Beiträge von Meike.

    Ja, Personalratsarbeit ist nicht so leicht, wie manche meinen...

    Der Gleichbehandlungsgrundsatz steht im Gesetz, ist einer der grundlegenden Prinzipien.


    Wenn im Kollegium eine Bevorzugungskultur herrscht, entweder Grüppcheninteressen oder von "oben" installiert, sollte man versuchen, das aufzulösen. Es gilt da zu vermitteln, zu verhandeln, auch inransparente Verfahren offen zu legen, zu klären, auch mal einzufordern, ... erfordert diplomatsches Geschick, Überblick, Kommunikationstalent, Rechtskentnisse, Rückrat und Nerven - und kann einen ziemlich in die Schusslinie bringen und man ist nicht immer bei allen beliebt. Auf lange Sicht bringt es einem Kollegium aber mehr als Grüppchendidaktik und Feudalstaat.

    Zitat

    um die Interessen des "ganzen "Kollegiums" im Sinne der Gleichbehandlung einzufordern, ohne selbst aber Stellung zu beziehen und zu sagen, dass gewisse Forderungen innerhalb des Kollegiums unkollegial sind? Bzw. würden dann dies an die Schulleitung abschieben.

    Es gibt verschiedene Wege. Bei uns (Riesenschule mit 130 Kollegen) passiert das manchmal schleichend und fällt ga nicht so auf. Da reicht ein drauf Hinweisen und die Schulleitung ist ganz dankbar. Geht also in vertrauensvoller Zusammenarbeit. An anderen Schulen muss es erfochten und erzwungen werden.

    Abschieben ist das falsche Wort. Unterrichts- und Aufsichtsverteilug ist halt grundsätzlich Schulleitungsaufgabe. Stellung bezieht der PR nur, wenn Belastungen oder Privilegien ungleich verteilt werden (dauerhaft, regelmäßig oder einmalig aber massiv). Geschickter ist es vorher auch mit denen zu sprechen, die davon profitieren und sie dazu zu bringen, einzusehen, dass sie sie auf Kosten anderer genießen und anzukündigen, dass man die SL darauf hinweisen wird. Oft kann man da schob Einsicht erwirken. Wenn nicht, handelt man eben nach dem Personalvertretungsgesetz und nicht nach Herrn X's Behauptung er habe schon immer einen freien Donnerstagnachmittag zum Einkaufen gehabt und das sei sein Recht... ;)

    Und ja, manchmal muss man Dinge vertreten, die manche nicht mögen. Aber da man ein Gesetz und rechtliche Normen als Gerüst hat, sind die Hierarchien der Grundsätze schon recht klar.

    Würde dir im meisten zustimmen, nur in einem nicht: es ist genuin NICHT die Aufgabe des Personalrates sich (mit Schulleiter oder eigenen Anliegen) im oder gar gegen das Kollegium zu behaupten.

    Man muss immer wissen, welchen Hut man aufhat und dann auch rollentreu bleiben. Wer das nicht drauf hat, sollte sich nicht wählen lassen.

    Ein PR vertritt die Anliegen des Kollegiums. Zur Not auch, wenn man selbst das als Person nicht vertritt. Das fällt nicht immer leicht, es ist aber wichtig, sich da vor keine Karren spannen zu lassen, für die man kein Mandat hat.

    Wenn das Kollegium an sich uneins ist, und da interne Privilegienschieberei betrieben wird, ändert das am Auftrag nichts: auf die Unsetzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes zu pochen...

    Zur Aufsichtspflicht in Nidersachsen findet sich

    Zitat

    . Aufsichtspflichtige

    alle Lehrkräfte einer Schule, nicht nur die planmäßigen Lehrkräfte, sondern z. B. auch die Religionslehrkräfte einer Religionsgemeinschaft
    Referendaren darf die Aufsichtsführung nur bedingt übertragen werden
    die Schulleitung muss eine verbindliche Organisation der Aufsicht sicherstellen (u.a. Erstellung von Aufsichtsplänen, generelle Organisation der Hilfeleistung bei Unfällen/Unglücksfällen); sie übt das Hausrecht im Auftrage des Schulträgers aus (§ 111 Abs. 2 NSchG) und hat z. B. für die Beseitigung von Sicherheitsmängeln oder Gefahrenquellen zu sorgen

