Beiträge von C.B.


    Na ja, ein Lehrerforum ist auch nicht dazu da, die Dinge schön zu reden. Und jeder, der wie ich an einer Brennpunktschule arbeitet, weiß, wovon ich spreche. Und ein Lehrerforum sollte auch dazu da sein, dass man hier mal dumme Fragen stellen kann. Deswegen bin ich kein Hirni.

    An meiner Uni hatten (haben) wir im Bereich Fachdidaktik Philosophie auch einen abgeordneten Lehrer. Dieser hatte aber noch keine abgeschlossene Dissertation, sondern schrieb (bzw. schreibt) sie eben gerade jetzt, wo er an der Uni ist. Es geht also definitiv auch ohne Doktortitel. Wie genau er an die Stelle gekommen ist weiß ich aber nicht, nur dass der Fachdidaktik-Prof (an dessen Lehrstuhl er arbeitet) sehr daran interessiert ist den Bereich Philosophie-Fachdidaktik in Deutschland zu stärken/ auszubauen und ein ganz toller Mensch ist. Eventuell könntest du mal vorsichtig bei ihm anfragen, ob er dir Hinweise geben könnte, wie dir ein (befristeter) Wechsel an die Uni gelingen könnte. Bei Interesse kann ich dir den Namen per PN schicken - aber versprechen möchte ich natürlich nichts, denn ein Berufsberater ist er natürlich nicht.



    Besagter abgeordneter Lehrer hat immer Inhalte mit Didaktik verknüpft, also "Inhalt X" besprochen und im Anschluss die Fragen "warum sollte/wie kann man Inhalt X in der Schule behandeln?" thematisiert. Allerdings waren diese Inhalte ziemlich basal - Schulthemen eben, kein Stoff wie in den fachwissenschaftlichen Seminaren. Dass es das ist, was du dir wünschst, wage ich zu bezweifeln. Wenn es dir wirklich um ein anspruchsvolleres (fachwissenschaftliches) Niveau geht, wäre der Weg in die Fachdidaktik für dich wohl der falsche.


    Das klingt sehr interessant, was du berichtest - Inhalte mit Didaktik verknüpfen wäre schon mein Ding ... komme gerne vielleicht später auf dich zu. Vielen Dank, macht Mut !


    Äh, WTF? ich habe ja schon manche Attribute die gängige Didaktik betreffend gehört, aber "neoliberal" ist ein Novum.



    Schreib doch erst mal deine Diss zu Ende, bevor du über irgendeine universitäre Tätigkeit nachdenkst.


    Nele


    Genau das letztere habe ich auch jetzt vor. Und glaub mir, ich weiß genau, wie hart das wird neben Schule und wie viel Disziplin dafür nötig ist. Zu "neoliberal": ist dir noch nie aufgefallen, dass die ganzen Termini von wegen z.B. "Kompetenzen", die in den Studienseminaren als Lernziele gepredigt werden, aus der neoliberalen Ecke stammen, die Menschen quasi passgerecht aufteilt und vierteilt, um sie für die Wirtschaft kompatibel zu machen ? Ich teile dieses Denken, das hinter diesem Bildungsbegriff steht, ganz und gar nicht !

    Na ja, ganz so einfach ist es halt leider nicht. "Die Politik" wird nichts an den Gegebenheiten ändern, wenn es dafür keine Notwendigkeit gibt. Und solange sich Dumme finden, die sich unter den Bedingungen ausnutzen lassen, besteht halt keine Notwendigkeit. Und die Bedingungen sind halt unter anderem auch so, dass völlig inkompetente Kollegen an Lehraufträge kommen. Darüber, ob Du zufällig kompetent und qualifiziert bist, sagt das nichts aus. Trotzdem ist es halt ein Fehler, Lehraufträge anzunehmen.
    Die Diskussion ist im Prinzip die gleiche wie die um Kollegen, die sich an den Schulen ausnutzen lassen und aufgrund von Extraaufgaben endlos unbezahlte Überstunden machen, mit privaten Mitteln Materialien anschaffen, die eigentlich von der Schule bezahlt werden müssten oder ihre Klassenfahrten selbst zahlen. Das ist der gleiche Effekt, denn solange der Laden läuft, gibt es natürlich von Seiten des KMs bzw. des Sachaufwandsträgers keine Veranlassung, etwas zu ändern. Und auch da wäre es ja "in erster Linie Sache der Politik". Manches muss eben von unten her eingefordert werden, als Grassroots Movement.

    Klar behältst du deine Stelle, aber halt nicht an der Uni. In den meisten Bundesländern wirst du halt nach ein paar Jahren wieder an zurück an die Schule abgeordnet. Abordnungen sind in der Regel im Amtsblatt ausgeschrieben.


