Masterstudiengang Schulpädagogik und Didaktik in Göttingen

  • Hallo zusammen,


    ich bin diplomierte und fast promovierte Biochemikerin und will den Seiteneinstieg ins Lehramt Chemie wagen. Wegen privater Gründe möchte ich das in Niedersachen tun. Jetzt habe ich neben der Möglichkeit direkt ins Referendariat aufgenommen zu werden von dem Masterstudiengang Schulpädagogik und Didaktik in Göttingen gehört. In diesem kann man mit einem Diplom in einem Mangelfach (zu dem Chemie wohl gehört) innerhalb eines Jahres das 1.Staatsexamen machen. Mich würde interessieren, ob es hier Leute gibt, die den Studiengang kennen oder schon mitgemacht haben. Wie läuft dieser Studiengang konkret ab? Welche Fähigkeiten sollte man dafür mitbringen? Wie groß sind die Chancen aufgenommen zu werden?


    Ist es überhaupt besser das 1. Staatsexamen nachzuholen oder sollte man lieber versuchen direkt im Referendariat einzusteigen?


    Viele Grüße
    Kerstin

  • Hi Füchsin!


    vermutlich kann man die Frage, wie so oft ;) , nicht allgemeingültig beantworten, aber ich schreibe einfach mal, wie ich es erlebt habe: Nach zwei abgeschlossenen Studiengängen (Soziologie/Philosophie/Theologie/Geschichte und einmal Dipl. Sozalarbeit/-pädagogik) habe ich mit Ende Zwanzig dann noch das Staatsexamen (Politik/Geschichte und Deutsch als weiteres Fach) drangehangen, allerdings nicht in den Studiengang in Göttingen (hatte ich auch von gehört, war aber für mich zu spät). Ging relativ schnell (teilweise Anerkennung von Studienleistungen), aber hat v.a. angesichts der miesen Studienbedingungen (übervoll!!!!) zum Teil auch ganz schön genervt. Die sogenannte 'Praxis' (Schulpraktika) hat mir - sage ich im Nachhinein - nichts gebracht, bei den Theorie-Pädagogik-Didaktikveranstaltungen war es sehr unterschiedlich, genau so wie jetzt in den Seminaren während des Refs. Fachdidaktik war - außer Deutsch als Fremdsprache - ein Totalausfall.
    Fazit für mich nach ein paar Monaten Referendariat: Es schadet nicht, schon mal ein wenig pädagogische Theorie geschnuppert zu haben, aber ich würde nicht sagen, dass es unbedingt das Staatsexamen sein muss (auch wenn die Debatten um den Seiteneinstieg ja manchmal recht heftig geführt werden), denn grade in den letzten Monaten habe ich das Gefühl, sowoeso erst in der schule herauszufinden, was aus den vielen dicken Didaktik-, Methoden- etc Büchern für mich (zu diesem Zeitpunkt in dieser oder jener Klasse) sinnvoll/notwendig/hilfreich ist (und da hilft es halt manchmal, wenn man weiß, wo's steht) - und es bleibt gaaaanz viel learning by doing! Ich würde die Entscheidung seiteneinstieg vs. Aufnbaustudium vielleicht so sehen: Wenn es Dich also aktuell ganz dringend in die Schule treibt (und es kann da sehr schön sein), versuch ins Ref zu gehen und probiers aus; falls Du lieber noch die akademisch-staatlichen Weihen (und vielleicht die ein oder andere möglicherweise brauchbare Information) mitnehmen willst, gönn Dir das Aufbaustudium. Ich bin im Seminar mit einigen seiteneinsteiger zusammen und habe nicht den Eindruck, dass es die 'echten' Refs leichter haben oder 'besser' wären - ?( von daher: Beide Wege sind möglich, such Dir den, von dem Du meinst, dass er für Dich passt!


