Anwendbarkeit des Studiums

  • Hallo Ihr,


    mal wieder beschäftigt und ärgert mich eine Frage ganz besonders: Wie versetzt Ihr Euch in Eure Schüler? Ich meine, während meines Franz-, Englisch- und Deutschstudiums habe ich gelernt Bücher zu interpretieren, Online-Lehrwerke zu analysieren, etc. Aber als ich letzt vor meinem Franz-Kurs (Anfänger an der VHS) stand und mit ihnen zwei Verben konjugieren wollte (und da hatte ich schon angst, dass ich meine Stunde nicht füllen könnte), musste ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass sie noch nicht mal die Bedeutung von "konjugieren" kannten. Mit zwei Verben waren sie dann auch komplett überfordert...
    Einer Freundin von mir, die gerade im Ref ist, ging es ähnlich. Sie hat auch anfangs die Anforderungen zu hoch geschraubt.
    Geht es Euch auch so?
    Gruß,
    Sylvie
    ?(

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • ...ist mir auch schon so gegangen,ich überfordere meine Sus immer noch tendenziell, obwohl's schon besser geworden ist. Das geht auch ganz ausversehen und nebenbei, wenn man z. B. mal Stichwörter wie Diskriminierung oder Asyl nebenbei fallenlässt... die SuS in der 9 nicht klar sind! Das einzige, was da hilft, ist eigentlich die Erfahrung - zum einen generell, zum anderen stufenbezogen, und zuletzt bleibt immer noch eine Unsicherheit hinsichtlich den individuellen Voraussetzungen in einer Lerngruppe...
    Aber: keine Panik, das ist eines der geringeren Probleme, und ich glaube, man könnte dieses Einschätzungsvermögen auch kaum im Studium erlernen.
    Gruß,
    JJ

  • Hallo JJ,


    ja, stimmt schon, sowas kann man im Studium nicht unbedingt erlernen. Aber wie man seine Stunden vorbereiten und gliedern kann - sowas gehört meiner Meinung nach definitiv ins Studium, nicht erst ins Ref. Das würde vielen vieles ersparen. Oder?


    Lieber Gruß,


    Sylvie (die ihr Lehramtsstudium hingeschmissen hat und nicht weiss, ob sie es bereuen soll oder nicht) :(

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  • Hi Sylvie,
    ich bin da hin- und hergerissen: eine Vorbereitung auf die Praixs ist das Studium nicht. Und im Ref fehlt es an zeit und Möglichkeiten, alles zu machen, wasman will... andererseits soll das Studium auch wissenschaftliche Grundlagen legen, und ich gebe zu, dass ich unheimlich viel in Päda (weil man keine Scheine machen musste) einfach so als veranstaltung angegeben und tatsächlich nie besucht habe. Weil die Schule da auch noch so weit weg ist.
    Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich für mich persönlich was ändern wollte: Durch dieses so angelegte Studium bin ich auch erst an die wurzeln und hinter die Kulissen meiner Fächer gelangt, so dass ich sie überzeugend und kompetent vertreten kann. Und ich habe gelernt - das ist ja auch der Sinn und wird exemplarisch gemacht - mir eigenständig neue Themen zu erarbeiten. Insofern sehe ich da die Defizite, aber finde dieses System noch viel besser als ein verschultes, dann eher oberflächliches Lehrer-in-3-Jahren-Kursangebot...
    Naja, ein Mittelweg wäre wohl das beste...
    Gruß,
    JJ

    • Offizieller Beitrag

    Hmm...
    ich bin jetzt seit drei Jahren fertig mit dem Ref und höre immer noch nicht auf zu lernen was Stundenplanung etc angeht. Wenn auch inzwischen viel Routine da ist und ich un- (oder weniger)vorbereitete Stunden genauso gut halten kann wie vorbereitete, muss ich doch sagen, dass es zum Teil gerade an den in der Uni erlernten Fähigkeiten liegt, dass ich Stunden nicht mehr ewig und drei Tage vorbereiten muss.
    Das methodische Handwerk erlent man am besten in der Praxis und durch dauerndes Tun, das kommt also automatisch. Die Seminare, also graue Theorie, haben mir da am allerwenisgten genützt.
    Dass ich aber einen jeden Text schnell oberstufengerecht aufbereiten kann (und dazu muss ich ihn selbst erstmal perfekt verstanden haben), das spart Zeit und das habe ich in der Uni gelernt.
    Auch, dass Schüler mich eben auch mal "rundum" fragen können, nicht nur zu dem vorbereiteten Thema, das verdanke ich meiner universitären Ausbildung (und den anderthalb Jahren England).


