Beiträge von Drew

    Meiner Meinung nach darf man schon Kaugummi kauen während des Unterrichts. Man sollte nur aufpassen, dass man ihn beim Sprechen nicht ausversehen in die Klasse oder auf den OHP spuckt. :P


    Aber Spass beiseite: Nein, mich stört es nicht wenn ein Schüler kaut (Berufskolleg/Fachschule) ... sofern der Kaugummi anschliessend richtig entsorgt wird. Konsum von zuckerfreiem Kaugummi wird ja sogar von Zahnärzten empfohlen.


    Allerdings rollt es mir die Socken auf , wenn Schüler 'n Knopf im Ohr haben (MP3 Player, Handy, oder weiss der Teufel was) oder wenn Schüler ihre Tasche und Klamotten während des Unterrichts auf dem Tisch lagern, so dass nicht mal mehr ein A4 Blatt Platz hat . Ich kenne Kollegen, die stört so etwas nicht. (Wobei meiner Meinung nach so etwas einen Lehrer stören *MUSS*, da solche Umstände im Gegensatz zum Kaugummikonsum vermutlich eher noch den Lernerfolg gefährden ... aber mir steht es nicht zu mich in päd. Weltanschauungen von Kollegen einzumischen. )


    -- Drew

    Hi Aktenklammer,


    hier ist mal meine Experience zu dem Thema:


    Anfangs hatte ich immer ein paar Blätter mehr kopiert und diese dann brav in die folgenden 4-5 Stunden mitgeschleppt. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass die betreffenden Schüler sowieso die Arbeitsblätter nicht abheften. Sehr oft konnte ich die erneut ausgeteilten Nachkopien irgendwo als Papierflieger entdecken. Insgesamt wurden die Blätter von vielen Schülern einfach liegen gelassen.


    Die Ordner regelmässig einzusammeln ist mir zu kindisch, da es sich (zumindest dem Lebensalter nach) um erwachsene Schüler handelt. Auf der anderen Seite halte ich es aber für sehr wichtig, Selbstständigkeit und Verantwortung zu fördern. Den Schülern die Blätter bis vor die Haustür nachzutragen wird vermutlich nicht dazu beitragen.


    Dazu kommt noch eine erhebliche Mehrbelastung der Umwelt, wenn ich statt 30 Kopien immer 45 benötige. (Ich kann in meinem Unterricht nur ca. 10% der Arbeitsblätter im darauffolgenden Jahr 1:1 wieder verwenden, also würden die Reservekopien dann sowieso im Container landen).


    Im letzten Schuljahr hatte ich deshalb meine Taktik geändert:


    1. Zu Beginn des Schuljahres die Schüler aufgeklärt, dass Blätter von mir grundsätzlich nur einmal ausgeteilt werden. Wenn ein Schüler den Unterricht wg. Krankheit nicht besuchen konnte, hat ein Klassenkamerad das Blatt für ihn mitzunehmen oder der entsprechende Schüler muss es sich selbst nach seiner Rückkehr kopieren. Nochmaliger Hinweis darauf, dass der Inhalt von Arbeits- und Informationsblättern wichtiger Bestandteil von Klassenarbeiten sein kann.


    2. Während des Schuljahres einfach konsequent die Sache durchziehen. Da ich die Schüler vorher über das procedere aufgeklärt habe, kann ich dem meist versuchten Gejammere schnell ein Ende machen. Ausnahmen gibt's keine! Und natürlich sind in den Klassenarbeiten immer wieder mal Bestandteile aus den Blättern zu finden.


    Bei erwachsenen Schülern scheint diese Methode zu funktionieren. Es blieben im vergangenen Jahr deutlich weniger Blätter liegen und selbst "unordentliche Schüler" hatten am Ende des Jahres relativ vollständige Ordner. Ob das bei jüngeren Schülern auch so funktioniert, kann ich nicht sagen.


    Vielleicht ergibt sich darüber hinaus auch ein Einfluss auf die Fehlzeiten, da ein Schulversäumnis mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist (Blätter besorgen). Hier konnte ich aber im vergangenen Jahr keine signifikanten Änderungen zum Vorjahr feststellen, also wird dieser Punkt wohl vernachlässigbar sein.


    -- Drew

    Hi Xania,
    etwas ähnliches ist bei mir auch schon mal vorgekommen. Seitdem leide ich an Kontrollmania.


