Beiträge von Nighthawk

    Zitat

    Original von Bibo
    In Bayern zählen für den Übertritt ausschließlich die Noten. Ich könnte einem Kind auf zwei Seiten Übertrittszeugnis attestieren, dass es absolut nichts kann, sobald aber der Durchschnitt 2,33 auftaucht, muss ein Gymnasium das Kind auch nehmen. Bei uns an der Schule ist es auch nicht üblich mündliche Noten nach Gefühl, Sympathie oder nach Druck der Eltern zu vergeben. Wir benoten Dinge wie Referate, Vorrechnen vor der Klasse, Erklären von Regeln, etc. Die Kriterien nach denen die Noten entstehen, sind den Kindern klar und richten sich rein nach der Leistung des zu bewertenden Kindes. Da kann ich also nichts drehen und Eltern können sich auch nicht über etwas hinwegsetzen.

    Mag sein, ich habe auch andere Grundschullehrer kennen gelernt - denen ich wie gesagt aber nicht einmal einen Vorwuf mache. Aber anders gefragt: Wenn das Kind nix kann, wieso hat es dann 2,33 :)?

    Und es zählen eben nicht ausschließlich die Noten - wenn auch aus der anderen Richtung. Hat das Kind nicht die entsprechenden Noten gibt es noch einen gewissen Spielraum für den Elternwillen (von daher gibt es eben einige Grundschullehrer in meinem Bekanntenkreis, die sich im Falle einer Note, die den Übertritt nicht sofort ermöglicht, über die die Eltern sich aber hinweg setzen könnten, sich den Stress mit den Eltern ersparen wollen und lieber mal eine gute Note zu viel geben).

    Zitat


    Letztendlich ist es so, dass sich Eltern und Kinder nur noch auf die Fächer D/M/HSU stürzen. Das sind bei uns 15 Wochenstunden, der Rest zählt nicht. Freizeitaktivitäten werden abgeschafft, das Kind bekommt täglich Hausaufgabenbetreuung durch die Mutter und zusätzlich noch 2-3 mal Nachhilfe in der Woche. Gelernt wird auch am Wochenende und teilweise auch am Morgen beim Frühstück. Ende April hat man dann als Ergebnis dreimal die bessere Note knapp erreicht und am Ende gibt es die 2,33. Nach einem halben Jahr sind die Kinder am Gymnasium: Das Tempo steigt, die Wochenstunden ebenso, es gibt Nachmittagsunterricht, es reicht nicht mehr nur auf 3 Fächer zu lernen. Dass die Kinder, die auf diese Art und Weise übertreten, meistens auch scheitern, wundert mich nicht. Wir haben mittlerweile Übertrittsquoten von über 80%. Und ich bin auch der Meinung, dass viele der Kinder, die auf Gymnasium oder Realschule wechseln, dort absolut nicht hingehören.

    Völlige Zustimmung

    Zitat

    Aber wir an der Grundschule können das leider nicht verhindern.

    Dass sich die Lehrer auch ab der fünften Klasse mit sinnlosen Dingen umherschlagen, ist mir klar. Es kann ja nicht auf einmal besser werden. Den gleichen Wahnsinn haben wir auch. Hier mal ein kleiner Auszug:

    - Es dauert ca. 2 Wochen bis alle geforderten Hefte gekauft werden. Ist ja nicht so wichtig, das kaufen wir, wenn es gerade zeitlich passt.
    - Ein Kind kommt nach den Ferien mit einem Federmäppchen in die Schule, das seinen Namen kaum verdient. Das zu kontrollieren wäre Arbeit, die man sich dann doch nicht machen möchte.
    - Man jammert den Lehrern vor, dass das Kind durch sein ADHS gar so ein schweres Leben hat. Auf die Idee, die Elternbriefe auch an sich zu nehmen und nicht ein halbes Jahr in der Mappe des Kindes zu lassen (bis dieses sich gar nicht mehr auskennt), kommen sie aber nicht. Man hat ja eine Entschuldigung warum das beim Kind nicht klappt. Und alles andere wäre unangenehme Arbeit.
    - Jegliche Anstrengung wird vom Kind ferngehalten. In der Schule sollen wir das Kind jedoch dazu bringen, Höchstleistungen zu erbringen.
    - HA werden bei uns grundsätzlich notiert. Bei den Problemkindern kontrolliere ich das auch. Allerdings kontrolliert zu Hause niemand, obwohl vorher zugesichert.

