Beiträge von Kathie

    Ich wollte mich ja auch nochmal melden, ihr seid jetzt schon wieder weiter im Thema, ich schreib trotzdem ;)

    Erst einmal, Wollsocken, wollte ich mich entschuldigen, dass ich dir nun mehrfach vorgeworfen habe, die Schweiz immer so anzupreisen. Ich habe das immer als herablassend empfunden und fühlte mir auf den Schlips getreten, das war vielleicht ein Denkfehler von mir. Du lebst da und berichtest von deinen Erfahrungen, was ja an sich interessant ist, und du hast nunmal immer diesen Vergleich vor Augen, von daher ist es wahrscheinlich nicht so gemeint, wie es bei mir ankam. Sorry dafür.

    Nun zum Thema zurück.
    Ich habe zu wenig Zeit, um jetzt großartig Gesetzestexte zu recherchieren und geschichtliche Hintergründe nachzulesen, so gerne ich auch würde; und ich habe die Fragestellung auch so empfunden, dass es um persönliche Meinungen ging und nicht um geltendes Recht (dann bräuchten wir ja gar nicht darüber reden). Und unreflektiert antworte ich nicht, ich mache mir tatsächlich viele Gedanken über dieses Thema, angeregt durch diesen Thread und die ganzen unterschiedlichen Meinungen noch mehr.

    Es hieß, ich würde den Islam mit Fundamentalismus verwechseln. Der Islam würde das Kopftuch gar nicht zwingend vorschreiben, früher sei die Türkei ein sehr viel freieres Land gewesen usw. Ja. Das unterschreibe ich sofort, dass dem so ist.
    Die Muslime, die in Deutschland leben, haben doch also quasi die freie Wahl, ob Kopftuch oder nicht. Hier wird niemandem etwas vorgeschrieben, also zumindest nicht von staatlicher Seite. Da gibt es dann die Familien, die ihre Töchter relativ frei aufwachsen lassen, und dann gibt es Familien, da wird auf das Kopftuch bestanden. Das sind dann (meiner Interpretation und Erfahrung nach) schon eher die Familien, die ihre Religion sehr streng und konservativ leben und die auch weniger tolerant sind. Natürlich ist das allgemein gesprochen und es mag Ausnahmen geben.
    Sollte also jemand mit Kopftuch meine Kinder unterrichten? Ich hätte absolut kein Problem mit einer muslimischen Lehrerin, aber ich hätte sie gerne ohne Kopftuch. Sie repräsentiert den Staat (kann man das so sagen?) und "bei uns" wird kein Kopftuch getragen. Und die Einstellung dahinter (Frauen haben sich zu bedecken, Männer nicht) passt nicht zum Recht auf Gleichberechtigung.

    Es mag auch einen Unterschied machen, ob die Lehrerin an der Grund- und Mittelschule unterrichtet und die einzige Bezugsperson ist (Klassenlehrerprinzip). Deutsche Kinder sind um Beispiel in Großstädten an Mittelschulen sowieso die absoluten Exoten, wenn dann die Lehrerin auch noch Kopftuch trägt, dann fühlen sie sich gleich doppelt fremd in ihrem Heimatland.
    Wenn am Gymnasium oder der Realschule eine von zehn Lehrerinnen, die die Klasse unterrichten, ein Kopftuch trägt, würde mich das als Mutter weitaus weniger stören, da noch genügend andere Lehrerinnen ohne Kopftuch unterwegs sind, an denen sich die Mädchen auch orientieren können.
    Ich schreibe jetzt viel aus Muttersicht, weniger aus Lehrersicht.

    Wenn es heißt, entweder sind alle religiösen Symbole erlaubt oder gar keine, dann würde ich dafür plädieren, alle abzuschaffen.
    Das ist meine Meinung dazu und ich bin ganz froh, dass ich die Gesetze nicht machen muss, denn das Thema ist komplex und schwierig...

    Werden im Christentum die Frauen unterdrückt? Also jetzt heutzutage? In Europa?

    Doppelmoral... Ich finde nicht. Ich schrieb auch schon mehrfach, dass mir religiöse Symbole im Unterricht nicht wichtig sind und wegfallen könnten. Aber es besteht ein Unterschied zwischen Kreuzkettchen und Kopftuch, den man eigentlich nicht verleugnen kann... oder doch?

    Was ist nun mit dem Heimatbegriff?

