Beiträge von Nighthawk

    Zitat

    Original von _Malina_
    Was mir grad beim Lesen dieser Seite wieder auffiel:

    Man sieht doch schon, wie unterschiedlich Belastungen aufgefasst werden. Der eine findet Englischklassen härter als Deutschklassen, der andere anders herum, der eine würde gerne mit einem Musikmenschen tauschen, der andere nicht (wobei man hier bitte auch nur vergleichen sollte, wenn man wirklich weiß, wie das Leben eines Musiklehrers aussieht. Und das bitte nicht durch Beobachtungen, sondern durch Erleben!).

    Da gibt es doch kein "richtig" oder "falsch" oder ein "so ist es!" !? Ich finde persönlich nicht, dass generell irgendwelche mit bestimmten Fächern belegten Gruppen per se das Recht zu Jammern haben. Warum? 1. Weil sie die Fächer freien Willens gewählt haben und 2. weil die Situation zweier Menschen NIEMALS vergleichbar sein kann. Finde es ganz schrecklihc, welche Neidgesellschaft sich unter Lehrern manchmal so entwickelt.

    "xy hat ja nur die Fächer v und z, das kann ja nicht so hart sein"
    "yz hat nur in Klasse b und m Unterricht, hat der's gut!".
    "Ich hab über 300 Schüler, vm mit seinen KOrrekturfächern nur 80, wie unfair!"
    etc.

    Mehr als sich selbst unglücklich macht man damit doch nicht.

    Dem kann ich nichts mehr hinzufügen (außer, dass ich natürlich schon einsehe, dass man, auch wenn man sich die Fächer selbst ausgesucht hat, manchmal gern und nicht ganz grundlos jammert ... geht mir ja auch nicht anders).

    aus der hier gern zitierten Studie von Mummert & Partner (die ich übrigens auch kenne):

    "Innerhalb einer Schulform wurden auch erheblich unterschiedliche Zeitbelastungen zwischen den Vollzeitkräften festgestellt. Zwar gibt es Differenzen in der Vor- und Nachbereitung bzw. Korrekturen einzelner Fächer, wie an folgender Abbildung beispielhaft für das Gymnasium dargestellt. Daraus lassen sich statistisch jedoch die Differenzen in der Jahresarbeitszeit zwischen einzelnen Lehrkräften bzw. zwischen den Schulformen nicht allein ableiten. Hohe Jahresarbeitszeiten werden zum Teil auch dadurch hervorgerufen, daß sonstige Aufgaben mit hohem Aufwand innerhalb des Schulbetriebes wahrgenommen werden."

    Danach folgt eine Übersicht, aus der für das Gymnasium ersichtlich wird, wie aufwändig Vorbereitung/Nachbereitung und Korrektur in der Sek I und in der Sek II im jeweiligen Fach ist.

    Deutsch: in der Sek I das aufwändigste Fach, gar keine Frage. In der Sek II liegt jedoch Englisch sogar vom Zeitaufwand her noch vor Deutsch und Geographie nur sehr knapp dahinter!

    Englisch und Französisch gelten gemeinhin auch als Korrekturfächer.

    Und da stellt man dann fest, dass sich der Arbeitsaufwand zwischen Geschichte und Französisch laut dieser Untersuchung in der Sek II gar nicht und in der Sek I nicht stark unterscheidet (beachtlich, wenn man bedenkt, dass Französisch in der Sek I Schulaufgaben, Geschichte aber "nur" Stegreifaufgaben schreibt). Zugegeben, sieht man auf die Korrekturzeit steht es 18 : 10 für Französisch, dafür ist die Vorbereitungszeit für jede Unterrichtsstunde 33 : 26 für Geschichte ...

    Der Arbeitsaufwand für Geographie in der Sek II übertrifft den für Französisch - AUCH bei der Korrektur - und liegt bzgl. Korrektur fast gleichauf mit Englisch und Deutsch!
    Mal ehrlich: hätten die KFLs das erwartet oder zählen wir Geographie zu den harten Korrekturfächern?

    nachlesen hier: http://www.callnrw.de/php/lettershop…37/download.pdf

    Zitat

    Original von Herr Rau

    Dass das von den Jahrgangsstufen abhängig ist, halte ich offensichtlich richtig. Da dürfte nie jemand etwas anderes behauptet haben. Ein *straw man* Argument sozusagen.