    Ich hatte den Schüler damals nachschreiben lassen. Allerdings hatte ich dummerweise gleich im Anschluss an die KA auch noch die Ergebnisse verraten und musste deswegen die Aufgaben leicht ändern. Ich habe mir ehrlich wahnsinnig viel Mühe gegeben, um einen gleichen Schwierigkeitsgrad zu erreichen. Prompt sind aber damals die Eltern des Schülers auf der Matte gestanden und meinten, die Nachschreibe-KA sei unfair gewesen. In meiner Panik hab ich es damals so hingedreht, dass der Schüler selber schuld sei, wenn er zu doof ist die KA am Ende abzugeben.


    Ich hatte wahnsinnig Glück, dass es die Eltern das so gefressen hatten, obwohl's eigentlich trotz unverständlicher Dummheit des Schülers so nicht richtig war. Hätten sich die Eltern offiziell beschwert, hätte es vermutlich Ärger mit dem Chef gehagelt ...


    Jedenfalls prüfe ich jetzt bei jeder Klassenarbeit ganz genau die Anwesenheit sowie die abgegebenen Klassenarbeiten. Ich verwende auch gleich staples, um lose Blätter nicht zu verlieren und stecke das ganze dann in mindestens 3 Hüllen und Umschläge.


    Die für dieses Mal viel Glück. Alle weiteren lassen sich ja vermeiden ...


    -- Drew

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für Eure Hilfe. Es geht um Worte wie z.B. Sozialerziehung,
    Schulversuch, Gruppenpuzzle. Es gibt da noch weitere ...


    Allerdings suche ich die Wörter dazu, welche im allgemeinen Sprachgebrauch
    üblich sind (keine Umschreibungen wenn nicht nötig). Auch muss bei der
    Übersetzung das "Feeling" des Wortes richtig rüber kommen, d.h. es sollte
    beispielsweise nicht negativer oder positiver behaftet sein, als das Deutsche
    Äquivalent. (Das ist oftmals das Problem, wenn man z.B. auf leo.org vertraut).


    Umgekehrt ist das kein Problem. Liest man einen englischen Fachbegriff, ist sofort
    klar, was damit gemeint ist. Ich muss aber auch gestehen, dass mein Englischer Wortschatz (ausserhalb der Pädagogik) grösser ist als mein Deutscher Wortschatz.


    Wie sagt man: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."
    Ich hatte mir schon gedacht, dass es keine offizielle Online-Referenz gibt.


    Vermutlich hilft nur, möglichst viele entsprechende Texte in englisch zu lesen um dann zufällig die Begriffe zu finden.


    -- Drew

    Hi all,


    vielen Dank für Eure Gedanken und Anregungen zu diesem Thema.


    müllerin: Im Prinzip hast Du schon recht, aber der Haken an der Sache liegt m.E. an der gesamten Organisation des Schulsystems bei uns.


    Die "problematischen" Schularten haben in der Regel eine Dauer von 1 Jahr (Berufsfachschule, BVJ) oder 2 Jahren (2-jähr. Berufskollegs). Mir stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, in dieser kurzen Zeit die erforderlichen Schlüsselkompetenzen zu vermitteln. Meine Eltern hatten Jahre damit verbracht mir Kompetenzen zu vermitteln, die meine heutigen Schüler offensichtlich nie erfahren haben.


    Ich möchte und werde hier niemanden beschuldigen. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn keine Lösung erreicht werden kann (und danach sieht's ja stark aus), dann muss sich eben das Schulsystem anpassen (z.B. eine einzige durchgängige Schulart, andere Methoden, andere Leistungsbeurteilung).


    Die neuen Methoden, die momentan von manchen als "Rettung" aus dieser Problematik propagiert werden, funktionieren unter den aktuellen Umständen nicht. Per se halte ich diese Methoden nicht für schlecht und wende sie auch immer wieder im Unterricht an. Solange ich aber 34 Schüler (davon 20 verhaltensauffällige und knapp die Hälfte mit einer ausgeprägten Lese- und Schreibschwäche) in einer Klasse habe, werde ich als einzelner Lehrer in einem ohnehin zu kleinen Klassenzimmer die aus den Medien berühmte Idylle einer skandinavischen Schule nicht erreichen.