    Und die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

    Und das wirklich Erschreckende: Das geht bis in die 6. Klasse so - auch meine SuS in der 5. haben längere Zeit nicht die Arbeitsmaterialien (Hefte, Schreibsachen), die sie bräuchten. Workbooks für den Englisch-Unterricht besorge ich schon sicherheitshalber selber, strecke die 300 Euro vor und warte einen Monat oder länger, bis der/die letzte das Geld mitbringt.
    Elterninfos werden nicht gelesen - und dass manche Eltern jede Anstrengung vom Kind fernhalten und auch selbst vermeiden hab ich ja schon geschrieben.

    Und noch ein Nachtrag:

    Ich kann Grundschullehrer(innen) sehr gut verstehen, ich würde das nicht machen wollen. Der Druck, den Eltern ausüben, damit das Kind eine Unterrichtsempfehlung bekommt, ist wohl riesig.

    Da verstehe ich sehr gut, dass man ab und zu mal einfach die Empfehlung vergibt, weil man weiß, dass die Eltern sich sonst sowieso über sie hinweg setzen, man sich aber damit viel Arbeit und Streit erspart.

    Ich verstehe auch, dass man gefrustet ist, wenn man SuS einteilen muss und genau weiß, dass das jetzt eine recht punktuelle Bestandsaufnahme ist - vielleicht wäre das Kind in einem Jahr der geborene Gymnasiast.

    Aber: Wir haben sieben 5. Klassen bei uns ... im Schnitt 30 Schüler. Über die letzten Jahre hinweg hab ich auch immer wieder in diesen Klassen unterrichtet ... ca. 1/3 war am Gymnasium überfordert (und wir sind keine unmenschliche Schule, sonst hätten wir nicht das Problem, dass wir uns vor Anmeldungen kaum retten können und sogar Schüler ablehnen müssen).

    Überforderung ist schlimm ... das Selbstwertgefühl leidet, Angst, Bauchweh ...

    Man tut weder als Grundschullehrer noch als Eltern Kindern etwas Gutes, wenn man sie mit Gewalt auf das Gymnasium bringt. Mit dem G8 ist es noch schwieriger geworden (auch wenn die Politik das anders darstellt): höheres Tempo, weil der Lehrplan eben nicht so entrümpelt werden kann, wie man vorspielt. Zweite Fremdsprache gleich in der 6. Klasse, statt in der 7. Klasse. usw.
    Eigentlich gebietet uns also die Sorge um das Kind, unangenehme Gespräche zu führen.

    Die den Grundschulkollegen/Kolleginnen so gut bekannten "unangenehmen" Gespräche mit Eltern führe ich auch ... evtl. in geringerem Umfang (oder auch nicht, ich hab 32 Kinder in meiner Klasse ... Grundschulklassen sind bei uns in der Regel so ca. 24).

    Ich ernte völliges Unverständnis von manchen Eltern, wenn ich Zweifel äußere, dass "Montag Klavier, Dienstag Reiten, Mittwoch Turnen und Donnerstag wieder Reiten ... Wochenende dann Turnwettkampf oder Reitturnier" und gymnasialer Erfolg problemlos funktionieren ...

    Ich ernte Unverständnis, wenn ich bei fehlender Hausaufgabe die von den Eltern per Zettel mitgegebene Entschuldigung "Am Wochenende war Großonkels 63. Geburtstag" nicht akzeptiere ... vor allem, wenn die letzte Stunde am Donnerstag war.

