Hallo Mexx,
nach dem Motto "Es ist schon alles gesagt, bloß noch nicht von jedem" melde ich mich auch noch.
Mit 36 Berufsjahren - und wenigen Monaten vor dem gesetzlichen Ruhestand - habe ich wohl die längste Erfahrung von allen Beiträgern in diesem Thread.
Meine wichtigste Botschaft: Du musst begeistert sein a) für Deine Fächer und b) für die Aufgabe, junge Menschen in ihrer spannendsten Lebensphase - zwischen Kindheit und jungen Erwachsenen - zu begleiten und Hilfestellung auf ihrem Entwicklungsweg zu geben.
Wenn es Dir gelingt, diese Begeisterung zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, dann hast Du alle Chancen, ein befriedigendes und sinnhaltiges Berufsleben zu erleben.
Ja, stressig und belastend ist der Beruf oft. Ein Job ist er nicht; es ist richtig, den manchmal altmodisch wirkenden Begriff Berufung zu bemühen. Aber Stress und Belastung gibt es in allen akademischen Berufen mit Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung.
Spannend ist der Beruf immer. Ich habe seit 1975 sechs Kultusminister, fünf neue Bildungspläne (jeder wurde als "Jahrhundertwerk" auf die Schulen losgelassen), und sechs verschiedene Schulen erlebt - und ständig neue Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien. (Im Augenblick will ich meine häusliche Bibliothek verkleinern: Im Flohmarktbereich des Forums habe ich den "Deutschunterricht" von 1975 bis 1996 angeboten - aber ich fürchte, dass sich heute kaum jemand mehr für alte Fachzeitschriften interessiert.)
20 Jahre lang - bis ich Schulleiter wurde und andere Schwerpunkte setzte - habe ich Grund-und Leistungskurse in Deutsch und Englisch unterrichtet, mich ständig mit neuen Schwerpunktthemen auseinandergesetzt und fortgebildet, als Erst-, Zweit- und Drittkorrektor gearbeitet. Es war immer viel Arbeit -- von wegen viele Ferien! Von der Korrekturbelastung steht genug in den weiteren Postings. Und trotzdem würde ich meine Fächer wieder studieren.
Ich will Matula zustimmen: Absehbar ist der Beruf nie; dazu gibt es zu viele Möglichkeiten, wenn man sich weiterentwickeln will.
Beispiele gefällig?
Engagement in Verbänden und Gewerkschaften (zwei Beispiele von Karrieren: Der DBB-Vorsitzende Peter Heesen war Lehrer, der Beamtenbundsvorsitzende in Baden-Württemberg ebenfalls)
Personalratsarbeit
Beratungslehrer
Mentor in der Referendarausbildung
Fachberater in der Schulaufsicht und Lehrerfortbildung
Referent in der Schulverwaltung
Referent im Ministerium
Abteilungsleiter in der Schule
Stellvertretender Schulleiter
Schulleiter
Universitätsprofessor (ich kenne einige, die zuvor Gymnasiallehrer waren)
Jede dieser Funktionen ist mit neuen Aufgaben und Herausforderungen verbunden - ein Job, den man ohne innere Beteiligung herunterreißt, ist es nie.
Ich kann Dir nur empfehlen, Praktika zu machen und mit vielen Lehrern zu sprechen - mit jungen und mit alten.
Alles Gute für Dich!