Mobi-Race MVV München - Erfahrungsberichte?

  • Nein, es geht nicht um Mobbing (wie man beim ersten Hören vermutet), sondern um den öffentlichen Nahverkehr. ;)


    Hier in München gibt es vom Verkehrsverbund ein Projekt, bei dem 4. und 5.Klässler lernen sollen, wie sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
    Unser Elternbeiratssprecher ist ganz heiß drauf und will, dass wir teilnehmen.
    Klar, dann kann man DIESE Aufgabe auch noch an die Schule abschieben und man muss beim Schulwechsel an die Weiterführende nicht auch noch den Schulweg üben. *grr, ich triefe heute wieder vor Sarkasmus*


    Ich sehe den Bedarf nicht - zumindest nicht so, dass wir Lehrer
    a) einen Info-Ordner durchackern sollen
    b) an einer Nachmittagsfortbildung deswegen teilnehmen müssen
    c) zwei Tage lang in der Klasse theoretisch vorarbeiten sollen
    d) Eltern hinterherrennen und beknien müssen, dass sie dann die Kleingruppen irgendwo in München begleiten sollen (am Tag der Rallye) - wenn man mal nen Ausflug macht, findet man mit Müh und Not eine Mutter die sich auf der Arbeit frei nimmt.


    Bevor ich jetzt den Zwergenaufstand wage und mich querstelle, wollte ich mal fragen ob jemand von euch mit seiner Klasse schon teilgenommen hat und von seinen Erfahrungen berichten kann.


    Ist jetzt ein sehr "regionales" Thema - aber vielleicht gibt es ja doch jemanden. ;)

  • Wir haben uns auch überlegt daran teilzunehmen, es aber wieder verworfen. Das Projekt ansich finde ich toll. Es würde auch genügen, wenn 1 Lehrer die Fortbildung macht, und auch der Vorbereitungssaufwand in der Klasse hält sich, meiner Meinung nach, in Grenzen. Der Grund es entgültig abzusagen, war das Problem mit der Aufsichtspflicht am Tag der Ralley! Du als Lehrerin bist für deine Klasse zu jeder Zeit verantwortlich (und hast durchgehgend die Aufsichtspflicht), hast die Gruppe aber ja gar nicht im Blick. Die Kinder spazieren mit Eltern oder Betreuern von Mobyrace durch München. Ich finde, da kann so viel passieren und du bekommst es gar nicht mal mit. Es muss ja nur ein Kind dabei sein, dass fest vereinbarte Regeln nicht einhält oder bewusst seine Grenzen bei einer fremden Person testet. Oder ein Elternteil ist sich der Verantwortung nicht bewusst, passt nicht so gut auf, wie du es gern hättest oder selbst tun würdest. Stell dir vor, einer geht verloren oder verletzt sich. Du bist und bleibst verantwortlich. Auch wenn eines deiner Kinder z.B. einen Schaden anrichtet. Meiner Meinung nach, ist es für uns als augebildetete Pädagogen schwer genug die Rasselbande bei Ausflügen immer im Blick zu haben. Aber wir kennen jedes einzelne Kind sehr gut. Wir wissen wann wir auf wenn genau schauen müssen und wer zu welchem Verhalten neigt. Außenstehenden können dieses Wissen gar nicht haben, da ist die Gefahr doch groß, dass etwas schief läuft. Und du wirst hinterher für alles zur Rechenschaft gezogen. Also das wäre mir zu heiß. Wenn ich mit den Kinder unterwegs bin, weiß ich wenigstens genau, welche Regeln ich wann und wie festgelegt haben und die Kinder wissen es auch (sie kennen mich ja schließlich:D ). Aber weit du welche "Ausnahmeregeln" die Eltern festlegen?


    Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen, und uns wurde auch dringend von Seiten der Schulleitung davon abgeraten teilzunehmen.


    Vielleicht kannst du diesen Aspekt ja bei deiner Schulleitung und den Eltern anbringen und argumentieren, dass du nicht bereit bist diese Verantwortung auf dich zu´nehmen, da Dinge passieren können die du nicht beeinflussen kannst. Die Verantwortung liegt bei dir, wenn etwas passiert. Nicht bei den Eltern oder deiner Schulleitung! Also sollte es auch deine Entscheidung sein, an welchen Aktivitäten außerhalb des Schulgeländes du mit deiner Klasse teilnimmst!

  • Hey Primrose,
    vielen herzlichen Dank für deine Gedanken.
    Ja - die Aufsichtspflicht war auch unser allererster Kritikpunkt.
    Wir kennen auch eine Lehrerin einer 5. Klasse (um drei Ecken), bei der lief am Rallye-Tag im Schulsekretariat das Telefon heiß - weil ständig 5.KLässler irgendwo gestrandet waren und nicht weiterwussten (die waren dann schon ohne Aufsicht unterwegs).