    3. Delegation von Aufsichtstätigkeiten

    eine Unterstützung gemäß § 62 Abs. 2 NSchG ist durch Mitarbeiter der Schule (s. § 53 NSchG) sowie Erziehungsberechtigte und Schüler (bei Einwilligung ihrer Erziehungsberechtigten) möglich
    die Schule muss sich von der Geeignetheit der ausgewählten Personen überzeugen
    es können nur einzelne Aufgaben der Aufsicht übertragen werden, nicht jedoch die Aufsichtspflicht insgesamt

    - damit ist die Verhandlung über die Verteilung klar Personalratssache, zumal es euch ja obliegt, den Gleichbehandlungsgrundsatz sicher zu stellen, das steht eigentlich in allen Personalvertretungsgesetzen aller Bundesländer drin. Darauf kann man sich als PR auch immer berufen.

    Ihr habt ein umfassendes Informationsrecht (geht bei euch aus §60 hervor)

    Zitat

    § 60
    Informationsrecht des Personalrats

    (1) 1Die Dienststelle hat den Personalrat zur Durchführung seiner Aufgaben rechtzeitig und umfassend zu unterrichten. 2Ihm sind die hierfür erforderlichen Unterlagen und Tatsachen zugänglich zu machen oder bekannt zu geben. 3Die Unterrichtung ist rechtzeitig, solange eine beabsichtigte Maßnahme noch gestaltet werden kann. 4Sie ist umfassend, wenn alle der Dienststelle für die Entscheidung zur Verfügung stehenden Unterlagen oder von ihr der Entscheidung sonst zugrunde gelegten Tatsachen dem Personalrat in den Grenzen des Absatzes 2 vorgelegt, zugänglich gemacht oder bekannt gegeben werden.

    - das berechtigt euch, nach den Prinzipien der Aufsichtsverteilung zu fragen und euch diese begründen zu lassen. Es müssen euch alle Rechtstexte, Erlasse, Verodnungen VOM SCHULLEITER auf Anfragen vorgelegt werden, er kann sich nicht darauf berufen "das steht irgendwo". Und ihr müsst auch nicht selber suchen. Dazu gibt es wirklich genügend Urteile und gewonnene Beschlussverfahren.

    Außderdem

    . - was natürlich nicht für anderweitig durch Erlass geregelte Dinge gilt. Was ich für Niedersachsen nicht sagen kann, in Bezug auf Aufsichten, aber wie gesagt, euer SL ist verpflichtet euch die rechtsgrundlagen zu besorgen und vorzulegen.

    Und ganz wichtig:

    Zitat

    § 69
    Initiativrecht des Personalrats

    Zitat

    (1) 1Der Personalrat kann eine Maßnahme, die seiner Mitbestimmung unterliegt, schriftlich bei der Dienststelle beantragen. 2Bei einer Maßnahme, die nur einzelne Beschäftigte betrifft und keine Auswirkungen auf Belange der Gesamtheit der in der Dienststelle Beschäftigten hat, ist ein Antrag nach Satz 1 nicht zulässig, wenn die betroffenen Beschäftigten selbst klagebefugt sind.

    Es empfiehlt sich also, in einer Personalversammlung zu klären, was für eine Verteilung die Kollegen wünchen und mit dem Mandat einen Initiativantrag zu stellen.

    Und das Personalvertretungsgesetz DURCHzulesen ;) (und dem SL gleich eines zu schenken). Super spannend sind auch die Kommentare zum PVG - da erfährt man, was das in der praktischen Anwendung bedeuten kann und was für Urteile es dazu schon gibt, man glaubt ja kaum, was man als PR alles darf/kann wenn man es nur weiß und will. Viele wissen es nicht, weswegen es so viele "Kollegiumsausflugs und Geburtstagsgeschenk-Personalräte" gibt und manche denken, sie seien als PR einfach eine Art Klassensprecher und werden von allen lieb gehabt :P ...