    Dafür gibt es dann auch den Englischlehrer, der zwei fünfte und eine achte unterrichtet, und den Deutschlehrer mit zwei zehnten und einer elften. Äpfel und Birnen. Niemand behauptet, dass jeder Deutschlehrer immer mehr arbeitet als jeder Englischlehrer.

    Ähm ... das Argument, dass Deutsch generell aufwändiger ist, kam schon mehrfach. Mein Beispiel zeigt aber doch, dass das eben nicht generell stimmt und man somit den Deutschlehrern nicht generell von vornherein Entlastungen einräumen muss. Dazu kam noch Dein Argument, dass sich die Englischlehrer kaum oder gar nicht beklagen würden, was so interpetiert werden kann/muss, dass es denen ja anscheinend "gut" geht.
    Selbstverständlich gibt es auch die umgekehrte Situation - und genau das zeigt, warum ich nur am Fach festgemachte Entlastungen für wenig geeignet halte (also eben z.B. "nicht mehr als drei Deutschklassen").

    Ein Punktesystem oder ähnliches wäre da sicher gerechter.

    Zitat

    Original von Herr Rau
    Ich unterrichte Deutsch, Englisch und Informatik, kann also diese Fächer vergleichen.
    Deutsch macht viel mehr Arbeit als die anderen beiden Fächer.
    Bei uns beklagen sich Kollegen, wenn sie drei Deutschklassen haben (was jedes Jahr bei einem Viertel oder Drittel der Fachschaft so ist).
    Bei drei Englischklassen habe ich das noch nie gehört.
    Manche Teilzeitkollegen planen und verhandeln so, dass sie nur 1 Deutschklasse haben. Dass sie nur 1 Englischklasse haben, steht nicht auf dem Wunschzettel.

    Mag sein, dass die Vergleicherei nichts bringt und für schlechte Stimmung sorgt. Dass Deutschlehrer im Prinzip mehr arbeiten, steht für mich aber außer Frage. Ich beklage mich vorerst nicht, sondern stelle das nur mal fest.

    Hm ... und ich denke immer noch, dass das

    a) subjektiv

    b) stark abhängig von den Jahrgangsstufen ist

    Ich unterrichte Englisch und Geschichte und hatte dieses Jahr eine 5. und eine 6. Klasse in Englisch, dazu einen Geschichts-Grundkurs, einen Englisch-Grundkurs und einen Geschichts-Leistungskurs ... Die Grundkurse Englisch und Geschichte waren ca. gleich aufwändig. In Englisch korrigiert man die Fremdsprache, so dass man mehr Fehler hat und auch öfters selber nachschauen muss. In Geschichte (Grundkurs) wurden im Schnitt in jeder Klausur 2 Seiten pro Schüler mehr geschrieben - inhaltlich war das Ganze auch anspruchsvoller als in Englisch. Den Vergleich Geschichtskurs - Englisch 5. Klasse brauche ich wohl gar nicht erst anstellen.

    Es gibt bei uns eine sehr "softe" Regelung, dass ein Lehrer nicht mehr als drei Deutschklassen haben soll. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los (und Deutschkollegen haben das sogar noch bestätigt), dass diese aus einer Zeit stammt, in der das Fach Deutsch einfach erstens wohl wirklich deutlich korrekturintensiver war als Englisch oder Französisch (hängt mit den Aufgabenformen zusammen) ... und zweitens, als die Fachschaft Deutsch sehr viel "Verständnis" im Direktorat genoss.

    Ich gebe gerne sofort zu, dass ein Deutschlehrer mit einer 10. Klasse mehr Arbeit hat, als ein Englischlehrer mit einer 10. Klasse. Bei gleichen Jahrgangsstufen teile ich also die Ansicht von der stärkeren Belastung.

    Nur ... ich kann eben keine Mehrbelastung eines Deutschlehrers erkennen, der zwei fünfte und eine achte Klasse unterrichtet, im Vergleich zu einem Englischlehrer mit zwei zehnten und einer elften Klassen - und solche Fälle gibt es bei uns zur Genüge. "Jammern" tut dann dennoch der Deutschlehrer ... und nicht der Englischlehrer.