    In meiner jetzigen 5. Klasse gibt es SuS, bei denen ich mir gar nicht vorstellen kann, dass sie schon 4 Jahre Schule hinter sich haben ... hat ihnen nie jemand gesagt, dass man sich gegenseitig auch zuhören soll? Dass man im Unterricht nicht einfach zu summen oder singen anfangen kann (ja, ich bin ein Miesepeter, statt mich über solche kindlichen Zeichen des Wohlbehagens zu freuen empfinde ich sie, wenn sie in jeder Stunde vorkommen, als Störung). Hatten sie bisher nie Hausaufgaben und ist ihnen völlig unbekannt, dass diese Hausaufgaben an eine Seitentafel geschrieben werden und man sie halt in das Hausaufgabenheft abschreibt (ich WEIß, dass das an den Grundschulen in meinem Ort auch üblich ist - also warum "können" die Kinder das nach 4 Jahren nicht?).
    In 5 Minuten beantworte ich viermal die Frage "Wohin sollen wir die Hausaufgabe schreiben?". Dabei haben wir nur EIN Übungsheft, in das alles - Übungen in der Schule und Hausaufgaben - geschrieben wird.
    Am nächsten Tag haben 3 SuS die Hausaufgabe nicht, weil sie nicht wussten, wohin sie sie schreiben sollten (undenkbar, dass man es auf ein Blatt schreibt und das dann im richtigen Heft - gibt ja nur eins zur Auswahl - einklebt ... da macht man schon lieber nichts).

    Ich möchte damit verdeutlichen, dass auch wir Gymnasiallehrer uns mit Dingen herumschlagen, die uns viel Zeit und Energie kosten, die bei den Kindern und dem Unterrichtsstoff besser aufgehoben wäre.

    Bei aller Diskussion über die zu stark geforderten Kinder vergessen wir aber auch bitte nicht die - zugegeben wenigen -, die mit all diesen Problemen gut zurecht kommen und an einem anderen Schultypus evtl. unterfordert wären - und Unterforderung ist genau so schlecht wie Überforderung (wie wir bei Hochbegabten, deren Hochbegabung nicht erkannt wurde leider sehr oft sehen).

    Ganz ketzerisch: Wir werden unsere "Bildungsmisere" durch reine Schulreformen nicht in den Griff bekommen ... egal, ob gegliedertes Schulwesen oder Gesamtschule, ob G8 oder G9 ...


    Wenn im Elternhaus, in der Gesellschaft nicht ein Umdenken einsetzt.

    Bei der Diskussion hier stellt sich schon die Frage: Ist das gegliederte Schulwesen das Problem - oder sind es die Eltern (ja, ich reduziere das jetzt mal recht kontrovers)?

    Ich erlebe am Gymnasium über die letzten Jahre zunehmend Kinder, die überfordert sind, bei denen es aber die Eltern sind, die - auch zur Not mit den Anwalt und über alle erdenklich möglichen Lücken in der Notengebung der Lehrer - versuchen, den schulischen Erfolg des Kindes zu erstreiten. Da wird über Fehler diskutiert, die der Lehrer vielleicht gar nicht hätte anstreichen müssen - die 25 anderen Fehler des Kindes sind dabei egal.

    Es geht vielen Eltern nicht mehr darum, dass das Kind die seinen Fähigkeiten am Besten entsprechende Bildung erhält, sondern dass das Kind den Berechtigungsschein "Abitur" bekommt - egal, ob es dann eine gewisse Bildung hat oder nicht.
    Dass es andere Wege zum Studium gibt wollen diese Eltern nicht wahr haben - warum eigentlich? Ich habe selbst 3 Jahre an einer FOS/BOS unterrichtet und (auch hier wieder etwas ketzerisch) nach den jüngsten Entwicklungen sehe ich diese Schulformen von Qualität und Anforderungen her als mindestens gleichwertig mit dem "normalen" Abitur - ganz davon abgesehen, dass viele Fachabiturienten wegen der besseren Praxisausbildung in bestimmten Berufssparten sogar lieber genommen werden.