    Wie oft musst du, Wollsocken, eigentlich noch betonen, wie viel besser einfach alles bei euch in der Schweiz ist? Und erklär mir, warum es für dich beruhigend ist, dass in eurem Schulgesetz nicht das Wort "Heimat" vorkommt. Ist Heimat nun etwas Schlimmes?

    Und kennst du dich in deutschen Schulen tatsächlich so gut aus, dass du genau weißt, wie "wir" das hier so handhaben und was "wir" denken?


    Übrigens: ja. In Bayern ist das Tragen einer Kreuzkette zum Beispiel erlaubt, weil es Ausdruck unserer Kultur ist. Bei Kopftüchern wird der Einzelfall geprüft. So habe ich das zumindest gerade gelesen.
    Mir kann keiner erzählen, dass Kopftücher aus freiem Willen getragen werden, heute hatte ich wieder mal eine Erleuchtung, als eine Bekannte, die sonst immer Kopftuch trug (angeblich aus religiösen Gründen) ohne Kopftuch erschien und mir erzählte, ihre Tochter mag das nicht gerne, weil sie dann Angst hat, dass es jemand aus der Familie sieht. Aha!

    Und dieses Herumgerede über das schlimme Christentum. Es ist doch offensichtlich, dass zwischen beiden Religionen gravierende Unterschiede herrschen, was die Gleichberechtigung und die Rolle der Frauen betrifft und dass das Christentum zu unserer Geschichte und Kultur gehört, ganz im Gegensatz zum Islam.
    Deshalb und aus keinem anderen Grund empfinde ich ein Kopftuch bei Lehrerinnen als unpassend.

    Toleranz ist wichtig, wie gesagt, wenn Schülerinnen Kopftuch tragen oder im Burkini baden oder ihre Feiertage feiern und im Ramadan im Sportunterricht weniger belastbar sind, nehme ich das hin. Ich besorge für meine Klasse immer Süßigkeiten ohne Gelatine, damit alle mitessen dürfen, das ist für mich selbstverständlich.

    Aber ich empfinde die Hälfte der Beiträge hier irgendwie total am Thema vorbei.

    Kann natürlich auch sein, dass man gewisse Einstellungen dann vertritt, wenn man in bestimmten Regionen wohnt. Die Münchner und Hamburger Lehrer(innen) hier scheinen sich recht einig zu sein, Großstadt halt...?

    Wollsocken: Naja ich sehe schon einen Unterschied darin, ob man wöchentlich zwei Schulstunden lang am Religionsunterricht / Ethikunterricht / islamischen Unterricht teilnimmt oder ob man gezwungen wird, sein Leben lang die Haare zu verhüllen.

    Und eigentlich ging es gar nicht darum, ob und wie der Religionsunterricht verbesserungswürdig wäre oder abgeschafft gehört, oder wer die Relilehrer bezahlt (in Bayern auch vorwiegend die Kirche, meines Wissens nach),
    sondern ob Lehrerinnen als Vorbild ein Kopftuch tragen sollten oder nicht. Nicht die Reliliehrer, die anderen Lehrer. Es ging eigentlich nicht um das Fach Religion, sondern ob man religiöse Symbole im Unterricht zulässt und ob das Kopftuch, welches von vielen als Zeichen der Unterdrückung gesehen wird und es ja auch ist, auf dem Kopf einer Lehrerin nicht falsche Signale sendet.
    Den Bogen zum Religionsunterricht hatte irgendjemand anders geschlagen, das ist etwas OT.


    Der Threadersteller sagt gar nicht mehr, der hat ein, zwei Schlagworte geschrieben und sich dann mit Popcorn zurückgelehnt... ;)

    "Freiwillig" halte ich da zumindest bis zur Religionsmündigkeit für ein Gerücht. Das entscheiden die Eltern. So und so... Der kopftuchtragenden Muslima wird die Freiwilligkeit implizit durch das Wort "aber" pauschal abgesprochen. Das nenne ich immer noch Anmassung und Doppelmoral.

    Hä? Ich verstehe grad nicht so genau, was du jetzt argumentierst. Du hattest dich beschwert, dass es in Deutschland verpflichtenden Religionsunterricht gibt, ich sagte es gibt auch Ethik und für die Moslems islamischen Unterricht.

    Ich bin immer zu langsam ;-).
    @ Frau Jones: Sehe ich ähnlich, und füge noch hinzu, dass es für mich einen Unterschied macht, ob eine Schülerin / Verkäuferin Kopftuch trägt oder eine Lehrerin.