    Was mich zu der Aussage bringt, dass die Deutschlehrer sich beklagen, die Lehrer anderer Fächer aber eben nicht (impliziert wird hier damit doch, dass Deutsch tatsächlich anstrengender ist, da die anderen Lehrer scheinbar gar keinen Grund zum Jammern haben):
    Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Deutschlehrer mit drei oder mehr Deutschklassen deshalb beklagen, weil sie sich schon immer beklagt haben ... weil sie damit auch schon Erfolg hatten ... weil es die Regelung mit maximal drei Deutschklassen gibt. Und die Englischlehrer mit vier Englischklassen beklagen sich eben nicht, weil sie sich noch nie beklagt haben bzw. weil sie noch nie eine solche "Schutzregelung" hatten, keine Hoffnung auf eine haben ... und es für sie inzwischen ganz normal ist.

    Ich arbeite in einem großen Kollegium (120 Leute). Dass da nicht alles toll ist, kann man sich sicher vorstellen, aber in Anbetracht der Größe würde ich sagen, dass wir ein tolles Kollegium sind. Die Schulleitung ist jetzt weniger toll (betreibt aber auch kein Mobbing), aber die kriegen wir noch hin ;)

    Zitat

    Original von Antigone

    Und jetzt könnt ihr euch hier allein weiter zanken - ich bin jedenfalls hinlänglich bedient von der hier dargebotenen männlichen Ignoranz und Intoleranz. Und werde mich an weiterer Diskussion auch nicht mehr beteiligen - ist mir echt zu blöd. Denn ich würde mich in meinen Ferien echt gern erholen - bevor ich im kommenden Schuljahr den neuen 3 Oberstufenkursen (inkl. LK) und den 4 Sek. I-Klassen [zählen wahrscheinlich nicht - machen wir ja doch nur über die Klassenarbeiten hinaus noch ein paar "Stehgreifaufgaben" ;) ] entgegentrete...

    Du willst nur das sehen und verstehen, was Du sehen und verstehen willst ... Ich habe auch im nächsten Schuljahr 3 Oberstufenkurse ... hatte dieses Jahr ebenfalls 3. Die meisten davon in Geschichte, aber auch in paar in Englisch. Von daher weiß ich sehr gut, was ich sage. Und hier muss ich feststellen: Der Erstellungs- und Korrekturaufwand einer Oberstufenklausur in Geschichte ist in keiner Weise geringer als der einer Klausur in Englisch. Und das gilt entsprechend für Sport und Musik ebenso - aber Du hängst Dich nur an den Stegreifaufgaben auf und gehst mit keinem Satz auf das hier ein - soviel zum Thema Ignoranz.

    Intoleranz ist auch gut ...

    Vielleicht ist es Dir ja entgangen, aber Bolzbold und ich gehören - zumindest zum Teil - ebenfalls zu Lehrern, die korrekturintensive Fächer unterrichten ... und evtl. ist Dir auch mein Edit entgangen, dass Sportlehrer durchaus ein zweites Fach haben (reine Sportlehrer im Beamtenstatus gibt es bei uns nicht). Das Fach ist meist Mathe, Englisch oder Deutsch. Und nun? Klar, sie haben nur ein Korrekturfach ... also geht es plötzlich gar nicht mehr um alle Korrekturfachlehrer, sondern nur um die, die zwei haben?

    Nochmal: Mit einem Leistungskurs und einem Grundkurs in Sport/Musik/Kunst oder Geschichte kann man über den Aufwand für Englisch-Schulaufgaben in der 5. Klasse nur lachen. Es geht für mich nicht nur um die Tatsache, dass jemand grundsätzlich ein oder zwei Korrekturfächer unterrichtet, sondern auch, in welchen Jahrgangsstufen. Erst dann gibt sich ein rundes Bild.

