Beiträge von Plattenspieler

    Die Frage ist ja auch, ob diese Unstimmigkeiten auch im mündlichen Sprachgebrauch auftreten? Würde der Schüler auch so sprechen, wie er da schreibt? Ansonsten ist wohl eher von einem Konzentrationsmangel, also Rechtschreibfehler, auszugehen, da er die Verschriftungsregel von /ɛ:/ als <ä> ja sicherlich kennt?!

    Ist es überhaupt unbedingt notwendig, "Grammatik"- und Orthographiefehler so streng zu unterscheiden? Bedingt und überschneidet sich doch stets gegenseitig. Der Terminus "Grammatik" ist ja auch in der Linguistik umstritten: Gibt ja durchaus einige, die darunter neben der Morphosyntax auch die Phonologie und Orthographie zählen.

    Ich möchte raindrop zustimmend applaudieren und ein paar weitere Kleinigkeiten ergänzen:


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    Ich empfinde auch den gymnasialen Unterricht als sehr stark abgesunken im Niveau. Das emfpand ich schon zu meiner Zeit so.

    ... was du natürlich toll beurteilen kannst, da du auch schon 10 Jahre zuvor den Unterricht in der entsprechenden Klassenstufe begutachtet hast (da bringt auch der Hinweis auf die Klausuren nichts; Klausuren sind wohl nicht das gleiche wie Unterricht).


    Zitat

    mal Standart war früher


    :rolleyes: Die Elite wieder einmal ...


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    Wenn das Niveau an der Grundschule niedrig gehalten wird (was es ja muss, da sonst 80% der Schüler überfordert wären)


    Nö, muss es überhaupt nicht, weil an Grundschulen viel individuell und differenziert gearbeitet wird, was vielen Lehrern (erschreckenderweise auch aktuellen Lehramtsstudenten) der Sekundarstufe immer noch ein Fremdwort zu sein scheint. Des Weiteren verweise ich - wie auch raindrop es tat - ein weiteres Mal auf das deutsche Abschneiden in den Grundschulstudien wie IGLU im Vergleich zu denen der Sekundarstufe. Das Problem scheint definitiv nicht im Primarbereich zu liegen.


    Zitat

    Wenn 80% der Schüler ein sehr niedriges Niveau haben, man aber eine Art Normalverteilung in den Klausuren erreichen soll, muss das Anspruchsniveau abgesenkt werden.

    Normalverteilung in den Klausuren?! :wacko:

    Das entspricht nun wirklich einer Leistungsbewertung von anno sonstwann. Bewertet man danach, kann man aber natürlich schlechten Unterricht gut vertuschen, weil der Schnitt ja stets gleich bleibt. Das ganze natürlich zulasten motivierter und fleißiger Schüler in guten Klassen ...


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    Eltern als Quelle des Problems


    Jo, mal wieder eine tolle Einstellung! So wird das mit der Kooperationen und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern natürlich wunderbar klappen. :rolleyes:

    Wir wollen aber nicht vergessen, dass in den letzten Jahrzehnten das Leistungsniveau in Deutschlands Schulen ganz schön herunternivelliert wurde !
    In diesem Rahmen wird dann natürlich im pädagogischen mainstream alles schöngeredet und beweihräuchert.

    Hm, bei der IGLU-Studie (4. Klasse) ist Deutschland im internationalen Vergleich relativ gut; erst bei PISA (8. Klasse) zeigen sich deutlichere Mängel. Scheint also weniger an den vier Jahren in der Primarstufe zu liegen als vielmehr an denen in der Sekundarstufe ... ?

    Außerdem glaube ich nicht, dass du, der du anscheinend nicht einmal Lehrer für Deutsch bist, so einfach aus dem Handgelenk heraus die (schrift)sprachlichen Fähigkeiten der Schüler "objektiv" bewerten kannst ...

    Da fällt mir der Fall eines Polizisten ein (ging durch die Presse). Ein Mann hat einen Jungen entführt. Die Polizei schnappt den Mann und ist in der Annahme, der Junge würde noch leben. Um diesen schnell zu finden werden dem Täter Schmerzen angedroht. Nur gedroht. Der Täter wurde verurteilt. Der Polizist aber auch. Er musste Schadensersatz an den Täter zahlen, weil er mit der Drohung gegen das Gesetz verstoßen hat. Moralisch hat er richtig gehandelt, weil er ein Kind retten wollte.


    Nun ja, ob das moralisch richtig war, bedarf aber auch noch der weiteren Diskussion. Ich zumindest bin durchaus froh, in einem Staat zu leben, in dem Folter (auch wenn sie "nur" angedroht wird :rolleyes: ) verboten ist.

    Zitat

    Es waren mit Sicherheit Laute gemeint, die das Kind dann mit der graphischen Darstellung von Buchstaben verknüpft. :rolleyes:

    Im Umgangston ist es aber einfacher, allgemein von Buchstaben zu sprechen...


    Erstens finde ich, dass wir, da wir bei den Schülern auf diese Unterscheidung Wert legen, auch auf unseren eigenen Sprachgebrauch diesbezüglich achten sollten.

    Zweitens wüsste ich nicht, was an Buchstaben einfacher sein soll - es ist weder in der lautlichen noch in der graphischen Realisierung kürzer als Laute.

    So stelle ich fest, dass einige Kinder noch in "Babysprache" sprechen, andere bestimmte Buchstaben beim Sprechen gar nicht "kennen". Z.B. "Ich krinke gern Milch." (=> trinke).


    Buchstaben sind doch graphische Einheiten - wie kann man sie sprechen?!