    Alles Gute und viele Grüße,


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo Karla,


    vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin mir unsicher, ob die theoretische Ausbildung des 1. Staatsexamens viel weiterhilft. Große Lust nochmal für ein Jahr an die Uni zu gehen habe ich nicht (bin jetzt auch schon 27), viel lieber würde ich direkt an einer Schule anfangen. Zumal ich hier während der Doktorarbeit sehr viel Praktikum betreut habe und dabei richtig Spaß hatte und Erfahrungen im Unterrichten sammeln konnte (ja, ich weiß, daß es anders ist einen Trupp Studenten zu betreuen, als eine Schulklasse). Zumindest die Aufbereitung von Stoff und die Erlangung der nötigen Geduld, ihn zu vermitteln, konnte ich üben. Was die Theorie angeht, ist es bestimmt nicht schlecht, sollte ich direkt eine Stelle bekommen, noch ein paar Seminare zu besuchen und sich ein paar Grundlagen anzulesen, ich hätte dann ja noch bis November Zeit.


    Meine Befürchtung ist, daß ich ohne das 1. Staatsexamen keine Referendariatsstelle bekomme. Es heißt zwar Chemie und Physik seien Mangelfächer (auch in Niedersachsen), aber je nachdem, wen man fragt (Ministerium, Bezirksregierung oder verschiedene Unis), bekommt man Antworten in einem Spektrum von "das wird kein Problem sein" über "aber nur mit 1. Staatsexamen" bis hin zu "aus dem Diplom Biochemie kann ich aber nicht ersehen, daß da das Hauptfach Chemie hintersteckt" (über diese letzte Bemerkung hat sich sogar der Prüfungsausschuß des Fachbereichs Chemie halbtotgelacht, als ich eine Bescheinigung haben wollte, daß im Studiengang Biochemie Chemie ein Hauptfach ist :P ).


    Aber niemand hat gesagt, daß es einfach werden würde, aber ich lasse mich nicht abschrecken und freue mich, daß ich hier etwas Unterstützung finden konnte.


    Liebe Grüße
    Kerstin

  • Hi Kerstin!


    Zitat

    Zumal ich hier während der Doktorarbeit sehr viel Praktikum betreut habe und dabei richtig Spaß hatte und Erfahrungen im Unterrichten sammeln konnte (ja, ich weiß, daß es anders ist einen Trupp Studenten zu betreuen, als eine Schulklasse)


    naja, manchmal auch nicht so viel anders.... ;) Mir hat die Arbeit an der Uni (v.a. Seminare für Erstsemester, und die scheinen häufig noch zu meinen, sie seien an der Schule) schon auch, denke ich, für die Schule was gebracht: Wie Du selbst schreibst, für die Stoffaufarbeitung und das manchmal langwierige Erklären, aber v.a. auch dadurch, geübt zu haben wie es ist vor vielen, mehr oder weniger interessierten Menschen zu stehen, zu reden, Beispiele zu erfinden, Themen aufzugreifen und im Idealfall Begeisterung für's Thema oder zumindest einen 'Informationszuwachs' vermitteln zu können.
    Die Schwierigkeit ohne 1. Stex einen Refplatz zu bekommen stellt sich hier in NRW weniger, da man sich viele Abschlüsse als solches anerkennen lassen kann und dann das Bewerbungsverfahren genau so wie alle anderen mitmacht. (Btw: Die Geschichte mit den Zweifeln an der Chemie in der Biochemie könnte auch hier bei der für Anerkennungen zuständigen Behörde passiert sein, da kommen manchmal auch lustige Fächerkombinationen zustande: Eine Freundin von mir bekam als Sozialwissenschaftlerin mit NF Englisch Geschichte anerkannt, was sie nie studiert hat, aber eben nicht Englisch.... ?( )
    Vielleicht ist ja eine 'Doppelstrategie' erfolgreich: Anerkennung beantragen/für Refplatz bewerben und gleichzeitig für den Studiengang einschreiben? Eins davon klapppt ja mit Sicherheit, und Du must keine Wartezeit überbrücken. (eine letzte Geschichte aus Großmutters Nähkästchen: Ich war bei refbeginn knapp vor Dreißig und habe mir schon ein wenig Gedanken gemacht, vielleicht die 'Greisin' des seminars zu werden, aber zum einen reicht die Altersspanne dort von Mitte Zwanzig bis Ende Vierzig und zum anderen empfinde ich es im Unterricht oft als Vorteil, nicht mehr gar so jung zu sein: Vor fünf, sechs Jahren wäre ich wesentlich leichter zu verunsichern gewesen und hätte den Stress (ja, den gibts auch :D ) schlechter weggesteckt)


    Viel Erfolg und liebe Grüße,


    carla

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