Beiträge von unter uns

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    Für einen Grundschullehrer oder einen Deutsch-/Geschichtslehrer mag das stimmen, aber z.B. das Studium für Naturwissenschaften oder Mathematik auf gymnasialen Oberstufenniveau für das Berufsziel "Lehrer" würden sich sicherlich nur noch die Wenigsten antun.

    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Theorie, dass die Schule durch den Wegfall des Beamtentums für ambitionierte Leute attraktiver würde, existiert schließlich auch. Fakt ist doch: Wer sich als Beamter verpflichtet, kauft sich zwar eine Jobgarantie, aber auch Nachteile ein - und zwar ganz besonders dann, wenn er auch noch anderswo arbeiten könnte, also vielleicht flexibel bleiben will.

    Im Übrigen bezweifel ich, dass unsere Politiker in Kategorien des Lehrerbedarfs denken. Wenn der erste flächendeckende Lehrer-Beamten-Streik kommt, wird das Beamtentum zur Disposition stehen. Lehrermangel in Physik- und Chemieräumen hin oder her.

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    EU-Beamte

    EU-Beamte dürfen alles. Aber sie sind als Gegenbeispiel vielleicht auch eher ungeeignet.

    http://www.sueddeutsche.de/karriere/entla…rlaub-1.1035524

    Ich sehe wenig Gründe, das Urteil zu feiern. Wenn die Beamten Streikrecht haben, ist dies ein weiterer Grund, das Beamtentum abzuschaffen. Diese Abschaffung wird faktisch mit massiven Gehaltskürzungen und weiteren Nachteilen verbunden sein. Die Vorstellung, man werde sich gute Arbeitsbedingungen "erstreiken" bzw. der Lehrernachwuchs werde sonst wegbrechen, scheint mir wenig realitätsnah. Dafür gibt es zuviele Leute, die Lehrer sein wollen, und zwar zu nahezu jedem Gehalt (wie die östlichen Bundesländer zeigen).

    Natürlich kann man der Meinung sein, Lehrer sollten nicht Beamte sein. Es scheint mir aber etwas skurril, das Beamtentum zu verteidigen UND sich über Streikrecht für Lehrer zu freuen. Ganz im Gegenteil ist dieses Urteil ein weiterer Sargnagel für die Idee des verbeamteten Lehrers.

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    In der Wissenschaft ist das Thema Klimawandel und seine Ursachen umstritten, es befindet sich in der wissenschaftlichen Diskussion, ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

    Das musste ja kommen.

    Seh ich auch so. Was Arbeitsergebnisse angeht bin ich großzügiger, teilweise auch, was die Arbeitsmoral betrifft.

    Ansonsten bin ich strenger als im normalen Unterricht. Undiszipliniertes Verhalten wird sofort thematisiert und ggf. unterbunden. Wirklich freches Verhalten gegen mich hat noch keiner gezeigt - dass ab und zu jemand etwas austestet (essen in der Vertretungsstunde gg. Anweisung) und dann temporär vor der Tür/ im Nachsitzen landet, kommt schon mal vor. Aber dann maximal 1x pro Stunde.

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    Die Faszination der Medien rührt z.B. daher.

    Ich glaube nicht, dass nur die Medien das Problem sind. Es gibt einfach eine große Sehnsucht nach der idealen und "humanen" Schule. Eine Pädagogik, die zwischen Lehrer und Schüler "Liebesbündnisse" stiften will, bringt einfach viele Augen zum Leuchten. Wenn die Kinder dann aber plötzlich auf dem Schoß ihrer Lehrer landen, sind alle wahnsinnig betroffen, verurteilen die Dinge zutiefst etc.

    Ich kann mir sehr genau vorstellen, was Frau Riegel gesagt hätte, wenn diese Fotos an einer Regelschule entstanden wären: Dass die Kinder nur als Objekte angesehen würden, dass an den Schulen keine fähigen Leute arbeiten würden, dass die Kinder im staatlichen "System" nicht ernstgenommen würden, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung hier grundlegend deformiert sei usw. usw.

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    Nach zu langem nächtlichen Arbeiten (ich vermeide jetzt mal den Blick auf die Uhr) sich spätnachmittags ein Schläfchen genehmigen oder auch ungenehmigt vorm Fernseher eindösen (nur fünf Minuten...), dann panikgetrieben und oft albtraumumnebelt aufwachen, auf die Uhr schauen (Weia, halb sieben, in 'ner halben Stunde musst du los!) ...und schon halb unter der Dusche sein, bevor man merkt dass es ABEND ist.

    Ist mir auch schon passiert. Hatte schon den Telefonhörer in der Hand, um durchzugeben "ich komm später". Es war 19:30 Uhr.

    Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man im Nachhinein schmunzeln. Ich erinnere mich noch, wie ich Enja Riegel in einer Talkshow sah, die auch im Forum diskutiert wurde, und wie sie dort verkündete, dass alle Eltern, Lehrer und Kinder an der von ihr geleiteten Schule glücklich wären - was ganz ernst gemeint war. Auch brauche man an den Schulen keine qualifizierten Lehrer, sondern nur starke Persönlichkeiten.

    TV-Tipp: Feindbild Lehrer

    Ob sie dabei an den vor zwei Jahren verstorbenen Photographen Hajo Weber gedacht hat, der an der Helene-Langer-Schule arbeitete, als sie Schulleiterin war, ist unklar. JETZT jedenfalls wurde im Stadtarchiv Wiesbaden dieses gefunden:

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    Im Stadtarchiv von Wiesbaden sind zahlreiche kinderpornographische Aufnahmen entdeckt worden. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet, beschlagnahmte die Polizei Tausende Negative, nachdem eine Reporterin sie in dem Archiv gefunden hatte. Es handle sich um den Nachlass des Fotografen und Kunstlehrers Hajo Weber, der an der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden unterrichtete, einer bundesweit bekannten Reformschule. Weber starb vor zwei Jahren. Die frühere Leiterin der Schule, Enja Riegel, die auch durch Fernsehauftritte bekannt ist, sagte der Süddeutschen Zeitung, sie habe von den kinderpornographischen Aufnahmen keine Kenntnis gehabt.

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    Nach Riegels Darstellung wurde Weber 1989 vom Unterricht freigestellt, nachdem Riegel von sexuellen Übergriffen auf mehrere Jungen erfahren hatte. Strafanzeige wurde nicht gestellt. Weber sollte eine Therapie machen und nicht mehr mit Kindern arbeiten. Er war dann für das hessische Institut zur Lehrerfortbildung tätig, wo auch Becker arbeitete. Weber tauchte dennoch weiter an der Helene-Lange-Schule auf und war ihr mit einem Teil seiner Arbeitszeit zugeordnet.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/wiesba…rchiv-1.1035281

    Weber hat die Aufnahmen wohl gemacht, als Riegel noch nicht Schulleiterin war. Dass er auch später in der Schule ein- und ausging und eine Klassenfahrt begleitete, hat sie dagegen zu verantworten.

    Es geht mir aber gar nicht darum, den Stab über Frau Riegel zu brechen. Ich wundere mich nur, wer mit leuchtenden Augen und dem Gestus absoluter Überlegenheit in Talkshows sitzt, sobald es um Pädagogik geht. Wie ist es möglich, dass Frau Riegel ernsthaft glaubt, sie - und vielleicht noch einige hundert andere - seien die wirklichen Kinderfreunde (denn das glaubt sie bestimmt ernsthaft)? Wie schafft sie es, in den Medien als "begeisterte Pädagogin" zu gelten? Wie vereinbart man Sendungsbewusstsein mit einem Waten im Schmutz, der letztlich auch der Schmutz des eigenen "reform"pädagogischen Programms ist?

    Ach ja, in diesem Kontext wollen wir natürlich IHN nicht vergessen - hat zwar nichts mit Riegel zu tun, aber eigentlich könnten sie Buddies sein:
    Platz sieben des Dummschwätzer-Awards mit 21 Stimmen...

    Arroganz-Dummschwätzer-Award - Die Entscheidung!!!

    Eine 6te Klasse, die ich in D unterrichte, zeigt gerade ähnliche Symptome.

    Dies betrifft vor allem die Hausaufgaben, die nicht mehr ordentlich gemacht werden.

    Meine derzeitigen Reaktionen:
    - Von jetzt ab: Regelmäßige Kontrolle der Hefte, in denen die Kinder sich notieren, was sie aufhaben. Einzelne Schüler werden verpflichtet, mir ihre Hefte nach jeder Stunde zu zeigen.
    - Häufigere Kontrolle aller gemachten HA im Heft.
    - Elternbrief: Wichtigkeit der Hausaufgaben; individualisierte Rückmeldung zum Kind (mit Ankreuzen: hat keine, gelegentliche, massive HA-Probleme).
    - Abbruch der HA-Besprechung, wenn zu viele Kinder sie NICHT gemacht haben. Eventuell möglich: Ausgabe von Lösungszetteln nur an die Kinder, die gearbeitet haben.
    - Erhöhung des Schwierigkeitsgrades der Klassenarbeiten bzw. schärfere Benotung. Wenn ich mehr Zeit hätte (habe ich aber nicht) würde ich mehr kleine Tests schreiben.
    - Androhung (und ggf. Durchführung) von zusätzlichem Nachmittagsunterricht für alle Betroffenen.