    Ich stimme uneingeschränkt zu. Was hast du denn davon, etwas zu unterrichten, an dem du weder Interesse noch Spaß hast? Und dann auch noch schlecht bezahlt und unter schlechten Arbeitsbedingungen? Nur um sagen zu können, dass du an der Uni unterrichtest? Ist mir absolut unverständlich.



    ich habe in Berlin 20 Jahre lang freiberuflich Deutsch unterrichtet für einen Apfel ohne Ei auf Honorarbasis. Wenn Ferien waren, hattest du kein Geld. Und ich war eine von vielen, zum Teil promovierten und allesamt akademischen Dozenten. Nicht mal am Goetheinstitut gibt es noch feste Stellen im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Ich weiß also aus eigener Erfahrung sehr gut, dass du mit deiner Kritik Recht hast. Solange es Leute gibt, die den Job machen, wird sich nichts ändern, ich bin absolut deiner Meinung. Deshalb bin ich auch aus Berlin weg gegangen und habe einen Seiteneinstieg in den Schuldienst in NRW gemacht - und es nicht bereut. Der schlecht bezahlte und befristete Lehrauftrag an der Uni wäre ja auch eigentlich nur mal ein Vorab-Schnuppern, ob Uni überhaupt was für mich ist.


    Ich strebe - wenn überhaupt - schon langfristig eine feste Stelle an der Uni an (falls ich mit der Fachdidaktik klar komme, ich weiß nicht, was da genau in den Fachdidaktikseminaren unterrichtet wird, ich bin aber eine waschechte und gestandene Praktikerin und gute Lehrerin seit vielen Jahren mit z.T. äußerst schwierigen SchülerInnen). Ich muss mich also mit der Fachdidaktik an der Uni erstmal schlau machen. Ich unterrichte sehr gerne, hätte nur mal allmählich lieber ein paar intelligentere Leutchen vor mir sitzen als die tumben Pappnasen in der Brennpunktschule, die in einem Satz 387 Fehler machen. Aber auch die unterrichte ich gern, bin also keine abgehobene transzendente Tante, die sich nicht die Finger schmutzig machen will. Wirklich nicht. Wenn einer die Praxis kennt, dann ich.


    Danke für den Hinweis mit der befristeten Abordnung, jetzt hab ich es kapiert. Man kommt also an die Schule zurück und verliert nicht seine unbefristete Anstellung, das ist ja schon mal sehr beruhigend.


    Danke für den Hinweis, Leo und Stella kenne ich natürlich, mal gucken, vielleicht geht es ja auch mit der Fachdidaktik ohne Abordnung. Ich mach jetzt erst mal die Diss. zu Ende und freu mich, dass ich endlich wieder ein Ziel vor der Nase habe. Und dann gucke ich ganz gelassen mal weiter Richtung Uni oder ich bleibe mit meinem Dr. Titel ( was fürs Ego) einfach in der Schule oder wechsel nochmal die Schule, wer weiß. Ich wünsche dir auch viel Erfolg. Auch ich wollte in die Schweiz bis vor kurzem. Warum hast du denn den Plan Schweiz aufgegben ?
    ich denke, man sollte immer seinem eigenen Weg treu bleiben, ganz egal, was andere sagen, wie unmöglich es ist und so weiter. Nach meiner Erfahrung findet sich meistens ein Weg, an den vorher niemand auch nur im Traum gedacht hat. Bin eben ein alter Optimist ! Liebe Grüße :)

    Also wenn du es schon so formuliert, dass du in den Apfel Fachdidaktik beißen müsstest - bitte, bitte, bitte tu es nicht!
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es genug schlechte Fachdidaktiker an den Unis gibt, die einem einfach mal so gar nichts beibringen können. Wenn dir das keinen Spaß macht, lass es bleiben. Das ist den Studierenden gegenüber nicht fair. Wenn es dir keinen Spaß macht, wie willst du dann bei den Studierenden den Spaß an der Fachdidaktik erzeugen??? Schlechte Fachdidaktiker machen im schlimmsten Fall schlechte Lehrer - und auch davon gibt es doch schon mehr als genug.
    Fachdidaktiker sollten eindeutig mehr Didaktiker als Fachwissenschaftler sein: FÜr die Erfolg eines Lehres ist nach gängiger Meinung die Fachkompetenz nicht entscheidend, sondern die didaktischen Fertigkeiten. Im Gegenteil ist es so, dass z.B. Mathe-Cracks schlechtere Mathelehrer sind als diejenigen, die alles ganz gut, aber nicht perfekt beherrschen, aber eben didaktisch was drauf haben. Das gilt nicht nur auch so in der Uni, sondern wie sollen die Lehrer/innen, die du vorher als Studierende ausgebildet hast, dann einmal guten Unterricht machen?
    Also lass es, wenn es in der Fachwissenschaft keine Perspektive gibt, auch mit der Fachdidaktik.


