Beiträge von fossi74

    Hallo zusammen,

    ich brauche mal wieder Hilfe. Vielleicht zunächst ein paar Worte zum Hintergrund: Ich habe dem staatlichen Schuldienst den Rücken gekehrt und bin nun an einer privaten Klinikschule, wo ich Schüler nicht nur aller Bundesländer, sondern auch in vielen Fächern unterrichten darf. Nun steht mal wieder Latein auf dem Programm, und zwar für eine Gymnasiastin aus NRW, die mit dem Lehrwerk "Lumina" arbeitet.

    Leider hat sie das Buch nicht dabei, und die Mutter kann es wohl erst in einer Woche schicken. Deshalb wäre es äußerst nett, wenn mir jemand die 21. Lektion einscannen und per mail schicken könnte. Damit keine Missverständnisse entstehen: Die Schülerin besitzt das Buch, es geht nur darum, die nächste Woche zu überbrücken, und nach Erhalt des Buches werde ich die eingescannten Seiten selbstverständlich vernichten. Nur, falls jemand Bedenken wegen des Urheberschutzes hat.

    Alternativ (falls jemand das Buch hat, aber sich gar nicht traut, den Scanner anzuwerfen) würde es mir schon helfen zu erfahren, was in der Lektion auf dem Programm ste


    Danke im Voraus, LG
    fossi

    So lange Du noch keinen Arbeitsvertrag unterschrieben hast, kannst Du selbstverständlich jederzeit eine andere Stelle annehmen. Auch eine "Vorvereinbarung" (so kenne ich das aus Bayern) bindet Dich nicht, sondern dient lediglich dazu, das Verfahren der Refinanzierung der Stelle über die übergeordnete Behörde anzuleiern.

    Dass es doof ist für die Schule, wenn Du jetzt absagst - so what? Wenn plötzlich die Finanzierung kippen würde und Du doch nicht eingestellt werden kannst, wäre das für Dich etrem doof, aber der Schule wäre es egal. Und wenn sie verhindern wollen, dass Bewerber im letzten Moment doch noch das lukrativere Angebot annehmen, dann sollen sie halt frühzeitig die Verträge abschließen.


    LG
    fossi

    Hallo camelfilter,


    meines Wissens ist der Antrag nicht an eine bestimmte Schule gebunden. Entscheidend ist wohl, dass Du einen unbefristeten Vertrag von der Schule bekommst, auch wenn das eigentlich keinen Sinn macht (schließlich kann die Schule jederzeit sagen, dass sie Dich nicht mehr braucht). Viele Schulen bzw. private Schulträger sind dazu leider nicht bereit, weil sie glauben, dadurch irgendwie gebunden zu sein. Ich kenne da z.B. eine Klinikschule im Norden von B-W, wo der Träger (eben die Klinik) grundsätzlich erstmal nur befristete Verträge macht. Das ist in der "freien Wirtschaft" eben so.

    Bei einer "reinen" Schule (die also nicht an ein anderes Unternehmen gebunden ist) dürftest Du da bessere Karten haben. Die sollten auch mit der Problematik besser vertraut sein. Nicht-schulische Träger sind ohnehin mit Vorsicht zu genießen.


    Gruß
    Fossi

    Ha, endlich mal ein Thema, zu dem der Lehrer sich fundiert äußern kann - Freizeitgestaltung :D !

    Zum Übernachten kann ich nichts sagen, weil ich das in Franken doch meist im eigenen Bett tue. Zimmer zu finden ist allerdings entlang des Mainradwegs generell kein Problem, das Angebot ist reichlich. Eine Ausnahme bilden touristische Hotspots wie Sommerhausen - hier ist es mir mal passiert, dass ich drei Wochen vorher keine Zimmer mehr für die Gäste einer Familienfeier Ende September bekommen konnte. Das ist allerdings auch die Weinfestsaison, und da schwingen sich Heerscharen ebenso rüstiger wie fröhlicher Rentner in quietschbunten Funktionsklamotten auf ihre überkandidelten High-Tech-Ebikes und fallen über die Gegend her... aber ich schweife ab.