    Viele Eltern geben an das Kind nicht weiter, dass es sich lohnt, Dinge so gut zu machen, wie man es eben kann - sie erziehen das Kind zu "solange es gerade so reicht, passt es ... warum anstrengen?".

    Wirkliche Leistung scheint nichts mehr wert - gute Schüler bemühen sich inzwischen um die eine oder andere schlechte Note, um nicht als "Streber" gemobbt zu werden. Gute Leistungen haben fast einen negativen Beigeschmack (Der hat ja gar keine Kindheit mehr ... usw.). Durchkommen, egal wie ist das Motto.

    Wenn im Elternhaus der Bildung nicht ein gewisser Stellenwerdt eingeräumt wird, Mama oder Papa nicht auch mal mit der Zeitung oder einem Buch zu sehen sind - wie soll dann das Kind sich mit Literatur beschäftigen bzw. Motivation hin zur Bildung entwickeln?

    Ich gehe jetzt noch weiter: Die Grundlagen für den schulischen Erfolg liegen außerhalb der Schule und zeitlich lange vor dem Zeitpunkt, an dem ein Kind das erste Mal eine Schule von innen sieht. Wurde dem Kind vorgelesen? Wurde mit ihm forschend/entdeckend gespielt? Wurden von ihm auch mal Konzentration und Anstrengung und das Einhalten von Regeln eingefordert? Wurde es für jeden Schmierer auf dem Blatt gelobt oder hieß es auch einmal: Das kannst Du aber noch besser?

    Wenn das Kind mit einer schlechten Note nach Hause kommt, heißt es dann: "Woran lag das? Hast Du etwas nicht verstanden? Musst Du / müssen wir vielleicht nächstes Mal etwas mehr lernen?"

    ... oder heißt es: "Böser Lehrer, böse Schule, so viel kann man doch von meinem Engel nicht verlangen"?

    Ich weiß, dass das, was ich gerne hätte, in der Realität seltener wird, vielleicht in unserer Gesellschaft nicht mehr exisitieren kann.

    Müssen wir anerkennen, dass die Gesellschaft sich ändert und uns auch anpassen?

    Vielleicht, aber dann müssen wir das der Gesellschaft auch offen sagen und nicht mit Reformen verzweifelt etwas zu überdecken suchen (oder mit anderen "Ausreden" für die Misere kommen - im Moment hat unsere Schulleitung den "Unterrichtsausfall" als Grund für die Misere "erkannt" ... dabei liegt der Großteil des Unterrichtsausfalls an unserer Schule an Veranstaltungen der Schule wie Exkursionen, Workshops etc - die durchaus vom Lehrplan und vom Ministerium gefordert und für gut befunden werden ... auch von Eltern. Warum sagt man nicht offen: "Wenn ihr das wollt - und es gibt ja auch gute Gründe dafür - dann ist der Preis einfach ein gewisser Unterrichtsausfall ... Punkt."?).

    Oder ich erinnere an eine Rede eines Bundespräsidenten, in der er einen "Ruck in der Gesellschaft" anregte ...

    Nachtrag: In Amerika gibt es Schulen, an denen die Eltern am Anfang des Schuljahres folgende Punkte unterschreiben:

    - Mein Kind kommt nicht mit leerem Magen in die Schule, es bekommt ein Frühstück
    - Mein Kind hat vor einem Schultag in der Nacht mindestens 8/10 Stunden geschlafen (nach Jahrgangsstufe)
    - Mein Kind verbringt unter der Woche maximal zwei Stunden jeden Tag vor dem Fernseher/Computer

    usw.