    In einem derartigen Umfeld schadet jeder "mitgezogene" Schüler denjenigen, die ernsthaft an ihrer Entwicklung interessiert und motivierbar sind.


    Es ist eben ein Fehler im System. Interessant ist übrigens auch die Tatsache, dass auch in meiner Region immer von Lehrstellenknappheit geredet wobei hier viele Lehrstellen unbesetzt bleiben. Sehr oft vermittle ich Schüler, die sich dann jedoch meist innerhalb der Probezeit vom Betrieb trennen (oder "getrennt werden").


    Im Gespräch mit den entsprechenden Schülern bekomme ich zu hören:
    "Nee, das ist ja schlimmer als Schule." oder "7 Stunden am Stück, da hat man ja gar keine Freizeit mehr." Die Betriebe bezeichnen die Jugendlichen als "ungeeignet" oder nennen eine "völlig weltfremde Einstellung zu Geld und Arbeit" als Gründe. Dummerweise sind das keine Einzelfälle.


    German: Ja, die mündliche Note hatte ich nicht erwähnt. Trotzdem existiert sie aber natürlich auch bei mir (als mathematisch-naturwissenschaftlich vorbelasteter Lehrer).


    Was ich zugeben muss ist, dass ich dieser Note vielleicht nicht ausreichend Gewicht zukommen lasse. Nur sehr schlechte mündliche Noten würde eine entscheidene Wirkung zeigen.


    Weshalb ich die mündliche Note nur so "zaghaft" einbringe, kann ich nur vermuten ...


    Vor allem in großen Klassen und im praktischen Laborunterricht stellt eine "absolut kugelsichere" mündliche Benotung ein Problem dar. Auch für die mündliche Note gilt die Notentransparenz, d.h. ich muss beispielsweise genau begründen können, weshalb der Schüler X eine mündliche 3 und keine 2,5 bekommen hat. Streng genommen gehört dazu, dass den Schülern bereits am Anfang des Schuljahrs genau die Kriterien mitgeteilt werden welche die mündliche Leistung beeinflussen. Bei Fremdsprachen könnte beispielsweise die Grammatik und/oder die Aussprache und/oder den Wortschatz oder was auch immer genannt werden.


    Ich persönlich führe äusserst genau Buch über die mündlichen Noten. Das heisst, jeder Schüler kann zu jeder Stunde erfahren, weshalb er an welchem Datum genau diese mündliche Note erhalten hat. Und genau deshalb schützt die mündliche Note nicht vor den "Grenzfällen".


    Wie ferrisB. schon gesagt hat: Ich kann ja keinem Schüler am Ende einfach mal 'ne 9 im mündlichen geben, damit er die Gesamtnote erreicht, die er objektiv verdient hätte.


    Womit ferrisB. ebenfalls Recht hat (Asche auf mein Haupt ... ich gelobe Besserung) ist, dass mein Problem mit einer Änderung in der Notenfindung gelöst werden kann.


    Ab nächstem Jahr also ...
    - Die Schüler zu festgelegten Terminen mündlich prüfen (genauso wie bei KA Terminen)
    - Die mündliche Note wesentlich höher gewichten
    - Die Klassenarbeiten vom Niveau und den Bewertungskriterien so anpassen, dass die Aussage der Note repräsentativ für die Leistung ist


    (Übrigens hatte ich während meiner eigenen Schulzeit, allerdings in einem anderen Bundesland, einmal erfolgreich(!) eine mündliche Note angefochten, was für den Lehrer größere Probleme mit sich brachte. Vermutlich rührt daher mein "Transparenzfimmel" ...)


    Danke nochmals für Eure Anregungen.


    -- Drew

    Hallo zusammen,


    von zahlreichen Kollegen habe ich gehört, dass Noten immer abgerundet werden. Beispiel: Wenn der (sowieso schon "gnädige") lineare Punkte/Notenschlüssel eine Note von 2.4998 ergibt, so wird bei der Umsetzung auf Zehntelnoten eine 2.4 daraus.


    Ich selbst hatte das bisher auch immer so gehandhabt, aber irgendwie zweifle ich langsam doch, ob man damit den Schülern einen Gefallen tut. Hier die Begründung meiner Zweifel:


    Vor allem in mehrstündigen Fächern mit vielen Klassenarbeiten und Kurztests wird m.E. dem Schüler dadurch sehr viel "geschenkt". Das hat zur Folge, dass sich Schüler gerade noch so versetzt werden, obwohl sie eigentlich nicht auf 5.3 sondern eigentlich auf 5.6 stehen. (Hintergrund ist ein "Extremfall", der in diesem Schuljahr vorgekommen ist).


