• Zitat

    Julchen79 schrieb am 22.12.2005 17:00:
    Ich frage mich, wie ich das mit der Lernerei irgendwie alles auf die Reihe bekommen soll. Ich habe das Gefühl, ich schaffe das zeitlich nicht. Vor allem der frz. Teil macht mich wahnsinnig. Will es auswendig lernen, damit mir in der Prüfungsaufregung nicht die Vokabeln entfallen, aber ich habe schon 26 Seiten (Computer, einzeilig) getippt und bin immer noch nicht fertig. Wie soll ich das denn in meinen Kopf kriegen ?(


    Nicht auswendig lernen - falsche Strategie, das kostet zu viel Arbeit und zu wenig kommt dabei raus. Halte Monologe auf französisch über den Prüfungsstoff - anderen Leuten, vor allem aber dir selbst. Immer wieder, immer aufs neue, immer in anderen Worten mit anderen Schwerpunkten. Dann wälzt du die Thematik immer wieder um, der Stoff wird sicher im Gedächtnis verankert. Dann wirst du auch keine Schwierigkeit mit Vokabelblackouts haben.


    Es ist übrigens viel wahrscheinlicher, dass du den Faden verlierst, wenn du etwas auswendig lernst. Dann ist nämlich das Wissen nicht als vernetztes Feld in deinem Gedächtnis angelegt, sondern als linear verkettete Reihe von Sentenzen. Wenn da etwas fehlt, dann stehst du auf dem Schlauch.


    Die Arbeit in der Gruppe funktioniert meiner Erfahrung nach übrigens dann am besten, wenn man völlig freien Klönschnack über die Thematik hält und dabei alle so viel Wissen wie möglich einfließen lassen - also dann, wenn man sich in einem interessierten, intellektuellen Gespräch über ein spannendes Thema austauscht. Das ist auch eine hervorragende Prüfungsvorbereitung, denn idealiter ist ein Prüfungsgespräch genau das: ein intellektueller Austausch über ein Thema.


    Ein Tip aus eigener Abiturprüfungspraxis für Vokabel-Blackouts: wenn dir das passiert, sag einfach das Wort nonchalant auf Deutsch und rede weiter. Im Gedächtnis der Prüfer bleiben vor allem die Verhandlungen um Nichtwissen haften. Wenn dir ein Begriff fehlt - ist doch egal, davon läßt du dich nicht beeindrucken, das kann doch jedem passieren.


    Zitat

    Und vor allem nutze ich ja zwischendurch jede Gelegenheit zur Pause, wie das Schreiben jetzt hier... Oder dann putze ich die Badezimmer oder...


    Sehr vernünftig. Mache ich auch immer, wenn ich intellektuell hochbelastende Arbeit zu tun habe. Sorge dich nicht darum, dass du Zeit "verschwendest". Wenn du richtig drin bist in der Thematik, dann arbeitet der Kopf ohnehin im Hintergrund ständig weiter; egal, ob du die Wanne putzt oder am Schreibtisch sitzt.


    Nele

  • Kann Neles Ausführungen nur unterstreichen!


    Wenngleich ich diese Taktik weniger aus intellektuellen Begründungen, als vielmehr aus Faulheit angewendet habe :D


    Ich habe noch nicht mal ansatzweise so viel gelernt, in den heißen Phasen (also direkt vor den Klausuren/ der mündlichen), vielleicht 5 Stunden am Tag. Und die Note ist trotzdem ordentlich, also nicht so stressen (und schon gar nicht von den anderen Panik machen lassen!!)


    Kopf hoch!


    Katta

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo nele und katta,
    Ihr habt mich beide etwas beruhigt. Ich lasse mich von den anderen wohl immer viel zu sehr beunruhigen... :( Sollte lernen, mich selbst zu organisieren, ohne mich von anderen beeinflussen zu lassen. Das ist eine echte Schwäche von mir...
    In den anderen Bereichen will ich auch nicht alles auswendig lernen, aber in Frz. traue ich es mir so irgendwie nicht zu. Es sind halt sehr komplizierte Themen wie Konstruktivismus und ich könnte den so, wohl niemals beschreiben
    X(
    Liebe Grüße, Julchen

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 23.12.2005 10:49:
    Es sind halt sehr komplizierte Themen wie Konstruktivismus und ich könnte den so, wohl niemals beschreiben


    Mach's doch einfach mal, erklär mir als Anglisten hier und jetzt, was Konstruktivismus ist. Das interessiert mich, das möchte ich gerne wissen :)


    Nele

  • Oh nein, lieber nicht, will mich ja hier nicht vor allen blamieren 8o Ich weiß bis jetzt nur, que le constructivisme estime que les apprenants construient la réalité eux-mêmes et que la réalité en soi n'existe pas... Oder so ähnlich... Mehr weiß ich leider echt noch nicht, und ich habe es auch ziemlich unfranzösisch ausgedrückt, wie ich finde...
    Liebe Grüße, Julchen

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 23.12.2005 15:46:
    Oh nein, lieber nicht, will mich ja hier nicht vor allen blamieren 8o Ich weiß bis jetzt nur, que le constructivisme estime que les apprenants construient la réalité eux-mêmes et que la réalité en soi n'existe pas... Oder so ähnlich... Mehr weiß ich leider echt noch nicht, und ich habe es auch ziemlich unfranzösisch ausgedrückt, wie ich finde...


