konzepte werden vorgestellt und mit den rgebnissen von Wissenschaftlern verglichen, die dazu Studien gemacht haben - also so eine Art Miniplanspiel. Es gibt einen Preis für die Gruppe, die sich am ehesten das Überleben sichert. Und einen Trospreis für die, die sich durch falsche Gegenstandswahl und dysfunktionale Gesellschaftsstrukturen dem Tod geweiht haben.
    Ähnliche Stunden habe ich zu Experimenten zu Rassismus, zu Gruppendynamiken bei Herausforderungen, Machtbeziehungen uvm.

    Googel mal Planspiele im Unterricht, da findet man Anregungen, muss man dann halt runterkürzen und die Ideen adaptieren. Manchmal reichts auch sich vor den eigenen Spieleschrank zu stellen - es gibt ja solche Spiele wie "Junta" oder "Risiko", aus denen man schon Ideen generieren kann.

    Eins der Lehrerklischees ist doch, dass ein Kollegium wie ein Schwarm Piranhas einen Elefanten binnen Minuten auffressen würde, würde man ihn als Kuchen verkleidet im Lehrerzimmer abstellen.


    Nur, dass das absolut kein Klischee ist. Gilt auch in anderen Kollegien. Mein Vater hatte in seinem Ingenieursbüro so einen Schokoladeteller, weil er selber süchtig nach dem Zeugs ist und heimliche Bunker unsozial fand - irgendwann meinte er, jetzt kämen schon die technischen Zeichner von der Nachbarabteilung um "eben mal am Teller vorbei" zu flanieren und er wisse nicht, wie er das noch bezahlen soll! :D

    Zum Ausgangsbeitrag: ich würd mir mal einen Termin beim Personalrat und zur Schulbesichtigung geben lassen und mir das Kollegium mal angucken, Schwätzchen halten, reinhören. Meist hat man doch ein ganz gutes Bauchgefühl für sowas.

    Nicht ganz vergleichbar, aber vielleicht als Ansatz:

    Ich mach das öfter in der Q2 mit Shakespeare, zwar nicht mit ganzen Stücken, aber mit Akten.

    - Erst ganz gelesen haben, da ohne den Spannungsbogen und die wichtigen Punkte zumindest im Ansatz zu kennen, kein gescheites Umschreiben möglich ist.
    - an Beispielen besprechen, wie man Bildhaftigkeit bewahren kann, i.e. "alte Metaphern" in "neue Methapthern" umdichten kann, die aber auch der Redeweise der Figuren entsprechen, Kürzungsstrategien besprechen, Sprachliches (modernes Englisch heißt nicht unbedingt colloquial English, man muss gucken, wie man sprachlich "in der Figur" bleibt)
    - dann aus Zeitgründen arbeitsteilig umschreiben lasssen, im Unterricht mit "Feinschliffaufgaben" für zu Hause: bei Akten in aufgeteilten Szenen, bei dir dann eher in Akten.
    - Ich gebe oft den Arbeitsauftrag, in der jeweiligen Szene oder im Akt einen bestimmten Fokus zu legen (Frauenrolle, Monolog X über philosophische Idee Y, Bosheit des Antagonisten, Thema soundso), das mag in der 10 zu schwer sein.
    - in Gruppen/Akten einüben, dann wird alles nacheinander weggespielt, so dass jede Gruppe ihrem Akt / ihrer Szene ihren eigenen "spin" gibt.
    - Filmen. :) - hinterher Analyseaufgaben und natürlich ist der Film dann für die Schüler als Erinnerung unschätzbar.

    Damit setzt sie die Kollegin ganz schön unter Druck. Die fühlt sich am Ende genötigt, die kniffligen Fragen nicht oder zu sanft zu stellen.

    Außerdem gibt es die doch schon noch und nöcher online - warum nicht darauf zurück greifen?

    Und ja, ich würde das unbedingt extern machen lassen. In Hessen gibt es eine externe Fragebogenauswertung von Schule und Gesundheit - bei euch bestimmt auch, z.B. hier

    Feige Schulleitungen sind nun wirklich der Genickbruch für eine gelingende Kommunikation in Schulen. "Wie soll ich denn mit Beschwerden umgehen, deren Inhalt ich nicht kennen darf?" hätte ich als allererstes gefragt und dann zu verstehen gegeben, dass ich solche nicht zur Kenntnis nehme und auch keine beratende Maßnahme über mir Unbekanntes. So etwas ist eine Anmaßung. Selbst vor Gericht ist es so, dass sich Kläger und Angeklagter begegnen und der Kläger zu seinem Vorwurf stehen muss.