    Neee, ich bin doch eine gute Lehrerin - an einer Brennpunktschule, also so was von praxisnah. Ich könnte schon gute Lehrer "produzieren", aber nicht unbedingt dem neoliberalistischen Mainstream konform, der in Studienseminaren als Fachdidaktik gehandelt wird.
    Aber ich muss mich da mal in ein Seminar setzen, um zu sehen, was es mit dieser Fachdidaktik auf sich hat. Wenn das nur so theoretisches pädagogisches lebensfernes Zeug ist, bin ich da wirklich falsch. Ich bin nun wirklich seit zig Jahren Praktikerin, aber eine gewaschene ! :)


    1. In einem bestimmten akademischen Bereich/für einen bestimmten Stellentyp gibt es einen extremen Mangel an qualifizierten Bewerbern. Das kommt ab und zu vor, ist in "Philosophie" aber eher unwahrscheinlich. Wenn es hier denkbar ist, dann am ehesten tatsächlich im Bereich der PhilosophieDIDAKTIK, den Du aber ja eigentlich nicht bespielen willst.
    2. Du erfüllst die Qualifikationsanforderungen, die andere Personen nicht erfüllen. Dies bedeutet aber faktisch: Du hast mindestens eine erfolgreiche Promotion vorzuweisen. Das ist bei Dir aber ja (noch) nicht der Fall. Weitere Publikationen wären auch nicht schlecht. Selbst wenn Du in die Didaktik wolltest, würde der Weg dahin immer nur über die Promotion führen, sofern Du nicht mit einer befristeten Stelle vorlieb nehmen willst oder tatsächlich das Glück hast, eine (meist befristete) Abordnungsstelle zu erhalten (wurde schon erwähnt, siehe oben).


    Herzlichen Dank für die sehr ausführliche, genaue und gute Info. Ich denke, ich werde erstmal über einen Lehrauftrag in die Uni hineinschnuppern und dann ggf. den richtigen Einstieg über die Fachdidaktik Philosophie (mit dann fertiger Promotion) planen. Meine Diss. beschäftigt sich mit den philosophischen Fragmenten von Hölderlin und Novalis und passt auch in die Debatte um Selbstbewusstseinstheorien im (kritischen) Ausgang von Fichte u.a. - mal gucken, ob das noch aktuell ist, meines Erachtens ist es thematisch in der Philosophie ein Dauerbrenner. Hoffe, in der Fachdidaktik kann man auch inhaltlich arbeiten und muss nicht nur pädagogische Theorien (die oft lebensfern mit der Praxis eh nichts zu tun haben) vermitteln. Also auf zur Diss. .... wird schwer genug neben der Schule ... :prost:

    Zu ergänzen wäre noch, dass in vielen (den meisten?) Bundesländern Abordnungen zeitlich befristet sind. Ich habe da etwas von 6 oder 8 Jahren im Kopf.


    Echt ??? Ist das so ? Ich dachte bei Abordnungen behält man seinen Status als unbefristet Angestellter. Wo gibts denn eigentlich diese Stellen für Abordnungen und wie stielt man das ein ?

    Fachlich kannst du gut höher qualifiziert sein als die Kollegen, die auf Staatsexamen/Master of Education studiert haben. Durch den Seiteneinstieg und die Arbeit als Lehrer wirst du auch die praxisrelevanten Anteile der Fachdidaktiken und von Pädagogik/Psychologie kennen. Ich könnte mir da gut einige Stunden als LfbA vorstellen, allerdings eben im Bereich der Fachdidaktik. Für dich würde das wohl finanziell auf +/- null hinauslaufen, aber eben etwas Abwechslung ins Berufsleben bringen.


    Für eine wissenschaftliche Karriere sind ja dauerhaft nur Professuren und Stellen als Akademischer Rat interessant. Nur, dazu solltest du neben der Promotion bereits so Einiges an Veröffentlichungen, Tagungsbeiträgen, universitäre Lehrerfahrung etc. mitbringen und noch nicht 40 sein. Das ist jedenfalls das, was ich in meinem Umfeld so miterlebe (da ist es eher so, dass die Leute mit Mitte/Ende 30 der Wissenschaft den Rücken kehren).


    Danke dir. Ich denke, das, was du schreibst, ist realistisch. Also werde ich mich mal in Fachdidaktik-Philosophie-Uniseminare setzen und lauschen, was die da so erzählen ... hoffentlich ist das nicht nur pädagogisches Gelaber.