    Die beiden erstgenannten Personen sind Privatpersonen, die können sich ausleben, wie sie wollen, solange sie mich damit nicht tangieren.

    Eine Lehrerin wird vom Staat bezahlt, repräsentiert die Werte der Gesellschaft und ist Vorbild für die Kinder. Und natürlich kann sie auch mit Kopftuch ein Vorbild sein, bevor jetzt gleich wieder ein Aufschrei kommt. Sie ist sicher eine gute Lehrerin, das ist jetzt aber nicht das Thema.
    Aber dass zum Beispiel kleine Mädchen im Kindergarten den Erzieherinnen nacheifern und ein Kopftuch tragen möchten, weil die Erzieherin eins trägt... nicht so toll, wie ich finde.
    Dass die Lehrerin durch das Tragen ihres Kopftuches vermittelt, es sei wichtig, sich zu verhüllen, ist meiner Meinung nach auch nicht gut. Wir leben hier in Gleichberechtigung und die Lehrerin trägt ein Kopftuch. Das passt doch nicht zusammen.

    Hier auch. Zitier mich bitte richtig. "Irgendwie komisch" hatte ich nicht gesagt, klingt auch sehr larifari. Ich sagte wir fänden es komisch. Dann habe ich das erläutert. Ich denke, wenn man meine Beiträge liest, versteht man, was ich meine.
    Was soll das, mich als unreflektiert hinzustellen und zu schreiben "Sorry, er hat Recht"? Hier hat jeder seine Meinung. Mag sein, dass du ihm zustimmst. Mag sein, dass ich es anders sehe. Warum du mich so angehst, weiß ich nicht.


    Und ja, ich bleibe dabei, dass ich einen Unterschied zwischen der Kreuzkette und einem Kopftuch sehe, Gründe findest du in dem Thread zuhauf, werd ich jetzt nicht mehr aufführen.
    Ebenso schrieb ich bereits, dass ich es generell begrüßen würde, wenn religiöse Symbole aus dem Unterricht verschwinden würden. Trotzdem sehe ich einen ganz eklatanten Unterschied zwischen den Symbolen.

    Auch eine Person mit Kopftuch kann Vorbild für Ihr Kind sein ;) Am Ende des Tages kommt es nicht darauf an was jemand an hat sondern welche Werte vermittelt werden. Wir erinnern uns alle an schlechte Lehrer auch ganz ohne Kopftuch.


    Verdreh mir bitte nicht das Wort im Mund, ich denke es kam durchaus rüber, was gemeint war.
    Nachahmungstrieb bei jungen, beeinflussbaren Schülerinnen, die ihre geliebte Lehrerin natürlich in jeder Hinsicht toll finden.

    Dass Frauen mit Kopftuch selbstverständlich gute Lehrer sein können, bezweifle ich nicht, nur die wären es auch ohne Kopftuch.

    Grad hatte ich es mit meinem Mann über dieses schwierige Thema, und wir haben beide irgendwann gesagt, dass wir es komisch fänden, wenn die Lehrerin unserer Kinder ein Kopftuch tragen würde.
    Es steht für Fremdes, es wird assoziiert mit Unterdrückung der Frau. So jemanden als Vorbild und enge Bezugsperson - ich kenne schon meine Tochter, die würde dann auch eins tragen wollen ;-). Und noch viel mehr, wenn die Lehrerin UND einige Mädchen der Klasse ein Kopftuch tragen.

    Privat kann jeder machen, was er will, und ich maße mir auch kein Urteil an über Familien, in denen Kopftuch getragen wird. Die Gründe mögen vielfältig sein. Ich würde mich da nicht einmischen.
    Aber als Lehrerin ist es halt nochmal etwas anderes.

    Also wegen mir musst du dich nicht zusätzlich stressen, so habe ich deinen Post jetzt zumindest verstanden. Ich wollte echt nur helfen, war dann nur kurzzeitig genervt, denn ich fand meine Tipps nicht schlecht und deinen Frust wegzaubern kann leider keiner ;) Aber alles gut hier auf dieser Seite des Computers.
    Hoffe, du kannst aus dem Thread doch einiges für dich herausholen.

    Du fragst, wie du dich abgrenzen kannst, ich antworte (beinahe als erste in diesem Thread) ernsthaft mit Tipps auf deine Frage, aber das passt dir anscheinend nicht. Sorry, ich hatte wohl in der Tat nicht verstanden, um was es hier geht: es sollte ein Jammer-und-Mecker-Tread werden.