    Essen kannst Du in Franken eigentlich in jeder Dorfkneipe gut bis sehr gut. Wirklich reingetappt bin ich hier noch nie, auch ausgesprochene Touristenfallen sind extrem selten (eigentlich kenne ich keine, selbst in den erwähnten Hotspots. Nicht mal in Würzburg würde mir so eine Lokalität einfallen). Hier liste ich mal ein paar Läden auf, die ich kenne und wo es mir gefallen hat.

    Würzburg - Alte Mainmühle, Schützenhof, Nikolaushof, Backöfele, Weinhaus Stachel
    Sommerhausen - Anker, Ritter Jörg, Goldener Ochsen, Philipp (letzterer sogar mit Stern, aber lohnend, wenns was Besonderes sein soll)
    Marktbreit - Löwen
    Volkach - Hallburg
    Schweinfurt - Naturfreundehaus (Friedrich-Ebert-Str. 1 - der einzige Laden, den ich in Schweinfurt kenne, wo es mir aber gestern sehr gut gemundet hat. Geheimtip! Recht weit vom Schuss, lohnt sich aber wirklich)
    Zeil - Brauereigasthof Göller
    Bamberg - Es ist leichter, die Kneipen aufzuzählen, wo man nicht hingehen sollte. Voila: Die "Weinstube Heska" (Sand- oder Austraße, weiß ich nicht mehr, ist ewig her) sollte man meiden, wenn man an gutem Essen mehr interessiert ist als an Milieustudien. Sonst fällt mir kein Laden ein, den es zu umgehen gilt. Aktiv erinnern kann ich mich außerdem an die "Brudermühle", wo wir beim letzten Bamberg-Besuch waren.
    Über Bamberg bin ich - am Main entlang - bislang nicht rausgekommen.

    Nun zu Deinem letzten Punkt: "leckeres Bier trinken". Auch hier müsste die Frage natürlich lauten: "Wo kriegt man in Franken kein leckeres Bier?" Die Antwort lautet dann - ebenso natürlich - "nirgends". Kleine Weinstuben haben manchmal nur Flaschenbier. Halte Dich an die lokalen Brauereien, dann kann nichts schiefgehen.

    So, ich hoffe, ich konnte Dir helfen, ohne den Lokalpatrioten (in jeder möglichen Bedeutung des Begriffs) zu sehr raushängen zu lassen. Wenn Du an Sommerhausen vorbeifährst, kannst Du mal klingeln und winken; sollte ich auf dem Balkon sitzen, winke ich zurück. Alternativ kannst Du mir auch ne PN schicken, dann geb ich Dir ein leckeres Bier aus.


    Liebe Grüße
    fossi

    Vielen Dank Euch allen! Jetzt sehe ich klarer. Leider ist meine Erinnerung an den eigenen Geschichts-GK völlig verdrängt verblasst, und außerdem haben sich erfahrungsgemäß die Methoden und Fragestellungen in den letzten zwanzig Jahren doch ein wenig verändert (zum Glück!).

    Ich muss die Klausur übrigens gottseidank nicht selbst erstellen, sondern bekomme sie dann von der Heimatschule der Schülerin. Hinsichtlich offizieller Anforderungen kann mir also nichts passieren.

    Liebe Grüße
    Fossi

    Liebe KollegInnen,

    ich muss - die näheren Umstände würden an dieser Stelle zu weit führen - eine Schülerin aus NRW auf eine Klausur im Geschichte-GK vorbereiten und bräuchte dringend ein Beispiel für eine Klausur-Fragestellung zum Thema "Weimarer Republik"; 12. Klasse (G9).

    Ich wäre äußerst dankbar, wenn mir da jemand schnell (bis morgen wäre toll!) weiterhelfen könnte. Quellen und sonstige Materialien kann ich leicht selbst ergänzen, aber die Fragestellung und ein Hinweis zur Arbeitszeit wären sehr hilfreich. Es geht mir in erster Linie um ein Beispiel, wie so eine Klausur aussehen könnte. Muss natürlich nicht unbedingt aus NRW sein - ich habe nur leider gerade keinen Geschichtslehrer greifbar, der mir so eine Klausur geben könnte.


    Danke im voraus!