    Zitat

    Original von Friesin
    Moment mal, reden wir hier u.a. von Stegreifaufgabenkorrekturen ???
    Von den Korrekturen, die viele KFL noch nebenbei machen ? ?(

    Nicht nur. Wir reden auch davon (ich zumindest), dass in ALLEN Fächern in der Oberstufe Klausuren geschrieben werden, die vom Aufwand weit höher anzusiedeln sind, als Unter- und Mittelstufenschulaufgaben in Englisch, Latein, Französisch ...
    Ich rede auch davon, dass Musik- und Sportlehrer (bei denen man ja immer so schnell annimmt, dass sie NICHTS korrigieren) davon auch betroffen sind, und zumindest im Fall der Musiklehrer bei uns häufiger als viele Kolleginnen/Kollegen, die KFL sind.
    Und ich wollte eben nicht unter den Tisch fallen lassen, dass Musiklehrer 28 Stunden unterrichten (davon oft am Nachmittag), das 14 Klassen und eben mindestens 14 Stegreifaufgaben bedeutet, die sie schreiben müssen.

    In Bayern ist es übrigens nach der neuen Schulordnung so, dass in Fächern mit Schulaufgaben gar keine Stegreifaufgaben mehr geschrieben werden müssen - wie viele Stegreifaufgaben die (wir) KFL also korrigieren, ist unsere Sache ...

    Übrigens hab ich ja ganz oben auch schon geschildert, dass es Entlastungsmöglichkeiten gibt, ohne gleich andere Kollegen stärker zu belasten (mdl. Schulaufgaben, Jahrgangsstufentests ersetzen Schulaufgaben ... einen muss man in der 10. Klasse in Englisch eh korrigieren, der ist gefordert ... warum nicht noch einen zweiten mit dazu und damit eine Schulaufgabe ersetzen? Viel weniger Korrekturaufwand und null Aufwand bei Erstellung).

    Edit: bei uns achtet der Personalrat darauf, dass eben nicht nur die KFLs Klassleitungen haben - obwohl es auch dafür Argumente geben würde. Ein Englischlehrer mit 4 Stunden in der Klasse tut sich mit den Aufgaben eines Klassleiters evtl. leichter als ein Musiklehrer mit einer oder zwei Stunden.

    und nochmal Edit (kaum zu glauben, welch wichtigen Tatsachen man manchmal völlig außer Acht lässt): Die meisten Sportlehrer/innen an unserer Schule haben als zweites Fach Mathe, Englisch oder Deutsch ...

    Immer gut, wenn man sich genau die Bereiche rauspickt, die die eigene Argumentation scheinbar stützen.

    Wie viele Oberstufenkurse hast Du jedes Jahr? Immer einen? Bei uns gibt es KFL, die in den letzten 5 Jahren grad mal einen hatten.

    Wir haben an unserer Schule drei Musiklehrer - mindestens jedes zweite Jahr ist also einer dran mit Oberstufe (weil's Grund- und oft auch Leistungskurs Musik gibt).
    Und nochmal, weil Du darauf gar nicht eingehst: In der Oberstufe werden in JEDEM Fach Klausuren geschrieben. Dabei ist eine Musik-, Kunst- oder auch Sportklausur WEIT mehr Arbeit, als eine Englisch-Schulaufgabe in den Stufen 5 - 9. Von möglichen Abiturprüfungen gar nicht zu reden.

    Ich finde es (und ja, ich unterrichte auch Englisch) etwas arg subjektiv, wenn man nur zwischen KFL und anderen unterscheidet - je nach Klassenzusammenstellung/Kursen hat ein Geschichts- oder Biolehrer (evtl. auch ein Musiklehrer) tatsächlich nicht so viel weniger Korrekturaufwand.

    4 Stunden mehr bedeuten bei einem zweistündigem Fach zwei Klassen mehr, bedeuten auch zwei Stegreifaufgaben mehr (und diese Regelung gilt nicht nur für die Sek I). Ein Musiklehrer mit 28 Wochenstunden unterrichtet 14 Klassen ... sind mindestens 14 Stegreifaufgaben (wenn K12 oder K13 dann auch Klausuren - und wie gesagt, die Chancen als Musiklehrer einen Grundkurs zu haben, sind groß).