    Die Nichteinhaltung dieser Vereinbarung führt zu keinen Sanktionen, aber es macht den Eltern bewusst, dass auch sie einen Beitrag zum schulischen Erfolg leisten können.

    PS: Ich habe hier bewusst recht schwarz-weiß gezeichnet, die Wahrheit liegt wohl irgendwo im Zwischenbereich - aber ich habe das Gefühl, dass in der öffentlichen Diskussion die eine Seite, die mir auch am Herzen liegt, kaum auftaucht.

    Ich muss auch zugeben, dass ich nicht nur negative Seiten an einem gegliederten Schulsystem sehe. Das System wird von vielen Eltern jedoch nicht verstanden - man möchte seinem Kind mindestens die Realschule, am Besten jedoch das Gymnasium "aufzwingen".

    Die meisten Eltern übersehen dabei, dass es die Möglichkeit durchaus gibt, nach der 9. oder 10. Klasse Realschule ans Gymnasium zu gehen. Oder auch den Bildungsweg über FOS/BOS zum (Fach)abitur.

    Die Fächer Deutsch, Mathe und Heimat- und Sachkunde sind ausschlaggebend für den ÜBertrittsschnitt in Bayern.

    Ab 3,00 und schlechter kann das Kind nicht mehr automatisch auf die Realschule, sondern muss an einem 3-tägigen Probeunterricht teilnehmen.

    Und jetzt zitier ich mal (damit ich nicht soviel tippen muss):

    "Von den Schülern werden an den ersten beiden Tagen schriftliche Arbeiten aus den Fächern Deutsch und Mathematik verlangt. Der Prüfungsstoff umfasst dabei alles, was im zurückliegenden Schuljahr bisher behandelt wurde.
    Die Aufgabenstellung orientiert sich auch an den Anforderungen der aufnehmenden Schule, so dass der Schwierigkeitsgrad höher liegt als in der Grundschule. Eine grobe Orientierung: Viele Schüler liegen mit ihren Prüfungsergebnissen etwa um einen Notengrad unter ihren Grundschulleistungen.

    Am dritten Tag ist – ebenfalls in den Fächern Deutsch und Mathematik – mündlicher Unterricht, wobei besonderes Augenmerk auf die Zweifelsfälle unter den Prüflingen gelegt wird. Während der drei Prüfungstage macht immer einer der betreuenden Lehrer Aufzeichnungen über die Mitarbeit.

    Die schriftlichen Prüfungsaufgaben und empfohlene Notenschlüssel werden zentral erstellt und den Schulen vorgegeben. Dort ist für die Durchführung, Korrektur und Bewertung jeweils ein Aufnahmeausschuss verantwortlich, der sich aus Lehrern der aufnehmenden Schule zusammensetzt. Über das Ergebnis des Probeunterrichts werden Sie mit ausführlicher Begründung schriftlich informiert."

    Der Probeunterricht ist bestanden, wenn in einem Fach mindestens eine 4 und im anderen mindestens eine 3 erzielt wurde. Falls das Kind zweimal die 4 hat, können die Eltern dennoch Antrag auf Aufnahme an die Realschule stellen (Elternwille).

    Ab einmal Note 5 ist ein Übertritt nicht möglich.

    Bayern:
    Hauptfächer: Englisch, Deutsch, Latein/Französisch, Mathematik:
    - falls vier oder mehr Wochenstunden, werden 4 Schulaufgaben geschrieben.
    - in Jahrgangsstufen mit drei Wochenstunden (z.B. Englisch 10. Klasse) werden nur 3 Schulaufgaben geschrieben

    Physik, Chemie oder je nach Zweig Wirtschaft: zwei Schulaufgaben im Jahr;

    Dazu kommen bayernweite Jahrgangsstufentests in Englisch, Deutsch und Mathe, verteilt über verschiedene Jahrgangsstufen
    (6. Klasse Test in Englisch und Deutsch, 10. Klasse in Englisch und Mathe).