    Kurz ein paar Innenansichten aus der Arbeit von Auswahlkommissionen, die Dir vielleicht helfen:

    Der Wert von Gutachten ist mittlerweile extrem umstritten, da sie eigentlich immer (!) positiv sind und deshalb ihre Aussagekraft gleich 0 ist. Ich habe in verschiedenen Kommissionen auf verschiedenen Ebenen mitgearbeitet - mal ging es um Auslandsjahre, mal um Stipendien fürs Studium etc. Ich habe noch NIE erlebt, dass Gutachten für die Entscheidung eine besondere Rolle gespielt hätten.

    Es gibt aber eine wichtige Ausnahme, nämlich dann, wenn im Gutachten (am besten im letzten Satz, denn der wird gelesen, und manchmal NUR der) Zweifel am Kandidaten erkennbar sind. Solche Zweifel sind nämlich die absolute (!!) Ausnahme.

    Was ich sagen will: Wenn Du Dich entscheidest zu schreiben, brauchst Du nicht zu scharfen Formulierungen zu greifen, die Dir den Vater des Schülers auf den Hals hetzen könnten oder der Schule irgendwelche Anwälte. Ich erinnere mich an einen Fall, in dem ein Lehrer am Ende sinngemäß geschrieben hat: "Ob X den besonderen Anforderungen eines Auslandsjahres in sozialer und sprachlicher Hinsicht genügt, vermag ich nicht zu beurteilen."

    Das reichte, um alle Alarmglocken angehen zu lassen.

    Ich meine übrigens, dass Gutachten Gefälligkeitsdienste sind, zu denen Du nicht verpflichtet bist.

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    Ich glaube nicht, dass sich das durch einen Wechsel des Bundeslandes umgehen lässt.

    Nun, das hatte wohl auch eher Witz-Charakter, da sicher nicht praktikabel.

    Das mit dem "allgemeinen Lebensrisiko" ist natürlich richtig - und auch wieder nicht. Wir reden hier wohl nicht über potentiell desaströse Fehler a la "rote Ampel überfahren" - was wäre da auch das schulische Äquivalent? Dem Schüler am Examenstag eine gescheuert?

    Hier dürfte es eher um mehr oder weniger kriteriengestützte (oder kriterienlose) Versuche gehen, das komplexe Geschehen "Unterricht" (bzw. genauer: "Unterrichtsstunde") irgendwie bewertbar zu machen. Und da scheint alles möglich zu sein.

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    Theoretisch kann es ja passieren, dass mein Freund seine neuen 4 UB wieder gut benotetet bekommt, alles im grünen Bereich und dann zack - die Prüfungskommission lässt ihn durchfallen.

    Hier hilft nur die Statistik. Die Chance, dass so etwas zweimal passiert, ist sicher klein. Daher: Einfach machen.

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    Also eher: Auf niemanden verlassen. Hören, was die Ausbilder einem sagen, aber dann selbst entscheiden.

    Seh ich auch so.

    Wenn ihr Sicherheit wollt, würde ich den Beruf oder das Bundesland wechseln. Das klingt zynisch, ist aber nicht böse gemeint. Offenbar ist es möglich, über einen längeren Zeitraum gute Leistungen zu erbringen und dann als unfähig "entlarvt" zu werden.

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    Qualität der Korrekturen reduzieren

    Unbedingt - solange es noch keine Vorschriften gibt, die das verhindern, aber natürlich arbeiten die großen Geister in den Ministerien immer wieder daran.

    Wie das geht? Ich weiß es nicht, arbeite aber fleißig an Lösungen. Z. B. mache ich in Englisch in Klasse 10/11 nur Positivkorrekturen im Text, keine Fehlerzeichen am Rand. Es gibt eine Inhalts- und eine Sprachnote, die ich bauchbasiert erstelle. Individualisierte Kommentare habe ich stark reduziert, es gibt gar keine Kommentare oder Bögen mit Kreuzen. Musterlösung? Gibt es nur mündlich und in Kurzform - oder ich schnibbel besonders gelungene Antworten der Schüler zusammen und kopiere sie. EIN Schüler mit Volldurchblick ist immer dabei, wozu soll ich selbst etwas schreiben. Den Erwartungshorizont mache ich dagegen in Stichworten und manchmal nur im Kopf.

    Im Deutschunterricht der Unter- und Mittelstufe bevorzuge ich Themen, die man gut abprüfen kann - es ist nicht direkt Multiple Choice, geht aber in die Richtung. Echte Aufsätze werden dazwischen eingestreut, immer schön verteilt, damit mich nicht mehrere Klassen auf einmal treffen.