    Fossi

    Hallo Dumbledore,

    was Du unbedingt beachten solltest: Du bekommst mit einer Note von schlechter als 3,5 (sowohl im Durchschnitt als auch im 2. StEx) keine dauerhafte Anstellung im bayerischen Schulwesen! Wenn ein Wechsel des Bundeslandes für Dich nicht in Frage kommt, knüpfe frühzeitig (machst Du am Schuljahresende Examen oder hast Du es schon hinter Dir?) Kontakte zu Privatschulen aller Couleur, auch kirchlichen.

    Ich kenne mittlerweile zwei Leute, die jahrelang mit befristeten Verträgen an staatlichen Schulen gearbeitet haben, sogar ein aufwendiges "Entfristungsverfahren" durchlaufen haben und am Ende aus allen Wolken fielen, als sie erfahren mussten, dass es mit ihrer Note gar nicht die Möglichkeit der unbefristeten Anstellung beim Freistaat Bayern gibt.

    Im Referendariat sagt einem das nämlich keiner (was an sich natürlich mal ein lohnender Aufhänger für eine juristische Überprüfung des Ganzen wäre. Die entsprechende Regelung ist nämlich nicht gerade allgemein bekannt; selbst Schulleiter wissen oft nichts davon).


    Gruß
    Fossi

    Tja, klingt nach einem Fall für die Jugendpsychiatrie. Der erste Schritt, den Du jetzt tun solltest, ist wohl die Einsicht, für solche Fälle nicht ausgebildet zu sein. Hier hilft kein noch so großes pädagogisches Einfühlungsvermögen mehr - der Junge scheint schlicht und ergreifend echte und massive psychische Probleme zu haben. Aber das ist nicht Euer Problem. Als Schulleiter würde ich zusehen, so jemanden schnell loszuwerden einem solchen Schüler schnell professionelle Hilfe zu verschaffen.

    Ach ja, noch eines: Diesem Schüler versaust Du nicht die Zukunft, indem Du Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehst. Diesem Schüler versaust Du die Zukunft, wenn Du ihm noch eine (und noch eine und noch eine) Chance gibst, die er wieder und wieder nicht nutzen wird - weil er es nicht kann.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Zitat

    Also ob die Schüler / Eltern / Kollegen meine Arbeit beweihräuchern oder nicht hat, bilde ich mir ein, relativ wenig Einfluß auf meine Zufriedenheit.
    Mir ist von Anfang an klar, dass der Lehrerberuf einer nicht sehr geachteter Beruf ist und man, wenn man nach Anerkennung strebt, in anderen Berufen besser aufgehoben ist.
    Allerdings beobachte ich, dass (ich bilde mir ein gerade unter Frauen) ein regelrechter Anerkennungswettstreit (was Methoden oder einfach das "ich bin eine tolle Lehrerin") innerhalb eines Kollegiums abläuft und sich sehr mit der Rückmeldung (seitens der Eltern, Schüler, Kollegen) beschäftigt wird, ohne das zuzugeben.
    Da wird dann ganz beiläufig gezeigt, was man nicht alles tolles macht, wie sehr einen die Schüler mögen und dann aufmerksam die Mimik der Kollegen beobachtet.

    Könnte vielleicht auch daran liegen, dass Anerkennung und Wertschätzung doch nicht ganz so irrelevant sind, wie Du Dir das denkst.

    Zitat

    Ich habe das mit Skepsis beobachtet, führt das doch zu einem Aufrüsten an Arbeitsleistung über die sich letztendlich nur der Arbeitgeber freut.
    Es ist an der Schule so ein bisschen wie mit einem Trainer, der seine Schützlinge nie lobt, welche dann (zum Teil) totale Höchstleistungen bringen nur um endlich mal das Lob zu bekommen, das der Trainer ihnen immer wieder verweigert:
    Der Lehrer ist in einer Position, in der er kaum positive Rückmeldung erwarten kann. Im Referendariat wird penibelst darauf geachtet hauptsächlich die Fehler herauszustellen und bloß kein Lob anzubringen, die Kollegen später im Beruf haben auch besseres zutun als die gleichgestellten Mitarbeiter aufzubauen und die Schüler werden sich hüten das Schleimen anzufangen, indem sie einem Lehrer direkt sagen wie toll der Unterricht ist.
    Man ist also sehr auf indirekte Zeichen angewiesen. Manch einem ist das vielleicht nicht genug.