    Dazu kommt, dass die Sport- und Musiklehrer bei uns was Schulveranstaltungen, Wettkämpfe usw. betrifft nochmals viele Stunden mehr auf der Matte stehen - und zwar ohne Anrechnungsstunden. Im Gegensatz zu anderen Kollegen/Kolleginnen, die sich evtl. noch eine Zusatzaufgabe gesucht haben, ergibt sich dieses Zusatzverpflichtung beim Sport- oder Musiklehrer allein aus der Tatsache, dass er eben Sport- oder Musiklehrer ist.

    Im "Nebenfach" Geschichte habe ich dieses Jahr 12 Facharbeiten und 18 Leistungskursabis korrigiert. Daneben waren die 17 Grundkursabis im "Korrekturfach" Englisch gar nix.
    Wenn dann noch 28 Grundkursklausuren Geschichte von K12 fast zeitgleich dazu kommen, geh ich auch am Krückstock, obwohl ich "nur" ein traditionelles Korrekturfach hab.

    Es ist mir einfach zu platt hier nur nach Fächern zu unterscheiden und zu sagen "das sind Korrekturfächer - und das nicht".

    Das Argument, man hätte beim Studium ja schon draufkommen können, wo man viel und wo wenig korrigiert, mag zynisch klingen. Ich habe aber auch schon häufiger von Gymnasiallehrern den Spruch "Intelligenz fängt bei der Berufswahl an" gehört, wenn es um das höhere Einkommen im Vergleich zu Realschullehrern ging - genau so zynisch.

    Bei uns müssen auch Musiklehrer Stegreifaufgaben schreiben - eine im Jahr, genau wie ich in Geschichte. Wenn sie Grund- oder Leistungskurse unterrichten, schreiben sie Klausuren - genau wie ich in Geschichte. Und eine solche Klausur ist von der Erstellung bis zur Korrektur weit aufwändiger, als eine Englisch-Schulaufgabe bis rauf zur unteren Mittelstufe.

    Darüber hinaus sind unsere Musiklehrer gut eingespannt mit Schulveranstaltungen ...

    Also ganz ehrlich ... ich bin etwas verwundert. Ich habe schon recht bald nach Beginn des Referendariats nicht viel mehr als 60 Minuten Vorbereitung für eine Unterrichtsstunde verwendet. Nein, ich glaube nicht, dass ich ein Genie bin o.ä.

    Aber ich habe erstens die Schulbücher benutzt (nicht ausschließlich, aber doch). Zweitens habe ich mir z.B. für Geschichte Unterrichtsentwürfe besorgt und mich "inspirieren" lassen. Ich habe sie nicht 1:1 übernommen - passten oft nicht zu mir - aber Materialien verwendet, Fragestellungen oder auch den ein oder anderen Glanzpunkt.

    Ich fand den Unterricht, wenn nicht alles ins Detail geplant war, nicht notwendigerweise schlechter. Genau geplant waren immer Einstieg, die wichtigsten Ergebnisse, Tafelanschrieb, Wechsel der Methoden, bestimmte Überleitungs- und Schlüsselfragen (also Fragen, mit denen man hoffentlich von den Schülern die Antworten bekommt, die man als Ergebnis braucht), Materialien ...
    Natürlich habe ich mir auch Alternativ-Fragen überlegt, wenn die SuS auf meine ursprüngliche Frage nicht gut reagieren ... ich habe mir überlegt, welche Reaktionen/Antworten wohl sehr wahrscheinlich sind und wie ich mit ihnen umgehen kann - aber das z.T. auf meinem Weg in die Schule (hatte je nachdem einen Schulweg von bis zu 2,5 Stunden).

    Aber zugegeben: Manche Themen waren schwerer, da brauchte ich dann auch zwei oder drei Stunden für die Unterrichtsplanung (von Lehrproben dann gar nicht zu reden).

    Und genau das sollte eigentlich nicht passieren ... wir streiten uns. Genau das schwächt immer wieder unsere Position, weil wir uns in "Korrekturfachlehrer", "Nicht-Korrekturfachlehrer", "Gymnasiallehrer" etc. auseinander differenzieren und keiner mal die eigenen Interessen etwas zurück stecken und das ganze Bild betrachten kann.

