Beiträge von Plattenspieler

    Ich würde eigentlich immer eher ein offeneres Konzept bevorzugen.

    Sehe ich auch so. Gerade beim Schriftspracherwerb, wo die Schüler ja mitunter extrem verschiedene Lernvoraussetzungen mitbringen, ist das klassenweise vorgehen von Buchstabe zu Buchstabe für Schüler und Lehrer doch unglaublich zäh.

    Im Grunde ist mir schon das Wort "Buchstabeneinführung" zuwider. Ich sehe keine Notwendigkeit, dass alle Buchstaben eingeführt werden. Die Schüler müssen sich alle Buchstaben aneignen oder erwerben, aber sind dabei doch unterschiedlich schnell und gehen unterschiedliche Wege.

    Als Angebot, wie von Cambria dargestellt, kann ich mir einen "Buchstaben der Woche" (analog zum Wort der Woche!) aber durchaus vorstellen, so dass jede Woche ein spezieller Buchstabe besonders präsent ist (ohne dass er eingeführt werden müsste).


    Bei Variante A wäre zu berücksichtigen, dass "die Starken, Mittleren und Schwachen" sich dann ausschließlich auf die Feinmotorik beziehen würde.

    Genau, und das ist ja in dem Kontext erst einmal nachrangig. Wichtig ist, dass die Schüler eine Verbindung zwischen einem Buchstaben und dem entsprechenden Laut/den entsprechenden Lauten herstellen können und die Laute in Wörtern "hören" können.

    Auf jeden Fall solltest du einen Antrag auf die Festellung von sonderpädagogischem Förderbedarf (wie auch immer das in deinem Bundesland genau heißt) stellen.

    Erst mit dieser Feststellung ist eine Sonderbeschulung überhaupt möglich, und auch wenn diese nicht stattfindet, bekommst du zumindest professionelle Unterstützung (wenn auch vermutlich nicht viel). Evtl. kann der Sonderpädagoge in seinem Gutachten ja auch erwähnen, dass er eine Schulbegleitung und/oder weitere sozialpädagogische Maßnahmen für sinnvoll hält; das kann manchmal auch hilfreich sein.

    Auch ich würde mich zumindest bei Kindern mit Schwierigkeiten auf eine Strategie begrenzen. Ich habe es häufig bei Kindern erlebt, dass sie die Varianten sonst vermischen und zu sehr abenteuerlichen Ergebnissen kommen.
    Wenn eine Möglichkeit (wirklich) sicher beherrscht wird, kann man sich überlegen, ob es Sinn ergeben würde, noch die andere Strategie zu erklären. Aber auch dann nicht zwingend, denn wenn die Kinder über ein mathematisches Verständnis verfügen, entwickeln sie teilweise selbst für sich geschickte Methoden. Wichtig ist, dass er die mathematische Operation des Subtrahierens versteht und nicht nur mechanisch ein Verfahren anwendet.


    bei einer fortbildung zum thema "elterngespräche" sprach die dozentin häufig von adressen, die man den eltern in bestimmten fällen anbieten sollte (bevor man z.B. selber diagnostiziert... .

    Das verstehe ich nicht. Ich weiß ja nicht, wie es anderswo ist, aber wir haben eine umfangreiche und fundierte Ausbildung in Diagnostik. Wir schreiben unter anderem ein ausführliches diagnostisches Gutachten über ein Kind als Staatsexamensleistung. Sollte ich dann nicht erst einmal meine eigenen diagnostischen Kompetenzen einsetzen und erst, wenn ich selbst nicht mehr weiterkomme, auf außerschulische "Experten" verweisen?

    Wie alt ist das Kind denn? In welchen Symptomen und welchem Ausmaß zeigt sich das Stottern?

    Auch wenn du dich da sicher schon informiert hast und Tips von der Logopädin bekommst, möchte ich dir noch folgende Seite empfehlen, auf der wichtige Hinweise gut zusammengefasst sind: http://www.sprachheilpaedagogik.de/stottern/stott…ern/lehrer.html

    Weißt du, nach welchem therapeutischen Ansatz die Logopädin vorgeht? Auch das kann hilfreich sein für die Unterrichtsgestaltung!

    Wenn die Kinder aus deiner Klasse das Kind nicht "hänseln" und das Stottern da kein größeres Thema ist, würde ich wahrscheinlich eher keine Einheit zu "anders sein" extra durchführen. Zumindest nicht, ohne das betreffende Kind vorher gefragt zu haben, ob es das möchte, denn auch wenn man das natürlich allgemeiner behandelt, dass alle/manche etwas anders sind etc., merken die Kinder in der Regel doch, worum es geht.

    Die Kinder aus anderen Klassen sind natürlich ein anderes Problem. Wenn sie ihn nur darauf "ansprechen", also fragen, warum er das macht etc., dann würde ich mir mit dem Schüler zusammen überlegen, wie er darauf reagiert und antwortet (evtl. auch in Zusammenarbeit mit der Logopädin). Das ist ja durchaus eine legitime Frage und nichts verwerfliches.
    Beim "Hänseln" ist es natürlich schwieriger. Hast du mal mit den Lehrern der entsprechenden Klassen geredet?