    Gerade in zweijährigen Schularten des beruflichen Schulwesens sind derartige Leistungen ein klares Signal dafür, dass der Schüler sich dringend anderweitig orientieren muss. Wie meine Erfahrung zeigt, fallen genau diese Schüler dann im zweiten Jahr durch die Prüfung. In den meisten Fällen stellen sie (und ihre Eltern)sich erst dann der Frage, ob sie wirklich für diesen Berufszweig geeignet sind.


    Es ist nicht mein Ziel, den Schülern schlechtere Noten zu bescheren und damit die Klassen zu verkleinern . Aber die Gefahr einer dem Schüler entgegenkommenden Notenbildung liegt nach meiner Meinung in einer unnötigen Erhöhung der Schulzeit, was zu einem deutlichen volkswirtschaftlichen Schaden führt. (Nun ... zumindest theoretisch, wenn man davon ausgeht, dass alle arbeitswillig sind und auch genügen Lehrstellen vorhanden wären).


    Mich würde mal Eure Meinung zu diesem Thema interessieren.


    Sind Euch eigentlich rechtliche Grundlagen bekannt, die gegen eine kaufmännische Rundung von Noten sprechen würden?


    Ich konnte in den Verordnungen nichts dergleichen finden (Baden-Württemberg).


    Cheers,


    Drew

    Dejana: Ja, das macht Sinn. Durch die Globalisierung wird die Sache mit den leichten Verfärbungen ja auch immer unwichtiger. In manchen Winkeln von Philadelphia gehört ein ganz ganz "subtle" Deutscher oder Niederländischer Akzent sozusagen zur Englischen Muttersprache. Hier in Deutschland ist es ja noch viel "voll-krasser": Der seltsame Akzent der Schüler aus rein deutschsprachigen Familien (seit hunderten Generationen rein deutschsprachig) ...

    Ich dachte immer, ich wäre sowieso auf BaWü beschränkt, da es den Seiteneinstieg in vielen anderen Bundesländern sowieso nicht gibt? Ausserdem war ja die Ausbildung ohnehin sehr landesspezifisch (zumindest was das Schulrecht und die Schulorganisation anging).


    Ein guter Bekannter von mir hatte in Baden-Württemberg sein Referendariat gemacht, wurde ziemlich schnell auf Lebenszeit verbeamtet weil er so gute Noten hatte, wollte jedoch immer nach Bayern. Das Ende vom Lied war aber, dass über 15 Jahre vergingen bis die Bayern ihn "wollten". Alleine schon aus diesem Grund habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob meine Ausbildung (im Vergleich zum Referendariat möchte ich sie mal "Behelfslösung" für's Ländle nennen) auch in anderen Bundesländern anerkannt wird oder nicht.


    Abgesehen davon würde ich vor dem Bundesland den Staat wechseln. ;)


    Ist aber für jemanden, der flexibel bleiben möchte natürlich schon eine wichtige Frage. Vielleicht kennt ja jemand hier im Forum eine Quelle zu den entsprechenden Verordnungen. (Wobei es mich nicht wundern würde, wenn es tatsächlich diese Einschränkung gibt sie aber nirgendwo so steht ...)

    Hallo Typ42,


    ich habe kein Referendariat gemacht, also den Seiteneinstieg. Volle Bezahlung und nebenbei Fachdidaktik in den Fächern sowie ein päd. Crashkurs. Allerdings musste ich kein volles Deputat unterrichten. Ich glaube es hatte mit 10 Stunden Soll angefangen, wobei ich dann aber 13 oder 14 hatte. Vom zeitlichen Aufwand her war es gut machbar. Ach ja ... da fällt mir noch etwas ein, das ich erst im Laufe der Zeit mitbekommen habe: Die Stundenanzahl sagt eigentlich gar nichts über die Arbeitsbelastung aus: Man kann 30 angenehme Stunden haben (Parallelklassen, Klassen die hin und wieder im Praktikum sind) oder aber 10 übelst stressige Stunden (lauter neue Unterrichtsfächer, worin man u.U. fachliche Defizite aufarbeiten muss). Mittlerweile weiss ich, weshalb bestimmte Fächer und Klassen sehr begehrt sind ... ;)