    Klar, Sportlehrer haben weniger Korrekturen (soweit sie nicht auch Oberstufe unterrichten) ... dafür unterrichten sie - zumindest bei uns - schon vier Stunden (glaub ich) mehr in der Woche. Sie trifft fast immer Nachmittagsunterricht (bei uns ist es noch nicht so, dass alle Lehrer an 2 oder mehr Nachmittagen Unterricht haben ... viele, aber noch nicht alle - Sportlehrer haben immer mind. 2mal).
    Ich sehe die Lärmbelastung der Sportlehrer durchaus (es gibt auch Winter oder schlechtes Wetter, da ist man nicht draußen im Grünen, sondern in der Halle ... wenn meine beiden Kinder lebhaft spielen (egal ob Fussball oder was auch immer), haben sie immer noch genügend Luft zum Schreien. Den Lautstärkepegel von 30 Schülern in einer Turnhalle erreicht eine Klasse, die ich in Englisch unterrichte niemals ... und auch draußen sind die nicht gerade leise, nur weil sie laufen müssen (laufen alle 30 gleichzeitig? Fussballspielen ist weiß Gott kein Hindernis, Radau zu machen).

    Dazu kommt, dass ich (mein Eindruck, daher natürlich subjektiv) schon allein auf Grund der Tatsache, dass ich das Hauptfach Englisch unterrichte, Schüler bei mir tendenziell weniger versuchen, über die Strenge zu schlagen.

    Ähnliche Argumentationen könnte ich bzgl. Musik aufmachen ...

    Und: mein zweites Fach ist Geschichte. Dieses Jahr 7 Stunden in der Oberstufe unterrichtet (5 Stunden davon Leistungskurs). Dann wird dieses Fach nämlich plötzlich auch zum Korrekturfach. Eine Grundkursklausur Geschichte bedeutet von jedem Schüler mindestens 3 A4 Seiten zum Korrigieren - anspruchsvolle Argumentationen (bei Leistungskursklausuren können es je nach Schüler schonmal 9 Seiten sein). Da ist eine Englisch-Schulaufgabe der Mittelstufe ein Klacks dagegen ...

    Wenn, dann sollten wir zuerst mit Maßnahmen anfangen, die nicht dahin führen, dass eine andere Gruppe es ausbaden muss.

    Wir haben in Englisch beschlossen, eine Schulaufgabe der 10. Klasse durch zwei zentral gestellte Jahrgangsstufentests zu ersetzen => kein Aufwand bei der Erstellung (die kommen eben vom KuMi) und wenig Korrekturaufwand, da meist multiple choice.

    Zusätzlich wird eine Schulaufgabe durch eine mündliche Gruppenprüfung ersetzt. Es ist zwar wirklich anstrengend, an einem Vormittag so eine ganze Klasse zu prüfen (das Ganze will auch vorbereitet sein), aber es gibt eben keinen Korrekturaufwand.

    In Geschichte halte ich mich z.B. wenn's stressig wird an unsere GSO, die EINEN schriftlichen kleinen Leistungsnachweis IM JAHR fordert.

    "Mein" Seminar in Bayern - schon etwas her ... von 30 Leuten ist einer wirklich durchgefallen. Viele bekamen Noten, mit denen eine Anstellung unwahrscheinlich war (da gehört nicht viel dazu, wenn die Einstellungsschnitte damals alle eine 1 vor dem Komma hatten).

    Ich persönlich habe nur das letzte halbe Jahr als Horror empfunden, das lag aber an meinem Betreuungslehrer (heißt in anderen Bundeslehrern evtl. Mentor) - nicht einmal am Seminarlehrer. Der gute Mann war selbst grad aus dem Referendariat und meinte wohl nun, er müsse es dadurch besonders gut machen, dass er mich ohne Rücksicht auf sonstige Umstände jeden zweiten Tag im Unterricht besuchte (letzter Ausbildungsabschnitt wohlgemerkt, nach einem Jahr eigenverantwortlichem Unterricht) ... ich kam also mit den Besuchen des Seminarlehrers und der Schulleiterin und seinen Besuchen auf 17 Besuche in einem Halbjahr. Er ließ sich auch nicht von Besuchen abhalten, wenn ich an diesem Tag "nur" Schulaufgabe schrieb bzw. er kam auch am Tag nach meiner letzten Lehrprobe ...