    Ah, oui, il n'y a dehors le texte et l'auteur, il est mort.. Schon klar :) Aber das macht doch nichts. Schreib doch einfach deutsch. Um welchen Konstruktivismus (philosophisch, literarisch, Kunst) geht es denn?


    Nele

  • Eine "dumme" Frage:


    Gibt es - neben "dem" Konstruktivismus (mit seinen Unterarten: radikal, pragmatisch, operativ...) der Didaktik ("Pädagogik") und den Malerei/Literatur/Architektur-Konstruktivismen - auch einen "Konstruktivismus des Französischen"?


    Oder, andersherum gefragt: wenn es sich bei beiden um das Gleiche handelt, warum liest du dann die Literatur nicht auf Deutsch? Der Konstruktivismus ist schwer fassbar genug, das muss man sich doch nicht auf Französisch antun, oder? In einer Fremdsprache würde ich solche Fachtexte erst lesen, wenn ich das dahinter stehende "Phänomen" wirklich durchdrungen habe.


    Wenn es natürlich einen "Französisch-Konstruktivismus" gibt, dann bin ich sehr begierig, zu erfahren, was das denn eigentlich ist.


    LG, das_kaddl.


    EDIT: Da ist mir neleabels zuvorgekommen. Ich lass es trotzdem stehen ;)

  • Das habe ich mir auch eben schon überlegt. Jetzt bin ich nämlich gerade bei der Selbstwirksamkeitstheorie von Albert Bandura... Und das auf frz. zu verstehen, ist eine Kunst für sich.
    Mein Oberthema ist übrigens nicht Konstruktivismus, sondern Motivation... Meine Prof. meinte halt nur, daß etwas Theoretisches zur Motivation drankommt. Deswegen kloppe ich mir das alles in den Schädel... Wahrscheinlich brauche ich den ganzen Mist gar nicht!
    Und das Beste ist, daß sie mir halt auch möglicherweise eine praktische Aufgabe stellt, sie meinte so in Richtung: wie kann man den Schülern Grammatik interessant vermitteln, dazu sollte ich mir mal was überlegen. Oder noch besser: Einen Lückentext, in dem die Schüler grammatikalische Formen einsetzen sollen, wie ich sowas motivierend einsetzen kann. Hallo? In ihren ganzen "tollen" Texten (Reader) steht ja nun, daß man Grammatik explizit gar nicht vermitteln soll, sondern das im Rahmen der Kommunikation lehren soll. Aber wenn ich das in der Klausur schreibe, falle ich wahrscheinlich durch...
    LG, Julchen

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 23.12.2005 16:19:
    Und das Beste ist, daß sie mir halt auch möglicherweise eine praktische Aufgabe stellt, sie meinte so in Richtung: wie kann man den Schülern Grammatik interessant vermitteln, dazu sollte ich mir mal was überlegen. Oder noch besser: Einen Lückentext, in dem die Schüler grammatikalische Formen einsetzen sollen, wie ich sowas motivierend einsetzen kann. Hallo? In ihren ganzen "tollen" Texten (Reader) steht ja nun, daß man Grammatik explizit gar nicht vermitteln soll, sondern das im Rahmen der Kommunikation lehren soll.


    In dem fett unterlegten Teil steht doch schon die Antwort darauf, wie man "interessanten" Grammatikunterricht macht. Durch Funktionalisierung, d.h. die Schüler wollen etwas ausdrücken (was sie noch nicht können), und das grammatische Phänomen ist sozusagen die Lösung für dieses Kommunikationsproblem.


    Ein Beispiel: die direkten Objektpronomen "le, la, les".


    Das ist ja erst einmal nichts, worüber man in Verzückung geraten könnte. :D Aber: ohne Pronomen werden Texte schnell sehr lang und langweilig. Pronomen machen Geschichten interessanter und spannender. Krimis ohne Pronomen gibt es gar nicht.


    Und dann sehen die Kids auch ein, wofür man so etwas Langweiliges braucht. ;) (Zum Beispiel wenn sie selber Krimis/Geschichten in der Fremdsprache schreiben wollen.)

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 23.12.2005 16:19:
    Mein Oberthema ist übrigens nicht Konstruktivismus, sondern Motivation... Meine Prof. meinte halt nur, daß etwas Theoretisches zur Motivation drankommt. Deswegen kloppe ich mir das alles in den Schädel... Wahrscheinlich brauche ich den ganzen Mist gar nicht!


    Nunja, ich kann mir schon vorstellen, dass das Konzept der Konstruktion in den Bereich "Motivation" fallen kann, aber wie kommst du genau auf das Feld? Verstehe ich das jetzt richtig, dass du "irgendwie was über Theorie lernen willst"? ?( Das solltest du ein wenig planmäßiger angehen. Kann es sein, dass für dich der Begriff "wissenschaftliche Theorie" sehr beladen ist?