    Sei mir nicht böse, aber damit machst du dich genau zum Teil des Problems, an dem du gerade haderst.
    Solange es (zum Teil hochqualifizierte) Kollegen gibt, die sich deartig "unter Wert" verkaufen, und zwar sowohl in Bezug auf Bezahlung als auch in Bezug auf Arbeitsbedingungen, gibt es bildungspolitisch ja gar keine Veranlassung, attraktivere Stellen in Form von Abordnungen oder unbefristeten Mitarbeiterstellen zu schaffen.
    Zudem werden diese Lehraufträge häufig ohne weitere "Qualitätskontrollen" in Form von Bewerbungen etc. verteilt. Die Arbeit der Lehrbeauftragten wird auch nicht weiter kontrolliert. So zumindest meine Erfahrung. Das kann langfristig nicht gut für die Qualität der Lehre sein.
    (Ich bin nicht für übermäßige Kontrolle, aber ich habe es wirklich schon erlebt, dass Leute einen Lehrauftrag bekommen haben, nur indem sie am Lehrstuhl angerufen haben. Sie haben dann ein Thema und eine Kurzbeschreibung eingereicht und am Ende des Semesters eine Liste mit den Namen der Studenten, die einen Schein bekommen. Das fand ich schon sehr krass!)


    Ich gebe dir ja völlig recht, man sollte diese prekären Arbeitsbedingungen nicht auch noch unterstützen. Aber solange sie da sind, möchte ich auch nicht darauf verzichten, mir einen Lehrauftrag an Land zu ziehen. Und ein bisschen mehr drauf als gar nichts habe ich sehr wohl in meinem Fach Philosophie, das ich ja auch in Sek II unterrichte. An der Ausbeutung ohne finanziell gerechte Entlohnung im universitären und sonstigen Bildungsbereich (ich weiß sehr gut, wovon du sprichst !) etwas zu ändern, ist in erster Linie Sache der Politik und nicht meine.

    Vielen Dank für die vielen, sehr realistischen und qualifizierten Antworten von euch ! :)


    Natürlich ist mir auch bewusst, dass die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen befristet sind und dass man es beileibe sehr sehr schwer hat, von außen sozusagen freien Falles in der Uni zu ankern.


    Allerdings habe ich inzwischen gelernt, dem Satz "DAS GEHT NICHT" zu misstrauen. Hätte ich als 50 jährige Frau auf diesen Satz gehört, hätte ich nie mein Staatsexamen gemacht und wäre auch nicht im Schuldienst gelandet. ich habe inzwischen im Leben gelernt, dass es auch Seitenwege gibt und das vieles möglich ist, wenn man es nur unbedingt will.


    Aber o.k., eure Einwände, sind ja faktisch alle richtig: Prekariat an der Uni, hauptsächlich befristete Mitarbeiterstellen, Stallgeruch und Publikationen müssen sein, ich weiß ich weiß und am besten noch den Protegé im Schlepptau in Gestalt eines hochrangigsten Profs. Und für Frauen, vor allem meines Alters, sieht die Lage gleich nochmal viel düsterer aus - sowieso. Ich weiß das alles ...:)


    Wenn ich recht sondiere, bleiben aber dennoch zwei Optionen:


    1. Doch in den Apfel der Fachdidaktik beißen, sprich: versuchen, in der Fachdidaktik Philosophie zu landen nach abgeschlossener Promotion. Geht dies nur über die Abordnung ? Hierzu bräuchte ich noch mehr Infos. Wieso ist eine Abordnung auf Jahre befristet und nicht unbefristet ??? Wo sind diese Stellen ausgeschrieben ?


    2. Einfach Uniluft schnuppern, indem man befristete Lehraufträge neben dem Schuldienst macht und die schlechte Bezahlung in Kauf nimmt (dafür sieht man aber außer den schlafmützigen Studis vielleicht mal ein paar geistreichere Gestalten als die zwar netten, aber doch sehr verbiederten Lehrer an der Schule, gell :)



    Eins von beiden werde ich mal anvisieren. Möglicherweise reicht es mir auch wirklich, nach der Promotion einfach Lehraufträge zu geben. Eine Kollegin hat dies im Bereich DaF gemacht, was ich auch könnte, da ich 20 Jahre als DaF-Dozentin in Berlin gearbeitet habe, Goetheinstitut u,a,
    Mich reizt aber die Philosophie. Viele Grüße an alle ! :)

    [quote='Mikael','index.php?page=Thread&postID=363004#post363004']An jede Schule (auch Grundschule) und an jede Kita eine hauptamtliche Genderbeauftragte und einen hauptamtlichen Kulturbeauftragten. Natürlich amtsangemessen besoldet (A15) und mit eigenem Büro. Natürlich kostenneutral von den einzelnen Schulen / Kitas selbst per Stellenumschichtung zu finanzieren. Das wäre ein erster Schritt gegen das "akademische Prekariat".


