Beiträge von Eugenia

    Abgesehen davon, dass ich bisher in diesem Jahr noch keinerlei Urlaub hatte (letzte Weihnachtsferienwoche durchkorrigiert und Abi konzipiert, Osterferien durchkorrigiert und Betreuung, Pfingstferien gibt es bei uns nicht, also auch nichts absehbar) und bei der Öffnung in Schritten doppelt und dreifach belastet sein werde - im Sommer heizt sich unser Schulgebäude gnadenlos auf, Lüftung unzureichend, Außenbereich zugebaut. In der letzten Ferienwoche gibt es dann Konferenzen, Nachprüfungen (obwohl die wahrscheinlich diesmal ausfallen werden, wie ich das sehe.) Diese dauernde Debatte, dass man "den Stoff" nicht durchbekommt, schürt bei mir inzwischen enorm die Wut. "Der Stoff" ist mein kleinstes Problem, das lässt sich alles regeln. Und das sollte auch mal stärker öffentlich gemacht werden. Besonders absurd: Debatten, dass das die verlorene Generation sein wird, der das Corona-Abi noch 20 Jahre nachhängt. Für mein Abi hat sich nach dem Studienbeginn kein Schwein mehr interessiert.

    Also in Hessen waren wir nicht 5 Wochen in Quarantäne, hier war u.a. Abitur. Dazwischen Notbetreuung. Ja, es gibt Berufsgruppen, denen es schlechter geht, aber es gibt auch Berufsgruppen, denen es besser geht. Meine Schwester macht seit 5 Wochen Homeoffice und wird das auch nach dem 5. Mai weitermachen. Aber bevor hier wieder die alte Leier losgeht: "Stellt euch doch nicht so an, anderen geht es schlechter. Müsst ihr halt einen anderen Beruf suchen." Es geht nicht um Aufwägen von Berufen gegeneinander. Es geht um Hygienestandards, die in vielen Schulen so nicht umsetzbar sind, und akuten gesundheitlichen Gefährdungssituationen die daraus erwachsen. Und ich sehe leider die Grundmentalität, alles als unveränderbar gegeben hinzunehmen und im Zweifelsfall jede Kröte zu schlucken, während man hinter vorgehaltener Hand oder anonym online schimpft, auch bei vielen meiner Kollegen. Ganz zu schweigen von "Es ist zwar indiskutabel, aber für meine Schüler ist mir keine Anstrengung zu groß." Kenne ich übrigens aus wenigen anderen Berufsgruppen.

    https://www.faz.net/aktuell/politi…e-16726718.html

    https://www.tagesschau.de/ausland/daenma…avirus-101.html

    Regeln in Dänemark: Maximal 5 Kinder sollen auf dem Schulhof zusammenkommen, in den Räumen 2m Abstand zwischen den Tischen. Extra Personal verpflichtet. Klassen in 3 Gruppen aufgeteilt. Desinfektionsmittel. Alle 2 Stunden Händewaschen, kein Essen teilen, keine Süßigkeiten, alles, was die Kinder anfassen, wird 2x am Tag desinfiziert. Vorhin war ein TV-Bericht über Dänemark, da saßen die Kinder in improvisierten Zelten. Dazu eine Schulhofszene: Kinder spielen dicht an dicht, mit der Bemerkung: Es wird eine Herausforderung...