    Man kann es aber auch anders sehen:

    - Der Facharzt arbeitet, dafür bekommt er einen bestimmten Lohn. Macht er Überstunden, bekommt er extra.

    - Der Lehrer arbeitet, dafür bekommt er einen bestimmten Lohn. Prüfungsaufsichten finden bei uns z.T. außerhalb der Unterrichtszeiten statt, somit wären das Überstunden, die nicht im Zusammenhang mit den "normalen" Berufsaufgaben stehen. Auch dafür müsste es eine Extra-Bezahlung geben, und das kann eigentlich nicht 1,80 sein.

    Nulltoleranz ist denke ich nicht möglich. Damit würde keine Energie mehr für den Unterricht bleiben.

    Wenn jemand ab und zu zum Nachbarn kurz was sagt, ist das völlig ok.

    Meine Schmerzgrenzen sind:

    - laufendes Gemurmel
    - Ich verstehe Schüleräußerungen nicht mehr wirklich und andere Schüler verstehen ihre Mitschüler auch nicht mehr
    - Ich habe das Gefühl, dass Schüler, die mir zuhören wollen, meinen Ausführungen wegen des Lärmpegels nicht mehr richtig folgen können
    - Die Schüler arbeiten vor lauter Reden zu langsam.

    Meine erste Reaktion ist meist, dass ich aufhöre zu reden und warte.

    Oder ich rufe den/die Schüler(in) auf, die sich beim Reden besonders hervor tut und bitte ihn/sie, das zuletzt Gesagte nochmal zusammen zu fassen.

    DSA hab ich nicht sehr intensiv gespielt ... aber wenn Du mal Ideen brauchst oder Anregungen für Abenteuer - bei mir stapeln sich die Bücher noch am Speicher. Abenteuer für andere Regelsysteme kann man ja meist ohne großen Aufwand anpassen, oder sich wenigstens Ideen holen.

    Gibt auch im I-net viel Material dazu ...

    So langsam ist es mir herzlich egal. Ich kann es eh nicht ändern (gibt da einen Ärzte-Song: Lass sie reden).

    Ich kann nur für mich versuchen, mir und meinen Schülern täglich zu beweisen, dass die Studie Quatsch ist.

    Selbstverständlich gibt es 100% objektive Bewertungen nicht, aber wenn man sich als Lehrer dessen bewusst ist, kann man - nicht bei jeder einzelnen Arbeit, aber über das Schuljahr hinweg - schon zu gerechten Ergebnissen kommen.

    Viel schlimmer finde ich, dass das Verhalten mancher Kolleginnen und Kollegen sogar das Bild der Lehrer in der Öffentlichkeit zurecht ins Negative zieht (ich hab letzte Wochen ein Schreiben einer Bio-Referendarin an die Schüler der 6. Klasse und deren Eltern gesehen, in dem haarklein für alle Möglichen "Vergehen" die Sanktionen angekündigt wurden ... Buch einmal vergessen = die Buchseite, die man im Unterricht besprochen hat abschreiben ...).

    Ich weiß nicht, wie es in Deinem Bundesland ist, aber sehr oft wird so eine Arbeit auch noch von einem Zweitkorrektor durchgesehen - falls das bei Dir auch der Fall war, kann man ja mal mit dem reden.

    Die Note muss vom Fachleiter begründet werden -- wie war denn die Begründung?

    Zitat

    Original von Super-Lion
    Ich muss Steff da in gewisser Weise zustimmen. (vielleicht liegt's auch daran, dass wir beide an Berufsschulen sind)

    ...

    Ich bin auch kein großer Freund von langen Hohlstunden (also mehr als 2 Hohlstunden am Stück). Aber wenn's nun mal so ist, nehme ich mir eben Arbeit mit, korrigiere z.B. eine Klassenarbeit, bereite Unterricht vor oder stelle mich ganz entspannt ans Kopiergerät.