    Hatte heute aus einem anderen Grund Kontakt mit der Unfallkasse München und weiß jetzt: Rechtlich ist das ganze 100% abgesichert, es läuft als Schulveranstaltung,der Lehrer ist aus dem Schneider (wer weiß, was im Kleingedruckten des Vorbereitungsordners noch als Bedingungen angehängt sind... ich hab das Gefühl, ich kaufe die Katze im Sack). Die Aufsicht übernehmen an diesem Tag die Eltern --- fragt sich nur ob die sich dazu bereiterklären, wenn sie am Ende wirklich etwas unterschreiben oder nen Chaoten in ihre Gruppe aufnehmen müssen.


    WIr bekamen letzte Woche die Vorbereitungsmodalitäten hingedonnert, da stand ausdrücklich drauf, dass JEDE Lehrkraft zur FB kommen muss, deren Klasse teilnimmt.
    In wie weit man sich das noch zurecht"biegen" kann.... hm... wir diskutieren intern weiter und entscheiden nächste Woche.


    Vielleicht hat bis dahin noch jemand einen Beitrag?

  • Unsere Schule (Gym) hat bisher fünf-sechs Mal an Mobi-Race mit jeweils vier 5. Klassen teilgenommen. Der Aufwand für die Lehrer hat sich in dieser Zeit sicherlich erhöht, da anfangs der Verkehrsunterricht vollständig von green-city bzw. mvg übernommen wurde. Héute müssen die Lehrer vier Unterrichtsstunden übernehmen. Dies bereitet aber durch den sehr gut strukturierten und mit viel Material versehenen Ordner wenig Mühe und kostet auch nicht viel Vorbereitungszeit. Die für das M-R wichtigen Teile werden aber von Mitarbeitern von green-city bzw. MVG übernommen. Wir haben festgestellt, dass die Schüler mit Feuereifer dabei sind, insbesondere bei der selbständigen Routenplanung, die dann aber auch noch kontrolliert wird. Bisher mussten wir nur einen Schüler mit dem Auto abholen, weil ihm übel war. Die Telefone in der Schule liefen nie heiß, die Zahl der Anrufe mit Schülerfragen, hält sich wirklich in engen Grenzen, zumal diese Fragen von den Mitarbeitern bearbeitet werden und nicht durch die Lehrer. Das Sekretariat ist davon in keiner Weise betroffen, wenn man diesem Team eine Nebenstellennummer gibt.
    Selbstverständlich muss man bei der Zusammenstellung der Teams durch den Lehrer Vorsicht walten lassen, aber man kennt ja seine Pappenheimer.
    Es müssen sicher nicht alle Lehrer diesen einen Nachmittag opfern. Zwei Personen genügen, die dann als Multiplikator und Packesel fungieren können
    Unseren Schülern und uns hat die Veranstaltung immer Spaß gemacht und wir halten sie als Maßnahme zur Verkehrserziehung und auch bzgl des Umweltgedankens für sehr empfehlenswert.

  • khf: Danke schön.


    Wir haben die Infos jetzt mal an die Eltern ausgegeben. Voraussichtlich scheitert das Projekt daran, dass sich nicht genügend elterliche Begleiter finden.
    Dann sind wir fein raus. ;)

  • Was soll das einzelne Kind lernen?
    Selbstständig die Öffentlichen Verkehrmittel zu benutzen - damit es das auch allein kann.
    Ich glaube nicht, dass man so was dann am besten in der GRUPPE übt - sondern lieber einzeln mit einer Begleitperson simuliert.
    Gruppen zeichnen sich dadurch aus, dass man den anderen hinterherdackelt:
    Schon mal eine Gruppe beobachtet, die eine (auch belebte) Straße überquert??
    Höchstens der erste denkt nach (wenn man Glück hat als Autofahrer..) - alle anderen folgen als Herdentiere. Da denkt niemand "einzeln für sich".
    Ich zumindest würde SICHER noch einmal mit meinem Kind extra üben, bevor ich es nach einer solchen Massenveranstaltung wirklich allein fahren ließe - und was hat der Einsatz der Lehrer dann gebracht?

  • Blau: Du sprichst mir aus der Seele. Natürlich macht es mehr Sinn, wenn die Eltern mit ihrem Kind üben...bei alltäglichen Besorgungen oder eben speziell den neuen Weg zum Schulwechsel. Aber unsere Klientel gibt sowas ganz gerne ab - und der Elternbeirat profiliert sich mit solchen Projekten (initiiert - aber dann nix weiter tun müssen).


    Die Kleingruppen von 3,4 Kindern wären sicher besser als dass ein oder andere Kind völlig unvorbereitet in die U-Bahn zu schicken. Ob die jeweilige Begleitperson dann darauf achtet, dass alle mitdenken (oder am Ende eifrig den Kindern voraus eilt), das liegt nicht in der Hand des Lehrers. ;)


    Nachtrag: Bei uns testet jetzt eine Klasse das Projekt - die anderen scheiterten an der Elternbeteiligung.

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