    -- Drew

    Hmm ... da wäre noch zu klären, was man genau unter dem "Deutschen Akzent" versteht. Ist es ein Akzent der so stark ist, dass ihn ein Nicht-Muttersprachler bemerken würde, oder ein Einfärbung die nur natives erkennen. (Meistens können sie die Herkunft der Person nicht lokalisieren, aber es klingt dann "ungewohnt"). Ich kann nur für AE sprechen, aber wenn das letzte der Fall sein sollte dann kenne ich keinen einzigen (native) deutschsprachigen Englischlehrer oder Fachleiter der *völlig* akzentfreies AE spricht. Man kann von 0-26 Jahren in den USA verbracht haben und nach einigen Jahren Deutschland-Aufenthalt bemerkt die dortige Verwandtschaft eine Art "Akzent".

    Jetzt ist es also geschafft. Heute konnte ich meine letzte Prüfung erfolgreich hinter mich bringen. Ich kann mich noch gut an meinen Einstieg in den Schuldienst und mein erstes Posting in diesem Forum erinnern. Damals wollte ich unbedingt Lehrer werden, obwohl ich nicht wusste was da auf mich zu kommen wird.


    Heute bin ich froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Es war wirklich ein waghalsiger Schritt, denn er hätte auch ins Leere gehen können. Sicher ist es möglich, sich vorher über den Beruf zu informieren. Viele Aspekte des Berufs erlebte ich aber erst als "Insider".


    Im Gegensatz zu (dynamischen) Unternehmen in der Industrie lässt sich im öffentlichen Dienst nahezu alles planen, sofern es das magere Gehalt oder sonstige arbeitsrechtlichen Umgebungsvariablen betrifft.


    Die damals für mich wirklich entscheidenden Fragen konnte ich aber keinen Tabellen entnehmen. Auch zukünftige Kollegen konnten mir dazu keine befriedigende Antwort geben:


    1. Werde ich mit den Schülern zurecht kommen (und sie mit mir)?


    2. Werde ich von den Eltern respektiert werden?


    3. Werde ich als Seiteneinsteiger im Kollegium respektiert werden, oder eine Rolle am Rande einnehmen?


    4. Werden die Fachleiter gerecht und hilfsbereit sein, oder regiert pure Willkür im System? (Schliesslich liesst man in so einigen Foren haarsträubende Geschichten über einige Seminare)


    Leider hatten die Seminarveranstaltungen erst einige Wochen nach Schuljahresbeginn angefangen, so dass ich meine ersten Stunden praktisch ohne irgendwelches pädagogisches Fachwissen führen musste. Wie viele Seiteneinsteiger stand ich halt plötzlich vor einer Klasse, war für sie verantwortlich und sollte Unterricht halten.


    Hier aber nun meine persönlichen Erfahrungen zu den einzelnen Punkten:


    ad 1. Nicht alle Schüler sind genau so, wie man es in den Horrormeldungen der Presse liest. Schüler haben i.d.R. kein Interesse daran, den Lehrer um jeden Preis fertig zu machen. Mit normalem Menschenverstand (Respektierung der Schüler, Ehrlichkeit und Offenheit) habe ich die ersten Wochen unbeschadet auch ohne pädagogisches Wissen "überlebt". Wenn mich heute jemand fragen würde, wie er am Anfang der Klasse gegenübertreten soll, dann würde ich sagen: Offen und ehrlich, einfach "man selbst sein". "Schauspielern" ist nicht notwendig. Ideal ist es natürlich, wenn man ehrliche und tiefste Begeisterung für sein Fach ausstrahlt. Das springt auf die Schüler über und wird auch im späteren Lehrerleben das A und O sein. (In den Lehrproben war ich positiv überrascht, wie meine Klassen bemüht waren mir die Prüfung zu erleichtern. In dieser Stunde hätten *alle* eine Mitarbeits- und Verhaltens "1" bekommen.)