    Den Punkt, an dem Du Dich IMHO irrst, habe ich oben unterstrichen. Für den Rest des von mir Zitierten gilt, dass Du sehr schön zusammengefasst hast, in welch einem perversen System wir eigentlich arbeiten und unterrichten. Übrigens hast Du in einem Punkt nicht recht: Schüler sagen es durchaus mal (und zwar ohne Hintergedanken), wenn ihnen der Unterricht gefallen hat.

    Zitat


    Man erwartet es von mir, aber ich sage es trotzdem: DIE Form der Anerkennung einer jeglichen Arbeit ist das Gehalt. Von dieser Art Anerkennung kann ich mir sogar etwas kaufen. Wenn diese Anerkennung nicht stimmt, werde ich unzufrieden. Das mag manch einem anderen so gehen, wenn er keine ideelle Anerkennung seitens Kollegen / Schulleitung bekommt. Auf letztere kann ich gut verzichten, wenn erstere stimmt.
    Mit Bänkern in der Familie weiß ich, dass es sich eigentlich sehr gut lebt, wenn man keinen guten Ruf in der Gesellschaft hat, die Kollegen am Stuhl sägen, aber man einen hohen Lebensstandard hat.
    Es gibt auch Leute, die haben einen geringen Lebensstandard aber zehren davon, dass sie viel gute Rückmeldungen für ihre Tätigkeit bekommen und so den hohen Lebensstandard durch das Gefühl gebraucht zu werden / etwas ideell tolles zu tun (Kindern etwas beibringen, Leuchtende Kinderaugen usw) ersetzen. Das wäre nichts für mich.
    Im Lehrerberuf, so mein Eindruck bislang, gibt es von beiden Formen der Anerkennung (nur?) moderat viel, nicht extrem wenig, aber auch nicht zu üppig. Man ist halt weder Investmentbänker, noch verehrter Rettungssanitäter.

    Soso, Du hast "Banker" in der Familie. Schön für die, dass sie es sich gut gehen lassen, obwohl sie weder von außen noch von Kollegen oder Vorgesetzten Anerkennung erhalten, sondern sich mit ihrem exorbitanten Gehalt trösten. Das könnte allerdings auch Fassade sein. Darf ich Dir - als (für NaWis zu) unintelligenter, aber immerhin einigemaßen belesener Deutschlehrer - mal eine Lektüre empfehlen? Es gibt ein hochinteressantes (und auf Tatsachen basierendes) Theaterstück mit dem Titel "Top Dogs". Darin geht es um gefeuerte Ex-Spitzenmanager und die Krise, in die sie nach ihrer Entlassung geraten. Moral des Stücks: Es ist eben nicht allein Geld, das glücklich macht.
    Aber man merkt halt - mit Verlaub - doch noch so ein bisschen, dass Du vorläufig noch nicht im Berufsleben stehst. Ach ja, und noch eines, was ich Dir nochmal in Erinnerung rufen möchte (aber das haben Dir hier schon einige gesagt; verstehen musst Du es schon selbst): Ein A14-Oberstudienrat - und das ist eine Position, die Du Dir in den meisten Bundesländern immer noch locker in 7-8 Berufsjahren "ersitzen" (oder in etwas kürzerer Zeit erdienen) kannst - bezieht ein Nettogehalt, für das ein normaler (=SV-pflichtiger) Arbeitnehmer ca. 80.000 Euro brutto verdienen muss. Und 80.000 Euro kriegst Du in der von Dir so verehrten "freien Wirtschaft" keineswegs hinterhergeworfen. Nein, auch nicht als Gott Physiker!


    Liebe Grüße
    Fossi

    Nur mal so am Rande: die Schüler schätzen den FI sehr - da er ganz knallhart vermittels einer kleinen mathematischen Operation errechnet wird, scheint er ihnen glaubwürdiger und transparenter als das reine Sprachgefühl des Lehrers. Dazu kann man stehen wie man will.

    Anspruch wird nicht im Bundesland gemacht, sondern bei den Korrekturen. Und die sind kollegenabhängig, bestenfalls schulabhängig, das wissen wir doch. Vergleichbarkeit bekämen wir mit externen, zentralen Korrekturen externer, zentraler Aufggaben. Bis dahin sind bundeslandübergreifende Vergleiche Kristallkugelseherei und rein spekulativ.

