LA-Studium Anglistik/Hispanistik vs. Magister in diesen Fächern

  • Liebes Forum,


    mein "kleiner" Cousin steht nach seiner Bundzeit nun vor der Berufswahl. Er ist ziemlich musikalisch, sein Hauptinteresse galt in der Schule jedoch den Fächern Englisch und Spanisch. Nun überlegt er, ob ihm die Kombination dieser Fächer als Lehramtsstudium oder als Magisterstudium eher liegt. Er hat wohl schon Praktika in Schulen gemacht, ist sich aber dennoch nicht sicher bezüglich der Studiengangswahl und hat mich um Rat gebeten. Nun kann ich ihm zwar viel über den Alltag in einer Schule erzählen, aber so "richtige" Antworten bezüglich seiner Fächer habe ich nicht. Deshalb v.a. an die Englisch-/Spanisch-Lehrer (gibt's hiervon auch eine Kombination im Forum?) die Frage:


    Wenn ihr jemanden beraten solltet, Lehramt vs. Magister, was würdet ihr dabei berücksichtigen?


    Ich kann den Magister nicht recht einschätzen, v.a., weil es m.M. nach an einem eindeutigen Berufsbild mangelt, LA schon eher. Abgesehen von der natürlich nicht zu vernachlässigenden persönlichen Disposition ("was liegt mir mehr?") habe ich als wesentliche zu berücksichtigende Faktoren für eine Studienwahl bisher diese:


    - MA/LA: Auslandsaufenthalte unerlässlich, Finanzierung?
    - MA: fehlendes eindeutiges Berufsbild, kann nachteilig sein ("Karriere" als Volontär)
    - LA: Korrekturaufwand der Fächer
    - LA: Perspektive der Fächerkombi an Schulen in Sachsen.


    Da fehlt noch jede Menge. Könnt ihr helfen?
    LG, das_kaddl.


    PS: Natürlich habe ich ihm auch die Berufsberatung der Arbeitsagentur nahegelegt, da grinste er nur - sie haben ihm (vor dem Hintergrund seiner Interessen und Wünsche) ähnlich seltsame Sachen vorgeschlagen wie mir 1997: Maschinenbau, Wirtschaftsinformatik und Verkehrsingenieurwesen 8o .

  • Zitat

    das_kaddl schrieb am 26.04.2005 11:56:
    Wenn ihr jemanden beraten solltet, Lehramt vs. Magister, was würdet ihr dabei berücksichtigen?


    Ich bin zwar weder Englisch- noch Spanisch-Lehrer, kann aber trotzdem etwas zur Frage "LA oder Magister?" sagen.


    Vorweg: ich beziehe mich auf die Studienordnungen, die ich kennengelernt habe, es mag davon abweichende Versionen geben.


    Im Hinblick auf Scheine und SWS entspricht ein LA-Studium dem Magisterhauptfach; als LA'ler studiert man also zwei Magisterhauptfächer und ein bißchen Pädagogik (Ich gehe von Sek. II/I - also Gymnasium - aus, wg. Spanisch.)


    Im Magisterstudiengang studiert man ein Hauptfach und zwei Nebenfächer (seltener: zwei Hauptfächer). Rechtlich sind die Abschlüsse gleichwertig - und z.B. beide mögliche Vorstufe etwa zur Promotion. Allerdings gibt es nicht wenige Professoren, die die Magisterleute lediglich aufgrund des angestrebten Abschlusses für die 'besseren' Studenten halten (aber das ist natürlich reines Vorurteils- und Schubladendenken).


    Inhaltlich differiert das Studium nur wenig, die LA'ler müssen i.d.R. ein bißchen mehr als die Magisterleute auf die Schwerpunktsetzung achten - weil man ja an der Schule keine 'Fachidioten' brauchen kann.


    Ganz pragmatisch könnte sich dein Cousin für beides einschreiben und die Veranstaltungen doppelt abrechnen lassen. (Wie das nach mit dem BA-MA-System aussieht, kann ich natürlich nicht abschätzen). Vielleicht wäre auch ein Doppelabschluss drin.


    Generell war die LA-Prüfung bei uns - trotz des schlechteren Rufes - die schwierigere (Übersetzung ohne Wörterbuch, M.A.: Übersetzung mit Wörterbuch).



    Auslandsaufenthalt: in der Tat unverzichtbar. Finanzierung: DAAD, Erasmus, PAD (speziell für LA)


    Perspektiven Spanisch: Ich weiß nicht, wie's in Sachsen aussieht, aber in NRW ist Spanisch schwer im Kommen und könnte längerfristig sogar dem Französischen gefährlich werden.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

  • Lieber Philo,


    schon einmal herzlichen Dank für deine Antwort. Ich habe ihm gestern spontan Ähnliches geraten wie du - doppeltes Einschreiben. Allerdings hat er einen, ähm, etwas autoritären Vater, der Lehramt für Jungs sowieso seltsam findet und dann zwei Studiengänge so diffuser Ausrichtung? Auch noch mit Auslandsaufenthalt?


    Ich beneide meinen kleinen Cousin bezüglich seiner Studienwahl wirklich nicht und würde an seiner Stelle vor allem erstmal aus dem Haus der Eltern ausziehen, um sich ohne Einfluss des Vaters über seine Berufswünsche klar werden zu können (wenn ich nicht sogar in eine andere Stadt zum Studieren gehen würde).


    Philo, bezüglich der Finanzierung: wie hoch ist denn der "Eigenanteil", den man bei Erasmus/DAAD-geförderten Auslandssemestern noch für's tägliche Leben aufbringen muss?


    LG, das_kaddl.

  • Grr...hatte gerade langen Beitrag geschrieben, und dann stürzt das internet ab....