    Zitat

    Original von Josh
    Danke für die Info, Timm. Dieses Vorgehen ist sicher sinnvoller als praxisferne Theoretiker an die Schulen zu holen.

    Ja und nein ... siehe Mikaels Beitrag. Wie glaubhaft ist es dann noch, wenn Lehrer (insbesonders Lehrer in sog. Korrekturfächern) einerseits jammern, dass die Arbeitsbelastung zu hoch ist, andererseits dann aber noch mehr Stunden (und damit evtl. sogar Klassen) übernehmen?

    Ja, es mag für die Schüler/innen besser sein - aber wir untergraben uns damit selbst unsere Argumente bzgl. der Arbeitsüberlastung.

    Und: Wir helfen durch Mehreinsatz eine verfehlte Einstellungspolitik wieder gerade zu biegen, so dass das KM auch in Zukunft keine Notwendigkeit sieht, das eigene Handeln zu überdenken und ggf. etwas zu ändern.

    Wenn es nicht so ernst wäre ...

    unsere Schule hat beim KM einen Bedarf von 140 Wochenstunden (!) Mathematik und Physik gemeldet. Bekommen haben wir 48 ... die restlichen Stunden werden nun mit Zeit- und Aushilfsverträgen abgedeckt, darunter eine Mathe/Physik-Lehrerin aus der Ukraine, mehrere Mathematiker/Physiker, die früher mal beim Max-Plank-Institut gearbeitet haben und nun selbständig sind ... etc ...

    Ihr seht, die Idee wird doch schon umgesetzt ... aus der Not heraus.

    Du hast doch schon mehrfach als Antwort bekommen, dass die Gymnasiallehrer durchaus in den 7 Jahren vor dem Abitur das Thema Alkohol ansprechen.

    Nur ... wenn es uns z.T. schon nicht gelingt, den SuS bis zum Abitur das "3rd person s" so beizubringen, dass sie es sich merken, wie groß denkst Du ist der Einfluss der Schule, wenn es nicht um Lerninhalte sondern um - aus Sicht der Schüler - Freizeitaktivitäten geht?

    An "meinem" Gymnasium sieze ich die Schüler in der Oberstufe und sie mich ebenso. Für mich ist das auch ein Zeichen an die Schüler, dass sie in eine neue Phase eingetreten sind: man behandelt sie eher wie Erwachsene, damit verbunden ist aber auch größere Eigenverantwortung. Wenn eine Lerngruppe es lieber sieht, bleibe ich auch beim "Du", allerdings möchte ich weiter gesiezt werden. Das hat den einfachen Grund, dass mich entweder alle Schüler duzen sollen, oder keiner. In Klassen bzw. Kursen der Größe, wie wir sie haben, sind allerdings immer einige wenige Schüler, die aus dem Duzen des Lehrers falsche Schlüsse ziehen ... somit eben kein Duzen.

    In DEINER Situation hätte ich gar kein Problem mit gegenseitigem Duzen.

    Zitat

    Original von BillyThomas
    Hm... ich glaube, aus den Beiträgen bis hierhin ist ziemlich deutlich geworden, dass seitens der Schule nicht wirkungsvoll Einfluss genommen werden kann. Sehe ich auch so, in erster Linie sind da, wenn überhaupt noch, die Eltern gefragt.

    Mich überrascht aber, dass aus kaum einem Beitrag die gleiche kritische Haltung hervorgeht wie bei Hannes. Das wäre m. E. das mindeste, dass eine Schule klar und deutlich Stellung bezieht und die Schüler in Diskussionen über die Sauftouren zwingt. Ich empfinde es auch z.T. als unappetitlich, was ich da gelegentlich auf Bildschirmen (TV, Netz) sehe oder von Schülern höre. Aber naja, ich bin halt auch kein U30 mehr.

    Ich glaube, da interpretierst Du falsch. Diese kritische Haltung mag durchaus vorhanden sein, aber falls sie erst bei der Sauftour nach dem Abi zum Vorschein kommt, ist es zu spät (denn wie gesagt, da hat man keine Einwirkungsmöglichkeit mehr). Wenn etwas dagegen getan/gesagt werden soll, wenn Stellung bgzl. Alkohol und Saufen bezogen werden soll - dann in den JAHREN vor dem Abitur.

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