    Nein, ich denke nicht, dass man das Studium verschulen sollte. Ich glaube auch nicht, dass methodische Trockenübungen etwas bringen (noch nicht mal im Seminar). Aber fachliche Sicherheit auf hohem Niveau ist unbezalbar: so ein Leistungskurs der hält sich nicht mit einer lauwarmen Stunde-zu-Stunde - Vorbereitung, da muss man einfach fit im Gebiet sein.


    Nee, lass das Studium mal schön kopflastig ... den braucht man auch als Lehrer noch, den Kopf.


    Gruß


    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Zitat

    so ein Leistungskurs der hält sich nicht mit einer lauwarmen Stunde-zu-Stunde - Vorbereitung


    Urks... bei dem Gedanken daran, auch wenn ich mich fachlich eigentlich fit fühle, wird mir doch ganz anders... naja, ihr werdet mein Klagelied dann hier nachlesen können!
    8)
    JJ

  • hallo sylvie!


    eine ähnlich gelagerte frage wie die deine haben wir schon mal im bereich studium diskutiert (wo deine frage vielleicht auch gut aufgehoben wäre? ich verschieb sie mal später bei gelegenheit, wenn nicht mehr so heiß diskutiert wird.):


    http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100985258693


    vielleicht findest du da noch den einen oder anderen hinweis über sinn und unsinn des Unistudiums im Hinblick auf das Lehramt.


    gruß, ph.

  • ups! Ja, ok.... Mach mal... Wollte eigentlich gar nicht so sehr Über Sinn und Unsinn des Studiums reden, sondern vielmehr darüber, wie man sich in seine Schülerinnen und Schüler versetzt... Die dadurch entstandene Diskussion fand ich aber sehr lehrreich. Ich kenne halt nur unzufriedene Studenten. Deshalb finde ich es sehr aufbauend von "Fertigen" zu hören, dass alles doch so seinen Sinn hat. Mich persönlich motiviert das schon...
    Also dann...ich muss das Forum noch besser durchforsten, dann passieren mir auch nicht mehr so dumme Sachen.
    Viele Grüße und danke an alle für die guten Antworten...
    Sylvie :)

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • Zitat


    Also dann...ich muss das Forum noch besser durchforsten, dann passieren mir auch nicht mehr so dumme Sachen.


    ups, nee nee, sylvie... das war jetzt von mir gar nicht als kritik gemeint, sondern nur als zusätzliche info. du hast ja auch eine etwas anders gelagerte frage gestellt.


    sorry, wenn das irgendwie als mahnung rüberkam. ich hab mich halt nur an den alten thread erinnert.


    gruß, ph. (der ja gar nicht so ist.... ;) )

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

  • Hallo Sylvie,


    wahrscheinlich gehört deine Frage zu denen, die immer wieder auftauchen müssen, denn "Dein Schüler, das geheimnisvolle Wesen" hält uns vermutlich alle beschäftigt. Musste schon öfter mit Bestürzung erleben, wie eine wunderbare Stunde meilenweit über die Köpfe der SuS hinwegfegte, hilflos an der Klassenwand aufklatschte und dann die wenigen verwertbaren Scherben in panischer Improvisation vom Boden geklaubt werden mussten. Bei meinen 11ern hat's bis zu den Herbstferien gedauert, bis ich "ihr Niveau" gefunden hatte, bei den 7ern bin ich mir da heut noch nicht sicher. Und trotz öfterer "Daumenwahl" (Daumen hoch - Daumen runter, wie denn wohl die Stunde gefallen hat), Nachprockeln, Email-zur-Verfügung-Stellen und eigentlich gutem Verhältnis zu den SuS kommen da auch nur kryptische Infos. Das hält den Job spannend...


    Trotzdem: Das Studium kann darauf nicht vorbereiten, weil all das aus dem Verhältnis zwischen SuS und LuL, der Lehrerpersönlichkeit, dem Klassenlevel und und und kommt. Manche Dinge tun weh, aber man muss sie halt lernen.


    Hoffnungsvoll,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    wie eine wunderbare Stunde meilenweit über die Köpfe der SuS hinwegfegte, hilflos an der Klassenwand aufklatschte und dann die wenigen verwertbaren Scherben in panischer Improvisation vom Boden geklaubt werden mussten.


    Wolkensteinchen kriegt mal wieder ne eins für's Aufsatzschreiben.


    Genial.


    Wenn ich da mal hinkäme, so zu schreiben...


    neidisch,
    Heike

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  • Liebe Heike,


    du hast einen deprimierten Minnesänger mit einfachen Worten sehr glücklich gemacht... ndanke, hab die Streicheleinheit grad gebraucht.



    w.

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  • ich konnte meine finger nicht stillhalten und hab den thread jetzt in die studiumsrubrik verschoben...

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