    Gut ... ich hatte vielleicht in dieser Hinsicht Glück mit meinen ersten Klassen.


    ad 2. Welche Eltern???
    Im Regelfall kommen an beruflichen Schulen selten Eltern auf die Idee, den Lehrer anzurufen. Meistens darf man selber den Eltern hinterher telefonieren, um dann zu erfahren, dass ihr Sohn mit 16 "alt genug sei" um die Konsequenzen seines was-auch-immer selbst zu tragen. Mit pädagogischem und schulrechtlichem Fachwissen kann man zwar Gegenargumente bringen, aber hilfreich sind die trotzdem meistens nicht. Trotz des schlechten Rufs des Berufs "Lehrer" in der Öffentlichkeit wurde ich immer von den Eltern respektiert. Im Gegenteil, meistens wurden mir mehr Kompetenzen und Verantwortung zugestanden, als ich überhaupt habe. Absolut kurios (aber auch erschreckend) war mal der Rat eines Vaters: "Dann hau'n sie ihm einfach mal an die Löffel, des braucht's halt manchmal."


    Klar, es gibt auch Schularten und Schulen in denen die Eltern stärker in die Erziehung eingebunden sind, aber das ist wie gesagt meine persönliche Erfahrung.


    ad 3. Klaro. Irgendwie scheint das bei uns keinen zu jucken, woher man kommt. Jeder schien froh zu sein, dass einer dazugekommen war und wenigstens ein bisschen der viel zu schweren Deputatslast mit trägt.


    ad 4. Ich habe die Ausbildung am Seminar stets gerecht und (bis auf ein paar kleine Ausnahmen) auch als hilfreich empfunden. Neueinsteigern würde ich raten, von Anfang an "am Ball" zu bleiben um nicht erst eine Woche vor der Prüfung festzustellen, dass man noch unendlich viele Lücken hat. (Diesen Rat gebe ich aber auch meinen Schülern im Bezug auf Prüfungsvorbereitungen allgemein.) Die Ausbildung am Seminar war nicht nur eine Hilfe zur professionellen Bewältigung des Schulalltags, sondern auch von unschätzbarem Wert für die eigene Persönlichkeitsentwicklung.


    Wie schon mehrfach erwähnt, vielleicht hatte ich einfach Glück mit meiner Schule, meinen Schülern und meinen Kollegen. Von einigen meiner Seiteneinsteiger-Kollegen hörte ich jedoch ähnliche Erfahrungen.


    Womit ich anfangs etwas zu kämpfen hatte, waren (neben dem Gehalt) die Unterschiede zwischen öffentlicher Einrichtung und einem Industrieunternehmen. Beispiele:


    - Einen Arbeitsplatz (entsprechend DIN und gesundheitl. Richtlinien) hat man als Lehrer nicht. Dadurch arbeitet man meist zu Hause. Nicht nur die Wohnung sondern das gesamte Leben "verschmilzt" dadurch mit dem Beruf. Lehrer ist man nicht so-und-soviel Stunden am Tag, sondern 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Will man mal so richtig abschalten, dann sollte man von zu Hause weg fahren. Weit weg. Einen Urlaub daheim rate ich keinem.


    - Schulbücher, Bücher zur Fortbildung und oft sogar Unterrichtsmaterial bezahlt man meist komplett aus eigener Tasche. Natürlich zwingt einen keiner dazu, aber wer in einer Zeit in der die Kassen leer sind einen möglichst optimalen Unterricht (fachlich und methodisch) gestalten will wird darum nicht herum kommen. Klar ... man kann auch Formulare ausfüllen und 1-2 Schuljahre warten, bis man die Materialien bekommt ... falls man bis dahin das Fach noch unterrichtet.


    - Da ich vorher in einem relativ grossen Betrieb mit relativ gleichmäßigem Arbeitsaufkommen tätig war, erstaunten mich die Schwankungen im Lehrerberuf sehr. Ein Lehrer hat (meistens) nahezu unbegrenzte Gleitzeit, damit meine ich "wenige kurze Kernzeiten".
    Das führt dazu, dass es manchmal "Flauten" gibt, aber auf der anderen Seite Stosszeiten (z.B. in Prüfungszeiträumen), in denen man ein paar Wochen lang mal 12-15 Stunden am Tag einschliesslich Sonn- und Feiertags arbeitet. Da gibt's keinen Betriebsarzt, der irgendwann daheim klingelt und einem den Stecker aus dem PC zieht. In einer Beziehung kann dieser Umstand viel Toleranz vom Partner abverlangen.


