Na, Glückwunsch erstmal, dass der Einstieg so gut gelaufen ist! Youtube-Donwloads sollten kein Problem sein - s. die bisherigen Tipps.
Aber zurück zur Lyrik: Die ganze Sache klingt ziemlich gut durchdacht, wenns läuft, würde ich es erstmal laufen lassen und eventuell einzelne "traditionelle" Sachen an den Texten der Kids erproben (wie etwa rhetorische Figuren). Zur "traditionellen" Lyrik muss Du aber sicher so oder so kommen, und da würde ich Deine Befüchtung teilen:
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Und dann befürchte ich, wird der Zauber vorüber sein:-(
Vielleicht lassen sich aber Wege finden, damit der Zauber nicht völlig erlischt. Man könnte mit Audiopräsentationen von lyrischen Texten einsteigen oder spielerische (produktorientierte) Zugänge bevorzugen. Das "Gedichtpuzzle" hatte ich ja schon erwähnt. Spontan würden mir noch weitere Sachen einfallen, die ich aber nie ausprobiert habe. Man könnte z. B. Gedichte vertonen lassen, wobei ich nicht unbedingt meine "rappen" lassen, sondern etwa auch einen Vortrag mit Geräuschen. Wäre allerdings sicher aufwändig. Vielleicht ist es auch interessant, die Schüler selbst etwas dichten zu lassen, etwa die Schlussstrophe eines Gedichts, das hier noch einmal eine Wendung nimmt. Spontan fällt mir z. B. Trakls "Im Winter" ein:
Im Winter
Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
Letzte Strophe weglassen, Schüler eine Strophe erfinden lassen (idealerweise im selben Metrum, ist allerdings nicht ganz leicht, formale Aufweichungen wären also sicher auch okay), die Lösungsvorschläge diskutieren. Das sollte idealerweise schon etwas über das Gedicht offenbaren - worum geht es: Landschaftskitsch? Gruselige Atmosphäre? Dann Schlussstrophe als "Lösung" zeigen - mit etwas Glück gibt es Aha- und Ekel-Effekte.
Wie gesagt, sind nur unerprobte Ideen - und vermutlich willst Du ja in Richtung "Gedichtinterpretation" gehen, was früher oder später sicher zum Nachlassen der Beteiligung führt. Trotzdem... Berichte doch einfach mal, wie es weiterläuft und was Du noch probierst!
Ach so, noch hierzu:
Zitat
Aber vielleicht kann man ja da einen Schwerpunkt drauf setzen und ein "klassisches" Gedicht mit einem Rap-Song oder einem Poetry Slam-Stück vergleichen? Was meint ihr?
Ja, ich denke, das sollte gehen. Vermutlich wird es umso gewinnbringender, je niveauvoller der Rap/Slam ist - da es hier aber eine Menge guter Sachen gibt, sollte das eigentlich kein Thema sein. Ich bin mir z. B. ziemlich sicher, dass Du in "Beziehungsweise" die meisten rhetorischen Mittel findest, die auch in Gedichten wiederkehren. Wie gesagt, halte ich für einen absolut gangbaren Weg - nicht Rap/Slam und Lyrik strikt getrennt, sondern als Teile eines Kontinuums.