    Das entscheidende Wort habe ich mal unterstrichen... Was allerdings die "kollegenabhängigen" Korrekturen angeht: Ich denke, "schulabhängig" trifft es doch weit eher. Einen (vielleicht neuen, vielleicht jungen) Kollegen einzunorden, der allzu weit vom an der Schule praktizierten common sense abweicht, ist für ein erfahrenes Kollegium doch die leichteste Übung.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Ich persönlich habe Erfahrungen mit dem hessischen Schulsystem erst, seitdem dort das G8 eingeführt wurde - und ich kann keine größeren Niveauunterschiede zum bayerischen G8 feststellen. In beiden Systemen werden die Kinder bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit (und darüber hinaus) geknechtet. (In beiden System ist das übrigens ein ganz übler Fehler!)

    Mich würde aber interessieren, ob die hessischen Lehrer, die schon länger im Schuldienst sind, vielleicht mit Einführung des G8 einen deutlichen Anstieg des Niveaus festgestellt haben. Das würde zumindest im Ansatz den schlechten Ruf, den das hessische Schulsystem hier in Bayern hat, erklären. Im Ansatz deswegen, weil das bayerische G8 im Vergleich zum bayerischen G9 schon auch angezogen hat.

    Es ist übrigend eine Tatsache, dass bayerische Schüler aus dem Grenzgebiet gerne nach Hessen wechseln, wenn sie hier das Gymnasium nicht schaffen. Aber das kann natürlich auch einfach bedeuten, dass die hessischen Gymnasien im Grenzgebiet besser sind als die bayerischen :D

    Achtung, jetzt kommt wieder so eine Verallgemeinerung, bei der ich schamlos von einigen selbst beobachteten Beispielen aufs Große Ganze schließe: Genau diese Tatsache habe ich in meiner Gymnasialzeit im bayerisch-hessisch-badischen Grenzgebiet ca. 20 Mal beobachten können. Und da waren etliche Leute dabei, von denen ich aus heutiger (professioneller) Sicht sagen würde, dass sie fürs Gymnasium nicht geeignet waren. Nicht nur Hessen war in dieser Hinsicht berüchtigt: Genauso notenverbessernd wirkte ein Wechsel aufs badische "Wirtschaftsgymnasium".

    Woran macht sich der Ruf von Hessen eigentlich fest? Ich meine die Frage ernst, aber ich unterrichte auch nur in der Oberstufe, und dort hält man sich an die EPA. Ich finde meine Klausuren genauso anspruchsvoll wie das meiner Kollegin aus dem Grenzgebiet Bayern.
    Und den Fehlerindex in Deutsch finde ich schon heftig, ein Index von 2 (1 Punktabzug) kommt ziemlich schnell zustande.

    Ich denke, das geht frei nach dem Motto: "Ist der Ruf erst ruiniert..." Jemand hat weiter oben geschrieben, dass das hessische Schulsystem (wie natürlich auch das bayerische!) von vor 20 Jahren sicher nicht mit dem heutigen vergleichbar ist. Aber 20 Jahre sind da halt nichts, und so lebt das Image fröhlich fort.

    Übrigens - um das mal noch loszuwerden - können alle Nicht-Bayern beruhigt in die Zukunft blicken: Der unfähigste, inkompetenteste, planloseste (und nebenbei am dümmsten dreinschauende) Kultusminister, den Bayern je hatte und gegen den selbst die Hohlmeier eine wahre Leuchte war, wird es schon schaffen, das bayerische Schulsystem auf sein eigenes Niveau herunterzuziehen. Aber egal! Hauptsache 2030 schuldenfrei!


    Liebe Grüße
    Fossi

    Erstaunlicherweise ist das Leben ja auch nördlich von Bayern noch nicht zusammengebrochen. Da ist es mir auch egal, ob man in der PISA-Studie hier und da ein paar Punkte mehr oder weniger hat.