    - Im Seminar habe ich gelernt, wie ich (theoretisch) optimalen Unterricht gestalten könnte. Ich wurde ermutigt und motiviert, didaktisch zu experimentieren. Es wurde versucht, mir vermitteln an welchen "Schräubchen" ich drehen kann um das Lernverhalten von Schülern zu verbessern ...


    ABER ...


    Die Wirklichkeit ist geprägt von


    - Schülern, die zwar "lieb und brav" sind, aber nicht ansatzweise die Voraussetzungen dafür mitbringen


    - einem Bildungssystem, in aus Verzweiflung über die verfahrene Situation völlig unreflektiert politische Schnellschüsse gefeuert werden (und nachweislich immer wieder ins Auge gehen)


    - Knappheit der Mittel, völlig veralteter und unzureichender Laborausstattung


    - ...


    Ich könnte jetzt noch mehr Schwierigkeiten aufzählen, aber das möchte ich gar nicht. Im Übrigen sind sie ja auch hinreichend bekannt.


    Mein abschliessender Rat aber an alle, die sich mit dem Gedanken tragen, einen Seiteneinstieg zu wagen:


    Trennt Euch möglichst frühzeitig vom Idealbild des Super-Unterrichts. Die Aufgabe eines Lehrers besteht nicht darin, *den* optimalen Unterricht zu gestalten, sondern *einen den Umständen entsprechend* optimalen Unterricht zu gestalten.

    Forsch:
    Vielen Dank für Deine Anregungen. Ja, den Lösungsansatz und die Planung kann ich auch bewerten. Mein grosses Problem ist, dass ich zwei verschiedene Noten für Theorie und Praxis bilden muss (und zwar mit zwei verschiedenen Klassenarbeiten). Meist lasse ich die Schüler in der Theorie-Klassenarbeit das Planen, was sie in der Praxis-Klassenarbeit dann umsetzen (coden und testen) sollen. Auch die Planung in die Praxis-Klassenarbeit mit aufzunehmen führt leider zu enormen Zeitproblemen bei den Schülern, da die Programme für die zur Verfügung stehenden 60 min. mittlerweile schon recht aufwendig geworden sind (Aktuell: OOP Design Patterns in Java).


    Ausserdem habe ich bei früheren Klassenarbeiten festgestellt, dass eine zu starke Gewichtung des Lösungsansatzes dazu führt, dass der Schüler eine recht gute Note für ein schlechtes "Outcome" im Ganzen betrachtet bekommt. (Deshalb habe ich u.a. den 50% Punktabzug bei nicht-kompilierbaren Programmen eingeführt).


    Ich fände es nicht schlecht, wenn bei uns Theorie und Praxis einfach zu einer gemeinsamen Note führen würde.


    Es sollte einfach nicht passieren, dass ein Schüler zwischen Theorie und Praxis zu starke Abweichungen zeigt. (Was allerdings für die Aufnahme der Planung in den Praxis-Teil spricht!). Aber was mache ich dann in Theorie?


    Für mich als Informatiker ist Programmieren reine Theorie. Jemand, der seine Stärken lediglich im Reinhacken von Code hat ist heute in der Industrie leicht ersetzbar. (Hab' mal wo gearbeitet, da hat eine zuvor arbeitslose Ärztin Java programmiert. Frag' nicht wie der Code aussah, aber früher oder später und mit ein bisschen nachhelfen meinerseits hat's dann sogar funktioniert).


    Gibt es bei Deinen Programmierklassen auch getrennte Noten oder ist das nur bei uns in BW und an bestimmten Schularten üblich?


    -- Drew

    Mal eine Frage an die Informatik-Kollegen:


    Wie bewertet Ihr praktische Klassenarbeiten, bei denen die Schüler Programme schreiben?


    Bei mir gibt's normalerweise Punkte auf einzelne Blöcke des geforderten Codes(z.B. Initialisierung von Variablen).


    Für Codesequenzen (mit Ausnahme wirklich eindeutiger Stellen), die nicht kommentiert sind erhält der Schüler keine Punkte.


    Als Besonderheit gilt noch:


    Ist das Programm bei Abgabe nicht compilierbar, so erfolgt ein relativer Punkteabzug von 50%.


    -- Drew

    Wenn jemand konkrete Fragen zur Ersten Hilfe und den aktuellen Lehrmeinungen hat, kann er mir gerne eine private message schicken. Ich bin nebenberuflich in der Ausbildung (Erste-Hilfe bis Rettungsdienst) tätig.