    Deshalb jetzt noch mal, aber in kürzeren Etappen:


    Also, mein Rat wäre als erstes zu fragen, ob er überhaupt Lehrer werden möchte? Eventuell Praktikum an einer Schule (Gymnasium)?


    Wenn er nicht sicher ist, vielleicht Magister studieren und sich in den ersten Semestern bei Dozenten, Kommilitonen umhören, welche Möglichkeiten es so gibt, beruflich, in welche Richtung die anderen so gehen möchten. Und nach Aushängen für Praktika gucken und welche machen, also in verschiedene Bereiche reinschnuppern. Viele Möglichkeiten lernt man erst im Lauf des Studiums kennen (mir würde spontan nichts mit der Fächerkombi einfallen, das heißt aber nicht, dass das nicht auch der totale Knüller-Job werden kann). Beim MA bastelt man sich seine eigene Profilierung über Schwerpunktsetzung und Praktika.
    Bei diesem Weg sollte er sich allerdings drauf einstellen, häufig die Frage: Und was macht man dann damit?! zu hören (ich kenn das, habe erst Ethnololgie, Vergleichende Religionswissenschaften und SOziologie studiert...) :D


    zweiter Teil folgt...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zu den Auslandsaufenthalten: soweit ich weiß, werden die, aus verständlichen Gründen (insbesondere bei Lehramt - ich krieg immer einen Krampf bei diesen deutsch-englisch radebrechenden Lehramtsstudenten!! Und die sollen dann Schüler unterrichten?! Die mögen ka schriftlich vielleicht toll sein, aber man muss die Sprache nun mal auch sprechen können!...aber ich schweife ab) also, natürlich empfehlenswert. Irgendwo habe ich mal gehört, dass manche Unis den verpflichtend machen? Also auf jeden Fall Prüfungsordnung besorgen (nicht (nur) Studienordnung - bei MA ist die Prüfungsordnung ausschlaggebend - steht da unterschiedliches "gewinnt" die Prüfungsordnung - jobbe als studentische Hilfkraft im Magisterprüfungsamt :D ) und gucken, ob das verpflichtend ist.


    Gerade die Sprachen haben Partnerunis, die einen Austausch einfach machen und über Erasmus finanziert werden (wenn das wohl auch nicht soo viel ist - ob's reicht, hängt auch vom Land ab, England soll seht teuer zum Leben sein).


    Eine mögliche Vorgehensweise, wäre, einen regulären Austausch an der (einer) Partneruni in Spanien zu machen, der von erasmus oder so (Philo erwähnt ja auch DAAD) finanziell unterstützt wird (da wissen aber die Fachberater drüber Bescheid).
    Dann könnte er nach dem Abschluss als Assistant Teacher nach England gehen, die suchen nämlich so viele Leute, dass die nicht nur Lehrämter nehmen, sondern auch Magister (und mit Spanisch mögen die ihn da bestimmt erst recht). Da kriegt er dann ein Gehalt, dass "die Lebenshaltungskosten einer Person deckt" - oder so - wohl auf jeden Fall mehr, als bei Erasmus.
    Das Programm ist vom PAD - Internetadresse war glaube ich www.kmk.org/home oder so, Stichwort ist "Fremdsprachenassistent" und/oder "PAD" (also Pädagogischer Austauschdienst).


    Damit hätte er dann zwei Auslandsaufenthalte und müsste sich nicht in unsägliche extrakosten stürzen...


    forstesetzung

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Mein Rat wäre also, wenn er sich nicht sehr sicher ist, Lehrer werden zu wollen, ruhig den Magister anzufangen. Wie Philo schon sagte, sind viele der Anforderungen ähnlich und können anerkannt werden (Lehrämter machen bei uns allerdings mehr Landeskunde), sollte er sich umentscheiden.


    Und keine Angst vor der schwammigen Unbestimmtheit des MAs - das eröffnet aber eben auch viele Möglichkeiten, über Praktika, Profilierung...


    Am besten an der Wunschuni umhören, Fachberater, Fachschaften (trifft man natürlich am ehesten während der Vorlesungszeit - aber wem sag ich das :D ), vielleicht taugt auch die Studienberatung was (vielleicht wissen die genannte sogar was darüber welche Berufe Absolventen so ausüben?? Kann man ja nie wissen, vielleicht führt ausgerechnte die Uni eine Absolventenstudie bzw. ein Doktorant macht dazu Umfragen - bei uns gingen letztens Fragebögen rum, die an Absolventen geschickt wurden um zu gucken, wo die so geblieben sind).


    Und was den Ortswechsel angeht: oooh ja, auf jeden Fall dem elterlichen Einflüsterungen entziehen, wenn die sich so dominant einmischen und einem keinen Raum geben, die eigenen Wünsche zu erkennen. Dann einfach weg und selber rausfinden, was man wirklich will.
    Wenn es dann an eine Pendleruni verschlagen sollte: Studentenwohnheim oder WG, dann gibt's schneller Kontakte.


    Ich hoffe, es hat geholfen.


    Liebe Grüße
    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • katta hat ja schon praktisch alles Wichtige gesagt. ;)


    Ich war mit dem PAD in Frankreich, da erhält man dann ein kleines, aber ausreichendes Gehalt vom frz. Staat (und erwirbt sogar Rentenansprüche! ;) ). Allerdings dauert es etwa anderthalb bis zwei Monate bis der Rubel tatsächlich rollt - wie im Ref. halt. Sollte dein Cousin also über den PAD ins Ausland gehen (nach UK oder Spanien), müsste er ungefähr den Unterhalt für zwei Monate auf der Kante haben. Ich bin seinerzeit am Anfang mit 1500,- DM ausgekommen und war im teuren Paris.

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