    Und übrigens, auch wichtig:

    Wir (GPR) schulen hier die Personalräte vor Ort und beschäftigen und dabei genau mit den "Dokumenten" auf die sich SL gerne berufen, die aber irgendwie in den Schulen nie auffindbar sind, und natürlich mit allen aktuellen Fragen, die die PRen so an uns herantragen - und diese Schulungen gibt es meines Wissens in allen BL: kann ich nur empfehlen. Ohne solide Rechtskenntnisse im Dunkeln herumzuwurschteln ist als PR nicht empfehlenswert, nicht effektiv und nervenaufreibend. Und wirksam handeln kann man nur auf einer soliden Rechtgsgrundlage / mit soliden Kenntnissen. Dann gewinnt man die Kämpfe auch meistens ;)
    http://www.bw-verdi.de/vor-ort/brauns…sonalraete.html
    Die GEW hat für Personalräte üblicherweise auf den homepages der Bezirksverbände alle relevanten Dokumente gesammelt und stellt eine Rechtsberatung zur Verfügung, die Mitglieder zu solchen Fragen anschreiben können, außerdem schulen die Bezirkspersonalräte auch - z.B. hier:
    http://www.gew-bvhannover.de/index.php/termine-veranstaltungen
    Bei uns ist das so, dass wir auch Nichtmitglieder schulen, ich nehme an, das ist bei euch nicht anders, falls du nicht organisiert bist (was ich als PR aber dringend empfehlen würde! Nur so wirst du regelmäßig über relevante rechtliche Neuigkeiten geupdatetd!)

    Wir sind der Meinung, dass in den seltenen Fällen, wo eine junge Frau versucht, mit Kind Abitur zu machen, diese Anstrengungsbereitschaft wert geschätzt werden muss und räumen ihr alle Hindernisse aus dem Weg. Die beiden Schülerinnen, bei denen ich das miterlebt habe, konnten mit Absprache eigentlich alles bekommen, was es ihnen ermöglicht hat, weiter zu machen und einen erfolgreichen Abschluss hinzukriegen. Inclusive spezieller Prüfungstermine und natürlich konnten sie die Kleinen auch mal mitbringen, wenn Kita zu hatte oder sonst welche Notfälle eintraten. Das Leben allein mit Kind ist schon heftig genug, wenn man da dran bleibt und versucht, weiter zu kommen und nicht dauerhaft in die Abhängigkeit von entwewder Mann oder Staat abzurutschen, ist das unbedingt zu unterstützen. Vor allem in dem Alter, wo es wirklich ein hartes Brot ist, ratzfatz ein vollständig erwachsenen Leben zu führen.

    Und? Dazu ist ein Diskussionsforum doch da, dass Argument ausgetauscht werden, natürlich auch aufgrund persönlicher Ansichten - das ändert halt nunmal nicht die Faktenlage, hinter der ich mich nicht verstecke, sondern die ich anerkenne - zumal du den Beitrag auch noch missverstanden oder absichtlich missgedeutet hast (weil ich mich nicht bei dem Urteil auf Rache und Vergeltung bezog, sondern bei der Forderung danach und der gesellschaftlichen Halung dazu, die solche Urteile natürlich befördert, oder dem Applaus für solche Urteile ...)

    Interessanter als zu versuchen von der Sach- auf die persönliche Ebene zu wechseln um sich mit den ziemlich eindeutigen Fakten nicht abgeben zu müssen, fänd ich es ja, wenn man sich damit endlich mal beschäftigen würde. Vielleicht käm ja was Brauchbares dabei rum...

    Wenn es aber allerdings nur drum ging, mal wieder einen Stammtischfurz zu lasen ... gerne ohne mich weiter...

    Abgefahren reflexhaft finde ich eher die Reaktion reißerische Schlagzeile aus dem Abendblatt gegen mehrere wissenschaftliche Studien zu setzen... Hast du dir mal die Mühe des Lesens, womöglich gar Verstehens gemacht? Jetzt ernsthaft? Ja, die Zitate sind zu lang für Stammtischsprüche, das stimmt.

    Klar ist das erste Bauchgefühl bei solchen Nachrichten - auch bei mir, übrigens - Rache, Strafe, Vergeltung.
    Ich treffe meine weltanschaulichen Entscheidungen aber möglichst nicht aus solchen Reflexen heraus. Sondern aus rationalen Überlegungen.

    Die Frage muss dann also lauten: was nützt wirklich um weitere Opfer zu verhindern? Dazu sind Studien über die Effizienz drastischer Maßnahmen natürlich die bessere Grundlage als Bauchgefühl. Das Bauchgefühl ist auch das, was den jungen Mörder veranlasst hat, sich berechtigt zu fühlen zu tun, was er tat. Es ist eher keine gute Handlungsgrundlage.