    Die Rechtslage ist klar:
    Jeder ist, soweit zumutbar, verpflichtet zu helfen. Und zwar nach bestem Wissen und Gewissen.


    Bei jemandem, der beruflich einer erhöhten Notfall-Wahrscheinlichkeit ausgesetzt ist (z.B. Lehrer) wird schon erwartet, dass gewisse EH Grundkenntnisse vorhanden sind. Ich kann nur jedem Empfehlen, regelmässig (alle 2 Jahre) sein EH Wissen in einem Kurs aufzufrischen. Besorgt Euch Gutscheine von der BG (über die Schulleitung), dann kostet Euch der Kurs keinen Cent!


    -- Drew

    Ich verwende genau das gleiche System wie Justus Jonas und habe durchaus auch gute Erfahrungen damit gemacht. Das einzige Problem für mich ist nur, dass ich oftmals Klassen oder Kurse habe, bei denen ich Teile aus anderen Klassen bzw. Kursen mit benutze und so die Arbeitsblätter / Tafelbilder, etc. doppelt führen muss. Von Zeit zu Zeit kommt dann mal so ein Gedanke, ob ich nicht alles umstellen und eine Strukturierung lediglich nach Themen vornehmen soll ... aber meist überwiegen dann wieder die Vorteile des momentanen Systems.

    Bei uns an der Schule hängt eine derartige Ampel bereits seit einigen Monaten in der Aula, wo sich die Schüler in der Pause aufhalten. Sie funktioniert ganz gut, allerdings ist das System natürlich stark entfernungsabhängig. Ist der Raum zu gross, dann kann's in einem Eck ohrenbetäubend sein und die Ampel regt sich nicht. Aber für Klassenzimmer wird's schon ok sein. (Mit Sicherheit waren es finanzielle Gründe, weshalb nur eine Ampel in der Aula aufgestellt wurde).


    -- Drew

    Timm: Vielen Dank für Deine Erfahrungen. Es ist aufmunternd zu hören, dass es woanders (bzw. in anderen Bereichen) noch einigermassen läuft.


    Zitat

    Viele der anspruchsvolleren Ausbildungsberufe - vor allem wenn sie noch in der Industrie sind - sind nur mit Mittlerer Reife erreichbar. Durch die Werkrealschule oder die zweijährigen Berufsfachschulen stehen aber auch Hauptschülern diese Berufe offen. Eine gute Ausbildung und vielleicht später noch den Techniker dazu, ist in unserer Region immer noch beste Voraussetzung für einen guten und halbwegs sicheren Job.


    Tja, siehste. Genau darin liegt bei uns das Problem.
    In der Region sieht's
    1. im Moment in unserem Bereich (Elektrotechnik) überhaupt nicht gut aus und
    2. ist für elektrotechnische Berufe immer noch der Hauptschulabschluss Zugangsvoraussetzung


    Das führt dazu, dass die stärkeren Hauptschüler in Berufe mit höheren Chancen abwandern und nur noch diejenigen zu uns kommen, die bei diesem Wettbewerb auf der Strecke bleiben.


    Komischerweise ist für elektrotechnische Berufe immer noch der Hauptschulabschluss als Zugangsvoraussetzung ausreichend. Ich denke, da fasst sich jeder an den Kopf der schon mal über das ohm'sche Gesetz hinaus sich mit der Elektrotechnik befasst hat. Knapp 90% der Schüler, die zu uns kommen haben ein erbärmliches Abstraktionsvermögen. Ok ... wenn man das nicht kann, könnte man sich mit sturem Anwenden von Formeln durchmogeln. Aber dort scheitert genau der selbe Prozentsatz an Schülern beim Formelumstellen oder Rechnen mit 10er Potenzen. (Es gibt natürlich auch viele Realschüler, die das auch nicht können.) Insgesamt ist es aber m.E. zu spät, wenn man diese Kompetenzen erst in der Berufsfachschule oder Berufsschule erwirbt.


    Na ja ... was bringt's sich deswegen die Haare auszureissen. Vielleicht sollte die Schule einfach das machen, wozu sie da ist: Die Perspektiven aufzeigen, die's wirklich gibt und nicht welche die lediglich eine Wunschvorstellung vieler Eltern oder vielleicht sogar des Schulleiters sind ...


    -- Drew

Werbung