    Eine Theorie ist doch eigentlich nichts weiter als eine auf rationalem Wege gefundene Erklärung, was ein Phänomen ist und wie es funktioniert. Wenn du theoretische Aspekte zur Motivation erarbeiten sollst, heißt das doch nichts weiter, als dass unter Verwendung der Fachterminologie erklären kannst, was "Motivation" ist, wie man sie herstellt und welche Probleme es geben kann. Das ist kurz und knapp getan und mit einem Blick in entsprechende pädagogische/fremdsprachendidaktische Lexika oder Handbücher zu bewältigen.


    Zitat

    Und das Beste ist, daß sie mir halt auch möglicherweise eine praktische Aufgabe stellt, sie meinte so in Richtung: wie kann man den Schülern Grammatik interessant vermitteln, dazu sollte ich mir mal was überlegen. Oder noch besser: Einen Lückentext, in dem die Schüler grammatikalische Formen einsetzen sollen, wie ich sowas motivierend einsetzen kann. Hallo? In ihren ganzen "tollen" Texten (Reader) steht ja nun, daß man Grammatik explizit gar nicht vermitteln soll, sondern das im Rahmen der Kommunikation lehren soll. Aber wenn ich das in der Klausur schreibe, falle ich wahrscheinlich durch...


    Erst einmal: Neven behalten! Ruhe bewahren! Das Problem verstehen, unterteilen und überlegt angehen!


    Theorie und praktische Durchführung sind nicht verschiedene Dinge sondern ineinander verwoben. Wenn ich theoretisch verstanden habe, was Motivation ist, kann ich praktische Konsequenzen ziehen. Wenn ich ein Phänomen nicht theoretisch durchdringe, mache ich praktische Fehler. Deine Professorin will von dir, dass du als Fachfrau fundierte Aussagen zum Grammatikerwerb machen kannst und dabei das Feld der Motivation berührst. Das ist doch ganz vernünftig und das wird doch auch in dem sichtbar, was du da gerade schreibst.


    Nimm den Reader zur Hand, begreife und verstehe genau, wie sich deine Professorin den Weg zum Grammatikerwerb vorstellst. Andeutungsweise sehe ich da Parallelen zum Grammatikerwerb in der englischen Sprachdidaktik: Annäherung an den natürlichen L1-Erwerb, Rückstellung von analytisch-deduktiven Verfahren (Formendrill) zu Gunsten der kommunikativen Funktion in der Anwendung. Da kannst du doch einiges an Überlegungen zur Motivation einbringen. Auf Lückentexte und ähnliche Sprachübungen kann man in der Praxis nicht verzichten - das ist natürlich auch einer Hochschullehrerin klar! :)


    Auch ein Lückentext läßt sich kommunikativ aufladen - man braucht etwas Fantasie. Wie wäre es mit einem Brief, der Brandlöcher hat, die rein zufällig über verschiedenen Verbformen liegen? Die Schüler müssten die Verbformen korrekt rekonstruieren, um zwischen Vergangenheit und Vorvergangenheit zu unterscheiden und so ein Problem zu lösen. Nur mal so als unausgegorene Anregung.


    Nele

  • Danke für die Anregungen! Ich glaube Nele daß ich mich beim letzten Beitrag falsch / ungenau ausgedrückt habe: Für mich hat Konstruktivismus tatsächlich etwas mit Motivation zu tun. Also, ich will nicht irgendwas über Theorie lernen, sondern ich habe von meiner Prof. die Vorgabe, mir theoretisches Wissen über Motivation mit Hilfe ihres Readers (den sie zusammengestellt hat) zu erarbeiten, weil es möglich wäre, daß sie mir hierüber in der Klausur Fragen stellt. Also ist es so, wie Du schreibst, daß ich grob erklären soll, was ist Motivation, wie wird sie hergestellt und wodurch wird sie gehemmt. Das traue ich mir auch durchaus zu. Sie stellt mir halt drei Themen, die gehen ans Prüfungsamt und zwei bekomme ich in der Klausur. Kann aber eben auch sein, daß das Thema zur Theorie gar nicht drankommt, sondern etwas Praktisches, also wie ich Grammatikunterricht motivierend aufbauen kann. Ich weiß, daß Theorie und Praxis in Verbindung stehen... Ich habe auch nicht das Problem, wenn sie mir relativ freie Hand läßt, also beispielsweise: Stellen Sie ein Konzept dar, mit dem Sie Ihren Schülern die Relativpronomen motivierend vermitteln können. Aber das mit dem Lückentext finde ich halt schwieriger. Aber Deine Idee mit den Brandlöchern gefällt mir supergut, dankeschön
    :D Hatte mir auch schon überlegt, daß der Lückentext ja über ein bestimmtes Thema sein wird, beispielsweise etwas Landeskundliches. Dann kann man ja auch als Einstimmung erstmal einen Film zum Thema zeigen u. ä... Sowas wird sie mir ja hoffentlich erlauben.
    LG und danke für Eure Unterstützung!!! Julchen

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