    Wenn nun also schon seit Jahrzehnten alle Studien besagen, dass härtere Maßnahmen noch härtere Straftaten, emotionale Verrohung, sinkende Hemmschwellen nach sich ziehen, produziere ich mit der - zugegebermaßen emotional kurzfristig befriedigenden - härteren Gangart weitere Opfer.
    Das kann nicht das Ziel sein.

    Also muss ich, als zivilisiertes Wesen und als zivilisierte Gesellschaft mein Instinkthandeln, auch gegen mein kurzfristiges emotionales Bedürfnis, zurück stellen und mich vernünftig verhalten. Wenn die Gelingensbedingungen für ein Nichtrückfälligwerden nunmal überwiegend (und irgendwie auch logisch) die in den Studien genannten - nämlich Alternativen zu den Straftaten, also berufliche und andere Perspektiven sind, werde ich diese schaffen müssen, um Taten zu verhindern. Auch wenn ich noch so gerne meinen Reflexen - rachegeleitetes Draufkloppen - nachgeben würde.

    Alternativ perpetuieren wir die Grundlage für weitere Taten und sind mit Schuld an weiteren Opfern.

    Das rationale, effizienzgeleitete Handeln ist natürlich der weitaus unbequemere und anstrengendere Weg. Vielleicht auch der emotional unbefriedigendere.
    Ich wünsche mir trotzdem langfristig in einer Gesellschaft zu leben, die perspektivisch rational handelt und nicht nach archaischen Prinzipien von Rachesymbolik und Volksseelebefriedigung. Das ging schon öfter mal schief.

    Und:

    Vielleicht liegt es auch daran, dass sich manche Menschen mit Problemen eher jenseits des Stammtischniveaus beschäftigen.

    Verboten ist das nicht, kommt öfter vor. Das Problem ist eher ein zeitliches: wenn du dich bewirbst, heißt das nicht, dass das Auswahlverfahren direkt am nächsten Tag nach Bewerbungsschluss losgeht. Wenn du das abwarten musst und der Versetzungsantrag mittlerweile genehmigt wird, musst du dir überlegen ob du den zurück ziehst (da bitte nicht die Fristen verpassen, sonst BIST du versetzt!) um am Auswahlverfahren teilzunehmen. Gibt es Mitbewerber und du unterliegst, guckst du aus der Wäsche: keine Versetzung UND keine Funktionsstelle...

    Setze dich mit deinem örtlichen oder dem Bezirks-Schwerbehindertenvertreter in Verbindung. Die können dir genau sagen, wie das läuft.

    In den meisten Bundesländern muss zunächst (unter Einbeziehung des ÖSBV oder/und des Personalrats) ein Wiedereingliederungsgespräch oder BEM (berufliche Wiedereingliederungsmaßnahme) verlanlasst werden. Da soll der Dienstherr dir Angebote machen, die dazu führen, dass du sinnvoll wieder einsteigen kannst. Der PR oder SbV überwacht, dass es wirklich ein Angebotsgespräch wird. Dieses soll (in vielen BL) zu Beginn jedes Schuljahres erneut stattfinden und muss protokolliert werden.

    Lass dich da beraten, es gibt da viel zu wissen und auch einige Fallen, in die man tappen kann, wenn man die eigenen Rechte nicht kennt.

    spickmich ist auch offline. Ich glaube, es ist einfach wie mit tausenden Dingen in unserer schnellebigen Zeit: es interessiert kein Schwein, denn was nicht dauernd durch die Medien geht, existiert schlicht nicht. (macht derzeit noch jemand icebucket challenges?)
    Natürlich schreiben die Macher nicht "Wir gehen dann mal offline, weil wir keinen mehr interessieren...!" ...
    Ich würde eine ziemlich hohe Wette eingehen, dass da nichts "Neues entsteht", wie die Abschiedsmeldung zu verstehen gibt.

    ab wieviel Wochen bekommt die Schule die Möglichkeit, mich regulär bezahlt vertreten zu lassen?


    In Hessen ab 6. Wo bist du denn, bundeslandmäßig?

    Zitat

    anke für eure liebenden Worte! Ich komme mit den Medikamenten gut klar, auch wenn ich ein bisschen benommen bin. Aber ich habe kaum noch Angst und bin auch nicht mehr so niedergeschlagen. Ohne diese Medikamente wäre ich total fertig ....
    Ich bin total geschockt, ich sage normalerweise zu jedem, der fragt, dass ich total gerne unterrichte und meine Schüler mag.