    Ich stimme dir vollkommen zu, zumal ich Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen bin ! Und das akademische Prekariat kenne ich zur Genüge 30 Jahre in Berlin, von wo ich komme. :)
    Das meine ich ernst. Grüße ! :)

    Fachlich kannst du gut höher qualifiziert sein als die Kollegen, die auf Staatsexamen/Master of Education studiert haben. Durch den Seiteneinstieg und die Arbeit als Lehrer wirst du auch die praxisrelevanten Anteile der Fachdidaktiken und von Pädagogik/Psychologie kennen. Ich könnte mir da gut einige Stunden als LfbA vorstellen, allerdings eben im Bereich der Fachdidaktik. Für dich würde das wohl finanziell auf +/- null hinauslaufen, aber eben etwas Abwechslung ins Berufsleben bringen.


    Für eine wissenschaftliche Karriere sind ja dauerhaft nur Professuren und Stellen als Akademischer Rat interessant. Nur, dazu solltest du neben der Promotion bereits so Einiges an Veröffentlichungen, Tagungsbeiträgen, universitäre Lehrerfahrung etc. mitbringen und noch nicht 40 sein. Das ist jedenfalls das, was ich in meinem Umfeld so miterlebe (da ist es eher so, dass die Leute mit Mitte/Ende 30 der Wissenschaft den Rücken kehren).



    Die zwiete Option, die du nennst, macht mich ja richtig glücklich. Also könnte man doch als wiss. Mitarbeiter an der Uni einsteigen oder gar als Privatdozent ? Bei gleichem Gehalt wie als fest angestellter Lehrer ? Sind diese Mitarbeiterstellen immer befristet oder auch unbefristet ? Fragen über Fragen .... Wie funktioniert denn genau so eine Abordnung ? Könnte das auch klappen, wenn mein Dissertationsthema einen Bereich abdeckt, den die Uni dringend braucht ? Und der aber nix mit Fachdidaktik zu tun hat ? Diese olle Fachdidaktik ist so einschränkend, als ob man als Lehrer nur so was könnte ... Danke für die gute Antwort ! LG !


    Fachlich kannst du gut höher qualifiziert sein als die Kollegen, die auf Staatsexamen/Master of Education studiert haben. Durch den Seiteneinstieg und die Arbeit als Lehrer wirst du auch die praxisrelevanten Anteile der Fachdidaktiken und von Pädagogik/Psychologie kennen. Ich könnte mir da gut einige Stunden als LfbA vorstellen, allerdings eben im Bereich der Fachdidaktik. Für dich würde das wohl finanziell auf +/- null hinauslaufen, aber eben etwas Abwechslung ins Berufsleben bringen.


    Für eine wissenschaftliche Karriere sind ja dauerhaft nur Professuren und Stellen als Akademischer Rat interessant. Nur, dazu solltest du neben der Promotion bereits so Einiges an Veröffentlichungen, Tagungsbeiträgen, universitäre Lehrerfahrung etc. mitbringen und noch nicht 40 sein. Das ist jedenfalls das, was ich in meinem Umfeld so miterlebe (da ist es eher so, dass die Leute mit Mitte/Ende 30 der Wissenschaft den Rücken kehren).


    Danke für die hilfreiche Antwort. Das Problem ist, dass ich gar nicht so große Lust auf Fachdidaktik habe, ich würde im Bereich Philosophie lieber inhaltlich arbeiten ohne dieses Pädagogik-Gedöns. Muss man, wenn man Fachdidaktik an der Uni gibt, sich eigentlich nur mit der pädagogischen Vermittlung beschäftigen oder kann man beides machen: Inhalt und Pädagogik ? Wenn ich recht verstehe, gibt es wohl einen Unterschied zwischen Fachleiter (das sind die, die die Referendare an Studienseminaren betreuen und UBs abnehmen) und Fachdidaktik-Lehrenden, ist das richtig ? Was ist eigentlich LfbA (bin ganz doof) ? Und was macht man eigentlich als "Akademischer Rat" ? Ich habe noch nichts publiziert, habe aber einen hochberühmten Doktorvater an Land gezogen (wie gesagt, bereits emeritiert, aber sein Name ist Gold). Dass Leute mit Ende 30 der Wissenschaft den Rücken kehren, scheint mir realistisch. Im Grunde suche ich nach einer Art "Seiteneinstieg" an die Uni ...:)

    Liebe Foristen,
    womöglich wird euch mein Vorhaben etwas realitätsfremd erscheinen, aber ich denke gerne ungewöhnlich ...:)


    Ich habe bereits viele Jahre in ein Promotionsprojekt investiert, bevor ich vor ein paar Jahren meinen Seiteneinstieg in den Schuldienst gemacht habe (Note 2,0). Doktorvater ist mittlerweile emeritiert und ich unterrichte Deutsch und Philosophie an einer Gesamtschule, was auch im Prinzip gut läuft. Dennoch habe ich einfach zu lange vor meinem Seiteneinstieg an meinem Promotionsprojekt gearbeitet (Diss. ist sehr weit fortgeschritten), als dass ich es einfach aufgeben möchte. Ich sehe es jetzt sozusagen als Hobby, zumal ich auch schon in fortgeschrittenem Alter bin.