    Übrigens, fossi, auch wenn du dich bemühst, so ganz kannst du die bayrische Tendenz zu Verallgemeinerungen doch nicht ablegen:


    Aber ich kann gut damit leben ;)

    Na ja, komm - Hessen hat seinen Ruf in der Hinsicht nunmal weg, zumindest im Kreis der südlichen Länder. Was mich allerdings wundert, denn eigentlich scheint es doch einen klaren Zusammenhang zu geben: Je unsympathischer die Regierenden, desto besser die Pisa-Ergebnisse (gut zu beobachten in Bayern und BaWü). Leider konnte Hessen hier wohl den Kotzbrocken Koch bildungsmäßig nicht angemessen verwerten. Und Bouffier ist eigentlich zu farblos, von dem hört man ja gar nichts. Vielleicht ließe sich dieser Mappus für die nächste Hessen-Wahl anheuern. Aber das wäre natürlich eine extrem harte Maßnahme. Dann vielleicht doch lieber Pisa-Mittelfeld.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Kenn ich noch aus NRW (!). Brauch ich nicht.


    Ja, "brauchen". Wenn's danach ginge, was Lehrer (und Schüler) brauchen, dann sähe es an unseren Schulen wohl sehr anders aus. Und das gilt - was dann ja doch wieder irgendwie erfreulich ist - für alle Bundesländer und alle Schularten.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Du vergleichst also die Korrektur einer Schülerarbeit mit einer Tracht Prügel mit dem Schlagstock? Interessanter pädagogischer Ansatz, muss ich schon sagen. Wer sich hier der windschieferen Rabulistik bedient, bleibt wohl offen.

    Aus einer (!) Klausur auf das allgemeine Unterrichtsniveau eines Bundeslandes zu schließen, ist ähnlich abenteuerlich wie der Schluss, dass Bayern offenbar ein Polizeistaat sei, wenn man mal einen prügelnden Polizisten beobachtet hat (s.o.). Insofern ist die Frage ganz leicht zu beantworten: Ja, mit dem Schnellschuss-Urteil sitzt der Threadersteller mit Sicherheit auf dem hohen Ross, weil er unter der Hand Verallgemeinerungen vornimmt, die nicht belastbar sind.

    Wo nehme ich denn Verallgemeinerungen vor? Wie mittlerweile ausführlich dargelegt - es ging mir lediglich um eine Diskussion über bayerische und nicht-bayerische Korrekturgepflogenheiten; nicht mehr und nicht weniger. Das mit dem hohen Ross bezog sich auf genau diese in Bayern recht verbreitete Haltung, die ich - das habe ich aber im Ursprungspost schon gesagt - nicht durchgängig teile.

    zufällig herbeigeflatterte Arbeit (vermutlich aus NRW)

    Ah, offensichtlich machst Du Dir also durchaus Gedanken um Niveauunterschiede, wenn Du hier so treffsicher Dein Heimatland zu identifizieren glaubst. Du kannst übrigens beruhigt sein: Es war nicht NRW, sondern das andere für generöseste Schülerfreundlichkeit bekannte Bundesland südöstlich davon. Das ist aber auch - wie gesagt - völlig nebensächlich.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Hallo, bei dieser Anmerkung wüsste ich gerne einmal, wie viele Schüler denn dann durchschnittlich in einem Kurs sind. Ich gehe von meiner momentanen Kursgröße von 25-28 Schüler aus, dann Vollzeitlehrkraft und Schwerpunkt Oberstufe. Dazu maximal zulässige Korrekturzeit von 3 Wochen. Wenn ich da jeder durchschnittlichen oder schlechteren Arbeit einen derart ausführlichen Kommentar hinzufüge - wie soll das zeitlich zu schaffen sein? Oder sind das dann auch Kommentare, die letztlich z.T. aus Versatzstücken bestehen? Abgesehen davon frage auch ich mich, ob Schüler wirklich diesen unglaublichen Arbeitsaufwand schätzen und diese Kommentare ganz lesen - oder ob die Arbeit nicht recht schnell nach Kenntnisnahme von der Note in der Ablage verschwindet.