    Wie sehen denn die sprachlichen Fähigkeiten des Jungen generell aus? Nicht zwangsläufig, aber öfters ist Stottern verbunden mit generellen sprachlichen Schwierigkeiten und Unsicherheiten. Eventuell könntest du dich für weitere Beratung auch im Rahmen der Kooperation an eine Schule für Sprachbehinderte wenden. Die Lehrer dort (sonderpädagogischer Dienst) haben in der Regel Erfahrungen damit.

    Materialien in der Klasse sind auch kein Allheilmittel. Der Lehrer ist immer Bindeglied zwischen Kind und "Welt". Ich würde mir die besagten Kinder mal zum Gespräch aus der Klasse rausnehmen und authentisch sagen: "Ich muss jetzt mal mit euch reden. Mir ist aufgefallen, dass ihr irgendwie zu nichts (wirklich nichts? oder zu was nicht) Lust habt. Egal, was ich versuche, euch anzubieten, ihr wollt es nicht. Und das macht mich traurig. Ich möchte gern mit euch allen zusammen arbeiten, was Neues lernen. (...)

    Kinder haben ein ganz feines Gespür für authentische Gespräche. Und nicht sofort eine Reaktion erwarten. Inspirieren, einladen und ermutigen. Und das immer wieder. Dass 6jährige auf nichts Lust haben ist nicht normal. Was haben sie vorher erlebt? Was hat ihre eigene Motivation genommen? Verweigern ist ein Machtmittel, wenn man anders nicht weiter kommt.

    Das klingt für mich weniger nach Authentizität als vielmehr nach emotionaler Erpressung. Emotionale Erpressung ist auch ein Machtmittel.

    Ich spreche jetzt mal für die Grundschulen und da ist das schon gern gesehen bzw. in Ausschreibungstexten oft gewünscht oder sogar gefordert.
    In NRW gibt es Schulen, die Auffangklassen haben (in die die Kinder gehen, die kaum Deutsch sprechen). Dafür ist das DaF-Zertifikat schon sinnvoll und an meiner letzten Schule gab es zum Beispiel auch speziell Förderunterricht Deutsch für Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und die einfach (noch) nicht so gut Deutsch sprechen.


    Na ja, dafür braucht man eher jemanden, der sich mit DaZ auskennt, als jemanden, der sich mit DaF auskennt. Das ist ja durchaus ein Unterschied.

    Zitat

    Wie Einer von den beiden hat nämlich nebenher auch noch einen so starken Aussprachefehler, dass die Arbeit mit der Anlauttabelle eigentlich nur mit Hilfe funktioniert.

    Was für eine Aussprachstörung konkret hat er denn? Er erhält diesbezüglich doch hoffentlich (schulisch) Förderung? Wie wird denn in dieser vorgegangen und zeigen sich da Fortschritte?


    Zitat

    Ein Kind hat einen Aussprachefehler? Klar- dann hört sie die Laute nicht raus.

    Diese Notwendigkeit ("klar") musst du mir erklären. Kinder mit rein phonetischer (Artikulations-)Störung haben meines Wissens und meiner Erfahrung nach in der Regel keine spezifischen Probleme im Schriftspracherwerb. Bei Kindern mit phonologischen Störungen muss genauer geschaut werden, welche Prozesse vorkommen und wie die rezeptive Ebene aussieht. Prinzipiell ist Schrift bei phonologischen Störungen sogar eine sehr gute Hilfe, die mündlichen Schwierigkeiten zu überwinden, wenn sie gezielt eingesetzt wird (vgl. meine obige Frage).

    Lieber Timm,

    bitte nimm nicht alles so persönlich. Und bitte geh im Gegenzug nicht mich persönlich an, indem du mir Naivität etc. unterstellst.

    Dass Noten (in unserem System) generell eine relativ subjektive Sache sind, ist keine Frage; hier gehe ich mit dir 100 % konform. Im Forum habe ich mich sogar mehrmals zu der Position bekannt, dass ich aus diesem Grund dafür wäre, Noten ganz abzuschaffen. Aber das ist ein anderes Thema.

    Weswegen ich so vehement widersprochen habe, ist, dass ich es haltlos und höchst gefährlich finde, wenn Lehrer derart abstreiten, dass in der Schule sozial benachteiligte Schüler systematisch weiter benachteiligt würden.

    Das dann nur auf eigene Erfahrungen oder Stammtischkausalitäten zu gründen widerspricht dann doch dem professionell-wissenschaftlichen Standard, nach dem Lehrer ausgebildet und gemäß dem sie in ihrer Berufsausübung auftreten sollten.
    Es ist aber die typische Herangehensweise, wie sie auch andere Forenteilnehmer öfter an den Tag legen: Die Pädagogik wird als unwissenschaftlich und ideologisch bezeichnet; wenn dann doch empirische Ergebnisse aus pädagogischen Forschungen vorliegen, so werden diese auch als nicht aussagekräftig dargestellt.