    Gruß
    Super-Lion

    Das hat ja auch keiner bestritten aber bei seiner ersten Äußerung hat sich Steff entweder nicht ganz klar ausgedrückt bzw. ich hab ihn missverstanden - da schien es mir, als würde er die Rechnung aufmachen: "Freistunde = (automatisch) Arbeitszeit => ich muss daheim weniger machen". Das hängt aber stark davon ab, was ich in der Freistunde mache ...

    Zitat

    Original von SteffdA
    Sorry, aber Unterrichtsvorbereitung, Konferenzen usw. sind auch Arbeitszeit.
    Lehrer arbeiten j nicht nur 26 Stunden, sondern haben eine Unterrichtsverpflichtung in dieser Größenordnung. Deshalb ja der Verweis auf Richtlinien zur Arbeitszeit von Beamten.

    Den Zusammenhang zwischen Konferenzen, bei denen Anwesenheitspflicht besteht, und Freistunden, in denen ich die Schule verlassen kann, erschließt sich mir jetzt nicht. Dass unsere Arbeitszeit weit umfangreicher ist, als die 25 oder 26 Unterrichtsstunden ist jedem hier klar - aber die Freistunden sind keine Arbeitszeit - man kann sie als Arbeitszeit nutzen und die Stunden vorbereiten (sofern möglich ... ruhiger Arbeitsplatz vorhanden?) oder sogar korrigieren, so dass man zuhause weniger tun muss ... aber einfach zu sagen "13 Freistunden an der Schule sitzen = 13 Arbeitsstunden" geht eben nicht.

    Und: die Richtlinien für Beamte setzen eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden an ... und einen Urlaubsanspruch von 6 Wochen. Da man als Lehrer doch etwas mehr "Ferien" hat (in Anführungszeichen, weil ich weiß, dass man in den Ferien auch korrigiert etc, aber in einer Ferienwoche wohl eher selten 42 Stunden), muss dieses "Mehr" an "Ferien" in den Schulwochen herein gearbeitet werden. Dass Lehrer dann immer noch mehr als 42 Stunden in der Woche (unter Einrechnung der Ferien) arbeiten, ist meist allerdings auch wahr ...

    Noch ein und: Die Lehrerdienstordnung in Bayern besagt ausdrücklich, dass ein Lehrer "in bestimmten Umfang" zur Mehrarbeit verpflichtet ist ... bei uns sind das 5 Stunden pro Monat. Wer also 5 zusätzliche Vertretungsstunden hat und keine einzige Freistellung, weil eine seiner Klasse auf Exkursion o.ä. ist, bekommt mehr Geld.

    Zitat

    Original von SteffdA
    Soweit ich weiß gibt es Richtlinien zur Wochenarbeitszeit von Beamten, die irgendwo in der Größenordnung von 41-42 Stunden/Woche liegen.
    Das heißt in diesem Fall 26 Stunden Unterricht + 13 Stunden "Hohlstunden" macht 39 Stunden, bleiben noch 3 Stunden, die ich dann auch an der Schule mit Vorbereitung u.ä. verbringen würde.
    Heißt im Klartext, wenn du heimkommst hast du tatsächlich auch frei ;)

    Ich fürchte, das ist falsch gerechnet. Diese Freistunden sind keine Präsenzstunden (die wären Arbeitszeit). Sie können daher wohl nicht als Arbeitszeit gerechnet werden, man könnte nämlich während dieser Freistunden sehr wohl die Schule verlassen, sogar nach Hause fahren (lohnt sich aber wohl nicht) bzw. in der Cafeteria (falls vorhanden) Kaffee trinken. Zu wirklicher Arbeitszeit werden die Freistunden erst, wenn man eine Vertretungsstunde in dieser Freistunde halten muss - und bei uns gibt es da die Regelung, dass man nach der 5. zusätzlichen Stunde im Monat Anspruch auf Mehrarbeitsausgleich (= paar Euro mehr) hat. Allerdings werden da die Stunden gegen gerechnet, die mir ausfallen, weil eine meiner Klassen auf Exkursion, im Skilager o.ä. ist.