    Arbeitszeit für Klassenarbeiten vor der Oberstufe natürlich - mit begründeten Ausnahmen - prinzipiell nur: 45 Minuten.

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    "Wieso soll ich mich mit Stundenreduktion auf 80% Gehalt herabsetzen, um 100% Arbeit zu leisten? Dann 100% Gehalt und 80% Leistung."

    Meine persönliche Meinung: Das ist der einzig richtige Weg. Wer umgekehrt handelt arbeitet irrational und schadet allen Kollegen - besonders, wenn von 80% Leuten dann immer noch nach "Verbesserungen", "Vereinheitlichungen", "Optimierungen", "Konferenzbeschlüssen" usw. geschrieen wird. Solche Fälle haben wir mehrere.

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    Nein, das gilt in NRW nicht. Es gibt zwei unterrichtspraktische Prüfungen plus ein Kolloquium, die von einer 4-köpfigen Kommission durchgeführt werden, von denen drei Prüfer "fremd" und einer bekannt ist. Die Note bestimmt sich nach einem ziemlich komplizierten Berechnungsverfahren aus Vornoten und Prüfungsnoten.

    Aha, danke, jetzt bin ich im Bilde.

    Aber darum ging es mir gar nicht. Mir ging es nur um Folgendes: Von massiven Abweichungen zwischen Vorbenotung und Note am Examenstag höre ich häufig aus NW. Ich erlaube mir deshalb zu vermuten, dass das System in NW solche Abweichungen (mit) produziert. Es handelt sich, wie ich schon schrieb, um eine Vermutung.

    Sei dies, wie es sei, der Thread ist ja nun mehr oder weniger nicht mehr aktuell, da es keine weiteren Angaben der Threadstarterin gibt.

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    unter uns & nuki: Wäre auch möglich, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht

    Ja, stimmt schon. Ursprünglich ging es hier mal um Sek II, meine ich.

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    Das wiederum finde ich nun äußerst fragwürdig. Nach zwei Jahren können die Ausbilder doch besser einschätzen, ob jemand für den Beruf geeignet ist als eine Prüfungskommission, die nur eine Momentaufnahme sieht und auf dieser Grundlage über die Zukunft des Prüflings entscheidet.

    Versteh ich nicht. Schrieb ich etwas über Kommissionen? Ich schrieb nur, dass es keine Vornoten gibt.

    In BW gilt bezüglich der Kommissionen: Es gibt zwei Prüfungen, eine pro Fach, davon ist eine eine Fremdprüfung (bei uns durchgeführt von einem Fachleiter aus dem eigenen Studienseminar), eine beim eigenen Fachleiter. Dasselbe gilt, soweit ich sehe (aber ich bin nicht 100 Prozent auf dem Laufenden) in NW auch.

    Nun, es gibt immer kleine Zumutungen. Könnte jetzt auch ein paar nennen, durch die auf dem Weg zum Job durchmusste ;-). Man kann es nur mit Humor nehmen und schnell hinter sich bringen. Wenn man es positiv sieht, muss man sagen: BW nimmt die Dinge halt ernst, man ist eben überkorrekt. Aber das hat letztlich auch Vorteile, von denen man (hoffentlich) irgendwann profitiert.

    Das Gefühl der Kränkung kann ich trotzdem gut verstehen - wer möchte schon nach jahrelanger Qualifikation auf Grundschulniveau heruntergestuft werden (einen Text vorlesen).

    Erinnert mich an den Vorsitzenden des zentralen Prüfungsamts an einer NW-Uni, der sich bei den Klausuren zum ersten Staatsexamen immer die Leute vorgenommen hat, die ein paar Minuten zu spät kamen - und sie erstmal vor versammelter Mannschaft fertig gemacht hat. Tenor: "Als Lehrer blablabla - zu blöd um die Uhr zu lesen." Weiß übrigens nicht, wann der zum letzten Mal eine Schule von innen gesehen hatte ;).

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    Was hat das mit dem Bundesland zu tun? Sind die Prüfungen so verschieden?

    Ich weiß nicht, wie bundeslandspezifisch die Dinge sind, aber ich höre Berichte wie den hier sehr häufig aus NW. Vielleicht liegt es daran, dass NW das bevölkerungsreichste Land ist, aber vielleicht liegt es auch am System.

    Für die Ausbildung in BW kann ich nur sagen, dass keine Vornoten existieren. Dies mag Nachteile haben, aber wenigstens gibt es nicht die Leute, denen bestätigt worden ist, dass sie alles gut machen - und die dann an einem Tag plötzlich erfahren, dass alles Schall und Rauch war.

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