    Dennoch interessiert mich, ob jemand von euch weiß, was man als promovierter Lehrer an der Uni für Stellen bekommen könnte. Kann man mit dem Staatsexamen und einer - wenn ich es hinkriege - bald fertigen, durchaus sehr anspruchsvollen philosophischen Promotion nur in der Fachdidaktik unterrichten oder könnte man z. Bsp. auch wiss. Mitarbeiter oder Privatdozent werden ? Ich habe auch einen Magister mit 1,0. Wie sieht es mit dem Gehalt und der unbefristeten Festanstellung an der Uni aus (mit beidem bin ich als Lehrer ja sehr zufrieden und will das nicht aufgeben).


    Kurzum: wie funktioniert ein eventueller Wechsel von der Schule an die Uni bei festem, möglichst gleichbleibendem Gehalt (ich bin unbefristet angestellt, aber nicht verbeamtet). Für Tipps wäre ich dankbar, ggf. auch für Treffen von Lehrern, die vorhaben, neben dem Lehrberuf zu promovieren oder die Diss. zu Ende zu bringen. Gibts so was irgendwo ??? Danke !

    Nur als Anmerkung: Ich würde mit dieser Schülerin keine Einzelgespräche führen. Wenn, dann nur im Beisein einer anderen Lehrkraft oder des Schulleiters. Du machst dich angreifbar, wenn du im Extremfall keine Zeugen vorweisen kannst, sollte sie dir "etwas anhängen wollen".
    Zudem kann ein unabhängiger Mediator mitunter sinnvoll sein.
    Imho sollten hier alle Beteiligten offiziell an einen Tisch: Du, der Schulleiter, andere Kollegen, die in der Klasse unterrichten und die Schülerin. U.U. auch ihre Eltern. Ganz offiziell mit Einladung und Protokoll.



    Hi hi, lieber Elternschreck, bin ganz deiner Meinung. Tja, eine harte Schule. Werde mir immer schön vorstellen, gefilmt zu werden, tut mir bestimmt ganz gut, um meine Emotionen im Zaum zu halten (bin nun mal ein leidenschaftlicher Typ). Und deinen letzten Tipp, die anderen Schüler besonders zu loben und die Problemschülerinnen zu isolieren, habe ich auch schon ausprobiert - mit vollem Erfolg ! Die 4 bösen Schnepfen (außer der Mobberin natürlich, die aber immerhin im Unterricht normal mitmachte) guckten ganz kariert und zeigten mir brav ihre Hefte vor, lechzend nach der Anerkennung der Lehrerin. DAS hat wirklich funktioniert ! Du scheinst Erfahrung zu haben ... 8) :wink_1:

    Klar muss die Schülerin durch die Schule gemaßregelt werden, auch verstanden und gefördert. Und du solltest dich da als Profí verstehen - nicht als irgendein persönliches Gegenüber. Ihre Aggressionen sind mit Sicherheit auch eine Projektion und haben herzlich wenig mit dir zu
    Nur als Anmerkung: Ich würde mit dieser Schülerin keine Einzelgespräche führen. Wenn, dann nur im Beisein einer anderen Lehrkraft oder des Schulleiters. Du machst dich angreifbar, wenn du im Extremfall keine Zeugen vorweisen kannst, sollte sie dir "etwas anhängen wollen".
    Zudem kann ein unabhängiger Mediator mitunter sinnvoll sein.
    Imho sollten hier alle Beteiligten offiziell an einen Tisch: Du, der Schulleiter, andere Kollegen, die in der Klasse unterrichten und die Schülerin. U.U. auch ihre Eltern. Ganz offiziell mit Einladung und Protokoll.[/quote]


    Danke für den Tipp, den ich längst beherzige. Nach dem ersten Einzelgespräch habe ich sofort verstanden, dass das völlig sinnlos ist. Es hat inzwischen ein weiteres Gespräch mit besagter Schülerin, der Stufenleitung, dem Co-Klassenlehrer und mir stattgefunden.
    selb stverstänldich in Zukunft nur mit Zeugen. Das sollte man auch bei diversen Elterngesprächen so handhaben. Mit Eltern habe ich allerdings komischerweise nie Probleme :)

