Zitat
Ich fürchte, hier wird auf einer emotionalen Ebene zu viel miteinander vermischt
Ist auch mein Eindruck, gilt aber m. E. auch für die antwortenden Kollegen. Es ist schon bemerkenswert, wie auf alle möglichen Weisen versucht wird, die Fragen der Eltern zu hinterfragen - angefangen mit dem Vorwurf, hier werde bestimmt an den Lehrern vorbeigeredet, bis hin zur Forderung, es müsse erst einmal bewiesen werden, dass die Deutscharbeit nicht machbar war.
Bei uns ist die Klasse 9, teilweise auch 10 ein echter Flaschenhals - bis hierhin wird rücksichtlos alles durchgeschleppt. Weder werden die Kinder an andere Schulen abgegeben noch wird ihnen genügend beigebracht (und ich weiß: das liegt natürlich auch stark an den Kindern selbst, es ist NICHT einfach die Schuld von uns Lehrern).
Damit das Durchschleppen klappt haben wir eine Reihe von Klassenlehrern mit Mutter-Theresa-Syndrom, eine große Anzahl von willigen Kollegen, die ihre Bewertungen gerne noch in der Notenkonferenz nach oben korrigieren, und eine Schulleitung, die mit allen Mitteln versucht, die Kollegen zur Versetzung möglichst aller Schüler zu bewegen (zu nötigen). So erklären Schulleitung und Abteilungsleiter sehr gerne, Versetzungen seien ein rein rechnerisches Problem - was auf Deutsch heißt: Bis zur Note 4,7 ist alles 4. (Zumindest war das so, bis mein Abteilungsleiter selbst mal eine 5 vergeben wollte, die zur Nichtversetzung führte - dann war er heilfroh, dass ich mit 4,4 auch eine 5 gegeben habe, da das ja bewies, dass sein Urteil angemessen war...)
Jedenfalls sind solche Dinge doch nicht nur die Schuld der Eltern. Wenn ein Drittel einer Klasse in allen Hautpfächern in Klasse 10 (!) keine ausreichenden Leistungen mehr erbringt, muss sich die Schule sicher auch die Frage gefallen lassen, inwiefern sie daran Anteil hat. Und ich finde es aus Elternsicht auch absolut richtig davon auszugehen, dass die Schule beweisen muss, dass die Schüler genauso schlecht dastehen würden, wenn sie den vorgesehenen Unterricht gehabt hätten - nicht umgekehrt.
Mir passt es auch nicht, wenn bei uns keine Stunden mehr ausfallen, weil es mich mit belastet. Aber trotzdem finde ich Lissis Anliegen erst einmal voll nachvollziehbar - auch wenn es vielleicht/wahrscheinlich so ist, dass auch ohne Unterrichtsausfall das Niveau nicht besser wäre.