    @samu: Abi war in Hessen zumindest bei uns unter strengen Auflagen. Schüler einzeln in die Schule geführt, vorher alles desinfiziert, nachher alles desinfiziert, maximal 9-10 Schüler mit Lehrer in einem Raum. An anderen Schulen trugen Lehrer Mundschutz. Alle Schüler mit Argusaugen beobachtet, ob jemand irgendwelche Krankheitszeichen hat. Die Arbeiten haben wir dann erst mal „ablagern“ lassen. In irgendeinem Ort im Taunus gab es einen Coronafall, die ganze Prüfungsgruppe und 4 Lehrer danach unter Quarantäne. In Gießen, hab ich eben nachgelesen, war eine Kollegin Corona positiv. Mehrere mussten in Quarantäne. Meine Schüler waren recht ruhig, andere Kollegen berichteten von deutlichen Panikanfällen über das normale Maß. Bei uns hatten alle Beteiligten ein sehr mulmiges Gefühl. Im Schulort meines Mannes sammelte sich dann doch ein Abiturientengrüppchen nach den Prüfungen auf dem Marktplatz, das gleich von der Polizei auseinandergebeten wurde. Ich glaube nicht, dass wegen des Abis die Coronafälle hochgingen, Statistiken werden wir da wahrscheinlich auch nie sehen. Die Situation hatte aber was von Hochsicherheitstrakt. Kein Muster für auch nur ansatzweise „normalen“ Unterricht.

    In Österreich bleibt der reguläre Schulbetrieb ja erst mal bis Mitte Mai ausgesetzt. Habe neulich mit einer Bekannten telefoniert, die nach Österreich geheiratet hat und dort an einer Schule unterrichtet, die nehmen das Ganze wesentlich gelassener als hier. Szenarien wie "Das wird nicht wieder gutzumachende Lücken in der Bildung reißen" oder "Eine ganze Generation wird abgehängt" oder das dauernde Rumhacken auf Chancenungleichheit, die zweifellos dort wie hier gegeben ist, scheinen irgendwie im Moment v.a. ein deutsches Phänomen. Gab es nicht früher schon Kurzschuljahre und die Generation ist auch nicht im Abgrund gelandet?! Mehrfach schon las ich in anderen Kontexten Elternkommentare nach dem Motto "Wie soll der Stoff denn dann bewältigt werden?" Dann müssen eben Regelungen gefunden werden. "Der Stoff" ist doch keine gottgegebene Größe, sondern an die Rahmenbedingungen anpassbar. Das ist ein totales Ausnahmeschulhalbjahr, und deshalb muss es auch Ausnahmeregelungen geben. Ich fände mal eine zeitnahe, verbindliche Ansage der Kultusminister wichtig, wie denn nun die Noten ermittelt werden. Denn ich glaube nicht, dass wir bis Mitte Juni (da müssen die Noten stehen) noch viel allgemein Verwertbares im Regelunterricht bekommen werden. Dass irgendwer dieses Jahr regulär nicht versetzt wird, kann ich mir auch schwer vorstellen, im Zweifelsfall gibt es da pädagogische Entscheidungen in Versetzungskonferenzen.

    ... und angesichts der Allergiesaison vorher aber vielleicht erstmal kurz klären, ob der Schüler oder die Schülerin einfach nur allergisch bedingt niesen musste und im Idealfall diesem oder dieser dann den Tipp geben, allergisches Niesen abzuwenden, indem bei einem Kribbeln in der Nase entweder mit dem Finger zwischen Nase und Oberlippe "entlang gerubbelt" wird oder aber (falls Variante 1 nicht hilft) die Nasenspitze vorsichtig hoch und runter gestupst wird. Hilft hervorragend, entlastet Allergiker prinzipiell (wer will schon ständig niesen wenn das Fenster aufgemacht wird etc.) und aktuell auch gleich alle anderen drumherum mit. :)

    Ich dachte, die sollen mit den Händen nicht ins Gesicht ;) Niesende Schüler heimschicken scheiterte in der Vergangenheit schon. Schüler saßen z.T. massiv erkältet und fiebrig im Unterricht, Sekretariat ruft die Eltern an. Die erklären, sie können das Kind nicht abholen. Das Kind wohnt aber 45 Minuten Zug- oder Busfahrt weit weg, Bus fährt nur nach der letzten Schulstunde. Ergebnis: Massiv erkältetes Kind bleibt ganz normal in der Klasse. An ein verändertes Problembewusstsein der neuralgischen Elterngruppen glaube ich leider nicht wirklich. Im April / Mai florieren übrigens zur Übergangszeit lustig alle möglichen Atemwegsinfekte.