    Hm, die durchschnittliche Klassengröße liegt im Allgemeinen schon auch in diesem Bereich. Das hängt natürlich von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wie das zeitlich zu schaffen ist? Nun ja, man muss sich halt ranhalten. Ist doch kein Problem, wenn man kein "Minderleister" ist :D ! Es gibt ja keine gesetzlich vorgeschriebene Schlafenszeit... Natürlich gibt es aber auch Versatzstücke, die in allen Kommentaren gleich oder ähnlich sind, z.B. die vorgeschriebene Bemerkung zur formalen Korrektheit (Rechtschreibung, Grammatik etc.). Auch für die übrigen Bereiche ähneln sich die Formulierungen naturgemäß; solche Kommentare sollen ja keine belletristischen Edelsteine sein, sondern die Bewertung der einzelnen Arbeiten vergleichbar machen.

    Was die Schüler damit machen? Tja, wir wissen doch alle, wie Schüler so sind:
    Note angucken...
    --> passt: Arbeit kommentarlos zurückgeben
    --> passt nicht: Kommentar lesen, rummeckern, wenig Einsicht zeigen, Arbeit zurückgeben. (Wobei diese ganz ausgeprägte "Ich will hier nichts lernen, ich will gute Noten"-Haltung an der FOS noch ausgeprägter ist als am Gymnasium, jedenfalls nach meiner Beobachtung)

    Das ist ja mit ein Grund, warum mich diese Korrekturorgie so ankotzt.

    Ach ja, da wir ja in Bayern sind: die Arbeit "verschwindet" nicht in der Ablage, sondern wird - versehen mit komplettem Notenspiegel, Angabe in zwei Exemplaren und ausführlichem Erwartungshorizont dem Fachbetreuer übergeben, der dann - wie ja von Eliah schon beschrieben - je eine gute, mittlere und schlechte Arbeit nachkorrigiert, seine Ergebnisse schriftlich festhält (in Kategorien wie "Sauberkeit und Sorgfalt der Korrektur", "Angemessenheit der Aufgabenstellung" und "Fristgemäße Korrektur und Vorlage") und die Arbeit dem Schulleiter übergibt, der dann - je nach persönlichem Engagement - sein Signum druntersetzt oder sich den ganzen Sums nochmal vornimmt. Die Korrekturfarben sind übrigens vorgeschrieben - rot für den Erst-, grün für den Zweit-, violett für einen eventuellen Drittkorrektor. Muss alles seine Ordnung haben in Bayern! Ich vermute, dass der Kultusminister persönlich einzelne Arbeiten nachkorrigiert, vermutlich mit weiß-blauer Tinte.
    All das gilt übrigens auch für Stegreifaufgaben. Vernünftige Schulleiter und Fachbetreuer handhaben das dann natürlich etwas laxer. Leider korrelieren Vernunft und die Erlangung solcher Beförderungsstellen nicht immer. Ach ja, kleines Detail am Rande: Die Fachbetreuer waren bislang Kollegen ohne Weisungsbefugnis, werden nach einer Änderung der Dienstordnung in Zukunft aber Vorgesetzte sein.

    Lasst mich an dieser Stelle nochmals betonen, dass es mir fernliegt, einzelnen Kollegen aufgrund ihrer Herkunft fachliche oder pädagogische Kompetenzen abzusprechen. Mein Ursprungspost - möglicherweise an einzelnen Stellen nicht 100% objektiv und, mit etwas bösem Willen gelesen, durchaus polemisch - entstand in der ersten Verwunderung darüber, was in anderen Ländern offensichtlich möglich ist. Vielleicht ist jetzt ein bisschen klarer geworden, dass die Arbeit (Achtung: ab jetzt möglicherweise wieder ein wenig Polemik) auf mich so gewirkt hat, als hätte der nicht-bayerische Kollege ein Diktat als Grundkurs-Klausur schreiben lassen.
    Aus meinen in diesem Post gemachten Ausführungen mag natürlich der ein oder andere erkennen, dass hier auch eine ganz gehörige Portion Neid (oder nennen wir es besser Frust über die bayerischen Verhältnisse) im Spiel ist.