    Und nun könnte ich es mir nicht vorstellen, in eine meiner Klassen zu gehen, ohne dass mein Herz bis zum Hals klopft und dass mein Magen sich zusammenkrampft, geschweige denn, 90 Minuten Unterricht zu machen!!! Und das 18 Stunden die Woche. Ich bin wirklich geschockt! Wie konnte es so weit kommen?? Und wie komme ich wieder zurück in den Zustand davor???

    Schön wäre es natürlich, dauerhaft ohne Medikamente leben zu können, die ja auch Dinge im Hirn verändern und öfter mal langfristig ihre Wirksamkeit verlieren, aber bei vielen Menschen geht das halt nicht. Und wenn es geht, bedarf es intensiver und langfristiger Therapie, am besten natürlich (teil)stationär. Umso wichtiger, dass du keine halben Sachen machst und dich jetzt im Kopf erstmal komplett von der Shule löst - das ist NICHT deine Baustelle. Du hast eine große Baustelle, und die ist absolut wichtig vollständig zu bearbeiten, für deine Familie und dich.

    Wie es soweit kommen konnte, wäre wichtig mit einer guten Therapie herauszufinden. Denn dann kannst du dir für das (dann hoffentlich nicht eintretende) nächste Mal Strategien zurecht legen, weil du dann weißt, wo deine Schwachpunkte liegen, welche Faktoren bei dir zu dieser totalen Erschöpfung führen.

    Zitat

    Ich werde mich nun krankschreiben lassen, morgen zu meiner Psychologin gehen.

    Aber ich habe Angst - wie wird mein Wiedereinstieg sein?
    Werde ich auf Verständnis stoßen?
    Wird meine Bildungsgangleiterin mich verstehen?
    Wie werden die Kollegen künftig mit mir umgehen?
    Wir das irgendwann in Vergessenheit geraten?

    Wie werden die Schüler reagieren? Was sage ich denen, wenn sie fragen?

    Was sage ich generell der Schulleitung und den Kollegen gegenüber? Ehrlich sein?

    Wenn dein Kollegium so ist, wie deine Schulleiterin, würde ich an dieser Schule nicht dauerhaft verbleiben wollen, denn dann ist das eine krank machende Umgebung. Um es rauszufinden, wirst du es ausprobieren müssen. Es ist aber selten, dass alle oder auch nur viele Kollegen mit völligem Unverständnis reagieren. Die meisten sind ja nicht so abgebrüht, dass sie nicht ganz genau wissen, dass der nächste Arztbesuch auch bei ihnen selbst die Krebsdiagnose oder der nächste Schritt auf die Straße den Autounfall bedeuten könnte. Jeder von uns möchte gerne lieber funktionieren und fit und produktiv sein (naja, die meisten ;) ) - und jeden von uns kann es morgen erwischen, dass wir uns auf die Hilfe anderer verlassen müssen.
    Die meisten Menschen verstehen das und handeln entsprechend, wenn es jemanden anderes erwischt. Und die, die es nicht tun, sind Vollpfosten und mit deren Meinung ist dir bitteschön egal!

    Ob deine SL oder Bildungsgangleiterin dich versteht, kann dir scheißegal sein, nach der Haltung, die die da offenbart haben.

    Die Schüler haben üblicherweise das meiste Verständnis. Die sorgen sich eher um ihre Lehrer (o.g. Vollpfosten vielleicht ausgenommen) und freuen sich dann, wenn die wiederkommen, und zwischendrin - ehrlich: im postpubertären Momentgedächtnis bist du dann aber auch so schnell vergessen, wie du aus der Tür bist, und wenn du wieder kommst freuen sie sich - bis zur nächste schlechten Note ;) - so sind se halt, die Lieben. Die kommen ohne dich klar. Du und dein Unterrichtsfach sind NICHT ihre Hauptanliegen, sondern Freunde/Pickel/Iphone oder kein Iphone/Führerschein/findet mich der XY gut und bin ich fett?? ... Man darf seine eigene Bedeutung da nicht zu hoch hängen.