    Wenn in diesem hier zitierten Leopoldina-Statement von maximal 15 Schüler im Klassenraum und Einhalten der Abstandsregeln die Rede ist, kann ich da nur lachen. Beim Abitur hatten wir maximal 10 Schüler im Raum und damit gerade so die 2m Marke garantiert. Und die saßen friedlich und still auf ihren Plätzen, es wurde nicht geredet und am Schluss gingen sie einzeln nach draußen.

    Und es unterstellt Ärzten, vorher mit AUs um sich geworfen zu haben. Eigentlich verdient das keinen weiteren Kommentar, außer: Geht es auch mal sachlich?!

    Hier wurde die Frage gestellt, wie lange man denn noch die Mehrheit für 0,37% Todesfälle in Geiselhaft nehmen soll. Diese Zahl stammt aus der Zwischenbilanz der Heinsbergstudie. Untersucht wurden ca. 500 Leute einer einzelnen Gemeinde, die Studie ist soweit umstritten, die Zahl ist alles nur nicht allgemeingültig. Der Verantwortliche räumte selbst ein, dass die tatsächliche Todesrate schlichtweg unbekannt ist, aber die Medien stürzen sich drauf, reißen Aussagen aus dem Zusammenhang, nur um zu beweisen: ist doch alles gar nicht so schlimm. Schön wäre es, aber für solche Aussagen wie hier anfangs zitiert gibt es keinerlei Basis.

    Also der angeblich zunvernachlässigenden symptomlosen Weitergabe von Corona hat gerade die Tage Karl Lauterbach bei Lanz vehement widersprochen. Er spricht gerade bei (noch) symptomfreien Infizierten von einer besonders hohen Viruslast, nachzulesen hier ganz am Ende: https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/lauterbach-bei…-riskant-14147/

    Lauterbach ist übrigens Epidemiologe. Mehrfach war auch schon von Fachleuten die Aussage getroffen worden, dass Kinder eine besonders hohe Virenlast haben. Z.B. hier nachzulesen: https://www.n-tv.de/wissen/Warum-e…le21648505.html. Dass sich die Infektion deshalb in der Schule totlaufen sollte und Kinder deshalb so oft wie möglich dort sein sollten, scheint mir unrealistisch. Zumal die Erinnerung: Schule ist keine reine Kinderveranstaltung.

    Eine größere Ausbreitung an Schulen ist zumindest hier in der näheren Umgebung deshalb ausgeblieben, weil die Ausbreitung in der ersten Phase vor der Schulschließung ganz erheblich durch Leute passierte, die aus dem Skiurlaub zurückkamen und in Risikogebieten waren. Unsere Schüler und ihre Familien betraf das nicht, wir haben keine Winterferien. In den Nachbarkreisen wurden sofort Schulen dicht gemacht, sobald nur ein Fall auftrat, bzw. Kindergruppen, die auf Skifreizeit waren, wurden sofort unter Quarantäne gestellt und kamen weder mit der breiten Schulgemeinde noch mit Lehrern in Kontakt, die nicht mitfuhren. Damals waren auch teilweise Infektionsketten noch nachvollziehbar. Das ist heute nicht mehr der Fall. Ich finde auch das dauernde Nachtreten „Es gibt keine Beweise“ nicht sehr sinnig. Klar fehlen hier empirische Belege. Wollen wir die liefern?! Mir genügt, ehrlich gesagt, erst einmal die Möglichkeit. Und die ziehen selbst Wissenschaftler in der Regel nicht in Frage.

    Und wenn ich dann die Sicherheitsvorkehrungen anschaue, die beim Abi in Hessen getroffen wurden und auch für andere Bundesländer vorgesehen sind einschließlich Handschuhe bei der Ausgabe von Arbeitsblättern, einzelnes Hineingeleiten der Schüler in die Klasse, maximal 9 Schüler pro Raum, intensives Desinfizieren, dann scheint mir, dass auch hier die Möglichkeit einer Übertragung schon reichte. Ohne Empirie.

Werbung