    Ich denke, generell muss man bei deinen Beispielen unterscheiden, wo die "Fehler" durch den Dialekt oder allgemeine sprachliche Schludrigkeit erklärt werden können (auch bedingt durch den sozialen Hintergrund) und wo eine ernsthafte Sprachentwicklungsstörung vorliegt. Hilfreich beim Rechtschreiberwerb ist sicherlich beides nicht.

    und der resultierenden Gehaltsstufe nach dem Abschluss... :thumbdown:

    Äh ... nein!?

    Grund- und Hauptschullehrer in BW bekommen A 12 - das bekommen sie deutschlandweit. Realschullehrer in BW bekommen A 13 - das bekommen sie nicht einmal in allen Ländern, manchmal nur A 12 (trotz "Uni-Studium" und längerer Regelstudienzeit). Sonderschullehrer in BW bekommen A 13, auch die bekommen das deutschlandweit.

    Wo werden hier Lehrern, die an PHen studiert haben, benachteiligt gegenüber denen von Universitäten?!

    Zitat

    Dieses Recht haben sich die PHs erst in den letzten Jahren erstritten. Die Studiendauer selbst liegt noch immer auf FH-Niveau. Und daran hängt auch die Besoldungsstufe.

    Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber das Habilitationsrecht seit 1992 und das Promotionsrecht schon eine ganze Weile länger? Also insgesamt doch schon eine beträchtliche Zeit und nicht "erst die letzten Jahre".

    Aber auch davor waren die PHen keine Fachhochschulen (im rechtlichen Sinne), sondern ein eigenständiger Hochschultypus!

    Viele scheinen ja auch gar nicht mehr zu wissen, dass es Pädagogische Hochschulen früher in allen Bundesländern gab, und dass einige Unis - inbesondere solche, die heute noch auf die Lehrämter spezialisiert sind - früher PHen waren. De facto gibt es heute nicht mehr viele Unterschiede zwischen den PHen in BW und diesen Unis ... außer dem Namen.

    Und ich habe immer noch nicht verstanden, was du damit meinst, die Studiendauer hätte FH-Niveau?! Auch an der Uni gibt es (inzwischen) Bachelorstudiengänge mit 6 Semestern - haben die dann auch FH-Niveau?! Auch bayerischen Unis studiert man Grund- oder Hauptschullehramt nur 7 Semester - FH-Niveau?! Außerdem werden die Regelstudienzeiten an den PHen ja jetzt auf 8 Semester für Grund-, Haupt- und Realschullehrer und 9 Semester für Sonderschullehrer erhöht.

    Das habe ich in der Tat nicht gewusst! Habe nicht gedacht, dass z.B. eine Schule für Sehbehinderte auch eine Form von Sonderschule ist. Hatte mit der Sonderschule immer zwangsläufig eine Lernbehinderung assoziiert. So wie eine Schule zur individuellen Lebensbewältigung für geistig behinderte Schüler ist (falls das überhaupt noch so stimmt).
    Danke für die Aufklärung, das ändert meinen Blickwinkel schon ein gutes Stück.


    Es gibt im Wesentlichen folgende Sonderschulformen, wobei sie in jedem Bundesland andere Namen tragen, die sich zudem ständig ändern (ich orientiere mich bei den Bezeichnungen weitestgehend an der - noch - aktuellen baden-württembergischen Terminologie): Schule für Blinde, Schule für Sehbehinderte, Schule für Gehörlose, Schule für Hörgeschädigte, Schule für Sprachbehinderte, Schule für Körperbehinderte, Schule für Geistigbehinderte, Schule für Lernbehinderte/Förderschule, Schule für Erziehungshilfe, Schule für Kranke in längerer Krankenhausbehandlung.

    Wobei man schon sagen muss, dass über 50% der Sonderschüler "Förderbedarf im Förderschwerpunkt Lernen" (also lernbehindert) haben. Rechnet man noch die Schüler mit "Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung" (-> Schule für Erziehungshilfe) hinzu, die sich teilweise sehr schwer von ersteren abgrenzen lassen, sind wir schon bei ungefair 2/3 der Schüler an Sonderschulen, die solche "typischen" Förderschüler darstellen (wenn man nicht, wie manch anderer, die Geistig- und Körperbehinderten als "typische Sonderschüler" sieht).

    Als Sonderschullehrer studiert man je nach Bundesland 1 - 3 Fachrichtungen vertieft (also Sprachbehindertenpädagogik, Geistigbehindertenpädagogik, Lernbehindertenpädagogik etc.), kann aber theoretisch an allen Sonderschulen sowie in integrativen Kontexten eingesetzt werden - wo eben gerade Bedarf ist. Ein anderer Schwerpunkt der Sonderpädagogik ist die Frühförderung, mit der präventiv verhindert werden soll, dass insbesondere bei Kindern aus sozial benachteiligen Familien und mit Entwicklungsverzögerungen eine Sonderbeschulung/sonderpädagogische Förderung im Schulalter überhaupt nötig wird.

    Ich hoffe, du hast wieder etwas gelernt. :)

    Im Übrigen hab ich als Grundschullehrerin einen Universitätsabschluss und plädiere auch dafür, dass das Studium für Primarlehrer an den Unis verbleibt! Unter anderem weil es ansonsten eben eine Gehaltsabstufung zur Folge haben könnte. Ich wusste allerdings nicht, dass das Studium in BaWü schon an der FH gelandet ist.

    Das Studium war in BW nie an einer Universität, sondern die Pädagogischen Hochschulen, die keine Fachhochschulen, sondern den Universitäten gleichgestellt inklusive uneingeschränktem Promotions- und Habilitationsrecht etc. pp. sind, sind erhalten geblieben! Kein Lehramtsstudium ist irgendwo in Deutschland an der FH gelandet (Ausnahmen sind vllt. gewisse Studienabschnitte mancher Berufsschullehrer, aber ganz sicher nicht das Grundschullehramt!)!

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