    du musst dir nichts bieten lassen, sondern solltest distanziert und sachlich und angemessen mit den schulüblichen sanktionen reagieren. und vor allem solltest du das nicht persönlich nehmen. das kind reagiert vermutlich nur auf deine rolle, nicht auf dich als person. falls es doch um dich als person geht (und nur dann wäre es eventuell "mobbing"), dann müsste ein machtungleichgewicht zwischen euch herrschen, bei dem die schülerin alle anderen zumindest so weit bringt, dass sie nichts mehr gegen das mobben unternehmen/still halten - "alle anderen" meint schulleitung, kollegen, eltern, mitschüler - während sie dich weiter gezielt und "fies" fertig macht (so ist "mobbing" nun mal definiert). das kann sie nur, wenn du dir das gefallen lässt, weil du in einer sowohl institutionell (du bist ihre lehrerin!!), als auch menschlich (du bist erwachsen, sie ist gerade mal 17!) überlegenen position bist. diese verlässt du nur, wenn du das zulässt. das ist kein vorwurf an dich, sondern mehr ein appell, dir deiner (macht-!)position mehr bewusst zu werden und diese überlegt und gezielt und angemessen (nicht aus rache oder aus persönlichen motiven oder wie auch immer) im rahmen deiner beruflichen aufgaben einzusetzen. sanktionier das kind, wenn es stress macht, ansonsten behandeln wie alle anderen auch, und fertig. was das kind über dich herumerzählt oder so ist doch völlig egal. und die schulleitung wird hoffentlich nicht ständig zeit haben, mit einem empörten kind zu sprechen, das zweimal die woche angerannt kommt, weil "frau c.b. hat schon wieder einen fehler gemacht!". lass sie doch hinrennen. stress dich nicht so wegen einer schülerin. es ist wirklich nur eine schülerin, und wenn sie sich völlig daneben verhält, hast du alle möglichen mittel, das zu dokumentieren und vor allem zu sanktionieren. was genau macht sie denn? was erzählt sie der schulleitung? inwiefern deckt dich die schulleitung oder andere gruppenmitglieder im mobbing-gefüge (eltern, kollegen, mitschüler des mädchens) dich nicht? nur so kann die jugendliche ja überhaupt ein macht-ungleichgewicht dir gegenüber aufbauen.


    Natürlich muss man sich als Lehrer nicht immer den Schuh anziehen, für jedes Verhalten verantwortlich zu sein - so ist das (so hatte ich es zumindest) nicht gemeint. Und selbststverständlich gibt es auch Schüler mit einer psychischen Disposition, die sich über unterrichtliches und pädagogisches Verhalten nicht steuern lässt.


    Mein Tipp ging auch eher in die Richtung, DICH nicht provozieren zu lassen, damit DU gesund aus dem Konflikt (der nicht der letzte sein wird im Lehrerleben) herausgehst. Wenn man eine Schülerin - ob psychisch erkrankt oder irgendwie anders gestört - so unter die Haut lässt, nimmt einen das selber viel zu sehr mit, als es der Beruf auf Dauer zulässt. Wie Ärzte und Psychologen, die auch einigem an Frust/Aggression/etc begenen, kann man - entgegen dem Lehrermythos - die Schüler nicht weiter an sich ran lassen als mit der professionellen Empathie und dem Respekt, der ihnen aus dem Verhältnis, das die Institution vorgibt, zusteht. Liebe ist nicht drin. Hass und Wut auch nicht - das zehrt, verzerrt, macht objektive Entscheidungen unmöglich und reibt einen auf Dauer auf.


    Klar muss die Schülerin durch die Schule gemaßregelt werden, auch verstanden und gefördert. Und du solltest dich da als Profí verstehen - nicht als irgendein persönliches Gegenüber. Ihre Aggressionen sind mit Sicherheit auch eine Projektion und haben herzlich wenig mit dir zu tun - vielleicht erinnerst du sie an irgendjemanden, vielleicht bist du so, wie sie einen Elternteil gerne gehabt hätt, vielleicht bist du NICHT so, wie sie ... was weiß denn ich. Es macht keinen Sinn, sich da als ganzer Mensch hineinziehen zu lassen. Du bist nicht ihre Mama/Schwester/...
    Du solltest sie also folglich nicht "mit nach Hause nehmen" und - wenn du deinen Teil für den Tag getan hast - solltest du sie "in der Schule lassen". Ist nicht immer einfach, ist aber der einzige Weg, in dem Job nicht völlig plemplem zu werden. Und den Schülern gerecht zu werden.