    Ob du den anderen Menschen in deiner Umgebung etwas sagst, musst du einschätzen können.
    Fang vielleicht mal gestaffelt an: "Ich fürchte, ich bin schwerer erkrankt." Das reicht für die Schüler. Bei Nachfragen von vertrauenswürdigen Personen aus dem Kollegium, erzähl so viel es sich gut anfühlt.
    Bei uns hat das Wissen um die jeweilige Krankheit geholfen, den betroffenen Kollegen richtig unter die Arme zu greifen und zu sehen, wenn etwas zu viel wird. Dem ehem. Krebspatienten Kursfahrten usw abzunehmen, weil ihm das noch zu anstrengend ist, der Kollegin mit dem behandelten burnout die Zusatztermine wie Tag der offenen Tür u.ä zu erlassen, weil sie halt grad so ihre Arbeit wieder gut schafft und der Rückenkranken ein Stehpult und einen Sitzball zu besorgen usw..
    Aber das ist eben eine Einschätzungfrage, wie das Kollegium reagieren wird. Die können wir hier nicht online beantworten.

    Beim Wiedereinstieg bzw dessen Planungsgesprächen unbedingt den örtlichen Schwerbehindertenbeauftragten mitnehmen. Die kennen sich aus und du lässt dich dann nicht über den Tisch ziehen.

    Warum bist du denn Lehrer geworden - und vor allem: wie bist du durchs Referendariat gekommen ohne die "richtige Einstellung" ?

    Ich war vorher selbstständig. Mit ziemlich gutem Verdienst. Mir ging es aber auf den Zeiger, dass nie klar war, wie der Verdienst nächsten Monat ist. Und so nie irgendetwas geplant werden konnte. Meine Einstellung war "Ich will nen Job, den ich gerne mache, der halbwegs abwechslungsreich ist, was mit meinem Fächern zu tun hat und der mich finanziell absichert - über den nächsten Monat hinaus!"
    Damit kam ich super durchs Referendariat und habe nie etwas anderes behauptet, wenn ich danach gefragt wurde. Ich habe nicht geschleimt, ich habe keine leuchtenden Kinderaugen als alleinige Motivation angegeben, sondern gesagt, für gutes Geld bereit zu sein, gute Arbeit zu machen: nicht mehr und nicht weniger. Hat völlig gereicht.
    Und Selbstausbeuter habe ich nicht viele kennen gelernt. Überwiegend Pragmatiker. Und durchaus ein paar auf der anderen Seite der Selbstausbeutung ;) ...

    Das reicht nicht als Erklärungmodell allein. Es ist vor allem so, dass Lehrer wenig Möglichkeiten haben/ wollen, etwas anderes zu machen. Ausstieg findet überwiegend über Krankheit statt, nicht über berufliche Umorientierung. Die große finanzielle Sicherheit ist ein sehr wirksamer Grund, in einem ungeliebten System zu bleiben. Dafür sind die meisten bereit, so einiges zu ertragen/mitzutragen. Wohl auch, weil sie wissen, dass woanders der Wind nicht wärmer weht, dafür die Sicherheit erheblich geringer ist. Der nächste Faktor ist die mangelnde Bereitschaft sich zu engagieren (in Verbänden/Gewerkschaften/meinetwegen selbst organsisierten Guerrilla-Gruppen ;) ), ich denke oft, dass die Zufriedenheit doch höher ist, als man so denkt/hört oder das Langfrist-Denken einfach fehlt, oder die Bequemlichkeit überwiegt. Von nichts kommt halt nichts. Und nur Minimaldienst zu schieben, reicht auch nicht: da sendet nur das Signal "Faule Säcke". Dann kämpft jeder für sich und seine Gesundheit, das System bleibt aber gleich. Und wird schlimmer, da sich ja niemand ernsthaft/sichtbar wehrt.

    Die Korrekturen sind schon hart. (Mehr als) 4-600 Stunden im Jahr.
    Dafür sind die Fächer toll zu unterrichten. Ich möchte immer noch nicht tauschen.
    Hauptfachlehrer sind auch prädestiniert für's Klassenlehrersein. Und/oder haben immer Abi. Muss man auch mögen.
    Dafür hat man wiederum etwas weniger Lerngruppen, weil die Hauptfächer meist mit mehr Stunden unterrichtet werden.

    Man muss wissen, wie schlimm es für einen ist, endlos zu korrigieren und immer in der Klassenlehrer/Tutorenverantwortung zu stehen.
    Ich für meinen Teil mag letzteres und hasse ersteres.

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