Hallo zusammen,
nachdem ich diesen ebenso interessanten wie emotional aufgeladenen Thread nun komplett gelesen habe, zwei Anmerkungen von meiner Seite. Vielleicht werden es auch drei oder vier.
1. Super, wie Lehrer zusammenhalten, wenn es um ihre Arbeitssituation geht.
Also, super aus Sicht der Dienstherren. Jeder Chef kann sich die Hände reiben, wenn sich seine Belegschaft so schön gegenseitig belauert und beneidet. Das stellt nämlich sicher, dass sich seine Leute nicht gegen ihn zusammenschließen.
2. Als FOS-Lehrer bin ich, anders als meine Kollegen, in der Situation, nur Oberstufenklassen zu unterrichten und kann hier natürlich nur für mich selbst sprechen. Trotzdem möchte ich Euch die Statistik nicht vorenthalten, die ich letztes Schuljahr mal spaßeshalber angefertigt habe.
Damals waren es in den Jahrgangsstufen 11 und 12 insgesamt 1392 schriftliche Arbeiten, die ich korrigiert habe. Das umfasst Stegreifaufgaben (für Nichtbayern: unangekündigte schriftliche Tests über den Inhalt der letzten beiden Stunden; ihre Zahl wird von der Fachschaft zu Schuljahresbeginn festgelegt; seit dem laufenden Schuljahr ist in bestimmten Fächern, so auch in den Sprachen und in Deutsch, eine Mindestzahl vorgeschrieben), Klausuren und schriftliche Abiturprüfungen. Für eine - entsprechend korrekturfreundlich konzipierte - Stegreifaufgabe benötige ich ca. 15 Minuten Korrekturzeit. Für eine Klausur nehme ich einen Durchschnittswert von 30 Minuten an (das ist in Englisch gelegentlich unterschreitbar, bei entsprechender Konzeption der Arbeit, in Deutsch sind es eher 60 Minuten, aber ich will knapp rechnen. 836 der Arbeiten waren Stegreifaufgaben, wir kommen also auf 209 Stunden. Die restlichen 556 Arbeiten ergeben nochmal 278 Stunden. Macht insgesamt also - wie gesagt: knapp gerechnet! - 487 Stunden Korrekturzeit. Das sind bei einer 40-Stunden-Woche über 12 Wochen, also volle drei Arbeitsmonate. Dabei ist noch zu bedenken, dass hier noch kein Übungsaufsatz und kein Hefteintrag o.ä. berücksichtigt ist.
Ich beklage mich darüber nicht, weil ich meine Fächer und meine Schulart selbst gewählt habe. Aber ich muss schon manchmal schmunzeln, wenn meine Bio-Chemie-Kollegin, die nur im sozialen Zweig an der FOS eingesetzt ist (bei uns maximal sechs Klassen, meist nur drei), keine Klausuren schreibt und nicht am Abitur beteiligt ist, sich über ihre Arbeitsbelastung mokiert.
Interessant übrigens auch die Tatsache, dass der weit überwiegende Teil der Schulleiter (und höher) aus dem MINT-Bereich kommt. Zumindest ist das meine Erfahrung (Gymnasium, Bayern). Wäre interessant, hier mal eine offizielle Statistik zu sehen. OK, wenn ich recht haben sollte, dann liegt das natürlich nur an der intellektuellen Überlegenheit der MINT-Kollegen. ![]()
Gruß
fossi