    Roß und Reiter nennen oder ich geh und man kann mir den Buckel runter rutschen.

    Das ist auch der große Vorwurf, den ich Organisationen wie der GEW mache (und die ich daher als BERUFSständische Interessenvertretungen auch nicht ernst nehmen kann), dass man erst mit viel pädagogischem "HURRA!" die Ganztagsschule (genauso: Einheitsschule) einführen will, und sich dann wundert, dass die Politik die notwendigen Bedingungen gerade NICHT im Nachhinein schaffen will.

    Schwachsinn. Die GEW hat von Anfang an genau DAS hier gesagt und immer wieder gefordert, diese Rahmenbedingungen müssten VORHER geregelt werden:

    Das mag sein, aber: ERST MÜSSEN DIE BEDINGUNGEN STIMMEN (PERSONAL, RÄUME, AUSSTATTUNG), DANN KANN MAN ÜBER DIE EINFÜHRUNG VON GANZTAGSSCHULE NACHDENKEN.

    Genau wie bei der Inklusion.

    Zitat

    Sie sieht jetzt nicht mehr so müde aus wie am Anfang, trotzdem sagt sie: "Wenn ich mal eine Stunde am Tag habe, die nichts mit Schule zu tun hat, ist das viel."

    Ein Naturtalent sei sie, sagt die Konrektorin Regine Nagel ein paar Wochen später über Janna Buck. Es ist November. Vor den Fenstern wird es nur langsam hell. "Sie ist ein Geschenk!", ruft der Schulleiter Jörg Haltermann.

    Joah... was kann man da noch sagen?

    Ich hab jedes Jahr LK und damit auch jedes Jahr Abitur, die volle Packung von bei uns zwischen 22-26 Personen pro Kurs. Ich mag das. Viele Kollegen mögen's nicht. Die korrekturversauten Osterferien, die intensive Abiturbetreuung, den Druck. Jeder ist anders. Abi schweißt aber auch irgendwie zusammen und ich find's fachlich schon abwechslungsreicher. Ich bin sehr gut organisiert und habe lange Planungen im Blick, außerdem einen großen Fundus an Tutorenmaterial, das liegt mir.

    Wer allerdings glaubt im LK säßen nur die leistungsstarken, der ist schief gewickelt. Da sitzen auch die "ist unter den vielen schlechten Fächern noch das am wenigsten schlechte, deshalb hab ich's gewählt"-Kandidaten. Oder die "oops, ich glaub, ich hab mich verwählt"-Schnullis. Oder Leute, die gut sein könnten, aber die Kalorien nicht verbrennen wollen. Die fleißigen, die sich in der E2 mit hardcore - Arbeit in den zweistelligen Bereich geschuftet haben, im richtigen LK aber am Transfer scheitern und gegen intellektuelle Wände rennen. Und so weiter.

    Die musst du auseinanderhalten können, fördern, fordern, motivieren und betreuen. In all ihrer liebenswerten Unterschiedlichkeit. Sich vorne hinstellen und vorlesungsmäßig Interesse voraussetzen kannste harzen.

    Zum Beispiel. Sowas nenne ich auch.
    Da ich aber im Bereich Personalvertretung arbeite, werde ich eher für Mitbestimmungsfragen eingeladen - Rechte der Gesamtkonferenz, Rechte der Personalräte, Initiativanträge, Budgets, etc - und alle die guten alten Gewohnheiten von Schulleitungen, die mit Ausnutzung von Mehrarbeitsparagraphen und Präsenszeiten zu tun haben. Da gibt es viel.

    Schwierig wird es immer dann, wenn ich erkläre, dass eine Gesamtkonferenz das Recht hat über X, Y oder Z zu beschließen - und sich dann oben genannte Gruppen melden und sagen, das sei ja ne großartige Idee, aber X, Y oder Z sei doch soooo wichtig für... (es scheint alles wichtiger, als die Lehrergesundheit).