    Liebe Grüße
    Fossi

    Nachtrag: Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass ich diese Klausur vor dem Hintergrund dessen, was ich selbst seit ca. acht Jahren als Anforderung an Korrektur und Aufgabenstellung zu gewärtigen habe, beurteile. Vielleicht sind wir ja in Bayern einfach nur komplett bescheuert, den Schülern eine dermaßen aufwendige Positivkorrektur zu bieten, wo den durchschnittlichen Schüler eh nur die Note interessiert. Vielleicht ist es ebenso verfehlt, eine enigmatische, auf vielfältigen Handlungsebenen und mit schwer zu entschlüsselnden Metaphern gespickte Kurzgeschichte wie "Im Spiegel" in der achten oder neunten Klasse zu lesen.

    Insofern war mein Post der möglicherweise etwas polemisch formulierte, aber nichtsdestotrotz ernstgemeinte Wunsch nach einem Austausch mit außerbayerischen Kollegen.

    BateauIvre: Die gelegentlich zu beobachtenden Niveauunterschiede zwischen Bayern und dem überweigenden Teil der anderen Bundesländer sind wohl, nüchtern betrachtet, leider keine reine Erfindung. Ich habe aber mit keiner Silbe verlauten lassen, dass ich das grundsätzlich gut oder die bayerischen Verhältnisse grundsätzlich besser finde (das Gegenteil ist der Fall).
    Bei der vorliegenden Klausur geht es mir auch nicht um die Rechtmäßigkeit der Korrektur (nicht meine Sache, das zu beurteilen), sondern um deren Sinnhaftigkeit. Nur Rechtschreibfehler zu korrigieren und zum Inhalt zwei Standardsätze zu schreiben, bringt dem Schüler nichts, auch wenn da eine "ausführliche Nachbesprechung" stattgefunden hätte (hat sie nicht).

    Brick in the wall: Die Klausur liegt mir komplett vor. Ausführliche Bewertungsraster kenne ich aus der eigenen Arbeit auch. Wir müssen trotzdem noch kommentieren (wenn auch dann nicht mehr so ausführlich).

    Liebe Kollegen, vor allem: liebe Deutsch-Kollegen vom Gymnasium!


    Heute habe ich zufällig eine Deutsch-Klausur aus einem nicht-bayerischen Bundesland in die Hand bekommen und hätte gern mal ein paar Meinungen von Fachkollegen. Ich kann die Arbeit natürlich nicht einscannen und hier einstellen, deshalb nur eine Beschreibung:

    - Jgst. 11, Gymnasium, Deutsch-Grundkurs
    - Aufgabenstellung: Inhaltsangabe und Interpretation der Kurzgeschichte "Im Spiegel" von Margaret Steenfatt

    Schon an diesem Punkt musste ich heftig schlucken. Eine KG zu interpretieren ist ja OK - aber "Im Spiegel" ist doch schon für Zehntklässler zu leicht!

    Interessant auch die Korrektur: Bis auf Rechtschreibfehler war NICHTS angestrichen. In der ganzen Arbeit findet sich keine einzige inhaltliche Anmerkung. Dafür sind akribisch die Wörter gezählt (müssen die Schüler selbst machen) und ein "Fehlerindex" ausgewiesen. Die Schlussbemerkung bestand aus zwei Sätzen, einem für die Inhaltsangabe und einem für die Interpretation. Beide Sätze eher lapidar-formelhaft. Dass die Bewertung der Arbeit mit 7 Punkten mindestens 4 Punkte über dem lag, was in meiner Deutsch-Fachschaft gegeben worden wäre, ist schon nicht mehr weiter erwähnenswert.

    Hier in Bayern hätte ich mir für eine solche Korrektur (und Bewertung) zwei saubere Anschisse abholen können, vom Fachbetreuer ebenso wie vom Schulleiter. Wie soll denn ein Schüler aus einer solchen Korrektur irgendwas für zukünftige Arbeiten lernen? Immerhin geht es hier um Abiturvorbereitung! Eine durchschnittliche Arbeit (7-9 Punkte) wird bei uns üblicherweise mit einem Kommentar von 120 bis 150 Wörtern versehen.

    Deshalb meine ernstgemeinte Frage: Sitze ich hier auf dem oft ungerechtfertigt hohen bayerischen Ross, oder liege ich mit meiner Einschätzung dieser Arbeit vielleicht doch nicht so daneben?


    Gruß
    Fossi74


    PS. Wer errät, aus welchem Land die Arbeit war? (Ja, ich weiß, da gibt es mehrere mögliche Kandidaten)

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