    Klar, ein kritischer Blick ist wichtig - keine Frage.

    Gerade deshalb ein paar Anmerkungen:
    Mit welcher Methodik und auf Basis welcher Quellenlage die (namhaften) Autoren vorgegangen sind, kann man über den Link relativ einfach herausbekommen.
    Des Weiteren kenne ich einige Studien, die sehr ähnliche Ergebnisse liefern und teilweise noch drastischere Schlussfolgerungen ziehen. Diesen Text habe ich herausgesucht, weil er einige Erkenntnisse, die meinem Wissensstand zufolge weitgehend Konsens sind, sehr schön auf den Punkt bringt.
    Im Gegenzug ist mir keine einzige Untersuchung bekannt, die das Gegenteil belegen würde: Dass Herkunft und sozialer Stand keinen oder nur geringen Einfluss auf unseren Bildungsweg haben, wie du es darzustellen versuchst. Kannst du mir hierfür eine Studie nennen?

    Aber klar, das ist alles nur von der GEW initiiert und den bösen Linksideologen forciert ... :rolleyes:

    Ich möchte nicht ewig offtopic schreiben (meinetwegen kann man die ganze Diskussion auch wieder auslagern), aber ich werde nicht aufhören, zu bestimmten Äußerungen Gegenpositionen einzubringen, denn die Diskussion, soziale Benachteiligung münde nicht in schulische Benachteiligung, wird auf dem Rücken der sozial benachteiligten Schüler ausgetragen und führt damit zu einer noch größeren Benachteiligung und Stigmatisierung dieser, wenn ihnen indirekt vorgehalten wird, ihre Herkunft sei "keine Ausrede" und aufs Gymnasium könne ja jeder ...


    "Das Gymnasium ist vor allem die Schulform für sozioökonomisch und soziokulturell priviligierte Schüler"

    Halte ich für ausgemachten Unfug mittlerweile. Das war mal so. Heute sieht es anders aus. Jeder kann, wenn er will.

    (...) Welche Lehrer nehmen denn das bei der Benotung unter die Lupe?


    Dein Kommentar zeugt in erster Linie von mangelnden Erfahrungen an anderen Schulformen.

    Natürlich benotet niemand absichtlich sozial schlechter gestellte Schüler schlechter.
    Gerade bei so heiklen Fragen wie der Bewertung anderer Menschen sollte man sich als professioneller Lehrer aber auch unbewusster Mechanismen bewusst sein:

    Quelle: http://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Doku…rat_Bildung.pdf , S. 51 f., Hervorhebungen von mir

    Zitat Plattenspieler :

    Nein ! 8)

    Wenn ich an meine eigene Gymnasialzeit denke, die so lange nicht zurückliegt, so muss ich sagen, dass ich dort viele Mitschüler hatte (und auch jetzt viele Kommilitonen habe), die ich definitiv nicht als "besonders lernwillig" oder "besonders leistungsfähig" bezeichnen würde. An Mitgymnasiasten aus der sozialen Unterschicht kann ich mich hingegen nicht erinnern.

    Ein anderes Bild zeigte sich mir in diversen Praktika an Grund-, Haupt- und Sonderschulen. Hier gibt es viele Kinder, die sehr gerne lernen wollen und zum Teil auch erstaunliche Leistungen zeigen. Gleichzeitig bekommen viele von ihnen wenige häusliche Unterstützung, haben geringe finanzielle Möglichkeiten und und sind schlichtweg nicht mit dem impliziten Verhaltenskodex des Bildungsbürgertums vertraut - sie haben einfach einen anderen Habitus.

    Diese Erfahrungen werden bestätigt von der empirischen Bildungsforschung, die bestätigt, dass es viele Überschneidungen in den schulischen Leistungen von Haupt-, Real- und Gymnasialschülern gibt und dass andererseits das deutsche Schulsystem vor allem sozial hoch selektiv ist.

    Der Zusammenhang zwischen Bildung und beruflichem Erfolg ist nicht mehr erkennbar in Deutschland. Wer in der Schule scheitert kommt immer noch ganz gut klar in diesem Land. Unser Sozialsystem läd viele ein sich nicht weiter anzustrengen. Denn man kommt ja auch so klar. Der Betreuer in den Familien ist nicht bezahlbar und bringt genauso wenig. Eine Not sich anzustrengen damit es die Familie bald besser hat fehlt! (Das ist das Tabuthema hier!) Kein Politiker traut sich das auszusprechen. Denn dann würde er nicht mehr gewählt. Wie will man von Kindern von Hartz4-Empfängern denen es zwar nicht gut geht aber gut genug erwarten, dass sie sich für die Schule anstrengen.

    Und wer nicht arbeitet, soll auch nichts essen ... :rolleyes: Gell, barmeliton?

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