    Natürlich muss man sich als Lehrer nicht immer den Schuh anziehen, für jedes Verhalten verantwortlich zu sein - so ist das (so hatte ich es zumindest) nicht gemeint. Und selbststverständlich gibt es auch Schüler mit einer psychischen Disposition, die sich über unterrichtliches und pädagogisches Verhalten nicht steuern lässt.Mein Tipp ging auch eher in die Richtung, DICH nicht provozieren zu lassen, damit DU gesund aus dem Konflikt (der nicht der letzte sein wird im Lehrerleben) herausgehst. Wenn man eine Schülerin - ob psychisch erkrankt oder irgendwie anders gestört - so unter die Haut lässt, nimmt einen das selber viel zu sehr mit, als es der Beruf auf Dauer zulässt. Wie Ärzte und Psychologen, die auch einigem an Frust/Aggression/etc begenen, kann man - entgegen dem Lehrermythos - die Schüler nicht weiter an sich ran lassen als mit der professionellen Empathie und dem Respekt, der ihnen aus dem Verhältnis, das die Institution vorgibt, zusteht. Liebe ist nicht drin. Hass und Wut auch nicht - das zehrt, verzerrt, macht objektive Entscheidungen unmöglich und reibt einen auf Dauer auf.Klar muss die Schülerin durch die Schule gemaßregelt werden, auch verstanden und gefördert. Und du solltest dich da als Profí verstehen - nicht als irgendein persönliches Gegenüber. Ihre Aggressionen sind mit Sicherheit auch eine Projektion und haben herzlich wenig mit dir zu tun - vielleicht erinnerst du sie an irgendjemanden, vielleicht bist du so, wie sie einen Elternteil gerne gehabt hätt, vielleicht bist du NICHT so, wie sie ... was weiß denn ich. Es macht keinen Sinn, sich da als ganzer Mensch hineinziehen zu lassen. Du bist nicht ihre Mama/Schwester/...Du solltest sie also folglich nicht "mit nach Hause nehmen" und - wenn du deinen Teil für den Tag getan hast - solltest du sie "in der Schule lassen". Ist nicht immer einfach, ist aber der einzige Weg, in dem Job nicht völlig plemplem zu werden. Und den Schülern gerecht zu werden.


    Natürlich muss man sich als Lehrer nicht immer den Schuh anziehen, für jedes Verhalten verantwortlich zu sein - so ist das (so hatte ich es zumindest) nicht gemeint. Und selbststverständlich gibt es auch Schüler mit einer psychischen Disposition, die sich über unterrichtliches und pädagogisches Verhalten nicht steuern lässt.Mein Tipp ging auch eher in die Richtung, DICH nicht provozieren zu lassen, damit DU gesund aus dem Konflikt (der nicht der letzte sein wird im Lehrerleben) herausgehst. Wenn man eine Schülerin - ob psychisch erkrankt oder irgendwie anders gestört - so unter die Haut lässt, nimmt einen das selber viel zu sehr mit, als es der Beruf auf Dauer zulässt. Wie Ärzte und Psychologen, die auch einigem an Frust/Aggression/etc begenen, kann man - entgegen dem Lehrermythos - die Schüler nicht weiter an sich ran lassen als mit der professionellen Empathie und dem Respekt, der ihnen aus dem Verhältnis, das die Institution vorgibt, zusteht. Liebe ist nicht drin. Hass und Wut auch nicht - das zehrt, verzerrt, macht objektive Entscheidungen unmöglich und reibt einen auf Dauer auf.Klar muss die Schülerin durch die Schule gemaßregelt werden, auch verstanden und gefördert. Und du solltest dich da als Profí verstehen - nicht als irgendein persönliches Gegenüber. Ihre Aggressionen sind mit Sicherheit auch eine Projektion und haben herzlich wenig mit dir zu tun - vielleicht erinnerst du sie an irgendjemanden, vielleicht bist du so, wie sie einen Elternteil gerne gehabt hätt, vielleicht bist du NICHT so, wie sie ... was weiß denn ich. Es macht keinen Sinn, sich da als ganzer Mensch hineinziehen zu lassen. Du bist nicht ihre Mama/Schwester/...Du solltest sie also folglich nicht "mit nach Hause nehmen" und - wenn du deinen Teil für den Tag getan hast - solltest du sie "in der Schule lassen". Ist nicht immer einfach, ist aber der einzige Weg, in dem Job nicht völlig plemplem zu werden. Und den Schülern gerecht zu werden.


    Lie be Meike, danke, damit hast du natürlich völlig recht. Aber ich konnte in diesem speziellen Fall meinen Schock nicht so gut wegpacken, dass ein Mädchen, die vorher ganz anders war, sich plötzlich so eiskalt und krank verhält. Es gibt unter der Professionalität, die die Lehrerrolle ist und regelt (und die natürlich im Vordergrund stehen sollte), doch immer auch eine rein menschliche Beziehung oder nicht ? Mein Erschrecken, was plötzlich mit dieser Schülerin los ist, ist echt. Aber du hast recht, man geht am Stock, wenn man das alles so nah an sich ranlässt. Diese ganze sache hat mich enorm viel Kraft gekostet, zu viel Kraft. Ich lasse jetzt auch los. Danke !

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