    Ganz davon abgesehen sind 26 Unterrichtsstunden keine 26 mal 60 Minuten, sondern nur 26 mal 45 Minuten, ebenso die Freistunden.

    Pessimist ... ;)

    andererseits ist es jetzt schon schwer genug, bestimmte Fächer mit genügend Lehrern auszustatten (auch im Gymnasialbereich). Schlechtere Einkommensverhältnisse wären nicht geeignet, in diesen Bereichen für Nachwuchs zu sorgen.

    Und wiederum andererseits wird plötzlich in Zeiten der "Wirtschaftskrise", in der viele um den Arbeitsplatz bangen, der Beamtenstatus wieder so wertvoll, dass das Argument, dass man dann ja auch bzgl. der Bezahlung ruhig zurück stecken könne, für Manche wieder ganz plausibel klingt.

    Dabei ist die letzte Gehaltskürzung gar nicht so lange her (Kürzung Weihnachtsgeld, Streichung Urlaubsgeld).

    Ich habe bei einer Jugendgruppe so eine Segel-Fahrt schon einmal betreut. Ich würde das ebenfalls NICHT mit einer 5. Klasse machen.

    An Bord eines solchen Schiffes gibt es durchaus Einiges zu tun (selbst wenn (!) ein Koch mit an Bord ist - sauber machen war immer Sache der Teilnehmer, ebenso wie Anker einholen, Segel setzen ... etc).
    Das halte ich für eine 5. Klasse für zu viel.

    Davon abgesehen:
    - engstes Zusammenleben verbunden mit Verzicht auf viele gewohnte (Luxus-) Aspekte des Lebens (kann man natürlich auch positiv sehen, dass die Kinder das lernen sollen, aber meiner Erfahrung geht das mit etwas älteren Schülern leichter ... bei uns damals war schon eine warme Dusche Luxus)
    - auch mit Seekrankheit werden ältere Schüler mMn leichter fertig
    - Verpflegung musste bei uns von den Teilnehmern eingekauft werden
    - Kinder wollen beschäftigt werden ... finde ich in der Enge eines solchen Schiffes nicht gerade einfach, vor allem, wenn das Wetter nicht so toll ist

    Mir persönlich wäre auf so einem Schiff mit so jungen SuS das Risiko zu groß - auch mit 2 Lehrern als Aufsichtspersonen ... ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Kapitän oder Maat diese Rolle mit übernehmen werden.
    Ja, ich bin da eher Pessimist, aber ich habe z.T. miterlebt, wie leicht man sich auf so einem Schiff den Kopf irgendwo anstößt, wie leicht man stolpert (man muss ja nicht gleich über Bord gehen), wie schwer es ist, auf See schnell medizinische Versorgung zu bekommen (da sind Eltern - nicht ganz zu Unrecht - sehr empfindlich) und wie schwer es auch auf so einem Schiff ist, dass SuS, die nicht so gut miteinander auskommen, sich aus dem Weg gehen können und nicht jeden Tag das Klima für alle vergiften (war dennoch eine schöne Fahrt ...).

    Auf jeden Fall solltest Du genau abklären, welche Aufgaben Kapitän und Maat (ggf. Koch) übernehmen. Wir hatten damals Kapitän und Maat und die fühlten sich allein dafür zuständig, das Schiff zu navigieren, zu Steuern und Anweisungen zu geben, wie Segel zu setzen sind und wie man eine "Wende" mit dem Schiff durchführt. Aufsichtsaufgaben haben sie zu keiner Zeit übernommen, für die Verpflegung (wie schon gesagt ... vom Einkauf über Zubereitung bis zum Abwasch) und die Sauberkeit auf dem Schiff waren allein die Teilnehmer zuständig

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