    Ich bin davon in der Tat etwas genervt, ja. Weil die Ausgangslage nicht war, dass du dir was von der Seele schreiben und etwas Mitgefühl wolltest, sondern weil du explizit gefragt hattest, wie du dich abgrenzen kannst.

    Es mangelt ja nicht an Gesprächen, sondern daran, was man für "das Beste" hält. Wenn Zocken besser ist, als Schule und die Mutter schreibt "Kind krank" oder entschuldigt gar nicht mehr- wie soll ich da noch Gemeinsamkeiten finden? Ich will ja was anderes als diese Mutter. Das macht ja gerade den Stress.


    Ja, ich glaube auch, dass ihr beide das Beste fürs Kind wollt. Die Mutter möchte, dass ihr Kind glücklich ist (und wenn es lieber daheim bleibt oder zockt, dann bekommt es eine Entschuldigung), und du möchtest, dass es zur Schule kommt und lernt. Ihr wollt beide das Beste, nur seid ihr euch nicht einig darüber, was das Beste ist.
    So würde ich das sehen. Und da kann man ansetzen, so kann man doch ein Gespräch ganz gut beginnen.

    Ob nach einem Gespräch eine Verhaltensänderung auftritt, ist natürlich wieder eine andere Sache ;) aber generell sind die Eltern doch offener und bemühter, wenn die Fronten nicht verhärtet sind.

    Naja gut, aber es nützt ja weder dir noch den Kindern, wenn du "verdammt wütend" wirst, weil die Eltern das Geld nicht beantragen. Von daher, versuch das abzustellen. Manche Dinge kannst du nicht ändern. Du kennst die Eltern, also gibst du genug Vorlaufzeit, du erinnerst, du unterstützt... alles andere liegt nicht in deiner Hand, also reg dich weniger darüber auf.

    Wenn dir meine Tipps nichts helfen, vielleicht findest du ja einen anderen Weg, damit umzugehen, ohne dass es dich so mitnimmt.
    Du hattest ja schonmal so ein Posting ("Schulpflicht abschaffen"), da klang auch Verzweiflung und Ärger mit, aber das bringt ja keinen weiter. Klar ist man mal sauer und entnervt, aber Abgrenzung ist wichtig und genau danach hattest du ja gefragt. Oder nicht?

    Ich kenne solche Fälle, sicherlich nicht in dem Umfang wie du, aber doch zur Genüge.
    Du würdest dich gerne abgrenzen. Find ich einen sehr wichtigen Vorsatz!! Denn all das Lamentieren, Jammern und Schimpfen nützt nix.

    Ich schaffe Abgrenzung ganz gut, indem ich mir sage, dass die Eltern sich nicht so verhalten, um mich zu ärgern, sondern weil sie
    a) selbst unsicher sind (z.B. im Umgang mit ihrem Kind, und sie sich dann schnell belehrt und angegriffen fühlen, wenn man mit ihnen redet)
    b) total überfordert sind (z.B. es nicht kapieren, wie man Geld beim Amt beantragt und dass da Termine einzuhalten sind)
    c) kognitiv nicht in der Lage sind, die Problematik zu durchschauen und deshalb keine Hilfe annehmen wollen (z.B. sehen sie Verhaltensauffälligkeiten oft nicht und lehnen Therapien oder Hilfe ab, weil "ja alles in Ordnung ist")
    d) ... setze beliebige Gründe ein

    Ferner versuche ich immer, Gespräche positiv zu führen, denn es nützt keinem, wenn man sich mit Eltern herumstreitet. Klappt nicht immer, aber oft. Die meisten Eltern wollen, genau wie wir, das beste für ihr Kind, und da kann man dann auch ansetzen und findet manchmal doch noch irgendwie zueinander.

    Außerdem:
    - nachmittags Sport treiben
    - nicht zu lange über Eltern oder ähnliches ärgern, Dinge die du nicht ändern kannst, einfach hinnehmen, abhaken
    - Elterngespräche nicht zu spät am Tag führen, sonst habe ich sie nachts noch im Kopf
    - Austausch mit Kollegen, Sozialarbeitern etc
    - alles wichtige dokumentieren, ist natürlich sowieso erforderlich, schafft aber zusätzlich einen freieren Kopf (hinschreiben und sofort an was anderes denken).

    Viel Glück bei der Abgrenzung. Deine Schüler und Eltern sind sehr wichtig, aber sie sind es nicht wert, dass du Falten und graue Haare bekommst ;)

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