Interessante Diskussion, auch aus Sicht von Referendaren ;).
Wobei ich, Klöni, Dein Problem nicht völlig nachvollziehen kann.
Zitat
Die Faktorisierung ist auch ein Witz - also mal ehrlich und ganz egoistisch formuliert - warum sollte ich es tun?
Wenn Du so skeptisch bist, wäre es sicher das einfachste, wenn Du die Sache bleiben lässt. Wobei ich davon ausgehe, dass Deine Schulleitung Dich zur Betreuung nicht zwingen wird.
Aber mal aus Referendarssicht:
Bei mir ist es so, dass ich auch zwei Mentoren habe, einen pro Fach. Einer von beiden nimmt sich wahnsinnig viel Zeit, was mich sehr freut, aber wirklich ein Angebot von ihm ist. Der andere hat kaum Zeit, was gerade in den ersten Wochen des Refs ein Problem für mich war, was ich dann aber sehr schnell akzeptieren konnte. In beiden Fällen ist es für mich so, dass ich mich weitgehend nach den Möglichkeiten richte, die die beiden zur Verfügung stellen. Ich laufe also dem "gestressteren" der beiden nicht nach und beschränke mich hier auf das nötigste.
Überhaupt waren aus meiner Sicht die beiden Mentoren vor allem im ersten halben Jahr - als ich begleiteten Unterricht gemacht habe - nur ein Teil der Geschichte. Mindestens genauso wichtig waren die Fachlehrerer, bei denen ich unterrichten durfte. Die haben sich ebenfalls unterschiedlich viel Zeit genommen, von sehr intensiven Gesprächen bis zum faktischen 0-Feedback - und auch das war für mich immer okay, wobei ich natürlich bei den Leuten, die sich mehr Zeit genommen haben, auch lieber etwas gemacht habe.
Insgesamt kann ich aber sagen, dass ich über das Kollegium "meiner" Schule total glücklich und sehr dankbar bin, weil ich hier extrem viele Leute getroffen habe, die sich sehr viel Mühe gegeben haben. Die Lasten haben sich dabei, glaube ich, auch etwas verteilt, da faktisch eben sehr viele an der Ausbildung beteiligt sind, nicht nur die Mentoren.
Jetzt bin ich im zweiten Jahr und unterrichte überwiegend selbstständig. D. h. auch, dass meine Beratung durch andere sich stark reduziert hat. Ich plane den Unterricht selbst und mache auch mein eigenes Material, das ich gerne auch weitergebe, wenn gewünscht.
In der Oberstufe habe ich eine Klasse parallel zu einer Kollegin, die mir im ersten Halbjahr sehr geholfen hat. Dafür kriegt sie jetzt alles an Material, was ich einsetze, und da ich nach Stundenplan immer eine halbe Woche voraus bin, kann sie damit auch ihre Stunden machen (wir hangeln uns an denselben Themen lang...)
Natürlich profitiere ich auch weiter gerne vom Material von anderen, aber es muss nicht sein. Wobei ich meine - Ref hin oder her - dass ALLE von einem offenen Materialaustausch am meisten haben.
Last but not least: Mir ist schon klar, dass ich von den Kollegen viel mehr bekomme, als ich zurückgeben kann. Das liegt sicher in der Natur der Sache, aber ich bin trotzdem sehr dankbar dafür.
Andererseits kam bei mir auch recht schnell der Punkt, wo ich froh war, nicht mehr sooo viel Beratung zu bekommen. Fehler mach ich eigentlich jede Stunde, aber ich brauche nicht immer jemanden, der sie mir noch mal unter die Nase reibt. Schließlich sitzen da 20 bis 30 Schüler, die sich schon melden, wenn ihnen etwas nicht passt - und die ich auch evaluationsmäßig befrage. Wenn ich aber Probleme sehe, wo ich wirklich nicht weiter weiß, frage ich. Und zwar nicht immer meine Mentoren, sondern einfach die Kollegen.
Trotzdem ist es natürlich schon so, dass man von Mentoren, die ggf. Zeit haben, sicher am meisten profitiert. Ich vermute mal, man kann als Lehrer nur selbst entscheiden, ob man sich darauf einlassen will (und ob man die Zeit hat). Jedenfalls ist es natürlich klar, dass die Bedürfnisse als Referendar und als Mentor/Lehrer nicht völlig gleich sind. Die Arbeitsbelastung eines Volldeputats kann man eben als Ref nicht wirklich abschätzen, und manchmal entstehen dadurch sicher falsche Vorstellungen und Ansprüche.
Das ist sicher ein Risiko, auf das man sich einlassen muss, wenn man Mentor wird 8).