    Das hat mich sehr stark an eine unvergessliche Lehrerkonferenz kurz nach der G8-Einführung erinnert. Das Kollegium war sich beinahe einstimmig einig, dass wir, zum Ausgleich der Mehrbelastung, nur noch die allernötigsten Schulfahrten durchführen, von denen auch die Reisekosten komplett vom Budget gedeckt sind (- damals gab es das einschlägige Gerichtsurteil bzgl. der Reisekosten von Lehrern noch nicht). Wir waren uns also alle einig - aber dann hat jede einzelne Fachschaft darauf bestanden, dass gerade IHRE Fahrt selbstverständlichzu denen gehören MUSS, die weiter stattfinden. Dafür gab es alle möglichen Argumente. Nach langer Diskussion und nach der Erkenntnis, dass nicht für alle Fahrten das Budget da ist, ging es los, dass wieder darüber verhandelt wurde, welche Fahrten man auch aus eigener Tasche zahlen sollte. Das Ende vom Lied war, man kann es sich vielleicht denken, dass natürlich alles beim Alten geblieben ist. Natürlich ändert sich so nichts. Und schon gar nicht politisch.


    Das kenne ich. Hundertfach. Ich werde nicht selten als Referentin zu Personalversammlungen völlig überlasteter Kollegien eingeladen, um dort über Mittel und Wege aus der Arbeitsverdichtung zu sprechen. Und dann gibt es erstmal kräftigen Applaus für meinen Vortrag - bis die jeweiligen Gruppen mir nacheinander erklären, warum alle Vorschläge ganz toll und einleuchtend sind, DIESER aber just an diesr Schule nicht durchgeführt werden kann, weil es doch sooo wichtig (für die Kinder / die Kommunikation / die Eltern / das Konzept...) ist, und JENER Vorschlag eben wegen (siehe Klammer) auch nicht, und DER nicht wegen.... bis keine mehr übrig bleiben. Dann geh ich frustriert heim und frag mich, wie man Menschen hift, die entweder nicht geholfen bekommen wollen - oder keinen Respekt vor sich selber haben?

    Aus dem gleichen Grund habe ich auch im anderen Thread so heftig auf Elternschrecks Post reagiert. Es schadet nämlich beinahe ebenso, wenn wir unsere Situation dramatisch übertreiben, weil wir dann ganz schnell als Jammerer und Querulanten abgetan werden. Die Realität ist schon aussagekräftig genug, um überzeugend zu sein


    Genau so ist es.

    Das, was ich oben beschrieben habe, sind keine erzieherischem Sonderleistungen. Das sind ganz normale Anforderungen an den Bildungs- und Verwaltungsteil unseres Berufes. Von daher verstehe ich deine Reaktion nicht.
    Denn was ich damit ausgedrückt habe, ist, dass der normale Inhalt des Lehrerjobs bereits einen großen Teil der Gerechtigkeitsherstellung beinhaltet - und die samstäglichen Kuchenverkäufe und ähnlich Geartetes dahinter zurück stehen müssen.

    Aber es kann und darf nicht Aufgabe der Schule und der Lehrkräfte sein, gegen alle Ungerechtigkeiten angehen zu wollen.


    Doch, aber das tun wir (hoffentlich) im täglichen Unterricht, indem wir ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten schaffen, gerechtestmögliche und transparente Bewertungen erteilen, den Ausgleich innerhalb der heterogenen Gruppen zu schaffen versuchen, vermitteln, verbinden, gruppendynamische Prozesse anleiten, sozial Schwächeren zu höheren Bildungsabschlüssen zu verhelfen versuchen, Schüler in die Lage versetzen, politische und soziale Prozesse überhaupt zu verstehen und ihre Rolle darin, usw, usf...

    Zitat

    Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und darf nicht auf kuchen-verkaufende Lehrkräfte abgewälzt werden (am Besten noch am Samstag vor dem Baumarkt...). Und: Dieser Staat hätte das Geld, um diese "Teilhabe" aus der Portokasse zu finanzieren. Deutschland schwimmt seit Jahren schließlich in Rekordsteuereinnahmen. Aber solange Idealisten sich für lau ausbeuten lassen, wird sich realistischerweise nichts ändern.


    Für die finanzielle Seite hast du vollkommen Recht: es kann nicht sein, dass wir die auch noch mit ausgleichen und der Staat sich darauf verlässt, was bei uns immer funktioniert: dass wir unsere Kämpfe nicht auf dem Rücken der Schüler austragen wollen und deshalb nicht vernünftig streiken, nicht vernünftig Arbeit, für die wir nicht bezahlt werden, verweigern, auf Klassenfahrten fahren, deren Kosten unser Dienstherr uns nicht zurück erstattet, weil er der Meinung ist, dass eine Klassenfahrt für die Lehrkräfte „zum Großteil (auch) Vergnügen“ sei und sie bei der Auswahl der Ziele und des Programms „eigene Wünsche und Vorstellungen umsetzen“ würden. - kurz: uns verarschen lassen.

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